30. Mai 2022

Schwein sein ist schön ...

Vor allem dann, wenn man es kann.

Zu meiner ersten Wochenendtour fuhr ich am Sonnabend wieder mal sehr zeitig los. Ich konnte einfach nicht mehr schlafen, und der zeitige Sonnenaufgang tat das Übrige. Geplant hatte ich die Strecke vorerst nur bis Constappel im Elbtal, diese dabei allerdings mit reichlich Anstiegen garniert. In dieser Hinsicht kam mir der kühle Morgen sehr entgegen, denn trotz leichter Jacke blieb ich beim Bergauffahren von Schweißausbrüchen verschont. Nach den ersten 60 km westwärts hatte ich bereits rund 850 Hm gesammelt.

Morgendlicher Blick von Gut Gamig nach Nordosten über die Elbtalweitung mit Dohna (Aufnahmeort)

Nun begann der angenehmere Teil der Ausfahrt, denn ab dem Umkehrpunkt blies mir der mehr und mehr auffrischende Wind in den Rücken. Insofern war es nicht verwunderlich, daß ich wieder Kilometer um Kilometer anhängte, bis ich schließlich über den Tiefen Grund nach Bad Schandau hinabrollte. 

Wenn ich nun direkt auf dem Elberadweg nachhause gefahren wäre, hätte ich die magische 100-Meilen-Marke verpaßt. Da es jedoch angesichts der Streckenlänge noch sehr zeitig war und ich über genügend Reserven verfügte, baute ich zusätzlich mein Lieblingszackel über Cunnersdorf mit ein. Diesmal hatte man an der Baustelle im Krippengrund eine Brücke abgerissen, nur mittels einer Schotterpiste für die Baufahrzeuge kam ich trotzdem durch (s. Track vom 28.05., km 139,2). Prinzipiell ist die Straße nämlich auch für Fußgänger und Radfahrer per Hinweisschild gesperrt, weswegen man diese bisher nur am Wochenende befahren konnte. Mal sehen, wie lange noch.

Bis Pirna erreichte ich nicht nur locker mein Kilometer-Wunschziel, sondern trotz der reichlich 1900 Hm sogar fast mein Geschwindigkeitssoll. Das hatte ich mir für diesen Tag so gar nicht vorgenommen. Umso zufriedener kroch ich abends ins Bett.

Die wöchentliche Bestenliste der Gruppe "Handbikers" auf Strava im Blick, raffte ich mich auch am Sonntag morgens für eine Handbiketour auf. Diesmal wollte ich mir endlich mal wieder bei allen drei Kategorien (Gesamtstreckenpensum, längste Tour, Höhenmeterbilanz) den Siegerpokal holen. Nach den zwei vorangegangenen Ausfahrten mit insgesamt knapp 400 km benötigte ich dafür nur eine meiner Allerwelts-Aktionen, welche jedoch für die meisten anderen Handbiker schon absolut am Limit liegen.

Zunächst widmete ich mich dem Höhenmetersammeln. So schlug ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, denn als ich am Morgen startete, lagen die Temperaturen bei ca. 6°C. Klettern macht warm. Trotzdem rollte es bergauf nicht mehr ganz so locker, wie am Vortag. Mehrmals hatte ich das Gefühl, daß der Bizeps meiner Oberarme "fest" zu gehen drohte. Nicht gleich verkrampften, aber es zeigten sich doch erste Ermüdungserscheinungen. Auch ich bin nicht unbegrenzt belastbar, obgleich das mancher wohl denkt.

Spätestens mit der langen Abfahrt auf böhmischer Seite hinunter ins Elbtal sowie durch dieses zurück nach Bad Schandau war das alles aber vorbei. Deshalb durfte zum Schluß noch der "Waltersdorfer Buckel" sein, bevor ich flach nachhause kullerte.

Am Abend wartete ich dann noch bis 23.00 Uhr mit dem Hochladen meiner Tour auf Strava. In der vergangenen Woche hatte nämlich ein Brasilianer aus der o.g. Gruppe mich beim Pensum um ca. 2 km überboten. Bei einem Zeitunterschied von -5 Stunden (Pirna: 16.00 Uhr, Rio: 11.00 Uhr) kann er bei seinen "Sportplatzrunden" immer noch rechtzeitig auf meine Vorgaben reagieren. Hinsichtlich der Höhenmeter wurde ich dann leider trotzdem noch überholt. Von einem, der virtuelle Touren - u.a. Alpenpässe - per Computer auf der Rolle simuliert. Was für ein Schwachsinn, in einem Raum Anstiege zu fahren!!! Manche Hersteller sind sich für keine Idiotie zu schade, bloß damit sich die Konsumenten an irgendwelchen fiktiven "Leistungen" berauschen können. Eine Rolle ist für das (Wettkampf-)Training aufgrund der kontrollierten Bedingungen prinzipiell eine feine Sache, kann aber nie die Fahrpraxis auf der Straße ersetzen. - Das erinnert mich an den Isländer in dieser Strava-Gruppe, der mal "200 km" auf der Rolle gefahren ist ...

Einfach nur krank! 

27. Mai 2022

Himmelfahrtskommando

Es wurde aber auch wieder mal Zeit! - Bereits Anfang der Woche hatte ich den Plan für meinen zweiten Langen Kanten des Jahres zusammengestellt. Noch blühen die Rhododendren, daher wollte ich im äußersten Nordosten Sachsens (welches bei der Neugründung der Bundesländer nach einer Einwohnerbefragung in den Freistaat eingegliedert worden war) den Kromlauer Park mit seiner bekannten Rakotzbrücke besuchen. Bisher war ich dort zweimal, 2020 wurde dort gerade die Hauptattraktion generalüberholt. Außerdem war das ein prima Vorwand, nicht zuviele Höhenmeter auf den mehr als 200 km schrubben zu müssen.

Kurz nachdem es hell geworden war, fuhr ich los und kam gleich gut in die Gänge. Selbst als die ersten 300 Höhenmeter hinter mir lagen, hatte ich nur einen geringen Rückstand auf meinen Virtual Partner mit 15,2 km/h. Das Wetter paßte mir aber auch ausgesprochen gut in den Kram. Der immer mehr auffrischende Wind aus Südwest würde mir allerdings auf dem Rückweg das Vorwärtskommen erschweren. Doch bis dahin konnte sich ja auch noch etwas ändern, hoffte ich.

Das Landschaftsarchitekturensemble im Rakotzsee,
unter dem Brückenbogen im Hintergrund der klassische
Fotostandpunkt (Aufnahmeort)
Bereits vor 11.15 Uhr rollte ich nach 109 km in Kromlau ein, sah dort aber auch schon das Dilemma. Denn bei diesem schönen Frühlingswetter war ich nicht der einzigste Besucher. Wahre Menschenmassen wälzten sich durch die Parkanlage, von der Magie des Ortes - wie ich sie 2016 erlebt hatte - blieb da nichts mehr übrig. Um das klassische Bildmotiv mit meiner Handykamera einzufangen, kam ich noch nicht einmal an den Fotostandpunkt. Da habe ich eben das Ensemble aus Brücke und Steinsäule von der Gegenseite fotografiert ...

Dann nichts wie weg, solche Touristenansammlungen liegen mir überhaupt nicht! Nun mußte ich mich jedoch mit dem Wind auseinandersetzen. Zunächst rollte es noch flach und recht entspannt meist auf separaten Radwegen durch die Wälder der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. In diesem Gebiet gibt es viele Tourenmöglichkeiten für flachlandliebende und straßenscheue Handbiker. 

Bei meiner Vorbeifahrt an Bautzen schlug dann aber der kräftige Wind im offenen Gelände erbarmungslos zu und drückte mein Tempo nachhaltig. In Verbindung mit den ersten Anstiegen auf dem Rückweg mußte ich bis kurz hinter Medewitz (s. Track vom 26.05., km 183) ganz schön kämpfen und ließ dabei eine Menge Federn. Umso mehr motivierte mich das Wissen, daß spätestens ab km 200 alle Messen gelesen sind. Da blieb zum Schluß sogar noch Kraft und Zeit für zwei Extrazackel - nämlich auf dem Radweg von Rückersdorf nach Langenwolmsdorf (s. Track vom 26.05., km 201,2 - 203,2) sowie ab Porschendorf über Lohmen und weiter durch die Herrenleite (s. Track vom 26.05., km 217,3 - 224,5).

Meine Beleuchtung benötigte ich an diesem Tag nicht.

23. Mai 2022

Schneller auf Asphalt

Noch ist der Monat Mai nicht vorbei. Nach dem Projekt "Fünf-Flüsse-Radweg im Handbike" gehe ich nun wieder in der Heimat auf Kilometerjagd und bemühe mich dabei auch um den Ausgleich der Anstiegsbilanz.

Am Sonnabend gab mir allerdings der starke und böige Wind die Richtung vor. Da er aus Westen blies, machte ich ihn anfangs zu meinem Freund, um später im Schutz von Berg und Tal ins Elbtal zurückzufahren. Alles andere wäre Unsinn gewesen.

Noch den hohen Rollwiderstand und die Anstrengung von den kilometerlang unasphaltierten Pisten während der letzten beiden Tage auf der Etappenfahrt in Bayern gewohnt, kam ich nun bei gleichem Kraftaufwand ungleich schneller voran. Selbst wenn es bergauf ging, blieb die Herzfrequenz im Ruhemodus. Das überraschte mich nun doch etwas. Daher verlegte ich meinen Umkehrpunkt immer noch etwas weiter nach Osten, bevor ich mir schließlich für den Rückweg eine wesentlich bergigere Strecke überlegte. Selbst in diese packte ich unterwegs spontan weitere Anstiege, zum krönenden Abschluß die 13%-Rampe durch Porschdorf (s. Track vom 21.05., km 91,1 - 92,9).

Hier überholten mich auch zum ersten Mal zwei jungen Rennradlerinnen. Offensichtlich stammten sie nicht aus der Gegend, weil sie sich nach ihrem Navi orientieren mußten. Natürlich waren sie am Berg viel schneller, sodaß ich sie bald aus den Augen verlor. Als sie mich jedoch später hinter Stadt Wehlen auf dem Elbradweg erneut überholten (sie hatten irgendwo dazwischen Pause gemacht), hängte ich mich an ihre Hinterräder. Bei dem strammen Gegenwind war mir ihr Windschatten sehr willkommen, außerdem fuhren sie für mich das perfekte Tempo. Kurz vor Pirna hielten sie an, eine von ihnen hatte wohl feste Waden. Hatte ich sie beim Tempo zu sehr unter Druck gesetzt? Meine kraftsparende Mogelei wäre bei Wettkämpfen wohl ziemlich anrüchig. Über die Flyby-Funktion von Strava konnte ich mich aber bei einer von ihnen bedanken - sie haben's gelassen gesehen (s. Kommentar).

Gestern trieb es mich dann höher hinauf, nämlich ins Osterzgebirge. Wieder entging ich dem angekündigten kräftigen Westwind dadurch, daß ich der morgens noch schwachen Brise zunächst entgegenfuhr, um ihn danach im Rücken zu haben. Die Strecke östlich oberhalb des Lockwitzgrundes fahre ich nur selten, weil sie wesentlich anspruchsvoller als die Strecke durch das Tal ist.

Göttlicher Beistand: "Heilige Maria,
Mutter Gottes, bete für uns - Amen"
(Aufnahmeort)
Erneut bzw. immer noch ging es mir ausgesprochen gut, und dementsprechend paßte ich meine Strecke an. Dieser häßliche schnellstraßenartige Anstieg über die Serpentinen ab dem Ortsausgang von Lauenstein (s. Track vom 22.05, km 46,5 - 48,6) nervte zwar etwas, war jedoch die beste Anfahrt zum nachfolgenden Teilstück. Für die schöne Strecke auf böhmischer Seite und die daran anschließende lange Abfahrt in Elbtal nach Königstein mußte ich zwar ein kurzes Stück Offroadgelände in Kauf nehmen (s. Track vom 22.05, km 53,7 - 54,8), aber darin hatte ich ja inzwischen Erfahrung.

Bis Pirna erreichte ich am Sonntag trotz der Vortagestour ebenfalls meine Leistungsziele, was mich sehr zufrieden stimmte. Daria kommentierte das augenzwinkernd mit diesem russischen Sprichwort: "Баба с возу, кобыле легче." - übersetzt: "Ist das Weib vom Karren (abgestiegen), rennt das Pferd leichter." Dabei lag es in der Hauptsache gar nicht an ihr, weshalb wir auf unserer gemeinsamen Tour unter meinen eigenen Vorgaben blieben. In Bayern lag der Fokus auf dem Erleben einer wunderschönen Landschaft - zuhause konzentriere ich mich, wenn ich allein unterwegs bin, mehr auf die Leistung.

Alles hat seine Zeit. 

20. Mai 2022

Herausforderung zum Schluß

Mein Bauchgefühl sollte mich nicht täuschen - unsere letzte Etappe auf dem Fünf-Flüsse-Radweg wurde die schwierigste. Während der Vorbereitung der Tour hatte ich nämlich beim Kartenstudium bemerkt, daß die Radwege entlang des Ludwig-Donau-Main-Kanals meist als nicht asphaltierte Strecken eingezeichnet waren. - Genau so kam es dann auch.

Eine der schwierigeren Passagen auf dem Radweg
entlang des Ludwig-Donau-Main-Kanals (Aufnahmeort)
Bereits am Ortsende von Beilngries wechselten wir auf Kies, der uns nun in unterschiedlicher Qualität treu blieb, bis wir die Randbezirke von Nürnberg erreichten. Hier volle Pulle zu fahren, getraute ich mir wegen meiner schmalen Rennradbereifung natürlich nicht. Wenn wir hingegen kurzzeitig auf Asphalt oder anderen glatten Untergrund wechselten, fühlte sich das dann so an, als ob man plötzlich über Eis dahingleiten würde.

An diesem Tag fiel mir besonders in Berching auf, daß das wunderschöne mittelalterliche Stadtzentrum ebenfalls nur auf holperigen Belag durchquert werden konnte. Einen Kilometer lang im Handbike wegen des grobem Kopfsteinpflasters mehr oder weniger durchgeschüttelt zu werden, ist bestimmt auch nicht jedermanns Sache.

Die Fahrt entlang des schmalen Ludwig-Donau-Main-Kanals hatte jedoch auch ihren Reiz. Weit entfernt von Verkehrslärm und Abgasen, tauchten wir hier zeitweilig in eine fast unwirklich erscheinende Welt ein. Anfangs wie durch einen bewaldeten Graben fahrend, mied der Kanal die Ortschaften. Erst in Neumarkt in der Oberpfalz erreichten wir wieder urbanes Gelände. Zeit für eine kurze Eiszeit im Stadtzentrum.

Faszination Ludwig-Donau-Main-Kanal: An einer der Schleusen
dieses bereits 175 Jahre alten technischen Bauwerks
(Aufnahmeort)
Kurz danach startete ich einen Versuch, dem unbefestigtem Radweg entlang des Kanals auszuweichen und eine alternative Streckenvariante auf Asphalt zu finden (s. Track vom 19.05., km 36,4 - 42,7). Doch nachdem der Radweg endete und sich die Straße außerdem von der ursprünglichen Route entfernte, kehrte wir auf den Schotter zurück. Bis kurz vor Röthenbach (km 64,8) folgten wir noch dem Kanal, bevor wir schließlich die von Franken-Radreisen angebotene alternative Streckenvariante wählten. Allerdings verlief diese dann bis zum Stadtrand von Nürnberg ebenfalls größtenteils auf Kieswegen.

Ich schlug Daria noch den Abstecher zum Reichsparteitagsgelände vor, war jedoch ziemlich enttäuscht darüber, was wir dort vorfanden. Nur für den kurzen Abstecher in das Innere der Arena lohnte die Anfahrt jedenfalls nicht, denn mit unseren Handbikes wurden wir am Eingang des Dokumentationszentrums von einem rauchenden Aufseher abgewiesen. Das fand ich ziemlich skurril und war dementsprechend bedient.

Kurz vor 17.30 Uhr schloß sich am Hotel Alpha der Kreis unserer Etappentour auf dem Fünf-Flüsse-Radweg. Einmal mehr hatte sich Daria wacker geschlagen, auch wenn es für sie gestern ans Eingemachte ging. 350 km an fünf Tagen (inkl. Ruhetag) zu bewältigen, ist nach nur einem halben Jahr Fahrpraxis im Handbike eine echt bewundernswerte Leistung.

Nun werde ich bei meiner Rückmeldung anregen, zumindest für diesen Abschnitt mal über eine zusätzliche Streckenvariante auf Asphalt nachzudenken. Denn viele Straßen scheinen in dieser Region über begleitende Radwege zu verfügen und daher prinzipiell als Ausweichvariante geeignet zu sein. Weil die Wahl zwischen mehr Verkehrslärm und schlechterem Untergrund aber immer subjektiv ist, kann jeder Handbiker dann selbst entscheiden. Alles Gute auf einmal gibt es eben meist nicht.

Mein Fazit als Handbiker für den Fünf-Flüsse-Radweg: Die Etappentour ist uneingeschränkt empfehlenswert für robuste Handbikes mit Tourenbereifung sowie Elektro-Unterstützung. Beispielsweise wären dafür die E-Mountain-Handbikes von Praschberger eine gute Wahl. Mit einem "echten" Racebike würde ich es mir jedoch gründlich überlegen, doch sind diese ja sowieso eher für Wettkämpfe konzipiert. Beeindruckt war ich, wie reibungslos der von Franken-Radreisen organisierte Transport des Gepäcks zwischen den Etappenorten funktioniert hat - tip-top! Nach dem Ende der Tour ist außerdem auch immer noch eine zusätzliche Übernachtung empfehlenswert, um am nächsten Tag ausgeruht nachhause zu gelangen. Die Quartiere unterwegs waren immer gut bis sehr gut auf Rollifahrer eingestellt - und wo die Ausstattung hinsichtlich der Barrierefreiheit noch besser hätte sein können, glich dies das Engagement des Personals auf wohltuende Weise aus.

Es waren erlebnisreiche Tage in einem sehr schönen Landstrich bei bestem Wetter. Diese mehrtägige Unternehmung in Begleitung einer motivierten Sportfreundin paßte gut zu meiner Vorstellung von einem gelungenem Aktivurlaub.
 

18. Mai 2022

Die rauhe Wirklichkeit

Regensburg ist sehr schön. Nachdem der organisatorische Kram erledigt war, schauten Daria und ich uns am Dienstag ein bißchen in der Altstadt um. Nachmittags hatten wir dann unser Treffen mit der Tourismusvertreterin des Landkreises Regensburg, welches für mich nicht nur viele interessante Informationen brachte, sondern mir auch eher Kür denn Pflicht war. Dieser Ruhetag paßte wunderbar in unseren Plan.

Heute wurde unser Gepäck nach Beilngries vorausgeschickt, während wir uns derweil zum dritten Mal auf dem Fünf-Flüsse-Radweg mit unseren Handbikes einklinkten. War die erste Tour aufgrund mehrerer Steigungen konditionell durchaus fordernd und die zweite Tour eher entspannter Genuß, so bot der dritte Abschnitt für viel Mühe viel für's Auge.

Das Altmühltal ist ein echtes landschaftliches Kleinod. Gerade mich als ehemaligen Kletterer faszinierten die zahlreichen Felswände aus Kalkstein, garniert sogar mit einigen freistehenden Gipfeln. Unsere Route hingegen verlief zum überwiegenden Teil auf nicht asphaltierten Radwegen. Vom Kraftverkehr blieben wir also weitgehend verschont, doch die rumpeligen Fahrbahnverhältnisse lagen mir nicht besonders. Denn neben fein gekiesten bzw. Erdpisten gab es auch längere Passagen mit gröberen Schotter. Besonders an diesen Stellen verminderte ich natürlich das Tempo, um nicht eine Reifenpanne zu riskieren. Auch der größere Kurbel- bzw. Rollwiderstand trug den Tag über dazu bei, daß wir heute gegen den Virtual Partner meines Garmin Edge 1030 plus verloren.

Vor der Weltenburger Enge der Donau (Aufnahmeort)
Überraschenderweise schlug Daria trotzdem in Kelheim den Abstecher zum Kloster Weltenburg bzw. zur dort in Sichtweite befindlichen Weltenburger Enge vor. Ich kenne diese Stelle als Donaudurchbruch und habe diese selbst vor vielen Jahren mit Freunden im Paddelboot passiert. Nach dem ersten Steilaufschwung hinter Kelheim wechselten wir aber vom Radweg auf die Straße, weil die geschotterte Piste zu steil für mein Handbike war und ich keinen Sinn darin erkennen konnte, uns bereits nach dem reichlichen ersten Drittel des Tourentages sinnlos kräftemäßig zu verausgaben.

Bis kurz vor Dietheim an der Altmühl mußten wir noch bis auf wenige kurze Unterbrechungen asphaltfrei fahren, dann endlich hatten wir es für diesen Tourentag überstanden. Wobei - das sollte ich fairerweise unbedingt erwähnen - vor allem die Altmühl mit ihren zahlreichen Nebenarmen, Feuchtgebieten und begleitenden Auen viel zur Ursprünglichkeit dieser Flußlandschaft beitrug und es dort sehr romantisch war. Vielleicht konnte man ja hier auch aus ökologischen Gründen nicht einfach ein Asphaltband durch's Gelände walzen.

Bei unserer Ankunft in unserem Quartier, dem Beilngrieser Hotel Fuchbräu, erlebten wir noch eine positive Überraschung. An der Rezeption wurden wir nämlich von einem Angestellten im Rollstuhl empfangen.

Wen wundert's, daß unser Zimmer optimal auf meine Bedürfnisse zugeschnitten war ...

17. Mai 2022

Für Genießer

Unsere gestrige zweite Etappe von Amberg nach Regenburg dürfte wohl jedem Radler gefallen: ein bis auf zwei kurze Rampen von um die 100 m Länge entspanntes Rollen durch die wunderschönen, romantischen Flußtäler von Vils und Naab. Während wir am ersten Tag öfters mal die Pegnitz aus den Augen verloren, blieben wir diesmal dem Wasser immer sehr nahe.

Die einzige Ungewißheit brachte das Wetter mit sich.  Ab Mittag waren nämlich kräftige Regenschauer, teils sogar Gewitter, angekündigt. Deshalb starteten wir nach einem opulenten Frühstück in Wohlfühl-Ambiente bereits 8.00 Uhr zu unserer kürzesten Tagestour, um die rund 68 km noch ohne Streß im Trockenen zu schaffen.

Noch in Amberg wechselte unsere Route auf dem Bahntrassenradweg Amberg - Schmidmühlen (s.Track vom 16.05., km 1,2 - 22,4). Das war ein herrliches Fahren! Meist leicht abwärts, rollten wir nun zwar größtenteils auf einer feinen Mineralstoffpiste, die jedoch voll rennradtauglich war. Lediglich die kleine Umleitung bei der Unterquerung der Autobahn A6 wegen einer zeitweiligen Baustelle wurde etwas holperiger. Schon nach knapp 1,5 Stunden (brutto) lag fast ein Drittel der Tagesstrecke hinter uns.

Kallmünz am Zusammenfluß von Vils und Naab
(Aufnahmeort)
Der Weiterweg bis Kallmünz verlief mindestens ebenso entspannt, diesmal sogar fast ausschließlich auf Asphalt. Die erste der beiden kurzen Rampen bei km 28,8 brachte uns daher kurzzeitig aus dem Rhythmus. Fern jeglicher Kraftverkehrsverbindung - die Hauptstraße befand sich auf der anderen Flußseite - machte es ansonsten einfach nur Laune, so zügig und ungestört von Auspuffgasen voranzukommen. Kallmünz bot einige schöne Fotomotive. Besonders beeindruckte mich dabei natürlich die Burgruine auf den Felsen hoch über der Stadt.

Nun kamen viele Kilometer auf ungeteerten Wirtschaftsstraßen, doch auch wenn es etwas mehr holperte, war die Qualität des Untergrunds immer noch akzeptabel. Wir lagen wirklich gut in der Zeit, und der Blick auf das Niederschlagsradar der Wetterapp auf dem Handy ließ die Hoffnung aufkommen, daß wir bis zu unserem Tagesziel vom Regen verschont bleiben. Also drosselten wir lieber etwas unser Tempo, um nicht noch unangenehme Überraschungen zu erleben.

Um nahe der Mündung der Naab in die Donau letztere zu überqueren, mußten wir uns dann die zweite Steilrampe hocharbeiten. Die sah von unten viel zu steil aus, um sie fahren zu können. Also dachten wir, unser Navi würde uns einen Streich spielen, bis wir kurz darauf unseren Irrtum bemerkten. Letztlich war es gar nicht so schlimm, obwohl Daria ihr Handbike gleich vorsichtshalber diesen engen Weg hinaufschob. Dafür hatten wir danach von der Eisenbahnbrücke über die Donau einen schönen Blick auf die Flußmündung der Naab. Die letzten Kilometer zum Quartier ging es auf unbefestigten bzw. schotterigen breiten Radwegen in die Stadt. Trocken bis zum Schluß.

Dort mußten wir dann etwas suchen, bis wir unsere Unterkunft, das Altstadt Quartier Münchner Hof, fanden. Zum Glück gibt es heutzutage auch dafür Handy-KartenApps. Unsere Gastgeber hier sind ebenfalls sehr engagiert, auch wenn ich als Rollifahrer im Hotelzimmer bei der Benutzung der Dusche Unterstützung durch Daria (die ja noch ein paar Schritte laufen kann) benötige und mich vom Frühstücksbuffet eine hohe Stufe trennt. Sicherlich könnten diese Hindernisse aber mit relativ überschaubaren Aufwand beseitigt werden - vielleicht denkt man ja bereits darüber nach.

Heute nachmittag treffen wir uns mit einer Vertreterin der Stadt Regensburg, die ebenfalls am Projekt des Fünf-Flüsse-Radwegs beteiligt ist und über den Radwegekoordinator des Tourismusverbands Ostbayern mit uns Kontakt aufgenommen hat. Eine prima Gelegenheit für erste Rückmeldungen ... 

15. Mai 2022

Kurzweilige Reise

Da haben Daria und ich also heute unsere erste Tagestour auf dem Fünf-Flüsse-Radweg absolviert.

Das Hotel Alpha, in welchem wir am Startort Nürnberg am Sonnabendnachmittag untergekommen waren, erwies sich als ein perfekter Ausgangspunkt. Hier konnten wir sogar unsere sperrigen Handbikes direkt vor unserem Zimmer abstellen, und die verkehrsruhige Lage mit beinahe dörflichen Charakter kam mir sehr entgegen.

Nach einem opulenten Frühstück brachen wir bei perfekten Wetter bereits kurz vor 8 auf. Waren es auf den ersten Kilometern entlang der Pegnitz ausschließlich geteerte Radwege, so kamen später auch etliche Abschnitte mit kiesschotterigen Untergrund. Trotzdem ließ sich das immer noch ganz gut mit meinen schmalen Reifen machen, obschon ich vorsichtshalber etwas Tempo herausnahm.

In Ottensoos stießen dann Freunde von Daria aus der Radreisen-Facebookgruppe zu uns, worüber ich mich besonders freute. Elke und Thomas sind ebenfalls begeisterte Tourenfahrer mit eigenen großen Projekten. In wenigen Wochen wollen sie beispielsweise von zuhause aus in 15 Tagen mit dem Rad nach Umbrien fahren. Kein Wunder, daß wir sofort auf einer Wellenlänge lagen. Während unserer gemeinsamen Weiterfahrt gab es jedenfalls viel zu erzählen. Bis Etzelwang begleiteten uns die beiden mit ihren Mountainbikes, dann hieß es Abschied nehmen. Allerdings wird sich Daria mit Elke und Thomas bald in Salzburg treffen, wenn unsere neuen Freunde dort auf ihrem Weg in Richtung Süden vorbeikommen.

Kurz nach unserer Pause am Happurger Baggersee gab es diesmal auch etwas Aufregung, die sich wohl jeder gern erspart. An einer unübersichtlichen Stelle schoß Daria einen Rennradfahrer ab, der dann filmreif aus dem Sattel kippte. Zum Glück verletzte er sich außer einer leichten Hautabschürfung am Unterarm dabei nicht, doch sein Carbon-Hinterrad hatte eine Acht. Uns gegenüber stellte die Thomas J. es so dar, als ob dieser Schaden durch Darias Zusammenstoß mit ihm entstanden wäre. Wie sich jedoch abends bei der Auswertung via Strava zu unserer beider Überraschung herausstellte, war er zuvor offensichtlich schon wegen einer gebrochenen Speiche mit diesem defekten Hinterrad unterwegs. Ich glaube, da gibt es einigen Klärungsbedarf ... Hinsichtlich ihres eigenen Handbikes blieb meine Begleiterin aber von unangenehmen Konsequenzen verschont. Ihr Praschberger Panzer steckte den Zusammenstoß völlig unbeeindruckt (unverformt) weg.

Auf dem höchsten Punkt unserer Etappentour
(Aufnahmeort)
Schön waren die alten Stadtzentren der fränkischen Kleinstädte, doch der sprichwörtliche Höhepunkt unserer Tour war die Überquerung der Mitteleuropäischen Hauptwasserscheide kurz vor Schönlind auf 480 m NHN (s. Track vom 15.05., km 59,0). Höher werden wir auf den nächsten drei Etappen bis zum Ausgangspunkt nach Nürnberg zurück nicht mehr kommen.

Nun haben wir im Amberger Drahthammer Schlöß'l Quartier bezogen, einem überaus komfortablen 4-Sterne-Hotel mit einem Ambiente, welches ich bisher so noch nicht erlebt habe. Dabei sind unsere Gastgeber uns gegenüber außerordentlich aufmerksam. Die Handbikes stehen hier in einer verschlossenen Garage, und zum Duschen bekam ich - wie von mir angefragt - einen der Outdoor-Stühle mit Stoffbespannung. So entspannt geduscht habe ich nach einer Tour lange nicht mehr!

Mal sehen, was der morgige Tag uns bringt. Denn es sind auch Regen und Gewitter angekündigt ...

10. Mai 2022

Christianes Idee

Es gab einen Grund, warum ich am Sonntag trotz guter Bedingungen zuhause geblieben bin. Denn für gestern hatten Christiane und ich eine Tour ins Osterzgebirge geplant. Wir wollten uns das Jagdschloß Lichtenwald auf dem Gipfel des Bradáčov (876 m) aus der Nähe anschauen, welches wir erst im vergangenen Winter während unserer langen Skitour bis kurz vor Göhren (Klíny) von der Talsperre Fleyh (Fláje) aus gesehen hatten.

Bis dahin hieß es fleißig bergauf fahren. Bereits auf der Kammstraße, die von Böhmisch Zinnwald (Cínovec) zur Wittichbaude (Horská chata Vitiška) führt, standen auf dem Navi die ersten 1000 Hm. Weil ich bei der Auffahrt aus dem Elbtal wesentlich langsamer als meine Begleiterin vorankam, trafen wir uns allerdings auch erst kurz vor den Örtchen Waldidylle nach knapp 700 Hm. Später wartete aber Christiane immer mal wieder auf mich - so mußte ich nicht ständig auf Teufel komm raus hinterherhecheln.

Das Hauptgebäude des Jagdschlosses (Aufnahmeort)
Das Jagdschloß machte dann einen ziemlich trostlosen Eindruck, das rechte Nebengebäude im Ensemble ist inzwischen eine Ruine ohne Dach. Aber es wird daran gearbeitet, jedenfalls beschäftigten sich dort gerade zwei Männer mit Schubkarren und Bauwerkzeug. Vielleicht wird das irgendwann eine exklusive Unterkunft für die gutbetuchten Jäger, die im angrenzenden großen Wildgatter gegen Bezahlung auf die Pirsch gehen. Architektonisch ist der Gebäudekomplex nämlich auch von außen ein Kleinod (gewesen).

Anschließend fuhren wir zum Haselstein (Jeřabina), auf dem es eine Aussichtsplattform mit sehr schönen Ausblick ins Böhmische Becken gibt. Wie im bergigen Gelände üblich, fuhr ich bereits vor, während Christiane am Schloß derweil noch einen Geocache für ihren Mann suchte. Umso größer war jedoch meine Überraschung, als sie sich dann nach einer knappen Stunde Solofahrt mittels Nachrichtendienst direkt von der Aussicht meldete. Zunächst nahm ich einen Verhauer ihrerseits an, doch das mitgeschickte Bild ließ keinen Zweifel zu. Wie sich bei unserem Treffen etwas später herausstellte, hatte sie jedoch für die Anfahrt auch einen Radweg genutzt, den ich vermied, weil er eigentlich nur eine Schotterpiste war. Mir blieb das umfassende Panorama vom Haselstein leider verwehrt - sowohl der kurze Wanderweg von der Straße und noch viel mehr der Zugang zur Aussichtsplattform sind nicht barrierefrei (Wurzeln, Treppe).

Nach diesen zwei Höhepunkten des Tages schien mir der Rest der Tour nur noch ein Abgesang zu sein. Doch damit lag ich falsch! Besonders der nicht enden wollende Anstieg durch und kurz nach Cämmerswalde nagte an meiner Moral. In der Nachmittagssonne heizten mir die rund 150 Hm jedenfalls ordenlich ein. Dafür schlug Christiane oben eine Streckenvariante über eine asphaltierte Fahrrad-"Waldautobahn" vor, die wir bereits vom Skifahren kannten (s. Track vom 09.05., km 102,1 - 110,1). Weit entfernt von jeglichem Kraftverkehr erwies sich diese als optimale Alternative, genauso wie der Streckenabschnitt zwischen Teichhaus und Neuhermsdorf parallel zur Loipe auf dem alten Bahndamm (s. Track vom 09.05., km 110,7 - 114,1).

Der letzte große Berg ab Schmiedeberg nach Oberfrauendorf kam ebenfalls nicht in der ursprünglichen Streckeplanung vor. Aber weil meine Copilotin verständlicherweise die stark befahrene B170 nach Dippoldiswalde meiden wollte, arbeiteten wir aus dort ebenfalls noch hoch. Die 130 Hm fielen nun auch nicht mehr ins Gewicht. Im Gegenzug dafür rollte es danach bis Kreischa fast ausschließlich bergab. Auf dem Weg nachhause baute ich sogar noch einen zusätzlichen Minianstieg mit ein, um in der Tages-Endabrechnung die 2000 Hm zu erreichen.

Das reichte aber völlig.

9. Mai 2022

5-Flüsse-Radweg im Handbike

Ende März hatte ich gefragt, ob nicht jemand Lust hätte, mit mir gemeinsam den 5-Flüsse-Radweg im Herzen Bayerns auf dem Handbike zu testen. Für die Rundtour entlang der Flüsse Donau, Altmühl, Pegnitz, Vils und Naab sind fünf Etappen veranschlagt, man kann sie aber auch strecken. Finanziert wird diese Unternehmung übrigens über ein Projekt des für die Region verantwortlichen Radwegekoordinators im Tourismusverband Ostbayern. 

Einschließlich eines An- und Abreisetages werde ich nun diese Strecke vom 14. bis 20. Mai mit dem Handbike erkunden - begleitet von Daria, mit der ich erst vor wenigen Wochen zum ersten Mal in ihrer Heimat Salzburg und Umgebung auf Achse war. Die Resonanz auf meine Anfrage hätte durchaus größer sein können, doch vielleicht kommt bei dem einen oder anderen noch der "Appetit beim Essen", wenn dann hier im Blog meine tagaktuellen Erlebnisberichte zu lesen sind.

Organisator unserer Tour ist der Reise-Anbieter Franken Radreisen, deren Macher für uns die benötigten barrierefreien Quartiere gebucht haben sowie außerdem den Gepäcktransfer zwischen den Etappenorten übernehmen. Dabei nutzen wir die angebotene Variante 2 der 5-Flüsse-Radtour mit Start- und Zielort Nürnberg, weil hierbei an den Etappenorten immer geeignete Unterkünfte vorhanden sind. Eine kleine Besonderheit gibt es für unsere Befahrung trotzdem: Daria und ich bewältigen an vier Tagen jeweils eine Doppeletappe und legen dafür in Regensburg einen Ruhetag ein. Außerdem übernachten wir am Ende vor der Abreise noch einmal in Nürnberg, um danach ausgeruht nachhause zu gelangen. 

So sieht der Zeitplan aus:
14.05.: Anreise nach Nürnberg
15.05.: Nürnberg - Hersbruck - Amberg
16.05.: Amberg - Kallmünz - Regensburg
17.05.: Ruhetag Regensburg mit Stadtbesichtigung / Rundtour
18.05.: Regensburg - Kelheim - Beilngries
19.05.: Beilngries - Neumarkt - Nürnberg
20.05.: Abreise

Die Streckenlänge unserer vier Handbiketouren beträgt zwischen knapp 70 km und etwas über 80 km. An sich ist das für mich keine große Herausforderung. Auch Daria hat während unserer Ausfahrten über Ostern bewiesen, daß sie solche Entfernungen durchaus auch mehrere Tage hintereinander bewältigen kann. Dennoch gibt es keinen Grund, diese Radtour zu unterschätzen! Den Informationen auf der Seite des 5-Flüsse-Radwegs zufolge verläuft nämlich zumindest ein Teil der Strecke nicht auf asphaltiertem Untergrund und manchmal auch ziemlich im Zickzack, um kraftverkehrsintensive Passagen zu vermeiden. Bezüglich der zu erwartenden Höhenmeterbilanz ist hingegen eher Entspannung angesagt.

Ich bin schon neugierig auf dieses Radreise-Abenteuer - auf bisher mir unbekannte Landschaften, auf interessante Begegnungen an der Strecke und mit Gleichgesinnten, aber auch darauf, wie das alles mit den Quartieren und der Logistik klappt.

Mehr davon ab kommenden Sonntag.

8. Mai 2022

Meet and greet

"Freitag ab eins macht jeder seins ..." - Bei mir war es erst 12.32 Uhr, als ich vorgestern im schönsten Sonnenschein zu einer schnellen Nachmittagsrunde nach der Arbeit startete.

Von der Strecke nichts besonderes, doch immerhin mit den Serpentinen durch das Polenztal vor Hohnstein und der Steilrampe in Krumhermsdorf (s. Track vom 06.05., km 24,9 - 26,1). Auch über die Kletterei vor Hohnstein kann ich meinen aktuellen Leistungsstand gut einschätzen. Doch außer dem Schweiß, der mir wieder reichlich von der Stirn tropfte, fand ich diesmal den Anstieg überhaupt nicht nervig. Die Krumhermsdorfer Auffahrt hingegen forderte mich wesentlich mehr, war jedoch relativ kurz.

Auch diese Runde absolvierte ich überdurchschnittlich schnell, trotz des nahezu ausgeglichenen Strecke-Höhenmeter-Verhältnisses (1000 Hm auf 100 km). Obwohl ich noch einen Extrazacken am Ende der Tour anhängte, kam ich schließlich mehr als eine Stunde vor Sonnenuntergang zuhause an.

Frühling im Böhmischen Mittelgebirge (Aufnahmeort)
Gestern ging es gleich noch einmal auf's Handbike. Relativ spontan entschied ich mich für eine mittellange Tour ins westlich des Elbtals zwischen Tetschen (Děčín) und Aussig (Ústí nad Labem) gelegenene Hochland. Dieser abgeschiedene Landstrich gehört zu meinen Lieblingsgebieten im Böhmischen Mittelgebirge, weil es sich seine Ursprünglichkeit bewahrt hat und so verkehrsarm ist. Ein erheblicher Teil der kleinen Nebenstraßen sind jedoch in einem beklagenswerten Zustand - nichts also für Tempomacher. Dafür begeistern mich die wunderschönen Aussichten, die sich von hier in alle Richtungen ergeben, immer wieder. Im Frühling mit dem frischen, saftigen Grün ist es bei schönem Wetter eine wahre Augenweide! Eine Krafttankstelle für die Seele.

Die langen, eher eintönigen Kilometer des Rückwegs an der Elbe entlang, unterbrach ich nur für den Umweg über Cunnersdorf. Ich brauchte noch ein paar Kilometer und Höhenmeter, und da bot sich diese Strecke geradezu an (s. Track vom 07.05., km 81,6 - 99,0). Die Baustelle im Krippengrund hinter Kleingießhübel ist an Wochenenden übrigens passierbar - nett, daß die Bauarbeiter dies (inoffiziell) ermöglichen, indem sie die Absperrzäune geöffnet lassen.

Zur besten Kaffetrinkerzeit begann dann das "M&G". Zunächst traf ich mich mit Christiane, Carsten und weiteren Leuten der Bereitschaft Großenhain in der Bergwachthütte Rathen, wo sie am Wochenende Dienst schoben (Bergrettung ist in Sachsen ehrenamtliches Engagement!). Dies hatte ich gleich am Morgen so geplant und mich dementsprechend angekündigt. Nach Kaffee und Kuchen in netter Gesellschaft benötigte ich mehrere Anläufe, um endlich nach 1,5 Stunden aufzubrechen.

Kurz vor Pirna hängte ich danach kurzentschlossen noch einen Umweg dran, mit dem Ergebnis, daß es an diesem Tag unvorhergesehen spät wurde. Erst fiel mir ein Pärchen auf, welches am Straßenrand Flaschen abfüllte. Das interessierte mich. Wie ich erfuhr, gab es dort eine Wasserstelle, die mir völlig unbekannt war. Die Mutter-Gottes-Quelle liefert nicht nur Trinkwasser in ausgezeichneter Qualität, sondern soll nach den Worten eines dort ebenfalls Wasser schöpfenden Anwohners sogar über Wunderkräfte verfügen. Natürlich habe ich von dem Naß gekostet - es kann ja gewiß nicht schaden!

Wenige hundert Meter später unterbrach ich erneut meine Fahrt, denn eine Bekannte aus früheren Klettertagen sprach mich an. Auch bei ihr, später am eigenen Haus mit ihrem Mann, gab es viel zu erzählen, sodaß ich - inklusive der Pause an der Quelle - vom Abzweig am Elberadweg erneut rund 1,5 Stunden benötigte, bis ich den Gasthof "Weiße Taube" in Zatzschke erreichte. Aber das mußte einfach sein! Mir bringt es jedenfalls überhaupt nichts, nur stur nach Zeitplan meine Ausfahrten durchzuziehen. An diesem sonnig-warmen Frühlingsabend für ein Schwätzchen innezuhalten, war doch mindestens genauso anregend, wie zuvor das Landschaftskino während meiner Tour!

Langweilig wurde es an diesem Tag nie.

5. Mai 2022

Pfiffiges Kerlchen

Gestern arbeitete ich vorerst zum letzten Mal mittwochs von zuhause aus. Diesen Vorteil nutzte ich unmittelbar nach Dienstende gleich für eine schnelle Nachmittags-Trainingstour.

Ich liebe ja die Straßen auf den zum Erzgebirge hinaufziehenden Bergrücken oberhalb des Seidewitztals. Erst in der Vorwoche hatte ich mir die orographisch rechte Seite vorgenommen (s. Track vom 27.04., km 4,3 - 14,5); diesmal kam die andere dran (s. Track vom 04.05., km 6,4 - 19,7). Beide Strecken sind verkehrsruhig und bieten bei schönem Wetter herrliche Ausblicke auf die Umgebung. Leider sind sie aber auch sehr windanfällig, weswegen ich sie relativ selten befahre. Doch gestern paßte alles.

Blick von der Straße nach Meusegast über Krebs bis Pirna (Aufnahmeort)
Beim "Klettern" kam ich gut voran, so daß ich bereits kurz vor fünf den höchsten Punkt am Ortsausgang von Börnchen auf ca. 567 m NHN erreichte. Zur Erinnerung: ich starte zuhause in Pirna von 119 m NHN ... Nach der schnellen Abfahrt durchs Müglitztal stand ab Glashütte der letzte große Anstieg auf dem Programm. Diese Straße ist für mich auch immer ein Gradmesser dafür, wie es um meine Fitness bestellt ist.

Bevor es richtig los ging, legte ich eine kurze Trinkpause am Abzweig nach Johnsbach ein. Bald näherte sich mir ein kleiner Junge von vielleicht 6, 7 Jahren auf seinem Roller. So neugierig, mit seiner Brille und relativ klein, erinnerte er mich daran, wie ich vor fast 50 Jahren wohl ausgesehen habe. Ohne Scheu erklärte er mir, daß dies bestimmt ein Fahrrad für Rollstuhlfahrer sei, mit dem ich unterwegs bin. Ich war verblüfft, vielleicht hatte er aber schon einmal ein Handbike gesehen. Jedenfalls sammelte er damit gleich eine Menge Sympathiepunkte bei mir. Mehr von solcher offenen Unbefangeheit wünsche ich mir manchmal von Erwachsenen. Mit einem Lächeln und Winken für seine jüngere Schwester, die abseits wartete, verabschiedete ich mich und nahm frisch motiviert die Rampe in Angriff.

Auch diesen Berg bewältigte ich ausgesprochen entspannt, wenngleich dabei reichlich Schweiß floß. Zwanzig Minuten später lagen die rund 150 Hm hinter mir, das ist für mich eine wirklich gute Zeit. Denn meine Spitzenwerte beim Pässefahren in den Alpen betragen sonst etwa 400 Hm pro Stunde.

Anschließend rollte es fast nur noch bergab - alles Kilometer, auf denen ich meinen Geschwindigkeitsdurchschnitt weiter verbessern konnte. In Dresden fuhr ich schließlich den kleinen Umweg zum Elberadweg nach Kleinzschachwitz, um danach kraftverkehrsfrei zurück nach Pirna zu radeln.

Gestern bin ich hinsichtlich der körperlichen Belastung weit unter meinem Limit geblieben. Ausreichend Reserven für längere Touren ...
 

4. Mai 2022

Sächsischer Inklusionspreis 2022

Nun schon zum fünften Mal wurde durch den Landesbeauftragten für Inklusion der Menschen mit Behinderungen des Freistaates Sachsen (früher: Behindertenbeauftragter) der Sächsische Inklusionspreis ausgelobt. Er wird in fünf Kategorien vergeben, u.a. im Tourismus für den Bereich: »inklusiv (er)leben«.

In diesem Jahr bin ich eines der drei Mitglieder der Jury, welche die eingereichten Bewerbungen für abgeschlossene oder derzeit laufende Projekte in der Kategorie "Tourismus" bewertet und den Preisträger ermittelt. Mehr Informationen zum Sächsischen Inklusionspreis befinden sich auf dieser Seite des Inklusionsbeauftragten, die Bewerbungsunterlagen dafür im Beteiligungsportal des Freistaates Sachsen.

Nach dem Bewerbungsende am 31. August wird es eine gemeinsame Jurysitzung der Juroren aller Kategorien geben. Neben der "Fachjury" in der jeweiligen Kategorie sind für die Auswahl der Gewinner auch die Einschätzungen und Beurteilungen der übrigen Mitglieder gefragt - ein Vorteil vor allem dann, wenn sich aus den Bewerbungsunterlagen Überschneidungen hinsichtlich der festgelegten Themengebiete ergeben. Die Verleihung des mit 1500,- EUR pro Kategorie dotierten Preises erfolgt schließlich am 2. Dezember im Sächsischen Landtag.

Sicher ist es manchem bereits aufgefallen, daß ich ein distanziertes Verhältnis zu aktuellen politischen und sozialen Entwicklungen in unserer Gesellschaft habe - und das ist noch eher positiv formuliert. Man braucht aber keinen "blauen Dunst", um zu erkennen, daß dieser Staat sich immer weiter von demokratischen Idealen entfernt (wobei "Demokratie" sowieso nur ein Idealzustand ist, der - ähnlich der "absoluten Wahrheit" - nie erreicht werden kann). Trotzdem wirke ich nun in einem Gremium mit, welches nicht völlig losgelöst in einem unpolitischen Raum agieren kann. Für mich hat sich allerdings nie die Frage einer (Nicht-)Beteiligung gestellt, weil JEDE Initiative, die Menschen mit körperlichen, kognitiven und Sinneseinschränkungen näher an den Rest der Gesellschaft bringt, ein Schritt in die richtige Richtung ist. Und zwar unabhängig von parteipolitischen Interessen.

Insofern betrachte ich die Nominierung für die Jury des 5. Sächsischen Inklusionspreises als Anerkennung meiner praktischen Erfahrungen und vielfältigen Kontakte zur Verbesserung der barrierefreien (touristischen) Infrastruktur bzw. des "Leichten Reisens".

2. Mai 2022

Endlich erledigt …

Nun hat es doch fast sieben Monate gedauert, bis ich meine für den 09.10.2021 geplante Tour schließlich realisieren konnte! Allerdings war ich ziemlich überrascht, wieviele Höhenmeter dabei wieder zusammenkamen, obwohl ich mir den letzten größeren Anstieg über den Ziegenrücken zur Hocksteinschänke schließlich ersparte.

Immerhin, wenn man sich das Streckenprofil etwas näher ansieht, sorgen die Höhenunterschiede der zwei größten Auffahrten zusammen schon für mehr als 1000 Hm: von Pirna zum Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk) reichlich 600 Hm (s. Track vom 02.05., km 0 - 29,2), und aus dem Elbtal ab Klein Priesen (Malé Březno) bis zur Víťova vyhlídka (s. Track vom 02.05., km 54,1 - 68,3) rund 480 Hm. - Die Übersetzung von "Víťova vyhlídka" lautet übrigens "Veits Aussicht". Paßt doch ganz gut, finde ich! Zumal die Aussicht von dort in alle Richtungen wirklich sehr schön ist und der Ort das Zeug hat, einer meiner Lieblingsplätze in der Region zu werden. Dazu brauchte man jedenfalls nicht erst auf den Aussichtsturm steigen, welcher außerdem gerade geschlossen war.

Idylle mit Maibaum in Saubernitz
(Zubrnice, Aufnahmeort)
Besonders an den langen Anstiegen wurde es heute für mich zum ersten Mal im Jahr wieder eine richtig schweißtreibende Angelegenheit. Etliche Male mußte ich einen kurzen Zwischenstop einlegen, um mir mit dem Taschentuch das Gesicht abzutrocknen. Denn sobald der Schweiß in die Augen gelangte, ging es nicht anders.

Offensichtlich herrschte aber auch eine überdurchschnittlich hohe Luftfeuchte - die durch die Sonne aufgeheizte Luft stieg auf und ballte sich zu Regenwolken. Von "meinem" Aussichtspunkt aus sah ich bereits kräftige Schauer ziehen, kam jedoch noch viele Kilometer bis auf ein paar wenige Tropfen ungeschoren davon. Erst hinter Windisch Kamnitz (Srbská Kamenice) erwischten mich Ausläufer eines gewitterartigen Regenschauers, welche glücklicherweise nach ein paar Minuten abzogen, ohne daß ich komplett durchgeweicht war. Ins Elbtal konnte ich mich dann schon wieder auf trockener Fahrbahn hinabstürzen. Seitdem die Straße zwischen dem Ortsausgang von Jonsdorf (Janov) und Herrnskretschen (Hřensko) neu asphaltiert wurde, ist dieses Teilstück immer meine Kamikaze-Abfahrt (s. Track vom 02.05., km 105,2 - 107,5).

In Bad Schandau fühlte ich mich schon wieder so frisch, daß ich mir die höhenmeterintensive "Abkürzung" über Waltersdorf genehmigte. Zum letzten Mal an diesem Tag schwitzen ... Eine Sauna brauchte ich heute jedenfalls nicht, nun geht es nur noch in die Badewanne zum Abspülen.

Diese Tour hatte es in sich.

1. Mai 2022

Hart erkämpft!

Ende April wurde es höchste Zeit für den ersten Langen Kanten der Saison! Im Jahr 2020 hatte ich da schon drei. 

Die Wetterprognose paßte, und so stelle ich für mein Fahrradnavi eine Tour nach Nordwesten bis Mühlberg/Elbe zusammen. Zwar waren darin zu Beginn ein paar Anstiege enthalten, doch hätte ich nie gedacht, daß auf der eigentlich als Flachstrecke konzipierten Tour am Ende über 2000 Hm zusammenkamen.

Portal der Kirche St. Nicolai in Döbeln,
der Spruch paßt gut zu meiner Tour (Aufnahmeort)
Die fünf Auffahrten während der ersten 50 km kamen genau richtig. Bei 5°C konnte ich mich dabei etwas aufwärmen und gleichzeitig ein paar Höhenmeter sammeln. Spätestens nach Döbeln bot die Fahrt aber keine nennenswerten landschaftlichen Höhepunkte mehr, dafür piesackten mich bis Wermsdorf etliche Mini-Anstiege. Große, lange Berge liegen mir mehr.

Bzgl. der Zeitplanung wußte ich bereits durch meinen mit der Durchschnittsgeschwindigkeit 15,2 km/h erstellten Track, daß ich nicht vor 15.00 Uhr die Elbe bei Mühlberg erreichen würde. Tatsächlich überquerte ich den Fluß erst eine halbe Stunde später. Da lagen noch knapp 100 km vor mir.

Aber danach konnte ich im flachen Gelände etliches an Boden gutmachen. Bis zu meiner Durchquerung der Dresdner Heide ab km 215 sah es weiterhin so aus, als ob ich noch vor 10 Uhr abends wieder zuhause sein könnte. Allerdings hatte der Pannenteufel etwas dagegen. Bei Anbruch der Walpurgisnacht ärgerte er mich mit einem platten Vorderrad. Und das mitten im Nirgendwo in der Dresdner Heide, in der ich mich gerade beim letzten Tageslicht mutterseelenallein auf weiter Flur befand! 

Meine Seele sollte der Gehörnte jedenfalls nicht bekommen ... Mit der mir in vielen Tourenjahren angeeigneten stoischen Gelassenheit bockte ich ab, holte meine Stirnlampe aus dem Rucksack und wechselte den Schlauch - nicht ohne zuvor die Innenseite des Mantels nach Einschlüssen (wie z.B. Glassplittern) abzutasten. Der Einbau des Rades wurde dann unter diesen Bedingungen zwar etwas kniffeliger, aber innere Ruhe hilft immer. Die für diese Arbeiten benötigte Zeit muß stets von untergeordneter Bedeutung sein.

Weil ich vermutete, daß ein spitzer Stein auf der elenden Schotterpiste zu Beginn des zweiten Teilstücks meiner Fahrt durch die Heide (s. Track vom 30.04., km 217,7 - 218,4) für das Loch im Schlauch verantwortlich war, schlich ich danach die restlichen knapp zwei Kilometer umso langsamer durch den Wald. Erst nachdem ich wieder Asphalt unter den Rädern hatte, entspannte ich mich. Bis Pirna blieb ich im Stockdunkeln trotzdem doppelt vorsichtig, denn die eine Reifenpanne kurz vor dem Ziel reichte mir. Schlag elf erreichte ich schließlich den Hof - ohne Mühe und Not, aber mit der Gewißheit, mir heute einen Ruhetag zu gönnen.

Das habe ich mir doch verdient, oder?