19. Oktober 2020

Fast wie ein Neustart

Wegen einer kleinen "Schönheits"-OP am Rücken mußte ich 11 Tage mit sämtlichem Sport pausieren. Erst am vergangenen Sonnabend saß ich wieder auf dem Handbike. Trotzdem hätte ich nicht gedacht, daß diese relativ kurze Zeitspanne völliger Passivität bereits ausreicht, um mich leistungsmäßig ziemlich aus dem Tritt zu bringen.

Zugegeben, das Wetter war zum Draußensein nicht unbedingt einladend. Relativ kühl, naß und stark bewölkt, die Nachwehen des ergiebigen Niederschlags an den vorangegangenen Wochenarbeitstagen. Vielleicht waren also die äußeren Bedingungen auch nicht ganz unschuldig am Leistungseinbruch. Denn eigentlich fühlte ich mich unterwegs gar nicht so schlecht. Bei den Anstiegen schaltete ich freilich gleich von Beginn an einen Gang runter, und zwar sprichwörtlich.

Einer der wenigen lichten Momente: Blick von der
Sebnitzer Straße oberhalb von Lichtenhain zum
Tafelberg Lilienstein am Horizont (Aufnahmeort)
Schon am Morgen ordentlich Berge zu fahren, war sowieso die beste Idee. Da war ich langsam genug, um vom Spritzwasser der nassen Straße verschont zu bleiben. Die geplante Auffahrt durch den Tiefen Grund nördlich von Bad Schandau konnte ich leider immer noch nicht fahren, der Abschnitt ist nun wirklich schon eine Dauerbaustelle. Es scheint im Landkreis immer mehr üblich zu werden, daß sich die Fristen der Straßensperrungen wegen Bauarbeiten ständig verlängern. Und was ist daran bestimmt schuld? Natürlich: Corona! Das ist doch mittlerweile das Totschlagargument für jedwede Beschränkung, Verzögerung, Vorschrift ....

Die stark befahrene Straße von Sebnitz in Richtung Neustadt bin ich anschließend aber ohne irgendeine Beanstandung gefahren. Als ich hier das letzte Mal unterwegs war, gab es Autofahrer, denen das partout nicht paßte. Wahrscheinlich trägt nun mein blinkendes Tagesfahrrücklicht tatsächlich zu mehr Akzeptanz bei.

Bei der abendlichen Auswertung der Tour am Computer begriff ich, warum ich an diesem Tag erheblich unter meiner Geschwindigkeitsvorgabe geblieben war. Die überdurchschnittlich vielen Anstiege hatten mich natürlich gebremst, aber daß ich offensichtlich auch auf den flacheren Streckenabschnitten mit hoher Herzfrequenz fuhr, war mir bis dahin nicht bewußt. Eine durchschnittliche Herzfrquenz von 132 bpm über 7,5 Stunden sagt jedoch alles. Der Trainingsassistent meines Fahrradnavis empfahl abends jedenfalls eine Erholungspause von 4 Tagen.

Das kam für mich aber nicht infrage, bereits am Sonntag war ich wieder auf der Piste. Diesmal sollte es aber bei weniger Höhenmetern nicht so anstrengend werden. Dafür mußte ich mich auf dem Hinweg immer stärker gegen den auflebenden Westwind stemmen, so daß ich letzten Endes nicht viel gewann. Die Rampe ab Niederwartha aus dem Elbtal hinauf nach Weistropp (s. Track vom 18.10., km 62,2 - 63,6) gab mir schließlich den Rest. Durchgängig steil und auf häßlichem, breitfugigen Granitsteinpflaster - ein Horrorszenario für jeden Rennradler. Meine Selbstmotivation reichte hier nur für kurze Sprünge.

Zwar machte ich danach wieder etwas Boden gut, auch weil nun der Wind als Störfaktor nur noch ein untergeordnete Rolle spielte. Selbst ein weiterer spontaner 100-Höhenmeter-Anstieg war noch drin. Doch auch am Sonntag konnte ich hinsichtlich Streckenlänge und Ergebnisse noch nicht an meine Touren vor der Zwangspause anknüpfen.

Während ich beim Treffen mit einer guten Freundin zum Abendessen auf Nachfrage noch großspurig verkündete, daß ich heute ebenfalls eine Runde drehen würde, sah es 8 Stunden später dann anders aus. So deutlich, wie ich immer noch die Belastung der Wochenendtouren in meinen Arme spürte, konnte ich mich nur dagegen entscheiden.

Manchmal ist weniger mehr. 

Track der Handbiketour vom 17.10.2020
Track der Handbiketour vom 18.10.2020

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