20. Mai 2022

Herausforderung zum Schluß

Mein Bauchgefühl sollte mich nicht täuschen - unsere letzte Etappe auf dem Fünf-Flüsse-Radweg wurde die schwierigste. Während der Vorbereitung der Tour hatte ich nämlich beim Kartenstudium bemerkt, daß die Radwege entlang des Ludwig-Donau-Main-Kanals meist als nicht asphaltierte Strecken eingezeichnet waren. - Genau so kam es dann auch.

Eine der schwierigeren Passagen auf dem Radweg
entlang des Ludwig-Donau-Main-Kanals (Aufnahmeort)
Bereits am Ortsende von Beilngries wechselten wir auf Kies, der uns nun in unterschiedlicher Qualität treu blieb, bis wir die Randbezirke von Nürnberg erreichten. Hier volle Pulle zu fahren, getraute ich mir wegen meiner schmalen Rennradbereifung natürlich nicht. Wenn wir hingegen kurzzeitig auf Asphalt oder anderen glatten Untergrund wechselten, fühlte sich das dann so an, als ob man plötzlich über Eis dahingleiten würde.

An diesem Tag fiel mir besonders in Berching auf, daß das wunderschöne mittelalterliche Stadtzentrum ebenfalls nur auf holperigen Belag durchquert werden konnte. Einen Kilometer lang im Handbike wegen des grobem Kopfsteinpflasters mehr oder weniger durchgeschüttelt zu werden, ist bestimmt auch nicht jedermanns Sache.

Die Fahrt entlang des schmalen Ludwig-Donau-Main-Kanals hatte jedoch auch ihren Reiz. Weit entfernt von Verkehrslärm und Abgasen, tauchten wir hier zeitweilig in eine fast unwirklich erscheinende Welt ein. Anfangs wie durch einen bewaldeten Graben fahrend, mied der Kanal die Ortschaften. Erst in Neumarkt in der Oberpfalz erreichten wir wieder urbanes Gelände. Zeit für eine kurze Eiszeit im Stadtzentrum.

Faszination Ludwig-Donau-Main-Kanal: An einer der Schleusen
dieses bereits 175 Jahre alten technischen Bauwerks
(Aufnahmeort)
Kurz danach startete ich einen Versuch, dem unbefestigtem Radweg entlang des Kanals auszuweichen und eine alternative Streckenvariante auf Asphalt zu finden (s. Track vom 19.05., km 36,4 - 42,7). Doch nachdem der Radweg endete und sich die Straße außerdem von der ursprünglichen Route entfernte, kehrte wir auf den Schotter zurück. Bis kurz vor Röthenbach (km 64,8) folgten wir noch dem Kanal, bevor wir schließlich die von Franken-Radreisen angebotene alternative Streckenvariante wählten. Allerdings verlief diese dann bis zum Stadtrand von Nürnberg ebenfalls größtenteils auf Kieswegen.

Ich schlug Daria noch den Abstecher zum Reichsparteitagsgelände vor, war jedoch ziemlich enttäuscht darüber, was wir dort vorfanden. Nur für den kurzen Abstecher in das Innere der Arena lohnte die Anfahrt jedenfalls nicht, denn mit unseren Handbikes wurden wir am Eingang des Dokumentationszentrums von einem rauchenden Aufseher abgewiesen. Das fand ich ziemlich skurril und war dementsprechend bedient.

Kurz vor 17.30 Uhr schloß sich am Hotel Alpha der Kreis unserer Etappentour auf dem Fünf-Flüsse-Radweg. Einmal mehr hatte sich Daria wacker geschlagen, auch wenn es für sie gestern ans Eingemachte ging. 350 km an fünf Tagen (inkl. Ruhetag) zu bewältigen, ist nach nur einem halben Jahr Fahrpraxis im Handbike eine echt bewundernswerte Leistung.

Nun werde ich bei meiner Rückmeldung anregen, zumindest für diesen Abschnitt mal über eine zusätzliche Streckenvariante auf Asphalt nachzudenken. Denn viele Straßen scheinen in dieser Region über begleitende Radwege zu verfügen und daher prinzipiell als Ausweichvariante geeignet zu sein. Weil die Wahl zwischen mehr Verkehrslärm und schlechterem Untergrund aber immer subjektiv ist, kann jeder Handbiker dann selbst entscheiden. Alles Gute auf einmal gibt es eben meist nicht.

Mein Fazit als Handbiker für den Fünf-Flüsse-Radweg: Die Etappentour ist uneingeschränkt empfehlenswert für robuste Handbikes mit Tourenbereifung sowie Elektro-Unterstützung. Beispielsweise wären dafür die E-Mountain-Handbikes von Praschberger eine gute Wahl. Mit einem "echten" Racebike würde ich es mir jedoch gründlich überlegen, doch sind diese ja sowieso eher für Wettkämpfe konzipiert. Beeindruckt war ich, wie reibungslos der von Franken-Radreisen organisierte Transport des Gepäcks zwischen den Etappenorten funktioniert hat - tip-top! Nach dem Ende der Tour ist außerdem auch immer noch eine zusätzliche Übernachtung empfehlenswert, um am nächsten Tag ausgeruht nachhause zu gelangen. Die Quartiere unterwegs waren immer gut bis sehr gut auf Rollifahrer eingestellt - und wo die Ausstattung hinsichtlich der Barrierefreiheit noch besser hätte sein können, glich dies das Engagement des Personals auf wohltuende Weise aus.

Es waren erlebnisreiche Tage in einem sehr schönen Landstrich bei bestem Wetter. Diese mehrtägige Unternehmung in Begleitung einer motivierten Sportfreundin paßte gut zu meiner Vorstellung von einem gelungenem Aktivurlaub.
 

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