1. Mai 2022

Hart erkämpft!

Ende April wurde es höchste Zeit für den ersten Langen Kanten der Saison! Im Jahr 2020 hatte ich da schon drei. 

Die Wetterprognose paßte, und so stelle ich für mein Fahrradnavi eine Tour nach Nordwesten bis Mühlberg/Elbe zusammen. Zwar waren darin zu Beginn ein paar Anstiege enthalten, doch hätte ich nie gedacht, daß auf der eigentlich als Flachstrecke konzipierten Tour am Ende über 2000 Hm zusammenkamen.

Portal der Kirche St. Nicolai in Döbeln,
der Spruch paßt gut zu meiner Tour (Aufnahmeort)
Die fünf Auffahrten während der ersten 50 km kamen genau richtig. Bei 5°C konnte ich mich dabei etwas aufwärmen und gleichzeitig ein paar Höhenmeter sammeln. Spätestens nach Döbeln bot die Fahrt aber keine nennenswerten landschaftlichen Höhepunkte mehr, dafür piesackten mich bis Wermsdorf etliche Mini-Anstiege. Große, lange Berge liegen mir mehr.

Bzgl. der Zeitplanung wußte ich bereits durch meinen mit der Durchschnittsgeschwindigkeit 15,2 km/h erstellten Track, daß ich nicht vor 15.00 Uhr die Elbe bei Mühlberg erreichen würde. Tatsächlich überquerte ich den Fluß erst eine halbe Stunde später. Da lagen noch knapp 100 km vor mir.

Aber danach konnte ich im flachen Gelände etliches an Boden gutmachen. Bis zu meiner Durchquerung der Dresdner Heide ab km 215 sah es weiterhin so aus, als ob ich noch vor 10 Uhr abends wieder zuhause sein könnte. Allerdings hatte der Pannenteufel etwas dagegen. Bei Anbruch der Walpurgisnacht ärgerte er mich mit einem platten Vorderrad. Und das mitten im Nirgendwo in der Dresdner Heide, in der ich mich gerade beim letzten Tageslicht mutterseelenallein auf weiter Flur befand! 

Meine Seele sollte der Gehörnte jedenfalls nicht bekommen ... Mit der mir in vielen Tourenjahren angeeigneten stoischen Gelassenheit bockte ich ab, holte meine Stirnlampe aus dem Rucksack und wechselte den Schlauch - nicht ohne zuvor die Innenseite des Mantels nach Einschlüssen (wie z.B. Glassplittern) abzutasten. Der Einbau des Rades wurde dann unter diesen Bedingungen zwar etwas kniffeliger, aber innere Ruhe hilft immer. Die für diese Arbeiten benötigte Zeit muß stets von untergeordneter Bedeutung sein.

Weil ich vermutete, daß ein spitzer Stein auf der elenden Schotterpiste zu Beginn des zweiten Teilstücks meiner Fahrt durch die Heide (s. Track vom 30.04., km 217,7 - 218,4) für das Loch im Schlauch verantwortlich war, schlich ich danach die restlichen knapp zwei Kilometer umso langsamer durch den Wald. Erst nachdem ich wieder Asphalt unter den Rädern hatte, entspannte ich mich. Bis Pirna blieb ich im Stockdunkeln trotzdem doppelt vorsichtig, denn die eine Reifenpanne kurz vor dem Ziel reichte mir. Schlag elf erreichte ich schließlich den Hof - ohne Mühe und Not, aber mit der Gewißheit, mir heute einen Ruhetag zu gönnen.

Das habe ich mir doch verdient, oder?

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