8. Oktober 2023

Geschafft ... đŸ€Ș

Seit dem 04.10. bin ich also in der Heinrich-Sommer-Klinik Bad Wildbad zur Reha, auch um ein paar "normale" Verschleißerscheinungen nach ĂŒber 24 Jahren Leben als Rollifahrer untersuchen und behandeln zu lassen. Gleich am Donnerstag unternahm ich dabei einen Spaziergang ins Stadtzentrum, mein erster Eindruck war dabei durchaus positiv. In der Zeit nach meinem ersten Aufenthalt im Jahr 2003 scheint sich einiges getan zu haben, jedenfalls herrschte einiges Leben im Ort.

Neben dem Reha-Wochenprogramm möchte ich allerdings auch die Zeit fĂŒr ein "Herbst-Trainingslager" im Handbike nutzen. DafĂŒr steht mir hauptsĂ€chlich das Wochenende zur VerfĂŒgung, wobei ich versuche, mir auch den Freitagnachmittag fĂŒr kleinere Touren freizuhalten.

Der Wildsee im Herzen des Moores (Aufnahmeort)
Am ersten Freitag klappte das auch. An diesem Tag bin ich auf eine Empfehlung hin durch das Eyachtal hinauf zum Wildseemoor bei Kaltenbronn gefahren. Die Auffahrt war sehr schön und ziemlich einsam - noch mehr Natur geht wirklich fast nicht mehr. Leider fĂŒhrte der obere Teil der Strecke auf einer Schotterpiste, welche mich ziemlich ausbremste, weil ich keine Panne riskieren wollte. An diesem abgeschiedenen Ort gab es nĂ€mlich auch kein Funknetz. Höhepunkt des Tages wurde die Fahrt duch das Wildseemoor auf einem Bohlenweg. Hier begegneten mir auch Wanderer und Zweiradfahrer, letztere beinahe ausschließlich auf Mofas. Wer hier im Gebirge unterwegs sein will, braucht eben als Radsportler ein bißchen mehr Kraft und Ausdauer, als die meisten Bequemtouristen besitzen.

Gestern bin ich dann zu einer ersten lĂ€ngeren Tour aufgebrochen. Das konnte ich leider erst gegen 9.00 Uhr nach dem FrĂŒhstĂŒck - und wenn ich abends noch etwas essen möchte, muß ich vor 17.45 Uhr zurĂŒck sein. Deshalb bewegte ich mich auf dieser Tour hauptsĂ€chlich durch TĂ€ler, da sich hierbei Anstiege und Abfahrten gleichmĂ€ĂŸig auf eine lĂ€ngeren Abschnitt verteilen. Das Nagoldtal entsprach genau meinen Vorstellungen. Als schöne OuvertĂŒre erwies sich auch die morgendliche Fahrt durch das WĂŒrzbachtal, in welchem ich mutterseelenallein rund 200 Hm gewann.

Auf der Fahrt entlang der Nagold von Calw bis zur Talsperre bei Erzgrube kam ich gut voran, der bis Nagold von der Hauptstraße getrennt verlaufenden Radweg gefiel mir gut. Doch auch das folgende TeilstĂŒck entlang der stark befahrenen Landstraße fand ich nicht so schlimm bzw. nervtötend, wie angekĂŒndigt. Hier gab es nĂ€mlich immer einen straßenbegleitenden Radweg. In Altensteig kletterte ich auf Empfehlung die 70 zusĂ€tzlichen Höhenmeter hinauf zum Schloß, einem schönen mittelalterlichen Sandstein- und Fachwerkbau.

Erst nach reichlich 90 km erreichte ich schließlich den mit 830 m NHN höchsten Punkt meiner Sonnabendtour. Da war es 16.25 Uhr. Zum Schluß rollte es allerdings nur noch bergab, sodaß ich diese 23 km tatsĂ€chlich noch rechtzeitig bis zur Abendbrotzeit schaffte.

FĂŒr meine dritte Tour wollte ich noch etwas weiter östlich, nĂ€mlich bis ins WĂŒrmtal, in welchem Weil der Stadt liegt. Das Streckenprofil kĂŒndigte fĂŒr das erste Drittel der Strecke reichlich Anstiege an, danach sollte es mehr talabwĂ€rts als bergauf gehen. War ich bisher der Meinung, daß im Schwarzwald zwar lange, dafĂŒr jedoch nicht so steile Auffahrten die Regel sind, so wurde ich heute gleich dreimal nachdrĂŒcklich daran erinnert, daß dies nicht stimmt.

ZunĂ€chst wĂ€rmte mich aber gleich nach Bad Wildbad eine lange Auffahrt mit insgesamt rund 400 Hm ordentlich auf, sodaß ich nun fĂŒr den Rest des Tages keine lange Radjacke mehr brauchte. So hĂ€ufig bin ich an einem 8. Oktober auch noch nicht nur im Kurzarmtrikot gefahren ... Aus dem Tal der Kleinen Enz folgte der erste 1,5 km lange 13%er, dessen Steilheit aber durch die nĂ€chste Auffahrt aus dem Nagoldtal noch in den Schatten gestellt wurde (s. Track vom 8.10., km 34,9 - 35,8). Angesichts der Rampe, die wie eine Wand vor mir stand, versuchte ich erst gar nicht, die Auffahrt in einem StĂŒck zu bewĂ€ltigen. FĂŒr diese 900 m brauchte ich schließlich (inkl. aller Verschnaufpausen) fast eine halbe Stunde. Angefressen, wie ich war, fiel mir danach selbst der wesentlich entspanntere Anstieg aus Stammheim heraus schwer genug, und jeder kurze Aufschwinger auf dem Weg zum WĂŒrmtal forderte mich erneut.

Auf der schnellen Fahrt durch das WĂŒrmtal schöpfte ich jedoch wieder neue Energie. Die Straße war zwar durch den Kraftverkehr stark frequentiert, machte aber vor allem auf den letzten 20 Kilometern bis Pforzheim echt Laune. Daß ich mit dieser Meinung nicht allein stand, deutete sich schon allein durch die Anzahl der Radsportler an, die mir begegneten oder mich ĂŒberholten. Hier konnte ich den ganzen verlorenen Boden wieder gutmachen.

Auf meiner RĂŒckfahrt durch das Enztal nach Bad Wildbad entschied ich mich außerdem spontan fĂŒr die Auffahrt zum Schloß NeuenbĂŒrg hoch ĂŒber der Enz. Dieses StrĂ€ĂŸchen war nicht mehr so steil , wie der 18%-Kracher in Richtung Stammheim, aber krĂ€ftemĂ€ĂŸig angeschlagen, mußte ich mich auch hier hochruhen. Wie sich oben herausstellte, stand dabei leider der Aufwand zum Nutzen in keinem angemessenen VerhĂ€ltnis - nicht ein einziges schönes Bildmotiv belohnte mich fĂŒr diese Schinderei.

So schleppte ich mich dann am Ende die restliche Strecke bis nach Bad Wildbad und war froh als es endlich vorbei war. Aber so viel Handbikesportler (also ohne UnterstĂŒtzung durch einen E-Motor) gibt es wohl nicht, die an drei aufeinanderfolgenden Tagen insgesamt 279 km mit 3080 Hm fahren.

Das durch die Physiotherapeutin fĂŒr mich tĂ€glich angesetzte Krafttraining (MMT) brĂ€uchte ich jedenfalls nicht.