29. Juni 2014

Mit dem Rad zum Theater

Weil ich am Montag zur betrieblichen Weiterbildung war, hatte ich in dieser Woche einen sprichwörtlichen "Frei"tag. Den nutzte ich gleich für einen Besuch in der Bavaria-Klinik in Kreischa. Das dortige Querschnittgelähmtenzentrum ist vor kurzem nach Tscheckwitz umgezogen, und ich kenne die neuen Räumlichkeiten noch nicht. Außerdem setze ich mich dort dann immer gleich auf die Waage. - Mein aktuelles Kampfgewicht: 62,6 kg.

Davor mußte natürlich noch eine Tour durch das Dresdener Umland sein. Nichts aufregendes, aber schön zügig. Kurz vor Bischofswerda, bei Großdrebnitz gab es für mich wegen der gesperrten Ortsdurchgangsstraße auf der Umleitungsstrecke sogar zwei, drei Kilometer Neuland zu entdecken.

Am 28.06. fand in Reinhardtsdorf die Premiere des Landschaftstheaterstücks "Wildnis" statt. Inzwischen ist es bereits das zweite Mal, daß hier im hintersten Winkel der Sächsischen Schweiz ein solches Spektakel veranstaltet wird. In Kooperation mit dem Staatsschauspiel Dresden spielen dabei professionelle Schauspieler des Theaters Aspik gemeinsam mit Einwohnern des Dorfes vor der großartigen Landschaftskulisse des Elbsandsteingebirges. Das Publikum wandert nach jeder Szene zu einem neuen Ort, an dem das Stück dann fortgesetzt wird.

Landschaftstheater vor großartiger Kulisse: "Wildnis" in Reinhardtsdorf
Eine tolle Idee! Und das Theaterstück erst! Kurzweilig, lustig, dramatisch, mit Anspielungen und Persiflagen auf allseits bekanntes Kulturgut - so stelle ich mir richtig gute Unterhaltung mit Niveau vor. Ich habe mich jedenfalls prächtig amüsiert. Die 3,5-stündige Vorstellung ist unbedingt eine Empfehlung und lohnt ganz gewiß die Anfahrt ans Ende der (deutschen) Welt.

Meine Anreise am Sonnabend erfolgte mit dem Handbike. Das bot mit seiner Geländegängigkeit für mich die Gewähr, auch die schwieriger zugänglichen Spielorte zu erreichen. (Im Rollstuhl wäre das sonst nur mit Hilfe möglich.) Zuvor da ein Zackel, dort ein Umweg, am Veranstaltungsort lagen somit bereits mehr als 60 km und ein heftiges Gewitter beim Aufstieg aus dem Elbtal hinter mir.

Doch Petrus gab sich während des Freilufttheaters alle Mühe. Nicht ein Tropfen fiel während dieser Zeit. Sobald der letzte Vorhang jedoch gefallen war, setzte leichter Nieselregen ein, der mich dann - mal mehr, mal weniger - nachhause begleitete. Überdies war es mittlerweile recht spät geworden. Noch vor Langenhennersdorf kam ich allmählich in die Dunkelheit.

Als ich an der Waldburg einen kurzen Zwischenstop machte, hielt neben mir eine Radsportamazone, um ihre Fahrradbeleuchtung aus dem Rucksack zu holen. Mir schlief das Gesicht ein. Bis dahin war ich nämlich absolut davon überzeugt, zu dieser Zeit und bei diesem Wetter der einzige Verrückte auf dem Rad zu sein. Gemeinsam fuhren wir dann in Richtung Pirna. Wie sich im Gespräch herausstellte, wollte das Mädel von Bielatal aus zu einer Geburtstagsfeier nach Dresden. Ich war schwer beeindruckt! Sie lag damit genau auf meiner Wellenlänge, abgesehen davon, daß meine Kurzzeit-Begleiterin nun wirklich nicht als unansehnlich bezeichnet werden konnte. Mit ihr würde ich gern mal eine Runde drehen.

Vielleicht sieht man sich ja irgendwann wieder - mit dem Rad auf der Straße nach irgendwo.

Track der Handbiketour vom 27.06.2014
Track der Handbiketour vom 28.06.2014

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