Für mich schien dieser Ort immer unerreichbar mit dem Handbike zu sein, doch bei meiner Tour nach Melnik (Mělník) sah ich ihn noch vor meinem Tagesziel sich majestätisch aus der Ebene erheben. Als ich zudem von Freunden erfuhr, daß es evtl. sogar möglich sei, mit dem Handbike den Gipfel zu erreichen, formte sich in meinem Kopf ein neuer Plan für einen langen Kanten.
Gestern war es dann soweit. Trotz des angekündigten wechselhaften Wetters wagte ich die Fahrt. Nach Überquerung des Osterzgebirgskamms ergossen sich zwar etliche Starkregenschauer in der Gegend um Bilin (Bílina) sowie im Böhmischen Mittelgebirge (České středohoří), doch wunderbarerweise kam ich trocken durch.
Kurz nach dem Mittag konnte ich von Rowney (Rovné) dann zum Gipfelsturm auf den Georgsberg blasen. Die asphaltierte Zufahrtsstraße hört am Waldsaum auf. Von dort führt ein altes Betonsträßchen - unterbrochen durch zwei flachere, jedoch mit groben Basaltschotter, belegten Abschnitten - steil zum Gipfel. Teilweise sind dabei kurze Rampen bis ungefähr 30% Steigung zu bewältigen. Das ist absolut grenzwertig. Als mir bergauf einmal die Kurbel aus meiner schweißnassen Hand rutschte, hatte ich Mühe, mein Gefährt wieder aus der Rückwärtsbewegung unter Kontrolle zu bringen, weil es kurzzeitig trotz des (endlich) fixierten Vorderrades sogar ins Rutschen kam.
Ich betrachte es wirklich nicht als Schande, daß ich daraufhin dreimal kurzzeitig Wanderer um Schiebehilfe beim Fahren gebeten habe. - Vielleicht hätte ich es auch allein geschafft, aber um welchen Preis? Es hätte mich wesentlich mehr Kraft und vor allem Zeit gekostet, die mir auf der Rückfahrt dann vielleicht gefehlt hätte. Ganz abgesehen von dem Risiko, die Kontrolle über mein Handbike zu verlieren, wenn sich die oben beschriebene Rutschaktion wiederholte.
Auf dem Gipfel des Georgenberges (Říp) |
Auch bergab fuhr ich dann aufgrund der Steilheit sowie des Untergrundes wesentlich langsamer als im Schrittempo. Getreu dem Spruch des bekannten Bergsteigers Hans Kammerlander: "Ein Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist - denn vorher gehörst du ihm." Das klingt vielleicht ein bißchen pathetisch, doch eine Panne während der Abfahrt wäre nur mit größter Mühe zu beheben gewesen. Und noch lagen ja 100 km vor mir.
Bei der Rückfahrt habe ich dann auf Altbewährtes zurückgegriffen und bin nach der Überquerung der Elbe in Raudnitz (Roudnice nad Labem) ab Polep (Polepy) bis auf den Abschnitt zwischen Tetschen-Bodenbach (Děčín) und Bad Schandau wie schon bei meiner Tour vom 10.05.2014 durch den rechtselbig gelegenen Teil des Böhmischen Mittelgebirges sowie durch's Elbtal nachhause gerollt. Das waren immerhin noch mehr als 80 Kilometer, wobei davon die letzten 45 nur noch langweiliges Abspulen immer entlang der Elbe waren. Diesen Preis für kraftsparendes und schnelles Vorwärtskommen muß ich eben zahlen.
Es gibt Schlimmeres.
Track der Handbiketour vom 21.06.2014
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