11. Oktober 2021

Schwarzes Eis

Das angekündigte Schönwetterwochenende wollte ich bestmöglich ausnutzen. Am Sonnabend stand eine Tour in den östlichen Teil des Böhmischen Mittelgebirges, (orographisch) rechts der Elbe gelegen, an. Inklusive der Anfahrt kommen dabei etliche Kilometer zusammen. In dieser Jahreszeit wird es daher immer schwieriger, die Strecke bei Tageslicht zu schaffen.

Am Morgen lag das Elbtal noch unter einer
Wolkendecke - die Hochhäuse gehören zu Aussig
(Ústí nad Labem, (Aufnahmeort)
Bereits in der Dämmerung fuhr ich also am Sonnabend los, ein bißchen Zeitpuffer ist immer gut. Ich fühlte mich topfit, um die vielen anstehenden Höhenmeter zu bewältigen. Doch dann das: gerade, als ich in Gedanken bereits den nächsten Anstieg aus dem Elbtal durchging, verlief auf rasanter Abfahrt vom Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk) ein schwarzer Schatten quer über die Straße. Wegen einer Kurve sah ich ihn erst im letzten Augenblick und ging voll auf die Eisen, weil ich dachte, dies wäre eine bei Bauarbeiten ausgefräßte Querrinne. Bei diesem Tempo hätte das sonst einen Reifendurchschlag bedeutet. (Dabei war es nur ein Stromkabel.) Das Vorderrad blockierte und ich schlitterte über den Asphalt, bis ich zum Stehen kam. Danach war meine ursprüngliche Planung hinfällig ... Dem Reifen hatte es nämlich übel mitgespielt.

Nach der Rutschpartie
Glücklicherweise wohnt mein tschechischer Sportfreund in der Nähe. Auf meine Anfrage hin bot er mir sofort seine Hilfe an, sodaß ich nun mit dem lädierten Reifen sehr behutsam die restlichen Kilometer zu ihm fuhr. Der Schlauch schien nämlich noch intakt zu sein. (Wie sich erst viel später herausstellte, hatte er aber doch ein ganz, ganz kleines Loch.)

Als mein Handbike nach einem Reifentausch wieder flott war, war es bereits 13.00 Uhr. Denn Lád'a mußte mit mir zuerst im Auto aus meiner Wohnung in Pirna den Ersatzreifen holen - ein riesiger Aufwand, den er nur für mich betrieb. Mit einem solchen Freund habe ich das große Los gezogen!

Anschließend schlug mir mein Kamerad vor, gemeinsam direkt von Kulm (Chlumec) aus auf einem kleinen Forststräßchen ein zweites Mal zum Osterzgebirgskamm hinaufzuklettern. Die letzten, flacheren Kilometer rollt man dabei zwar zunächst auf einem unasphaltierten Waldweg, später über auch über eine große Wiese - doch sollte das (ggf. mit seiner Hilfe) für mich zu schaffen sein. So war es auch. Dieser Anstieg (s. Track vom 09.10., Teil 2, km 0,1 - 8,3) ist bei trockenem Wetter ein echter Geheimtip! Rund 450 Hm ging es dabei nur bergauf. Die schroffe Südseite des wie ein Lesepult aufgestellten Erzgebirges ist durchaus mit einigen langen und steilen Auffahrten in den Alpen vergleichbar!

Unterwegs gab es leider einen weiteren unfreiwilligen Zwischenstop, denn nun war meinem Schlauch im Vorderreifen die Luft ausgegangen. Da ich jedoch die Ursache für den Platten nicht erkennen konnte, bin ich nach dem Schlauchwechsel auf dem Schotter erst einmal fast übervorsichtig gefahren. Vermutlich wird das Loch wohl während der morgendlichen Schlitterpartie entstanden sein - mittlerweile bin ich überzeugt davon.

In Geising trennten sich nach einer kurzen Rast dann die Wege von Lád'a und mir für diesen Tag. Er fuhr über den Kahleberg zurück, und ich durch das Müglitztal - mit dem Extrazacken über Kreischa - nach Hause. Trotz des ganzen Ärgers zwischendurch hatte ich doch noch eine wunderschöne Ausfahrt, eine absolut lohnenswerte "Entdeckung" inbegriffen!

Meine Tour vom Sonntag führte mich dann nordwärts. Erstmals in diesem Herbst gab es am Morgen bei klarem Himmel mit ca. -1°C moderaten Frost. Die Handschuhe gehören nun wieder zur Standardausrüstung.

Diese Runde war insofern bemerkenswert, als daß diesmal dabei ebenfalls etliche Höhenmeter zusammenkamen. Das Streckenprofil veranschaulicht das ständige Auf und Ab ganz gut. Zwar waren die Anstiege meist nicht besonders lang und steil - doch für ein "kleines Sägeblatt" reichte es allemal. In Rathen bin ich schließlich noch einmal aus dem Elbtal geklettert. Der Panoramablick über die Felsenberge der Vorderen Sächsischen Schweiz war es mir wert, außerdem konnte ich dabei den Elberadweg mit all den Mofa- und Flachstreckenfahrern vermeiden.

Im weichen Licht der Abendsonne ein wundschöner Wochenabschluß!

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