29. Oktober 2023

Kehraus

Fast die ganze Woche lang stand es auf der Kippe, ob ich noch einmal im Handbike aktiv werden könnte. Selbst für das Wochenende war Dauerregen angekündigt. Allerdings wurde es dann am Freitagnachmittag etwas besser, und auch gestern kletterte am Morgen zunächst die Sonne über die Berge.

Das war die Chance, mein selbstgewähltes Entfernungsziel von 1.000 km im Monat sowie auch die 11k-Marke für das gesamte Jahr zu erreichen. Zunächst fuhr ich das Tal der Großen Enz aufwärts, bei wenig Kraftverkehr entschied ich mich diesmal auch gleich für die Straße statt des Enztalradwegs. Der führt nämlich meist durch dichten Wald mit klatschnassem Asphalt, welcher sich wegen des Laubs, heruntergefallener Äste sowie Tannenzapfen bzw. Bucheckern derzeit ziemlich holperig fahren läßt.

"Grenzstein" des Landkreises
Freudenstadt an der Bundesstraße
B294 (Aufnahmeort)
Auch oben auf der Bundesstraße herrschte nur mäßig Verkehr, so daß ich zunächst zum Kilometersammeln weiter südwärts fuhr. Die Idee, hinter Besenfeld auf anderer Strecke zurückzukehren, mußte ich jedoch verwerfen, weil der dafür vorgesehene Waldweg inakzeptabel steil und grobschotterig war. Von solchen Experimenten hatte ich aber genug, zumal nach wie vor Schlechtwetter mit Regen drohte.

Die Bundesstraße immer leicht bergab durch das Tal der Kleinen Enz wurde dafür eine schöne Rennstrecke, wo ich viel Zeit gutmachte. Die Autos störten mich hier überhaupt nicht, weil ich ja selbst teilweise in derem Tempo abwärts rollte. Im übrigen möchte ich an dieser Stelle die hiesigen Autofahrer ausdrücklich loben. Sie begegneten mir fast durchweg extrem rücksichtsvoll - ganz ohne Schimpfen - und überholten bei Gegenverkehr noch nicht einmal an Stellen, wo es meiner Meinung nach ganz ohne Gefährdung möglich gewesen wäre. Vielleicht gab es ja auch einen Bonus für mich in meinem ungewöhnlichen Gefährt, den die Leute gern mal ein paar Momente in Aktion sehen wollten.

Als ich bereits kurz nach dem Mittag wieder in Calmbach und der Regen immer noch weit weg war, dehnte ich dann meine ursprünglich nur als Kurzstrecke geplante Tour Stück für Stück aus. Insgesamt kamen dabei noch einmal ähnlich viele Höhenmeter und Kilometer zusammen wie beim ersten Teil meiner Fahrt, doch konnte ich mein Wunschtempo halten. Leider gingen nach dem ersten 200-Hm-Anstieg bei Neuenbürg nun auch ein paar  Regenschauer nieder, die mir zwar nicht sonderlich zusetzten, jedoch die Straße so einnäßten, daß ich mich auf den letzten langen Abfahrten mit nahezu optimalen Gefälle schließlich herunterbremsen mußte, um halbweg vom Spritzwasser verschont zu bleiben. Sonst hätte ich bestimmt noch ein paar Zehntel zugunsten der Durchschnittsgeschwindigkeit herausholen können.

Es war trotzdem ein versöhnlicher Abschluß meines Tourenmonats während der Reha im Schwarzwald, bei dem ich oftmals leistungsmäßig (d.h. hinsichtlich des Tempos) nicht unbedingt geglänzt hatte. Immerhin kamen auf 9 Touren 824,5 km mit 10.074 Hm zusammen, wenn auch nur mit einer Gesamtdurchschnittsgeschwindigkeit von 14,0 km/h.

Nun bin ich gespannt, wie es nach meiner Rückkehr zuhause im Handbike rollt ...

23. Oktober 2023

Durchhalten!

Das dritte Tourenwochenende im Schwarzwald liegt hinter mir, und langsam geht es an die Substanz. Denn die Größenordnungen sind hier doch etwas anders als bei mir zuhause. Auf der Fahrt ins Osterzgebirge von Pirna zum Kahleberg wird zwar beispielsweise eine Höhendifferenz von ca. 750 m am Stück überwunden, doch verteilen sich diese auf mehr als 40 km Straße. Im Schwarzwald mußte ich hingegen bisher regelmäßig 300 bis 400 Hm innerhalb von 10 km Strecke klettern. Das ist ein ganz anderes Kaliber. Außerdem sind ab Bad Wildbad eigentlich keine wirklich flachen Touren möglich, sofern man nicht das Enztal stupide hin und zurück fährt. Inzwischen bewege ich mich - insgesamt gesehen - konditionell ziemlich am Limit, was sich unmittelbar auf das Tempo auswirkt.

Darüber hinaus beunruhigt mich der Zustand meines Handbikes, weil irgendetwas am Antrieb nicht richtig rund läuft. Ist es die vielleicht bereits überdehnte Kette, sind es verschlissene Kugellager in den Kurbelgriffen oder gar im Tretlager? Letzteres wäre natürlich der größtmöglich anzunehmende Ernstfall und eben nicht mal einfach so zu beheben. Ob mein Mechaniker bei Bike24 die Lager tauschen könnte oder ob ich direkt bei Schmicking vorstellig werden müßte, kann ich nämlich überhaupt nicht beurteilen. Doch von der Laufleistung meines Handbikes her wäre ein solches Szenario absolut denkbar.

Jedenfalls vermute ich, daß eben diese Probleme auch unmittelbar Einfluß darauf haben, wie schnell ich mit dem Rad unterwegs bin. Am Sonnabend gab es aber zunächst einmal einen kleinen Lichtblick. Ich hatte mir eine für hiesige Verhältnisse überdurchschnittlich flache Tour nach Karlsruhe zusammengestellt, allerdings mit einem dicken Ende in Form eines 450 Hm-Anstiegs auf 10 km. Bis 23 km vor dem Ziel rollte es also ziemlich flott, doch danach ließ ich erwartungsgemäß am Berg viele Federn. Trotzdem schaffte ich es, mein angepeiltes Geschwindigkeitssoll zu halten, sodaß ich abends mit mir vollauf zufrieden war.

Die Durchquerung der badischen Residenzstadt gestaltete sich übrigens ziemlich entspannt, mir gefiel dabei besonders das viele Grün und die bemerkenswerte Fahrradfeundlichkeit hinsichtlich der Verkehrsplanung. Insgesamt hatte ich in Karlsruhe nie den Eindruck, durch eine 300.000-Einwohner-Stadt zu fahren.

Abends signalisierte mir mein Fahrradcomputer dennoch Überbelastung und empfahl mir vier Tage Trainingspause. Das konnte und wollte ich mir jedoch nicht leisten, schließlich sind meine Tage in Bad Wildbad inzwischen gezählt. Zuhause hätte ich mir nun eine flache Strecke nach Norden zusammengestellt, aber das gibt es hier eben nicht. Deshalb war mir bereits zu diesem Zeitpunkt klar, daß meine Sonntagstour leistungsmäßig unter meinen Erwartungen bleiben würde.

Panorama unterhalb des Hohlohs (Aufnahmeort)
Ich fuhr trotzdem los. Nach kurzem Einrollen forderte mich gleich der Anstieg zur Grünhütte, von welcher ich dann über das Wildseemoor und Kaltenbronn den Paß "Schwarzmiss" anpeilte. Ab dort war es nicht mehr weit bis zum Hohloh, der mit 984 m NHN (am Aussichtsturm) höchsten Erhebung der Region.

Ein großes Stück der Straße hinunter nach Reichental ist derzeit aber gesperrt (offensichtlich ebenso eine Jahrhundertbaustelle ...), trotzdem ließ ich mich davon nicht abhalten. Auf der Karte hatte ich nämlich eine Umfahrung über einen Schotterweg entdeckt, den ich nun ausprobierte. Wie sich herausstellte, konnte ich mich tatsächlich dort langsam hinuntertasten, doch will ich mir lieber nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn ich hätte umkehren müssen. Er war nämlich bei größtenteils schlechtem Untergrund abartig steil (12 - 14%) und gehörte vermutlich daher zur Kategorie "Falltürwege" (nur in eine Richtung befahrbar).

Durch das anschließende Murgtal kam ich gut voran, wenn auch aufgrund des Gegenwindes nicht so schnell, wie gewünscht. Dagegen nervte mich die Kurverei zur Umfahrung einer Baustelle in Rastatt, meinem westlichen Umkehrpunkt. So blieb auch keine Zeit, auf dem Rückweg spontan meinem Sportfreund Dominik in Muggensturm einen Besuch abzustatten.

Für die letzten Kilometer der Rückfahrt - auf denen ich noch einmal über den Höhenrücken zwischen Alb und Enz mußte -  hatte ich mir das anstiegstechnisch dünnste Brett ausgesucht. Trotzdem summierten sich dabei ab Ettlingen noch einmal mehr als 300 Hm in mehreren Aufschwüngen. Das verriß endgültig die Statistik, doch gefiel es mir auf der Hochfläche rund um Langenalb und Conweiler ausnehmend gut. Hatte ich kurz unterhalb des Hohlos bei klarer Sicht über die Ausläufer des Schwarzwalds bis ins Rheintal und nach Frankreich sehen können (s. Bild), so erstreckte sich nun das herrliches Panorama in nördliche Richtung. Im weichen Licht der Nachmittagssonne kam sogar etwas Romantik auf.

Nach dem letzten Anstieg hinter Conweiler, den ich zuvor mental gar nicht mehr auf dem Schirm hatte, mußte ich mich dann ziemlich sputen, um es bis zum Abendessen in die Klinik zu schaffen.

Erholung tut not.

15. Oktober 2023

Wetterumschwung

Die warmen Tage sind vorbei!

Noch zu meiner Nachmittagsrunde am Freitag strahlte die Sonne bei 25°C vom Himmel, sodaß mir beim Anstieg aus dem Tal der Großen Enz ab Enzklösterle noch einmal gehörig heiß wurde. Der Enztalradweg bis dahin war übrigens sehr schön zu fahren, nur das letzte (nicht ausgeschilderte) Zackel hätte ich mir prinzipiell sparen können. Allerdings wußte ich nicht, ob die ursprünglich dafür vorgesehene Fußgängerbrücke über die Enz barrierefrei mit meinem Handbike zu befahren ist.

Einmal auf der Hochfläche, dehnte ich später meine Tour noch bis Langenbrand aus, wobei erstaunlicherweise noch etliche Höhenmeter zusammenkamen. Aber sonst rollte es gut. Passend zum Freitag, den 13. durchquerte ich außerdem den Ort "Siehdichfür" - und zwar ungeplant. Wenn das kein Zeichen war ...

Für Sonnabend wurde schlechtes Wetter angekündigt, doch danach sah es am Morgen gar nicht aus. Einige Regenschauer hatte es bereits in der Nacht gegeben, und in der Wetteranimation zogen nur ein paar schmale Niederschlagsgebiete in meine Richtung. Noch einmal startete ich bei 15°C nur im Kurzarmtrikot, nahm mir jedoch auch eine Jacke mit. Bis zwei Kilometer vor dem Infozentrum Kaltenbronn schaffte ich es, dann begann es zu regnen. Bereits ziemlich durchnäßt, gewährte mir dort zum Glück eine Mitarbeiterin Unterschlupf im barrierefrei zugänglichen Haus, nachdem ich mich bemerkbar gemacht hatte. Im Warmen und Trockenen ließ sich relativ komfortabel überstehen, was sich vor den Türen abspielte. 

3,5 Stunden bis 14.00 Uhr mußte ich dort ausharren, bevor der Regen abzog, doch selbst danach blieb der Nebel und teils feiner Nieselregen. So hatte ich das wirklich nicht erwartet! Trotzdem hielt ich mich erstmal an den Plan, der nun rund 7 km Offroadfahrt in den Höhenlagen des Nordschwarzwalds vorsah. Den Teil bis zur Kreuzlehütte kannte ich ja bereits. Kurz danach traf ich eine Gruppe von Wanderern - es blieb die einzige Begegnung bis zur Teufelsmühle. Dabei wurde das Terrain immer ungemütlicher, denn ich hatte unbeabsichtigt eine Mountainbikestrecke in meine Tour eingebunden. Es war jedoch die einzige Möglichkeit, zum Höhengasthaus Teufelsmühle zu gelangen und damit wieder auf Asphalt zu stoßen.

Die Kreuzlehütte bei Nebel und Nieselregen
(Aufnahmeort)
Als sich einen Kilometer davor der Schotterweg nach einem scharfen Rechtsknick aufsteilte, wurde es kritisch. Ohne Funknetz mutterseelenallein bei schlechtem Wetter im unbekannten Gelände - das sah nicht gut aus! Hier ging es nur noch um's Durchkommen! Ich schaffte es, und als ich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder einen Menschen traf, atmete ich erleichtert auf. Bis zum Gasthaus waren es nun keine 100 m mehr.

Auf der anschließenden Abfahrt konnte ich mich leider nicht entspannen, zu steil ging es bei nicht immer guter Asphaltdecke nach unten. Den kleinen Gegenanstieg vor der endgültigen Abfahrt nach Bad Herrenalb hätte ich mir mit einer anderen Streckenvariante wahrscheinlich erspart, doch diese war mir bei der Planung entgangen. Kurz vor 16.00 Uhr kam ich im Kurort an, und spätestens jetzt war klar, daß ich meinen eigentlichen Plan aus Zeitgründen über den Haufen werfen mußte. Das bedeutete jedoch auch keine Erholung auf langer Abfahrt bzw. ebenen Abschnitten, sondern eine 300-Hm-Kletterei hinauf nach Dobel. Dieser Berg nahm einfach kein Ende ... 

Danach folgten zwar nur noch ein paar wenige Höhenmeter im Enztal, aber es gab sowieso nichts mehr herauszuholen. schon lange war ich nicht mehr so erledigt, wie am Ende jenes Ausfluges. Über die Anzeige des Gesamtanstieges auf meinem Garmin Edge 1030 plus konnte ich hingegen nur sarkastisch lächeln. Wahrscheinlich hatte die Nässe den barometrischen Sensor meines Fahrradcomputers lahmgelegt, jedenfalls blieben die Werte über eine relative große Höhendifferenz unverändert. Die Höhenkorrektur auf Strava ermittelte schlußendlich über 300 Hm mehr! Ein schwacher Trost für dieses Debakel ...

Normalerweise hätte ich meinem Körper Ruhe gönnen müssen, aber wer weiß, wie lange das Wetter noch einigermaßen halten wird. Denn abgesehen davon, daß die Temperaturen heute sehr lange im einstelligen Bereich blieben, sah es gar nicht so schlecht aus. Und wenn die Sonne schien, wärmte sie auch.

Erst schaute ich mir Bad Wildbad - u.a. auch mein Appartement in der Heinrich-Sommer-Klinik - von der anderen Hangseite an, dann ging es von Calmberg hinauf nach Schömberg. Dieser ganz gleichmäßige und völlig kraftverkehrsfreie Anstieg lag mir sehr, sodaß ich hoffte, wieder gut im Rennen zu sein. Das relativierte sich aber bald, denn leider konnte ich mich wegen der nassen Straßen bergab nur durch vieles Bremsen einigermaßen trocken halten. So wurde es eben nichts mit einer effektiven Aufholjagd.

Als schöner Abschnitt erwies sich die Fahrt ab Calw durch das untere Nagoldtal bis Pforzheim, wofür ich erneut den getrennt von der Hauptstraße verlaufenden Radweg nutzte. Im oberen Teil war ich ich ja bereits am Sonnabend der Vorwoche bis zur Talsperre gefahren. Dagegen riß mich das nördliche Umland von Pforzheim nicht gerade vom Hocker, auch weil ich dort teilweise auf einer stark befahrenen und offensichtlich neu ausgebauten Ortsumgehungsstraße unterwegs war, die nur zum Teil über einen begleitenden Radweg verfügte.

Den letzten großen Anstieg meiner geplanten Tour kürzte ich schließlich ein, indem ich direkt auf Neuenbürg zuhielt. Ab dort brauchte ich nur noch dem Enztalradweg zu folgen, um wieder mein Basislager zu erreichen. Im Gegensatz zum Vortag kam ich dort gerade noch rechtzeitig zum Abendbrot an.

Wenigstens hatte ich ausreichend Kalorien verbrannt.

10. Oktober 2023

Nach dem Mittag

Am Dienstag blieb ab dem Mittag bis zur nächsten Rehamaßnahme ausreichend Zeit, um dem Baumwipfelpfad auf dem Sommerberg oberhalb von Bad Wildbad einen Besuch abzustatten.

Das war vor allem deshalb eine Empfehlung, weil ich trotz der Kürze der Zeit für diese Tour weder Handbike noch Auto benötigte. Denn die etwa 300 Hm über der Stadt gelegene Attraktion erreicht man nämlich mühelos auch mittels einer Standseilbahn, von deren Bergstation es dann noch 300 m bis zum Beginn des Holzsteges zwischen den Bäumen sind. Für Rollifahrer (im Besitz einer gültigen Wertmarke) ist die Hin- und Rückfahrt sogar kostenlos, und dabei ist der Zugang nahezu vorbildlich barrierefrei ganz ohne weitere Hilfe im Rollstuhl möglich.

Blick in das Innere des Aussichtsturms
inkl. der großen Rutsche (Aufnahmeort)
Der rund 600 m lange Baumwipfelpfad steigt danach aber ebenso wie der Hinweg kontinuierlich an, es mögen etwa 5% sein. Ähnlich ist auch die Steigung des spiralförmig in fast 8 Runden (das sind etwas weniger als 700 m) aufwärts führenden breiten Holzstegs zum obersten Ring des Aussichtsturms (der dann ungefähr 100 m lang ist). Diese Konstruktion ist der sprichwörtliche Höhepunkt des Baumwipfelpfades und den gezahlten Eintritt gewiß wert. Schließlich wird die Instandhaltung der großteils hölzernen Anlage eine ganze Stange Geld kosten.

Interessant war für mich, daß nicht nur einige Aussichtsplattformen des Pfades schwankten, sondern daß auch auf dem obersten Ring des Turmes deutlich zu spüren war, wie sich dieser leicht bewegte - und das ganz ohne Windeinwirkung. Für manche mag das ziemlich gewöhnungsbedürftig sein, ich war davon jedenfalls ebenso überrascht. Vielleicht ist mir das aber nur im Rollstuhl etwas deutlicher bewußt geworden, als den Fußgängern.

Obwohl sich in der Nähe noch die WildLine - eine lange Hängebrücke - befindet, rollte ich anschließend sofort wieder zurück zur Sommerbergbahn und schließlich zur Klinik, damit ich die Pflichtveranstaltung am Nachmittag nicht verpaßte.

Das immer noch spätsommerliche Wetter hatte ich an diesem Tag bestmöglich genutzt.

8. Oktober 2023

Geschafft ... 🤪

Seit dem 04.10. bin ich also in der Heinrich-Sommer-Klinik Bad Wildbad zur Reha, auch um ein paar "normale" Verschleißerscheinungen nach über 24 Jahren Leben als Rollifahrer untersuchen und behandeln zu lassen. Gleich am Donnerstag unternahm ich dabei einen Spaziergang ins Stadtzentrum, mein erster Eindruck war dabei durchaus positiv. In der Zeit nach meinem ersten Aufenthalt im Jahr 2003 scheint sich einiges getan zu haben, jedenfalls herrschte einiges Leben im Ort.

Neben dem Reha-Wochenprogramm möchte ich allerdings auch die Zeit für ein "Herbst-Trainingslager" im Handbike nutzen. Dafür steht mir hauptsächlich das Wochenende zur Verfügung, wobei ich versuche, mir auch den Freitagnachmittag für kleinere Touren freizuhalten.

Der Wildsee im Herzen des Moores (Aufnahmeort)
Am ersten Freitag klappte das auch. An diesem Tag bin ich auf eine Empfehlung hin durch das Eyachtal hinauf zum Wildseemoor bei Kaltenbronn gefahren. Die Auffahrt war sehr schön und ziemlich einsam - noch mehr Natur geht wirklich fast nicht mehr. Leider führte der obere Teil der Strecke auf einer Schotterpiste, welche mich ziemlich ausbremste, weil ich keine Panne riskieren wollte. An diesem abgeschiedenen Ort gab es nämlich auch kein Funknetz. Höhepunkt des Tages wurde die Fahrt duch das Wildseemoor auf einem Bohlenweg. Hier begegneten mir auch Wanderer und Zweiradfahrer, letztere beinahe ausschließlich auf Mofas. Wer hier im Gebirge unterwegs sein will, braucht eben als Radsportler ein bißchen mehr Kraft und Ausdauer, als die meisten Bequemtouristen besitzen.

Gestern bin ich dann zu einer ersten längeren Tour aufgebrochen. Das konnte ich leider erst gegen 9.00 Uhr nach dem Frühstück - und wenn ich abends noch etwas essen möchte, muß ich vor 17.45 Uhr zurück sein. Deshalb bewegte ich mich auf dieser Tour hauptsächlich durch Täler, da sich hierbei Anstiege und Abfahrten gleichmäßig auf eine längeren Abschnitt verteilen. Das Nagoldtal entsprach genau meinen Vorstellungen. Als schöne Ouvertüre erwies sich auch die morgendliche Fahrt durch das Würzbachtal, in welchem ich mutterseelenallein rund 200 Hm gewann.

Auf der Fahrt entlang der Nagold von Calw bis zur Talsperre bei Erzgrube kam ich gut voran, der bis Nagold von der Hauptstraße getrennt verlaufenden Radweg gefiel mir gut. Doch auch das folgende Teilstück entlang der stark befahrenen Landstraße fand ich nicht so schlimm bzw. nervtötend, wie angekündigt. Hier gab es nämlich immer einen straßenbegleitenden Radweg. In Altensteig kletterte ich auf Empfehlung die 70 zusätzlichen Höhenmeter hinauf zum Schloß, einem schönen mittelalterlichen Sandstein- und Fachwerkbau.

Erst nach reichlich 90 km erreichte ich schließlich den mit 830 m NHN höchsten Punkt meiner Sonnabendtour. Da war es 16.25 Uhr. Zum Schluß rollte es allerdings nur noch bergab, sodaß ich diese 23 km tatsächlich noch rechtzeitig bis zur Abendbrotzeit schaffte.

Für meine dritte Tour wollte ich noch etwas weiter östlich, nämlich bis ins Würmtal, in welchem Weil der Stadt liegt. Das Streckenprofil kündigte für das erste Drittel der Strecke reichlich Anstiege an, danach sollte es mehr talabwärts als bergauf gehen. War ich bisher der Meinung, daß im Schwarzwald zwar lange, dafür jedoch nicht so steile Auffahrten die Regel sind, so wurde ich heute gleich dreimal nachdrücklich daran erinnert, daß dies nicht stimmt.

Zunächst wärmte mich aber gleich nach Bad Wildbad eine lange Auffahrt mit insgesamt rund 400 Hm ordentlich auf, sodaß ich nun für den Rest des Tages keine lange Radjacke mehr brauchte. So häufig bin ich an einem 8. Oktober auch noch nicht nur im Kurzarmtrikot gefahren ... Aus dem Tal der Kleinen Enz folgte der erste 1,5 km lange 13%er, dessen Steilheit aber durch die nächste Auffahrt aus dem Nagoldtal noch in den Schatten gestellt wurde (s. Track vom 8.10., km 34,9 - 35,8). Angesichts der Rampe, die wie eine Wand vor mir stand, versuchte ich erst gar nicht, die Auffahrt in einem Stück zu bewältigen. Für diese 900 m brauchte ich schließlich (inkl. aller Verschnaufpausen) fast eine halbe Stunde. Angefressen, wie ich war, fiel mir danach selbst der wesentlich entspanntere Anstieg aus Stammheim heraus schwer genug, und jeder kurze Aufschwinger auf dem Weg zum Würmtal forderte mich erneut.

Auf der schnellen Fahrt durch das Würmtal schöpfte ich jedoch wieder neue Energie. Die Straße war zwar durch den Kraftverkehr stark frequentiert, machte aber vor allem auf den letzten 20 Kilometern bis Pforzheim echt Laune. Daß ich mit dieser Meinung nicht allein stand, deutete sich schon allein durch die Anzahl der Radsportler an, die mir begegneten oder mich überholten. Hier konnte ich den ganzen verlorenen Boden wieder gutmachen.

Auf meiner Rückfahrt durch das Enztal nach Bad Wildbad entschied ich mich außerdem spontan für die Auffahrt zum Schloß Neuenbürg hoch über der Enz. Dieses Sträßchen war nicht mehr so steil , wie der 18%-Kracher in Richtung Stammheim, aber kräftemäßig angeschlagen, mußte ich mich auch hier hochruhen. Wie sich oben herausstellte, stand dabei leider der Aufwand zum Nutzen in keinem angemessenen Verhältnis - nicht ein einziges schönes Bildmotiv belohnte mich für diese Schinderei.

So schleppte ich mich dann am Ende die restliche Strecke bis nach Bad Wildbad und war froh als es endlich vorbei war. Aber so viel Handbikesportler (also ohne Unterstützung durch einen E-Motor) gibt es wohl nicht, die an drei aufeinanderfolgenden Tagen insgesamt 279 km mit 3080 Hm fahren.

Das durch die Physiotherapeutin für mich täglich angesetzte Krafttraining (MMT) bräuchte ich jedenfalls nicht.

3. Oktober 2023

Selten schön

Der Oktober begann so schön, wie sich der September verabschiedet hatte. Außer in den ersten Morgenstunden reichten mir Kurzarmtrikot und dünne Sporthosen völlig aus. Ein solches Wetter mußte ich natürlich nutzen, obwohl auch noch andere Dinge der Erledigung harren.

Nur sieben Stunden nach der Rückkehr vom Klassentreffen saß ich am Sonntag bereits wieder auf dem Handbike. Bevor ich ab morgen für den restlichen Oktober fern der Heimat bin, wollte ich noch einmal einige meiner Lieblingsstrecken im böhmischen Elbsandsteingebirge fahren. Nicht nur die Landschaft gefällt mir dort, sondern es sind auch die kleinen, kurvenreichen Straßen im Auf und Ab durch Täler und über Höhenzüge im Grenzbereich zum Lausitzer Gebirge. In der Hochsaison herrscht hier mittlerweile oft ziemlich viel Verkehr, weil sich deren Reiz vor allem auch unter Motorradfahren herumgesprochen hat. Doch vorgestern war das anders.

Nostalgie in Langengrund (Dlouhý Důl, Aufnahmeort)
Nachdem vor nicht allzu langer Zeit die Straße von Hohenleipa (Vysoká Lípa) nach Dittersbach (Jetřichovice) erneuert wurde, ist nun u.a. auch der nächste Abschnitt bis ins Tal der Kreibitzer Kamnitz (Chřibská Kamenice) hinter Rennersdorf (Rynartice) ganz frisch asphaltiert. Die sonst brutale Steilrampe hinauf ins Dorf (s. Track vom 01.10., km 47,5 - 48,8) wurde dadurch erheblich entschärft, weil es jetzt besser rollt. Damit gibt es auf der gesamten Rundstrecke zwischen Herrnskretschen (Hřensko) und Lobendau (Lobendava, s. Track vom 01.10., km 32,0 - 80,6) nur noch zwei etwas schlechtere Passagen, nämlich den ersten Teil der Abfahrt in Richtung Dittersbach (s. Track vom 01.10., km 39,8 - 40,8) sowie vor dem Abzweig zu den Balzhütten (s. Track vom 01.10., 53,6 - 54,1). Trotz der erheblichen konditionellen Anforderungen wegen des Streckenprofils ist diese Runde unbedingt empfehlenswert!

Kurz nach dem Mittag hatte ich einen kleinen Hänger, doch bis dahin war ich wirklich flott vorangekommen. So konnte ich dann auch die Schotterpiste zum Touristengrenzübergang zwischen Lobendau und Langburkersdorf ganz behutsam, sprich: gemächlich, unter die Räder nehmen, ohne zuviel Zeit einzubüßen. Die sich daran anschließende Standardstrecke nachhause war dann 17.30 Uhr abgehakt, trotz des für mich relativ späten Starts. Eine schöne "Abschieds"tour!

Den arbeitsfreien Montag nutzte ich ebenfalls für eine Ausfahrt. Allerdings hielt ich diesmal den Ball wesentlich flacher, vermied also lange Kletterpartien und viele Höhenmeter. Meißen hatte ich in der aktuellen Saison bereits mehrmals angepeilt, jedoch nie erreicht, weil ich mich auf der Anfahrt durch selbstgewählte Extrazacken bisher immer verzettelte. Gestern blieb ich aber bis Dresden zunächst konsequent im Elbtal, um danach nur ein kurzes Stück weiter nördlich durch die Dörfer des Hinterlands zu fahren. Zehn Kilometer vor und nach Meißen nutzte ich sogar den Elberadweg, wo sich um diese Zeit schon wieder reichlich Radfahrer aller Couleur tummelten.

Sobald ich den Fluß jedoch bei Constappel verließ, war ich wieder weitestgehend allein auf der Piste. Während der garstigen Auffahrt hinauf nach Weistropp (s. Track vom 02.10., km 63,0 - 63,5) mußte ich hingegen viermal eine kurze Verschnaufpause einlegen, doch blieb das der einzige Moment des Wochenendes, an dem ich etwas schwächelte.

Über Freital und Possendorf rollte ich zurück gen Heimat. Am Ende des letzten Anstiegs bog ich dabei zum Aussichtspunkt an der Babisnauer Pappel (s. Track vom 02.10., km 91,2) ab, um mir wenigstens noch die 800 Hm für die Tourenbilanz zu sichern. Auch wenn man bereits von der Straße einen schönen Blick über das Elbtal mit Dresden hat, ist von dort oben doch sogar im Osten das Elbsandsteingebirge und im Süden das Osterzgebirge zu sehen. Kein Wunder, daß sich einst auch Napoleon diese markante Örtlichkeit als Beobachtungspunkt für die Kämpfe um und bei Dresden auserkor.

Am Abend verlud ich dann gleich nach der Tour mein Handbike ins Auto, denn natürlich wird es mich in den Schwarzwald begleiten. - Auf das Wiedersehen nach 20 Jahren.