31. Juli 2020

Von wegen Hügel!

Das Schweizer Jura ist eine leicht hügelige Landschaft, die sich entspannt mit dem Handbike erkunden läßt. Das konnte man jedenfalls vermuten, wenn man die Kommentare von Silvia auf Strava las. - Falsch!!!

Bereits im Frühjahr hatten Sivia und ich über diese Internetplattform für Sportler Kontakt, und schon bald stand für mich fest, daß ich ihr einen Besuch abstatten wollte. Silvia sah die Sache ebenfalls ganz entspannt, so daß ich bei meiner Alpenfahrt nach dem Abstecher im Schwarzwald nun nach Delémont fuhr.

Mittags kam ich am Zeltplatz an, aber schon knapp vier Stunden später saß ich auf dem Handbike. Silvia holte mich zu einer ersten Schnuppertour ab. Ich ahnte ja schon, daß meine Begleiterin in ihren Kommentaren immer ziemlich untertrieben hatte. Doch schon nach weniger als 10 km wußte ich Bescheid: ihre "Hügel" waren in Wahrheit ausgewachsene Anstiege, und diese hielten nicht selten brutale Rampen bereit. Bei Temperaturen oberhalb der 30°C-Marke ging es hier für mich wirklich an's Eingemachte! Gleich auf unserer ersten gemeinsamen Einrollrunde zeigte mir diese Powerfrau, wo der Hammer hing! Während sie locker flockig sich nach oben kurbelte, mußte ich mich teilweise schon "hochruhen" (so nennen ich das Stop & Go beim Bergauffahren).

Mit Silvi auf dem Col de la Croix
Nach dieser ersten Tour sollte es am nächsten Tag durch einige schöne Schluchten gehen, aber natürlich waren auch Berge dabei. Der Schweizer Jura besteht aus Kalkstein, durch den sich das Wasser, ähnlich wie im Elbsandstein, tief in den Fels geschnitten hat. Neben dem Sturzbach führte die Straße im Talgrund nach oben, links und rechts begrenzt durch steile Felswände. Besonders gefiel mir deshalb die Gorges du Pichoux , doch war das nicht der einzige Höhepunkt des Tages. Mindestens genauso spektakulär war die Grotte de Sainte-Colombe wenige Kilometer zuvor - eine große Kalksteinhöhle, in derem Inneren sich ein eine kleine Kapelle befindet. Später am Tag kletterten wir noch auf rund 1080 m NHN, bevor wir auf einem kleinen Nebensträßchen in sausender Fahrt wieder hinab nach Reconvillier rollten. Wobei ... ich habe in meiner langen Laufbahn als Radsportler noch nie eine Frau wie Silvia erlebt, die sich so furchtlos die Abfahrten quasi hinunterstürzte. Selbst hierbei hatte ich keine Chance, im Tempo mitzuhalten. Zumal sie ja mit einem Mountainbike fuhr, während ich wegen meiner schmalen Reifen viel häufiger bremste. Diese Bergstraße war übrigens ebenfalls ein landschaftlicher Leckerbissen, welcher die außergewöhnliche Tour perfekt komplettierte. Trotz aller Anstrengungen fand ich's wunderschön. Ab Delémont unternahmen wir zum Schluß noch einen Abstecher zur Kapelle Vorbourg, einem Ort, zu dem Silvi eine ganz besondere Beziehung hat, und wo ich mich ebenfalls gut aufgehoben fühlte.

Während der Auffahrt zum Col des Rangiers
Ohne Ruhetag starteten wir schließlich gestern zu unserer letzten gemeinsamen Tour. Diesmal kam ich Silvia einige Kilometer entgegen. Gleich danach wartete ein 300-Hm-Auftieg auf uns, sozusagen zum Warmfahren. Meine Begleiterin kannte keine Gnade ... Auf der anderen Seite sorgte sie sich aber auch um mich, wie sonst nur mein tschechischer Kamerad Lád'a. Wenn er mein "ziemlich bester Freund" ist, so steht Silvia ihm keinesfalls nach. 

Auf unserer Donnerstagstour kamen selbstverständlich auch noch einmal zwei heftige Berge, die vor allem aufgrund der Hitze mit teilweise direkter Sonneneinstrahlung eine echte Herausforderung wurden. Am steilsten fand ich die Rampe hinauf zum Col de la Croix, dafür mußten wir jedoch am Ende der Tour zum Col des Rangiers ab St. Ursanne mehr als 400 Hm überwinden. Ich habe jede Gelegenheit genossen, wo ich mich mal im Schatten abkühlen konnte. Dort waren es wenigstens "nur" 31°C.

Die Kultur kam während dieser Tour ebenfalls nicht zu kurz, denn Saint-Ursanne ist ein sehenswertes mittelalterliches Städtchen mit einer besonders schönen Klosteranlage. Auf der alten Brücke über den .... trafen wir zu meiner Überraschung auf den böhmischen Nationalheiligen St. Nepomuk - eine unerwartete Verbindung zu meiner (zweiten) Heimat.

Nach diesen Tagen im Schweizer Jura kann mich nun nichts mehr schocken. Hier habe ich erlebt, daß ein "Hügelland" niemals unterschätzt werden sollte. Die Paßauffahrten in den Alpen sind zwar üblicherweise viel länger, dafür im Gegenzug jedoch auch meist nicht so steil. Insofern konnte ich mich im Jura ausgezeichnet auf die kommenden Tage vorbereiten.

Zum (vorläufigen) Abschied: Danke Silvia, daß Du mir einige schöne Orte Deiner Heimat gezeigt hast! Du bist eine tolle Frau und eine wunderbare Begleiterin auf meinen Touren! Es waren drei anstrengende, aber auch selten schöne Tage mit Dir und ich hoffe, es gibt in nicht allzu ferner Zeit ein Wiedersehen.

Nicht nur der Sport verbindet uns ...

27. Juli 2020

Warmfahren

Mein Sommerurlaub begann diesmal in Baden-Württemberg. Denn endlich habe ich nun meinen Rollikameraden Dominik wieder mal in seiner Heimat besucht. Er war knapp einen Monat nach mir im Elbsandsteingebirge beim Klettern verunglückt, und daher machten wir während der Erstreha in Kreischa miteinander Bekanntschaft.

Ich wollte immer schon mal Karlsruhe kennnenlernen, deshalb ging es am Sonntag zunächst in die Stadt. Besonders angetan war ich dabei vom großen und wunderschönen Park hinter dem Stadtschloß. Bei unserer Fahrt zum Battert am Nachmittag hatten wir leider weniger Glück. Mit Dominik wäre ich gern zu seinen ersten Kletterfelsen gewandert. Doch bei diesem unerwartet starken Besucheransturm fanden wir am favorisierten Ausgangspunkt keinen freien Platz zum Parken mehr, und der Wanderweg vom Ausweichparkplatz erwies sich letztlich als viel zu anspruchsvoll, um sich mit nur kleiner Besetzung dieser Herausforderung zu stellen. Als Trostpflaster gab's danach für alle - also uns beiden, Dominiks Frau und Sohn - Obst aus dem eigenem Garten. Etliches von dem Eßbaren, was Lena dort anbaut, kannte ich noch nicht einmal dem Namen nach ...

Heute nun ging es das erste Mal im Urlaub mit dem Handbike auf Tour. Als wir am Vorabend abends zusammensaßen, empfahl mir mein Kamerad die Hornisgrinde. Bei einer Starthöhe auf ca. 120 m NHN sind dabei bis zum Gipfel auf etwas über 1160 m Seehöhe immerhin mehr als 1000 m Höhendifferenz zu überwinden. Dafür ist das Streckenprofil nahezu ideal. Zunächst allmählich ansteigend durch das Murgtal, später dann - schon etwas steiler - durch ein Seitental und schließlich als anspruchsvollsten Abschnitt die Gipfelstraße. Darüberhinaus proftierte ich davon, daß dieses Seitental ab Schönmünzach für den Kraftverkehr eine Sackgasse war, die in Hinterlagenbach endete. Danach allerdings kam eine perfekt asphaltierte Forststraße, die kurvenreich durch den Wald (und damit oft gut beschattet) nach oben führte (s. Track vom 27.07., km 49,4 - 52,9). Da ließ sich auch der darauffolgende 1,5 km lange Abschnitt bis zum Mummelsee auf der B500 ertragen, obwohl hier wieder viel Verkehr herrschte.

Blick von der Hornisgrinde in Richtung Westen (Aufnahmeort)
Für mich der Knüller des Tages wurde der Besuch auf der Hornisgrinde. Zwar mußte ich die Gipfelstraße hinauf noch einmal vollen Druck auf die Kurbeln geben, doch wurde ich dafür oben großzügig entschädigt. Vom Panoramarundweg des weitestgehend baumlosen, heideartigen und recht großflächigen Gipfelplateaus hat man tatsächlich eine 360-Grad-Rundumsicht: nach Westen über den Rhein bis Frankreich, und in alle anderen Richtungen über die bewaldeten Erhebungen des Schwarzwaldes. Besonders der Blick ins Rheintal fast 1000 m tiefer faszinierte mich. Es war zwar leicht dunstig, aber immer noch atemberaubend. Sollte mich ein Rollifahrer nach empfehlenswerten Zielen im Schwarzwald fragen - die Hornisgrinde wäre bei mir ganz oben auf der Liste.

Zumal der Berg auch für weniger sportliche bzw. stärker eingeschränkte Rollifahrer erlebbar ist. Der ca. 1 km lange Panoramarundweg ist nämlich asphaltiert und verläuft beinahe völlig flach. Zwar ist die Straße zum Gipfel ab der B500 oft mit einer Schranke verschlossen, doch sagte mir mein Freund, daß man über das Hotel am Mummelsee Zugang zur Straße erhalten kann. Außerdem ist wohl einer der Shuttlebusse vom Mummelsee (wo es ausreichend Parkplätze gibt) zum Gipfel barrierefrei zugänglich.

Während der anschließenden Abfahrt auf der B500 - auch bekannt als Schwarzwaldhochstraße - konnte ich es dann richtig rollen lassen. Knapp 70 km/h erreichte ich, aber bestimmt geht da noch mehr. Mit jedem Höhenmeter, den ich dabei verlor, wurde es jedoch wärmer. Von angenehmen 22°C in 1160 m Höhe bis ca. 35° auf den letzten Kilometern. Die Hitzefaust schlug also wieder erbarmungslos zu. Eigentlich hatte ich gehofft, die im Aufstieg liegengebliebene Zeit wieder bis zum Ziel aufzuholen. Unter diesen Bedingungen wurde allerdings nichts daraus. Trotzdem: die Generalprobe für meine geplanten Alpentouren ist gut über die Bühne gegangen.

Morgen komme ich den ganz hohen Bergen schon etwas näher ...

20. Juli 2020

Fischsemmeldoping

Ein überaus aktives Radsportwochenende liegt hinter mir,  deshalb gönne ich mir heute - kurz vor meinem Urlaub - eine Pause. Schließlich will ich topfit sein, wenn es nach einem Kurzaufenthalt bei einem Freund in Südwestdeutschland endlich mit Rudy in die hohen Berge der Schweiz geht. Auch auf Touren im Schweizer Jura freue ich mich, zumal ich dort hoffentlich in neuer, sehr netter Begleitung unterwegs sein werde. Das Handbiken hat mir schon so viele neue Kontakte gebracht und dabei echte Freundschaften begründet, so daß der Sport über die körperliche Herausforderung hinaus zu einem Lebenselixier für mich geworden ist.

Eine weitere Station des Lehrpfads entlang
der Böhmerstraße (Aufnahmeort)
Beispielsweise mein Kamerad Lád'a. Mit ihm war ich am ersten Tag des Wochenendes wieder einmal gemeinsam auf Achse. Nachdem wir uns in Bad Schandau getroffen hatten, fuhren wir auf einer meiner Lieblingsstrecken in den böhmischen Teil des Elbsandsteingebirges. (Da fällt mir auf, daß ich den Begriff "Lieblings-" in letzter Zeit ziemlich inflationär verwende ... aber es IST hier so schön - trotz inzwischen großflächiger Waldschäden wegen des Borkenkäfers!!!) Wieder auch entlang des neuen Naturlehrpfads auf der Böhmerstraße (Česká silnice), und danach hinauf zu den Balzhütten (Tokáně).

In Daubitz (Doubice) statteten wir Freunden einen Kurzbesuch ab, die dort eine Chata haben. Das ist ein Wochenendhaus inkl. Grundstück, und gehört zur tschechischen Lebensart dazu, wie für die Deutschen die Kartoffeln zum Mittagessen. Auf unserer Weiterfahrt hatten wir noch etliche anstrengende Berge vor uns, die ich aber - motiviert durch die Begleitung meines Sportfreundes - relativ flott überwand. Die Straße ab Schluckenau (Šluknov) über Hainspach (Lipová) und Lobendau (Lobendava) nach Niedereinsiedel (Dolní Poustevna, s. Track vom 18.07., 75,6 - 91,9) wurde inzwischen komplett erneuert und bietet Asphalt vom Feinsten. Trotz dreier Anstiege und des Kraftverkehrs macht es nun richtig Laune, hier zu fahren. Damit ist das Stück jedenfalls eine weitere Rennstrecke für ambitionierte Radsportler in der Region geworden.

Mittag! (Aufnahmeort)
Wenn ich mit meinem Kameraden auf Achse bin, ist die gemeinsame Einkehr nicht nur besser möglich, sondern auch beinahe obligatorisch. Das genieße ich immer sehr, außerdem macht es (allerdings nicht nur deswegen) unsere Ausflüge zu etwas Besonderen. Diesmal "speisten" wir beim Freischütz (so die Übersetzung von "U pytláka") in Hainspach.

Während für mich die Ausfahrt zur Kaffeetrinkerzeit in Pirna beendet war, mußte mein Sportfreund noch über die Berge zurück nachhause bis Kulm (Chlumec). Zuvor gab's aber erst für jeden eine Fischsemmel, denn nicht nur ich bin ganz versessen darauf. Solcherart gestärkt, zündete Lád'a auf dem Heimweg den Nachbrenner und fuhr die restlichen 53 km in nur etwas mehr als zwei Stunden, obwohl er dabei zusätzliche knapp 700 Hm bewältigen mußte. Gegen seine 212 km war meine Ausfahrt Kinderkram.

Allerdings schien der positive Effekt der Fischsemmel auch bei mir nachzuwirken. Am Sonntag wollte ich eigentlich nur eine lockere Ausrollrunde ohne festen Plan absolvieren, doch entwickelte die Fahrt eine bemerkenswerte Eigendynamik. Immer wieder suchte ich mir ein Zwischenziel, welches die Runde ausdehnte. Ohne böse Steilrampen war ich dabei relativ zügig unterwegs - die wesentlich anstrengendere Tour vom Vortag hatte ich erstaunlich gut weggesteckt.

Leider mußte ich zum Schluß in Hohburkersdorf und kurz danach an der Hocksteinschänke längere, ungewollte Zwischenstops einlegen. Es blitzte und donnerte inzwischen in unmittelbarer Nähe, und ich hatte absolut keine Lust, kurz vor dem Ziel durchgespült zu werden. Weil die Regen-/Gewitterwolken über dem Elbtal ziemlich festhingen, mußte ich dann doch auf den Umweg über Bad Schandau verzichten. Stattdessen kurvte ich in Pirna noch ein bißchen über die Straßen, um die begehrte 100-Meilen-Auszeichnung von Garmin zu erringen. 

14. Juli 2020

Grobe Orientierung

Meinen arbeitsfreien Montag nutzte ich gestern wieder für eine Ausfahrt. Dafür hatte ich mir eine Tour auf Bikemap erstellt und auf's Navi hochgeladen. Denn nur beim Abfahren einer geplanten Strecke können einige der Funktionen meines neuen Fahrradcomputers genutzt werden. 

Dazu gehört beim Garmin Edge nicht nur die Anzeige des Virtual Partners in der Karte (und zwar auf der vordefinierten Strecke), sondern auch das Aufklappen der ClimbPro-Trainingseite zu Beginn eines Anstiegs. Diese Funktion ist übrigens wirklich ein Mehrwert gegenüber dem Edge 1000, denn nun bekommt man für größere Anstiege eine Orientierung, wann diese im Streckenverlauf kommen, wie lange es aufwärts geht, und wieviel Höhenmeter dabei überwunden werden müssen. Das ist zwar nicht immer ganz genau, und manchmal stimmt auch das angezeigte Profil nicht - doch macht das Bergefahren dadurch richtig Laune.

Wie erwähnt, funktioniert das aber nur bei einer geplanten Tour. Jedoch bin schon nach 21 km von der ursprünglichen Strecke abgewichen. Das Wetter war nämlich genau so, wie ich es für anstrengende Ausfahrten brauche - da wäre es einfach eine verschenkte Möglichkeit gewesen, nur stur die geplanten 132 km abzufahren. Im Laufe des weiteren Tages diente mir schließlich mein Track im Navi dann nur noch als Minimalrunde zur Orientierung, welche ich großräumig außen umfahren habe.

Die Köhlerhütte des neuen Naturlehrpfades entlang
der Böhmerstraße (Aufnahmeort)
Zwar bin ich dadurch wieder nicht durch das Kirnitzschtal, respektive Khaatal (Kyjovské údolí) gekommen - es ist eines der schönsten Täler im Elbsandsteingebirge. Doch führte mich zuvor der Schlenker über Böhmerstraße (Česká silnice) und Lagergrund (Táborový důl) ebenfalls sehr idyllisch und kraftverkehrsfrei durch die Wälder der Hinteren Böhmischen Schweiz zu den Balzhütten (Tokáně). Seit ich dort das letzte Mal entlanggefahren bin (das war noch vor dem Corona-Spuk), hat sich einiges getan. Zu meine Überraschung finden sich inzwischen am Wegesrand in Abständen etliche Stationen des neu eingerichteten Naturlehrpfads entlang der Böhmerstraße (s.a. Wegverlauf sowie weitere Bilder). Besonders für Kinder dürfte das sehr interessant sein, ist dieses Projekt doch als eine Art Erlebnisparcours realisiert worden. Dazu gehört u.a. auch die nachgebaute Köhlerhütte. Es bleibt zu hoffen, daß beispielsweise diese Behausung nicht zweckentfremdet genutzt und vielleicht sogar vermüllt wird. Den hedonistisch-spaßorientierten Erlebnistouristen traue ich alles zu ...

Alles in allem wurde es wieder eine anspruchsvolle Tour, die ich immer weiter ausgedehnt habe. Erst mit der Fahrt über Rosenthal und das Schneeberggebiet, dann im Böhmischen von Wolfsberg (Vlčí hora) nach Nixdorf (Mikulášovice) und weiter zurück nach Sebnitz an der Grenze und zum Schluß mein Standard-Da-geht-noch-mehr-Abstecher bis Cunnersdorf. Kurz vor Pirna fehlten mir am Ende nur 5 Höhenmeter zur 2000, die ich aber so ziemlich genau bei der Ankunft an meiner Wohnung doch erreicht habe.

Sonst wäre ich 'ne Extra-Runde um den Block gefahren ...

13. Juli 2020

Viel ist nicht genug

Wegen einer leichten Reizung im rechten Handgelenk habe ich gestern einen Ruhetag eingelegt. Denn bald ist auch für mich Urlaubszeit - und da will ich fit sein! Ein Tag ohne sportliche Aktivitäten ist auch mal ganz nett, obwohl ich die Zeit nicht untätig verbracht habe. Die Konfiguration meines neuen Fahrradnavis kostete nämlich eine ganze Menge Zeit. 

Bereits während der letzten zwei Touren kündigten sich Probleme mit meinem Garmin Edge 1000 an. Er hat seit dem 19. Mai 2017 immerhin etwas mehr als 44.400 km auf dem Buckel. Zunächst war der nach zwei Jahren getauschte Akku ebenfalls am Ende, so daß ich das Gerät unterwegs fast dauerhaft an das externe Powerpack hängen mußte. Nun scheint auch der Speicher hinüber zu sein. Erst bekam ich mit dem Navi keine Datenübertragungsverbindung zum Computer mehr, und gestern schließlich ließ er sich überhaupt nicht mehr einschalten. Aber da hatte ich schon Ersatz. Weil ich nicht meinen alten Teasi Pro reaktivieren wollte (irgendwann werde ich den mal inkl. Zubehör verscherbeln bzw. verschenken), kam ein Garmin Edge 1030 plus ins Haus. Den gibt es zwar noch nicht allzu lange - dementsprechend teuer war das Gerät. Dafür wird er jetzt hoffentlich wieder mindestens ebenso lange durchhalten. Die Akkulaufzeit des (noch neuen) Navis hat mich jedenfalls zur Premiere auf meiner Tour vom Sonnabend überzeugt.

An diesem Tag bin ich wieder ins Erzgebirge gefahren, und zwar zur Talsperre Fleyh (Fláje). Ich liebe dieses Gebiet, welches heutzutage großflächig unbesiedelt ist. Die Strecke für die Anfahrt erwies sich als nahezu perfekt für meine Ambitionen: so wie sich die Anstiege ohne dramatische Höhenverluste aneinanderreihten, so wurde die Landschaft immer herrlicher. Es war wie die Fahrt in eine Heile Welt. Auch deswegen fühle ich mich hier immer sehr wohl! - Kein Wunder, wieso die Erzgebirgler meist sehr freundliche und friedliche Menschen sind ...

Auf den Kammstraßen herrschte dann leider überdurchschnittlich viel Betrieb durch Kraftverkehrstouristen im Auto und auf dem Motorrad. Leider scheint es sich inzwischen herumgesprochen zu haben, wie schön es hier oben ist. Wer zu faul oder unfähig ist, sich selbst anzustrengen, verpestet lieber mit seinem Gefährt die Luft. Schade, daß diese Asphaltpisten nicht für Kraftfahrer gesperrt werden. - Darüber hinaus haben gerade die Straßen rund um die Talsperre inzwischen durch Wind und Wetter stark gelitten (im Winter ungeräumt mit Frost und Schnee), so daß man während Fahrt mit dem Handbike ganz schön durchgeschüttelt wird. Schnell fahren funktioniert hier nicht, zumal etliche Steigungen nicht nur wegen des erhöhten Rollwiderstands zusätzlich in die Arme gehen.

Als ich endlich Böhmisch Zinnwald (Cínovec) erreicht hatte, blieb noch genug Zeit, um meine Tour außerplanmäßig auszudehnen. Diesmal fuhr ich nicht wie vor 12 Tagen auf der Straße nach Voitsdorf (Fojtovice), sondern wählte die kraftverkehrsfreie und ebenso schöne Variante über den Sedmihůrská cesta (s. Track vom 11.07.2020, km 104,0 - 112,1).

Panorama vom Graupener Paß - die "Kuppe" am
Horizont ganz hinten links ist der Georgsberg (Říp)
 - der "heilige Berg" der Tschechen (Aufnahmeort)
Am Graupener Pass unterhalb des Mückenbergs (Komáří hůrka) mit dem bekannten Mückentürmchen (Komáří vížka) stockte mir zum ersten Mal an diesem Tag der Atem. Die Aussicht hinunter ins Böhmische Becken war geradezu phänomenal. Ich glaube, an diesem Tag hätte man von hier bis ins 80 km (Luftlinie) entfernte Prag schauen können, wenn nicht die hohen Berge des Böhmischen Mittelgebirges dazwischen liegen würden. Die Aussicht von der Straße kurz vor der Wittichbaude (Horská chata Vitiška) etwas später war nicht minder eindrucksvoll, das Sichtfeld erstreckte sich dort nur weiter nach Süden.

Solcherart beglückt, trieb mich der Schwung zu einem weiteren kleinen Umweg an. Nach der langen Abfahrt von den Kammlagen des Erzgebirges kletterte ich ein letzten Mal noch knapp 100 Hm, um anschließend durch das Bielatal hinunter nach Königstein ins Elbtal zu rollen. Die restlichen 17 km reichten aus, um endgültig alle meine Wunschvorgaben zu erfüllen. An diesem Tag und mit diesem Wetter - es war ganztags meist bewölkt mit Temperaturen zwischen 12 und 20°C - paßte wieder einmal alles!

Es wurde die fünfzehnte Einhundert-Meilen-Tour der aktuellen Saison ...

12. Juli 2020

Beitrag im Magazin "Selbstbestimmt" des MDR Fernsehens

Am 22. Juni war ich mit einem Drehteam für das MDR-Magazin "Selbstbestimmt" unterwegs im Liebethaler Grund bei Pirna. Heute nun wurde das Ergebnis gemeinsam mit anderen Beiträgen im Fernsehen ausgestrahlt.

Ich habe die zwei Passagen, in welchen es um das Thema "Barrierefrei reisen in der Sächsischen Schweiz",  aber auch um meine sportlichen Aktivitäten im Handbike sowie die Urlaubspläne für 2020 geht, inzwischen zusammengeschnitten und auf meinem YouTube-Kanal veröffentlicht. Hier kommt der Mitschnitt über 6:12 Minuten:


Die im Beitrag erwähnte und zu sehende Informationsbroschüre des Tourismusverbands Sächsische Schweiz steht übrigens hier zum Download bereit.

7. Juli 2020

Leere

Gestern habe ich mich noch einmal auf mein Handbike geschwungen, den dritten Tag in Folge. Denn es gilt, mich für den nahenden Urlaub fit zu machen - d.h. auch, den Körper auf eine noch stärkere Belastung vorzubereiten. Außerdem geben mir solche Ausdauertests immer eine gute Rückmeldung über den aktuellen Trainingszustand - ganz ohne die klugen Ratschläge der professionellen "Trainingsberater".

Kriegerdenkmal in Kleinwolmsdorf
(Aufnahmeort)
Nachdem ich mir noch am Morgen (ganz unorthodox, aber dennoch inzwischen für mich nicht unüblich) einen Teller Spaghetti eingeworfen hatte, startete ich zu einer Tour mit gemäßigtem Streckenprofil. Die zunächst ins Auge gefaßte Tour in Richtung Osterzgebirge war sowieso nicht zu empfehlen, weil es dort gerade regnete. Auch mich streifte schließlich noch ein Ausläufer, doch danach heiterte es bald auf. Die Temperaturen lagen diesmal in meinem Wohlfühlbereich. Auch wenn es später wesentlich wärmer wurde, ließ es der frische Wind doch nie unangenehm werden. Endlich mal wieder (fast) ganz ohne schweißnasse Kleidung!

Dafür hatte ich wieder eine Begegnung der anderen Art. Als ich mich auf der Abfahrt in Dobra an zwei vorausfahrende Autos "hängte" und diese die Kreuzung gerade passiert hatten, schnitt mir der Fahrer eines Kleinbusses die Vorfahrt. Das kam für mich nicht ganz unerwartet, und so konnte ich rechtzeitig genug bremsen. Trotzdem war ich stocksauer: warum nur muß ich immer für die Kraftfahrer mitdenken?! Im Unterschied zu den meisten anderen Fahrzeuglenkern, hielt dieser jedoch kurz danach an, nachdem er seinen Fehler bemerkt hatte. Er stieg aus, und statt mir - wie schon oft erlebt - die Verantwortung in die Schuhe zu schieben, entschuldigte er sich. Meine Wut war augenblicklich verflogen. Solche Menschen, die eigenes Fehlverhalten einräumen, sind heutzutage leider nicht die Regel.

Allerdings war auch das Argument eines anderen Autofahrers an diesem Tag, der mich zuvor überholt hatte und mich dabei erst sehr spät bemerkt hatte, nicht von der Hand zu weisen. Bei einem Zwischenstop kurz danach erklärte er mir in einem freundlichen Gespräch, daß ich bei den wechselnden Lichtverhältnissen der von Wald bzw. Bäumen gesäumten Straße sehr schlecht zu sehen sei. Ich mußte ihm recht geben. Die grüngelbe (neon) Signalfarbe meines Wimpels ist inzwischen stark verblichen und hebt sich außerdem vor dem grünen Hintergrund wesentlich schlechter ab. - Da sollte ich wohl bald mal aktiv werden ...

Obwohl ich den Tag über meist mit akzeptablen Tempo unterwegs war, spürte ich dennoch, daß meine Energiedepots inzwischen nahezu leer und damit kaum noch Reserven vorhanden waren. Die Beobachtung der eigenen Herzfrequenz bestätigte meine Vermutung. Im Zustand der beginnenden (körperlichen) Erschöpfung bleibt diese nämlich selbst bei Belastung vergleichsweise niedrig, weshalb man dann auch nur noch mit halber Kraft und damit wesentlich langsamer beispielsweise Anstiege fahren kann. Sehr aufschlußreich sind in diesem Zusammenhang übrigens auch die Beiträge zum Glykogenspeicher auf Wikipedia sowie zur (Wettkampf-)Ernährung im Radsportmagazin "Tour".

Trotzdem hängte ich zum Abschluß meiner gestrigen Tour noch zwei Anstiege inklusive des Umwegs über Großröhrsorf (das zweite auf dieser Tour) dran, um wenigstens die 1000 Hm vollzumachen. Das nahe Ziel schon vor Augen, ging das sogar erstaunlich gut. Als Belohnung gab's dafür auf den letzten 13 Kilometern eine schnelle Abfahrt bei einem Geschwindigkeitsdurchschnitt von etwa 30 km/h und Rückenwind.

Die folgenden vier Tage Erholungspause habe ich mir nun redlich verdient!

5. Juli 2020

Stimulans

Am Wochenende gab es wieder das volle Programm. Für den Sonnabend hatte ich mir als Ziel die sogenannten "Brotlaibe" bei Konojed (Konojedské bochníky), eine besondere Gesteinsformation am Eichberg (Dubí hora), ausgewählt. Der Tip kam von einer ehemaligen Kletterfreundin, welche dieses Naturdenkmal von ihrer Diplomarbeit her kannte.

Natürlich bin ich dorthin nicht auf dem einfachsten Weg gefahren, sondern zunächst über die Berge. Trotz der 600 Höhenmeter ist man hier nach Aussig (Ústí nad Labem) immer noch schneller, als über das vielfach gewundene Elbtal. Darüber hinaus wurde ich gestern zu morgendlicher Stunde während der Fahrt über den Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk) mit einem eindrucksvollen Panorama über das Böhmische Mittel- und Lausitzer Gebirge bis hin zum Jeschkenkamm mit seiner Dominante belohnt. So häufig sieht man den Jeschken (Ještěd) nicht von hier aus.

Morgendlicher Blick unweit des Nollendorfer Passes nach Osten -
am Horizont knapp rechts der Bildmitte der Jeschken (Aufnahmeort)
Aus Aussig heraus wurde es dann für die nächsten vier Kilometer so steil, daß ich bald in den Stop-&-Go-Modus umschalten mußte. Als das schlimmste vorbei war, kam der Schotter. Vor langer Zeit war der Abschnitt hinter Neudörfel (Nová Ves) mal eine Straße, doch nun glich die Strecke stellenweise eher einem stark mitgenommenem Forstweg. Allerdings führte mich der Weg durch sehr malerisches und ursprüngliches Gelände - daß unweit von hier eine gerade erwachende Bezirksstadt lag, konnte man sich in dieser Idylle gar nicht vorstellen. Bis kurz vor Malschen ging es über Stock und Stein, und als ich endlich punkt zehn die asphaltierte Hauptstraße erreichte, waren die zwei größten Anstiege der Tour Geschichte.

Die Fahrt durch das Hinterland brachte dann noch weitere herrliche Ausblicke, u.a. von Kutlitz (Kotelice) bis zur Hasenburg (Hazmburk). Endlich, noch hinter Auscha (Úštěk) - mit einem sehenswerten alten Stadtzentrum - erreichte ich das Tagesziel. Bzw. eben auch nicht, denn wenige Meter vor dem geologischen Aufschluß am Eichberg mußte ich aufgeben. Der Wanderweg war einfach zu steil, um ohne Hilfe hinaufzukommen. Und da hier gerade niemand außer mir vorbeikam, brauchte ich auch nicht warten. Eigentlich schade! - Aber dann fahre ich eben beim nächsten Mal hierher mit meinem Kameraden Lád'a, der mich sicher das letzte Stückchen schieben wird.

Apropos. Mein tschechischer Sportfreund hatte sich an diesem Tag etwas ganz besonderes vorgenommen: 500 km nonstop ins Riesengebirge und zurück! Dagegen sehen meine Unternehmungen wie Unterhaltungsveranstaltungen der Heiteren Muse aus ... Überhaupt scheint es mir manchmal, daß nicht zuletzt ich ihn mit meinen verrückten Aktionen zu solchen Herausforderungen stimuliere. Beide fallen wir ziemlich aus dem Rahmen des Üblichen, wobei mein Kamerad immer noch eine Schippe drauflegt. Natürlich kann ich dabei - was Tempo und auch Höhenmeter betrifft - nicht mithalten, doch trotzdem ist unsere Freundschaft von gegenseitigem Respekt und Anerkennung auf Augenhöhe geprägt. Und das schon zehn Jahre lang! - Da haben sich wohl die richtigen gefunden ...

Vom Rückweg nachhause gibt es nicht mehr viel zu berichten. Weil ich mich jedoch in Bad Schandau immer noch fit fühlte und es auch die Tageszeit hergab, hängte ich noch das Zackel über Cunnersdorf dran. Diese Kilometer zwischen Krippen und Königstein sind eine meiner Lieblings-"Rennstrecken",  weil sich die gewundene Straße mit erstklassigem Asphaltbelag und moderater Steigung bzw. angenehmen Gefälle relativ flott fahren läßt und nicht zu stark vom Kraftverkehr frequentiert ist.

Heute ging es auf Ausrolltour, mit wesentlich weniger Höhenmetern. Irgendwie war ich dennoch leistungsmäßig nicht ganz auf der Höhe, obwohl es bestimmt nicht am Wetter lag. Deshalb schaffte ich auch das gewünschte Temposoll erst kurz vor der letzten Abfahrt. Aber man muß ja nicht jeden Tag Höchstleistungen bringen, ein bißchen Müßiggang ist auch mal erlaubt.

Zumal es morgen wieder auf die Piste gehen soll ...