4. Oktober 2021

Überflieger

Am Sonnabend wollten meine tschechischen Freunde mit mir zur Zipline nach Göhren (Klíny) fahren. Diese Seilrutsche überspannt ein Tal und ist mit 2 km derzeit die längste in unserem Nachbarland. Bis zu 150 m über Grund hängt man während der Fahrt zeitweise am Seil - für ausreichend Adrenalinausschüttung sollte dabei also gesorgt sein (s.a. Video auf Facebook).

Lád'a hatte sich über ein Fundraising-Projekt finanziell mit am Bau beteiligt und sich inzwischen erkundigt, ob ich als Rollifahrer überhaupt diese Attraktion des Wintersportorts im böhmischen Osterzgebirge nutzen kann. Soweit er das überblickte, wäre das für mich mit Hilfe (z.B. um über die Treppe auf den Startturm zu gelangen) tatsächlich möglich, obwohl der Praxistest noch aussteht. Denn leider waren alle Termine bis Mitte Oktober bereits ausgebucht, sodaß es wohl in diesem Jahr damit nicht mehr klappt.

Doch wollte ich mir die Anlage wenigstens mal aus der Nähe anschauen. Immerhin stand ja auch die Idee im Raum, zur Seilbahnfahrt gleich im Handbike anzureisen. Ungefähr 66 km ab Pirna für den Hinweg liegen zumindest im Sommer nicht außerhalb des Möglichen. Deshalb habe ich mir über den BRouter eine relativ geradlinige Strecke zusammengestellt, wobei allerdings etliche Höhenmeter mehr als beim dünnsten Brett zu bewältigen waren. Als ich nach 6 Stunden - ich war 6.30 Uhr gestartet - dort ankam, hatte ich bereits knapp 1300 Hm in den Armen.

Am Startturm der Zipline (Aufnahmeort)
Vorort herrschte ganz schön Betrieb, doch war es sehr interessant, erst einmal die Dimensionen der Anlage zu überblicken. Vom Startort sieht man nämlich auch die Zielstation auf der anderen Talseite. Im Bild hier ist sie als heller Fleck auf einer Waldlichtung im Hintergrund links oberhalb der Gästegruppe zu erkennen. Das ebenfalls zu sehende Seil mit den Bällen verläuft etwas oberhalb der eigentlichen Seilbahn und dient möglicherweise der Markierung für den Luftverkehr.

Der Rückweg vom Osterzgebirge nachhause war dann zwar länger, aber es kamen "nur" noch rund 600 Hm hinzu. Zumal ich mir den steilen Stich von Schmiedeberg nach Oberfrauendorf ersparte und lieber den schnelleren Umweg über Dippoldiswalde nahm. Einige der Kilometer im Osterzgebirge rund um Holzhau habe ich im vergangenen Winter bereits gemeinsam mit Freunden auf Skiern zurückgelegt. Bald wird es (hoffentlich) wieder so sein.

Zum Feiertag wurde es ziemlich stürmisch. Dem böigen Gegenwind wich ich jedoch auf bewährte Art aus, indem ich zunächst hauptsächlich in Tälern und Wäldern ostwärts ins Elbsandsteingebirge fuhr. Die kleine Ehrenrunde ab Bad Schandau über die Wildwiese zwischen Elb- und Kirnitzschtal (s. Track vom 03.10., km 37,4 - 52,6) bot sich trotzdem förmlich an. Dieser Ort mit freiem Blick auf das zerklüftete Felsenriff der Schrammsteine sowie den benachbarten Falkenstein gehört besonders im Herbst zu meinen Lieblingsplätzen im Gebirge.

Anschließend kletterte ich über den Tiefen Grund aus dem Elbtal, wo das Elbsandsteingebirge in das Westlausitzer Hügel- und Bergland übergeht. Die zweihundert Höhenmeter dieses 4,5 km langen Anstiegs sind immer eine Herausforderung, die ich aber immer dann in meine Tour einbaue, wenn ich ohne Umwege von Bad Schandau aus in Richtung Norden fahren will. Abgesehen von der kurzen Steilrampe bei der Durchquerung des Polenztals (s. Track vom 03.10., km 67,3 - 67,9) war's das für diesen Tag dann aber auch schon mit kräftezehrenden Anstiegen.

Kurz vor dem Polental überholte mich meine orthopädische Fachärztin mit dem Motorrad und grüßte. Später wechselten wir an der Bockmühle noch ein paar Worte, wo sie mit ihrer Begleitung gerade pausierte. Ich freue mich jedesmal, wenn ich sie unterwegs treffe. "Zivil" hat man doch einen ganz anderen Zugang zu anderen Leuten!

Über mangelnde Bewegung kann sie bei mir jedenfalls nicht klagen.

Track der Handbiketour vom 02.10.2021
Track der Handbiketour vom 03.10.2021

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