27. Oktober 2020

Gut dabei!

Am Montag war ich mit einem Arbeitskollegen zu einer gemeinsamen Runde verabredet. Weil ich unbedingt vermeiden wollte, nachmittags vom angekündigten Regen eingeweicht zu werden, trafen wir uns recht früh am Tage. Aber Micha hat eine große Familie, so daß er sowieso immer zeitig aus dem Bett muß.

Ich hatte eine recht moderate Tour ohne heftige Anstiege zusammengestellt - nicht nur wegen meiner zwei vorangegangenen Aktivitäten, sondern auch, weil mein Begleiter lieber etwas gemäßigter unterwegs sein wollte. Schließlich ging es ja nicht nur ums Radfahren.

Bereits auf der Anfahrt zum Treffpunkt stellte ich fest, daß ich das Wochenende nahezu "rückstandsfrei" überstanden hatte. Nicht einmal die Schulter machte irgendwelche Probleme. Unterstützt vom kräftigen SW-Wind kam ich flott voran und "mußte" sogar gleich noch einen ersten Umweg fahren, um nicht zu zeitig in Helmsdorf zu sein. Auch während der gemeinsamen Kilometer mit Micha lief es richtig rund, was nicht nur dem Streckenprofil und den günstigen Witterungsbedingungen geschuldet war. Eine Entdeckung war dabei der als Radweg ausgeschilderte Feldweg von Goldbach nach Bischofswerda, den ich noch nicht kannte (s. Track vom 26.10., km 46,2 - 48,5). Er ist zwar nicht asphaltiert, läßt sich aber zumindest in dieser Richtung leidlich gut befahren, sofern man nicht auf Geschwindigkeitsrekorde aus ist.

Bedrohlich finster, aber harmlos: rechts von Waltersdorf
am Horizont der Lilienstein (Aufnahmeort)
Eine halbe Stunde vor Mittag erreichten wir das Zuhause meines Freundes, und nach der Verabschiedung begab auch ich mich auf den Heimweg. Diesen dehnte ich dabei natürlich entsprechend aus, denn ich war einfach noch nicht genug ausgearbeitet. Das Wetter spielte wunderbar mit, aus meiner Sicht herrschten beinahe für die Jahreszeit optimale Bedingungen. Sonne gab es natürlich keine, dagegen schlief nun der Wind ein. Also unternahm ich den zusätzlichen Abstecher ins Polenztal, um anschließend auf der Wartenbergstraße zügig wieder in Richtung Hocksteinschänke zu klettern (s. Track vom 26.10., km 74,8 - 80,9). Die Steigung der Straße ist genau richtig für meine Ansprüche, deshalb fahre ich die Serpentinen immer wieder ganz gern.

Auch der Anstieg von Rathen aus dem Elbtal (s. Track vom 26.10., km 101,9 - 105,6) gehört zu dieser Kategorie. Wenn ich, so wie gestern, noch ein paar Höhenmeter sammeln will, bietet sich der Berg kurz vor Toreschluß geradezu an, zumal ich oben dann die letzten Kilometer auf direkten Weg abseits des Elberadwegs nach Pirna fahren kann. Inklusive einer schönen Schlußabfahrt bis quasi vor die eigene Haustür.

Der Regen kam erst nach Einbruch der Dunkelheit.

Track der Handbiketour vom 26.10.2020

25. Oktober 2020

Schönes Schauspiel

Mit Sonne und blauem Himmel sieht alles gleich viel freundlicher aus! Im Gegensatz zu dem, was gerade wieder so im Lande abläuft, freue ich mich jedesmal über das Naturschauspiel im Herbst. Dieses Leuchten, diese intensiven Farben ... man könnte beinahe vergessen, daß die bunten Blätter der Bäume eigentlich auch nur untrügliche Anzeichen des alljährlichen Niedergangs allen pflanzlichen Lebens sind. In ein paar Wochen werden wieder für einige Monate die dunklen Farbtöne und später hoffentlich viel Weiß die Landschaft dominieren.

Bis dahin will ich das Heu in der Scheuer haben. In diesem Jahr sieht es dafür so gut aus, wie nie zuvor. Aber noch habe ich keinen Grund, irgendwelche Zahlen zu publizieren. Ich sammle lieber weiter Kilometer und Höhenmeter und genieße dabei jeden schönen Tag im Freien, wenn ich nicht gerade arbeiten muß.

Am Sonnabend trieb es mich sehr zeitig raus. Ich war jedoch putzmunter, also warum sollte ich mich weiter unruhig im Bett wälzen? Geplant hatte ich eine Tour ins Osterzgebirge: ein langer, beständiger Anstieg zum Kamm, danach die immer wieder gern gefahrene Panoramastrecke und zwischendurch als Streßtest eine böse 300-Höhenmeter Rampe. Zum Schluß wollte ich zurück ins Elbtal und dort nachhause rollen.

Wegen des früheren Starts konnte ich allerdings gleich von Beginn an ein paar Umwege fahren. Bis ich in Zinnwald-Georgenfeld die Grenze passierte, kamen deshalb schon ca. 10 zusätzliche Kilometer zusammen. Auch danach hielt ich mich nur grob an meine Planung, denn es gab überhaupt keinen Grund zur Eile. Die Sonne strahlte auf ein Postkartenidyll nach dem anderen, gleich neben dem Straßenrand. 

So schön ist der Herbst! (Aufnahmeort)
Auf böhmischer Seite wurde ich diesmal komplett vom nervenden deutschen Ausflügler-Kraftverkehr verschont, irgendwie scheint die von den Medien verbreitete Alarmstimmung den Leuten die Fahrt ins Nachbarland zu vermiesen. Mir soll's recht sein - irgendetwas Gutes muß ja die Sache haben. Den Abstecher auf den Mückenberg (Komáří hůrka) hätte ich mir aber sparen können. Weil auf dem Gipfel das Hotel und der Imbiß coronabedingt geschlossen sind, wurde auch das Tor zum Biergarten mit Aussichtsterrasse zugesperrt. Bis dahin war mir noch nie aufgefallen, daß es dort so etwas gibt.

Etwas später kam noch die angekündigte Auffahrt von Tellnitz (Telnice) nach Nollendorf (Nakléřov) bzw. zum Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk). Die war wirklich hart, obschon ich zunächst gut durchkam. In der letzten Kehre allerdings waren meine Kraftreserven aufgebraucht, und auch der Kopf spielte nicht mehr richtig mit. Trotz der Fahrt in der längeren und deshalb nicht so steilen Außenkurve (also auf der Gegenfahrbahn) benötigte ich etliche Zwischenstops, bis ich die Wand bezwungen hatte. Auf dem Weg nach Tyssa (Tísa) folgten zwar weitere kurze Gegenanstiege, aber eigentlich waren die - insgesamt  gesehen - zu vernachlässigen. Desgleichen die auf dem nun noch 60 km langen Heimweg.  

An diesem Abend spürte ich deutlich meine rechte Schulter. Naja, so sind eben die Zipperlein des Alters ...

Deswegen begann ich heute auch meinen zweiten Tourentag eher zurückhaltend. Eine andauernde Überlastung wollte ich keinesfalls riskieren! Aber nach dem Warmfahren ließ es sich überraschend gut an, wobei ich allerdings brutale Rampen konsequent mied und mehrere flache und lange Abfahrten dazwischen einbaute.

Endlich ist auch wieder die Straße durch den Tiefen Grund offen, so daß man prinzipiell auf direkten Weg von Bad Schandau nach Hohnstein fahren kann. Für einige Tage bleibt jedoch ein kurzes Stück in Rathmannsdorf wegen der Erneuerung der Bahnbrücke komplett gesperrt, was die Autofahrer ziemlich alt aussehen ließ. Hier gibt es nämlich nur längere Schleichwege zur Umgehung, und die sind Auswärtigen (und wahrscheinlich auch deren Navis) nicht bekannt. Mit meinem Handbike konnte ich mich glücklicherweise durchmogeln, weil die Arbeiten an der Baustelle übers Wochenende faktisch ruhten.

In Berthelsdorf besuchte ich meinen Arbeitskollegen, um mich für den nächsten Tag mit ihm abzustimmen. Dann wendete ich mein Rad westwärts und fuhr über die Dörfer zurück nach Pirna. Endlich gelang es mir auch, die auf dem ersten Teil der Tour an den strammen Gegenwind sowie an den langen Anstieg nach Hohnstein verlorene Zeit wieder aufzuholen, so daß ich schließlich in Pirna fast eine Punktlandung fabrizierte.

Mal sehen, wie es mir morgen geht ...

Track der Handbiketour vom 24.10.2020
Track der Handbiketour vom 25.10.2020

19. Oktober 2020

Fast wie ein Neustart

Wegen einer kleinen "Schönheits"-OP am Rücken mußte ich 11 Tage mit sämtlichem Sport pausieren. Erst am vergangenen Sonnabend saß ich wieder auf dem Handbike. Trotzdem hätte ich nicht gedacht, daß diese relativ kurze Zeitspanne völliger Passivität bereits ausreicht, um mich leistungsmäßig ziemlich aus dem Tritt zu bringen.

Zugegeben, das Wetter war zum Draußensein nicht unbedingt einladend. Relativ kühl, naß und stark bewölkt, die Nachwehen des ergiebigen Niederschlags an den vorangegangenen Wochenarbeitstagen. Vielleicht waren also die äußeren Bedingungen auch nicht ganz unschuldig am Leistungseinbruch. Denn eigentlich fühlte ich mich unterwegs gar nicht so schlecht. Bei den Anstiegen schaltete ich freilich gleich von Beginn an einen Gang runter, und zwar sprichwörtlich.

Einer der wenigen lichten Momente: Blick von der
Sebnitzer Straße oberhalb von Lichtenhain zum
Tafelberg Lilienstein am Horizont (Aufnahmeort)
Schon am Morgen ordentlich Berge zu fahren, war sowieso die beste Idee. Da war ich langsam genug, um vom Spritzwasser der nassen Straße verschont zu bleiben. Die geplante Auffahrt durch den Tiefen Grund nördlich von Bad Schandau konnte ich leider immer noch nicht fahren, der Abschnitt ist nun wirklich schon eine Dauerbaustelle. Es scheint im Landkreis immer mehr üblich zu werden, daß sich die Fristen der Straßensperrungen wegen Bauarbeiten ständig verlängern. Und was ist daran bestimmt schuld? Natürlich: Corona! Das ist doch mittlerweile das Totschlagargument für jedwede Beschränkung, Verzögerung, Vorschrift ....

Die stark befahrene Straße von Sebnitz in Richtung Neustadt bin ich anschließend aber ohne irgendeine Beanstandung gefahren. Als ich hier das letzte Mal unterwegs war, gab es Autofahrer, denen das partout nicht paßte. Wahrscheinlich trägt nun mein blinkendes Tagesfahrrücklicht tatsächlich zu mehr Akzeptanz bei.

Bei der abendlichen Auswertung der Tour am Computer begriff ich, warum ich an diesem Tag erheblich unter meiner Geschwindigkeitsvorgabe geblieben war. Die überdurchschnittlich vielen Anstiege hatten mich natürlich gebremst, aber daß ich offensichtlich auch auf den flacheren Streckenabschnitten mit hoher Herzfrequenz fuhr, war mir bis dahin nicht bewußt. Eine durchschnittliche Herzfrquenz von 132 bpm über 7,5 Stunden sagt jedoch alles. Der Trainingsassistent meines Fahrradnavis empfahl abends jedenfalls eine Erholungspause von 4 Tagen.

Das kam für mich aber nicht infrage, bereits am Sonntag war ich wieder auf der Piste. Diesmal sollte es aber bei weniger Höhenmetern nicht so anstrengend werden. Dafür mußte ich mich auf dem Hinweg immer stärker gegen den auflebenden Westwind stemmen, so daß ich letzten Endes nicht viel gewann. Die Rampe ab Niederwartha aus dem Elbtal hinauf nach Weistropp (s. Track vom 18.10., km 62,2 - 63,6) gab mir schließlich den Rest. Durchgängig steil und auf häßlichem, breitfugigen Granitsteinpflaster - ein Horrorszenario für jeden Rennradler. Meine Selbstmotivation reichte hier nur für kurze Sprünge.

Zwar machte ich danach wieder etwas Boden gut, auch weil nun der Wind als Störfaktor nur noch ein untergeordnete Rolle spielte. Selbst ein weiterer spontaner 100-Höhenmeter-Anstieg war noch drin. Doch auch am Sonntag konnte ich hinsichtlich Streckenlänge und Ergebnisse noch nicht an meine Touren vor der Zwangspause anknüpfen.

Während ich beim Treffen mit einer guten Freundin zum Abendessen auf Nachfrage noch großspurig verkündete, daß ich heute ebenfalls eine Runde drehen würde, sah es 8 Stunden später dann anders aus. So deutlich, wie ich immer noch die Belastung der Wochenendtouren in meinen Arme spürte, konnte ich mich nur dagegen entscheiden.

Manchmal ist weniger mehr. 

Track der Handbiketour vom 17.10.2020
Track der Handbiketour vom 18.10.2020

13. Oktober 2020

Ganz neu: Bild des Monats

Eigentlich wollte ich ja immer mal einen Kalender mit Bildern von Aktivitäten im Handbike, Rollstuhl oder Ski erstellen, den sich jeder Interessierte als PDF herunterladen kann. Auf der Rückseite des Kalenderbildes sollten kurze Geschichten, Erlebnisberichte oder auch Tourenbeschreibungen abgedruckt sein. All das, um Gleichgesinnte zu inspirieren, auch mal die eine oder andere Aktion zu wagen und beispielsweise selbst die dargestellten Aussichtspunkte zu erreichen bzw. die vorgestellten Touren zu unternehmen.

Die Umsetzung dieses Vorhaben ist mir momentan jedoch viel zu zeitaufwendig, zumal ich (noch) nicht weiß, ob es daran überhaupt Interesse gibt. Aus diesem Grund habe ich mich jetzt während der erzwungenen OP-bedingten Ruhepause entschlossen, eine Art Light-Version hier im Blog zu testen: das Bild des Monats.

Falls es euch nicht bereits aufgefallen ist, findet ihr es in der rechten Layout-Spalte, gleich unter dem Eingabefeld für die Textsuche. Beim Anklicken des Vorschaubildes werdet ihr auf die Seite mit dem Bild und einigen Ausführungen weitergeleitet. Jeden Monat gibt es ein neues Bild mit neuen Geschichten aus den vergangenen Jahren. Derzeit ist der Text kurz und sehr allgemein gehalten, doch kann sich daran noch einiges ändern.

Übrigens: Sofern das Bild des Monats nicht älter ist, als dieser Blog bereits existiert (Februar 2009), könnt ihr meist den dazu korrespondierenden Blogeintrag über das Blog-Archiv (weiße Box, ebenfalls in der rechten Layout-Spalte, aber weiter unten) aufrufen. Einfach nach dem Datum in der Bildunterschrift suchen! Beispiel: Bild stammt vom 14.10.2018 - im Archiv zuerst das Jahr 2018 aufklappen (den Pfeil links davon anklicken), dann den Monat anklicken ... es werden alle Blogeinträge des Monats angezeigt und der passende Eintrag läßt sich  anhand der Track-Info ermitteln.

Viel Spaß!

9. Oktober 2020

E-(Hand)Bike - eine Glaubensfrage?

Abgesehen von meinem Ventoux-Bericht des Vorjahres sollte wohl jeder spätestens seit dem Blogeintrag über die Befahrung der Grossen Scheidegg meine unnachgiebig ablehnende Haltung gegenüber elektrischen Antriebshilfen im Radsport bemerkt haben. Manchen werden die harschen Worte dazu vermutlich befremden, doch obwohl es nicht nötig ist, mich dafür zu rechtfertigen, will ich wenigstens nachfolgend die Gründe für meine Einstellung darlegen.

Zunächst einmal: ich bin als RadSPORTLER aktiv. Zum Sport gehört Leistung, und damit verbunden Anstrengung. Wenn ich beim Handbiken nicht ins Schwitzen komme, habe ich etwas falsch gemacht - sage ich immer. Klar erfordert es viel Zeit und Training bzw. Fahrpraxis, bis man auch längere und / oder bergigere Strecken bewältigen kann. Denn sicherlich werden die wenigsten Leute solche Touren, wie ich sie derzeit regelmäßig fahre, einfach mal so aus dem Stand durchziehen. Aber auch bei mir ging es ja nicht von jetzt auf dann; immerhin fahre ich mittlerweile schon seit mehr als 21 Jahren im Handbike.

E-Rennrad für Warmduscher mit Größenwahn:
Geht's noch?!
Hingegen sind E-Bikes m.E. am ehesten eine sinnvolle Alternative für Genußradler oder Arbeitspendler, bei denen sportliche Aspekte NICHT im Vordergrund stehen. Zusätzlich fällt für mich auch die E-Handbikeunterstützung für Tetraplegiker darunter, gleichwohl es ihnen damit in vielen Gebieten überhaupt erst möglich wird, Rundtouren zu fahren. Man denke dabei beispielsweise nur an einen kurzen, steilen Anstieg, der eine sonst ohne Unterstützung fahrbare Strecke "zerhackt". Zu überlegen ist weiterhin der Einsatz von E-Bikes, wenn die Leistungsunterschiede in der Gruppe sehr groß sind und man trotzdem gemeinsam Touren unternehmen möchte. Die Frau meines tschechischen Kameraden begleitet uns hin und wieder auch mit ihrem E-Bike. Was Elektroräder mit Umweltschutz zu tun haben, erschließt sich mir trotzdem nicht. Mittlerweile sollte es sich ja herumgesprochen haben, welche Umweltmonster die Akkus sind.

Im wesentlichen läßt es sich auf zwei Punkte zurückführen, warum ich E-Biker nicht als vollwertige, gleichberechtigte Sportler akzeptiere:

1. Körperliche Leistung. Bei den heutigen E-(Hand)Bikes ist es Standard, daß sich der elektrische Antrieb automatisch zuschaltet, sobald die  Steuerelektronik Unterstützungsbedarf feststellt. Natürlich kann man das auch abschalten, aber wozu dann sonst das zusätzliche Gewicht für Akku und Motor mitschleppen? Im genannten Fall steht also die Frage im Raum, wo die eigene Leistung beginnt und ab wann der Motor die Arbeit verrichtet. Gerade weil die Grenzen dabei fließend sind, wird sich das nie exakt feststellen lassen. Die klassische Leistungsmessung kann das jedenfalls nicht, und selbst die Herzfrequenz ist von so vielen anderen Faktoren abhängig, um überhaupt als Meßgröße aussagefähig zu sein. Eine mit dem E-Bike gefahrene Strecke ist nie das Ergebnis ausschließlich selbst erbrachter Leistung!

2. Einstellung / Motivation. Nicht erst mit dem Aufkommen der E-Bikes und ihrer seuchengleichen Verbreitung beobachte ich, wie sich in der Gesellschaft grundlegende Einstellungen wandeln. Begünstigt durch technische Entwicklungen, greift als Ergebnis dieser so oft und repetitiv propagierten Individualität (um jeden Preis) ein immer hemmungsloserer Hedonismus um sich - "Ich will alles, gleich sofort, aber ohne Anstrengung!" Dabei darf allerdings auch der Spaß nicht zu kurz kommen. Das jedoch ist es, was einfach nicht zusammenpaßt. Anstrengung hat per se nichts mit Spaß zu tun - es sei denn, man ist masochistisch veranlagt. Und je mehr man erreichen möchte, umso mehr muß man sich anstrengen. Auch klar, zumindest für mich. Die (nachträgliche) Freude über eine erbrachte Leistung wird hier einer augenblicksbezogenen Bespaßung geopfert, ohne ein nachhaltiges Gefühl der Zufriedenheit zu erzeugen. Solche Spaß-Erlebnisse verblassen in der Erinnerung schneller, als eine Schneeflocke auf dem Fensterbrett taut.

Für mich widerspiegelt der Trend zum E-(Hand)Bike nicht zuletzt die aktuelle mentale Verfassung vieler Menschen, Stichwort "Spaßgesellschaft". Diese ist jedoch diametral entgegengesetzt zu den von mir als erstrebenswert betrachteten Eigenschaften, die eine in sich gefestigte und damit gegenüber äußeren (negativen) Einflüssen resistente Persönlichkeit ausmachen. Das klingt hochtrabend, wird beim Nachdenken darüber aber umso verständlicher. Nur muß sich ein jeder selbst die Mühe machen.

Aber das hatte ich schon geschrieben ...

6. Oktober 2020

Mit Naßstrecke

Hätte ich bloß auf meine Orthopädin gehört! Zum Termin gestern morgen sagte sie mir nämlich, daß lt. Vorhersage ab Mittag mit Regen zu rechnen sei. Ich vertraute aber einer anderen Wetterprognose, und da sah es gar nicht so schlecht aus. 

Die sich ausbreitenden blauen Regenechos vom Wetterradar ignorierend, fuhr ich also um 9.00 Uhr los. Ich wollte einiges aufholen, denn am Sonntag war ich bei schönsten Sonnenschein und warmen Wetter wegen meiner von der Schneekoppen-Wanderung ziemlich lädierten Fingern lieber zuhause geblieben.

Nachdem der Wald wegen des Borkenkäferbefalls
großflächig abgeholzt wurde, kann man von der
Straße nach Rainwiese (Mezní Louka) nun sogar
zum Prebischtor (Pravčická brána, Mitte) sehen
(Aufnahmeort)
Zunächst lief es recht gut. Während meiner linkselbischen Einfahrrunde tröpfelte es zwar hin und wieder, doch konnte ich alle Regenwolken noch ganz gut umschiffen. Im Elbtal zurück, sah es dann sogar noch entspannter aus. Aber das Regenradar ließ Übles erwarten. Vor die Entscheidung gestellt, nun auf kurzem Weg nachhause oder weiter in die entgegengesetzte Richtung zu fahren, wählte ich die letztere Alternative. Ich schien dafür belohnt zu werden. Im Westen zog der Regen an mir vorbei und ließ mich in Ruhe.

Bis hinter Hohenleipa (Vysoká Lípa) kam ich, dann wurde es dauerhaft naß von oben. Das war kein kräftiger Landregen, aber eben auch nicht nur ein Schauer. Unter den Bäumen blieb es längere Zeit einigermaßen trocken, doch die Kleidung fühlte sich nach und nach immer feuchter an. Irgendwann blieb dabei die Wohlfühlzone auf der Strecke, trotzdem hatte ich keine Wahl. Dabei konnte ich nicht so schnell wie möglich das Weite suchen, sondern mußte mir dennoch auf der Schotterpiste viel Zeit nehmen, um nicht eine Reifenpanne zu riskieren. Sonst wäre es noch viel unangenehmer geworden ...

Aufgrund einer Straßensperrung konnte ich später im Kirnitzschtal nicht einfach so bis Bad Schandau rollen, sondern mußte den Umweg über Sebnitz nehmen. Allerdings bin ich dabei nicht bis dahin gefahren, vielmehr bog ich vor der Abfahrt nach links auf den Radweg über das Keilholz ab (s. Track vom 05.10., km 77,7 - 80,2). Obwohl es dort etliche unbefestigte Abschnitte gibt und das Mittelstück ziemlich von Forstmaschinen umgeackert war, ersparte mir das einige Höhen- und Kilometer. Schnell fahren konnte ich bei diesen nassen Straßen sowieso nicht.

Nachdem ich mich endlich die lange Abfahrt ins Elbtal hinuntergebremst hatte - Spritzwasser um die Ohren ist noch viel unangenhemer als einfach nur klitschnasse Kleidung - hörte es tatsächlich auf zu regnen. Auch wenn ich inzwischen komplett durchgeweicht war, wurde es gleich wieder angenehmer. Der Elberadweg zurück nach Hause gehörte mir an diesem Tag fast ganz allein. Wie zum Hohn kam auf dem letzten Stück sogar noch die Sonne heraus und strahlte ganz unschuldig vom Himmel.

Zu spät.

Track der Handbiketour vom 05.10.2020

4. Oktober 2020

Gipfel-Sturm im Riesengebirge

Dreißig Jahre nach dem Anschluß der DDR an die Bundesrepublik Deutschland haben die Politiker eine neue Methode gefunden, die Leute - diesmal auch aus dem Westen - im Land zu halten. Corona heißt das Zauberwort, welches alle Türen verschließt ... Aber noch gibt es Schlupflöcher, und die heißt es zu nutzen.

Wegen der im vorangegangenen Beitrag erwähnten 48h/24h-Regelung für den Kleinen Grenzverkehr konnte ich mit meinen tschechischen Freunden nun doch wie geplant ins Riesengebirge (poln.: Karkonosze / tschech.: Krkonoše) zur Schneekoppe (poln.: Śnieżka / tschech.: Sněžka) fahren. Als Lád'a sich mit mir gemeinsam zum ersten Mal vor reichlich zwei Jahren nach oben kämpfte, waren wir nur zu zweit, aber diesmal erhielten wir zusätzliche Verstärkung. Neben Lád'as Frau Šárka gehörten gestern nämlich auch meine Kumpeline Susi und Thomas zur Truppe. Vor allem Thomas packte kräftig mit an, zumal ich mir während des Aufstiegs schon relativ zeitig Blasen an meinen Fingern holte und deswegen nicht mehr ganz so stark zupacken konnte.

Während des Aufstiegs geht der Blick zurück
in Richtung Norden (Aufnahmeort)
Aber das Wetter spielte mit - die Sonne schien, und mit dem kräftigen Südwind kam auch jahreszeituntypisch warme Luft bis in die oberen Regionen. Trotzdem war ich froh über meine Fleecejacke, denn nachdem wir endlich die Baumgrenze kurz nach dem Schlesierhaus (Schronisko Dom Śląski) hinter uns ließen, wurde es manchmal richtiggehend ungemütlich. Dafür verzogen sich die Wolken, die vorher noch den Berg umhüllt hatten, bis wir den Gipfel erreichten. So konnte unser Blick nicht nur über die kargen Hochflächen und kahlen Gipfel der Umgebung schweifen, sondern reichte bis ins polnische Riesengebirgsvorland - auch wenn es leider etwas diesig war.

Mein Schneekoppe-Dream-Team von 2020:
Lád'a, Thomas, Susi, Šárka (Aufnahmeort)
Der Sturm vertrieb uns bald wieder vom höchsten Punkt, und nach einer kurzen Mittagspause in einer von den "Ufos" (s. Gruppenbild) gebildeten windgeschützten Nische ging es abwärts. War das grobe Kopfsteinpflaster mit den breiten Fugen besonders während des Aufstiegs ein nicht zu unterschätzendes Hemmnis, so wurde es hinab auch nicht viel besser. Jetzt funktionierte mein Sportfreund das Zug- zum Bremsseil um, weil meine Vorderradbremse in dem steilen Gelände bei diesem Untergrund nicht sehr viel ausrichten konnte. Die Hauptarbeit beim Bremsen lag einmal mehr bei Lád'a. 

Ungefähr 2 Stunden dauerte es (ohne Foto- und sonstige Pausen), bis wir zurück am Auto in Krummhübel (Karpacz) waren - das ist nur eine halbe Stunde weniger wie für den Hinweg. Insgesamt sollte man jedoch mindestens 5,5 Stunden veranschlagen. Dabei sind längere Pausen noch gar nicht mit eingerechnet. Außerdem ein letzter Hinweis für Rollifahrer-Gipfelstürmer: In einem normalen Rollstuhl mit kleinen Lenkrädern ist diese Strecke ganz sicher nicht zu bewältigen, erst recht nicht allein. Mit (grobstollig bereiften) E-Handbikes vielleicht schon eher, auch wenn die gesamte Strecke eigentlich für Fahrräder gesperrt ist. An den steilsten Stellen ist trotzdem zusätzliche (Schiebe-)Unterstützung erforderlich.

Es war wieder eine tolle Tour mit meinen Freunden, um die ich wirklich zu beneiden bin. Sowohl um die Tour, als auch um meine Freunde 😉. Ein (sprichwörtlich) letzter Höhepunkt im Jahr 2020.

PS: Hier gibt es neben einem kurzen Einführungstext noch etliche Bilder vom Aufstieg zu sehen, über die man etwas zu den Wegeverhältnissen und meiner Art der Fortbewegung im steilen Gelände erfährt. Auch ein paar Landschaftsbilder sind dabei.

Track der Rolliwanderung vom 03.10.2020

2. Oktober 2020

... et facta est lux

Diesen Urlaub muß ich nutzen! Zwar herrschte morgens Handschuhwetter, dafür wurden es dann im Tagesverlauf in der Sonne fast 20°C. Keine Ausreden also für Müßiggang!

Nach der Tourenpause am Dienstag hatte ich mir zunächst wieder eine etwas längere Ausfahrt vorgenommen. Die führte mich in nördliche Richtung, meinem Gebiet für ziemlich flache Strecken. Mit dem Sonnenaufgang ging's los, und pünktlich zum Sonnenuntergang war ich zurück. Dazwischen lagen 100 Meilen inkl. sogar noch einiger neuer, d.h. mir bisher unbekannter Abschnitte. Denn weil ich gut in der Zeit lag, dehnte ich meine (eigentlich geplante) Runde etwas aus, so daß ich am Umkehrpunkt nahe Bernsdorf beinahe schon das Bundesland Brandenburg erreichte. Nur die gesperrte Straße zwischen Grünewald und Grüngräbchen hinderte mich daran.

Die Landschaft war - wie zu erwarten  - wenig spektakulär, obwohl es sich in Nordsachsen durch das ausgedehnte Gebiet mit vielen größeren und kleineren Teichen recht kurzweilig fahren ließ. Den Genußradlern mag das ein prima Flecken für ihre Ausflüge sein, ich hingegen brauche auch ausreichend Anstiege. Am Ende unternahm ich noch eine kleine Stadtrundfahrt in Pirna, um wirklich die 160,934 km (= 100 Meilen) zu erreichen. Für die Statistik. Diesbezüglich ticke ich da wohl ähnlich, wie viele andere Männer auch: länger, höher, weiter ....

Noch am gleichen Abend nahm ich ein Paket mit einer Bestellung in Empfang. Nicht nur etliche wohlmeinende (nette!) Autofahrer, sondern auch mein tschechischer Kamerad hatte mir immer wieder ans Herz gelegt, zukünftig doch auch tagsüber mit Rücklicht zu fahren. Mein Schweizer Kamerad Rudy empfahl mir dafür eine LED-Leuchte von Knog, die es in verschiedenen Größen gibt. Ich entschied mich letztlich für die größte Ausführung, weil diese explizit mit langer Leuchtdauer im Eco-Flash-Modus beworben wurde. Allerdings habe ich inzwischen festgestellt, daß wahrscheinlich z.B. auch die Mid-Lampe über die App Modemaker via USB-Anschluß mit weiteren Leuchtmodi "programmiert" werden kann.

Gestern dann konnte ich gleich meine neue Errungenschaft einem Test unterziehen. Da bin ich nach dem Zickel-Zackel-Auftakt über Liebstadt, Bad Gottleuba und Hellendorf ins Böhmische gefahren. Nachdem vor einer reichlichen Woche wegen des diesjährigen Dauerbrenners namens Corona das Überqueren der Grenze mit PCR-Test bzw. Quarantäre aufs Neue sanktioniert wurde, gelten seit dem 1. Oktober Ausnahmeregelungen für den Kleinen Grenzverkehr. Jeder Deutsche darf sich demnach 48 Stunden in Tschechien aufhalten und jeder Tscheche 24 Stunden in Deutschland, ohne die o.g. Hürden. Das verstehe, wer will - aber ich mache das Beste draus. Ist doch schließlich sowieso alles nur Hokuspokus ...

Ein seltenes Bild: die Gierseilfähre von
Niedergrund (Dolní Žleb) in Aktion
(Aufnahmeort)
Während sich im Elbtal noch lange eine zähe Wolkenschicht hielt, fuhr ich bald im strahlenden Sonnenschein. Von oben sah das aus, wie Watte zwischen den Bergen. Als ich nach dem Mittag dann zur Elbe hinabrollte, strahlte auch dort die Sonne von einem makellos blauen Himmel. So leistete ich mir noch den häufig genutzten Umweg über Cunnersdorf. Auf dem Elberadweg macht es nämlich um diese Zeit keinen rechten Spaß - zu viele Leute sind dort unterwegs. Auch die Bundesstraße wollte ich im beginnenden Berufsverkehr nicht befahren, um mir nicht unnötig den Unmut der Autofahrer zuzuziehen.

Apropos. Vielleicht täusche ich mich, doch mein blitzendes Rücklicht scheint wirklich die Fahrzeuglenker beim Überholen vorsichtiger zu machen. Des öfteren habe ich gestern bemerkt, wie die Autofahrer hinter mir den Gegenverkehr bzw. unübersichtliche Stellen abwarteten, bevor sie mich passierten. Erstaunlich! Ich denke jedenfalls, daß es eine gute Idee war, mir ein Tagfahr-Rücklicht anzuschaffen. Vor allem, weil es außerdem ein tolles (Design-)Teil ist.

Auch wenn das seinen Preis hat ...

Track der Handbiketour vom 30.09.2020
Track der Handbiketour vom 01.10.2020