10. Mai 2022

Christianes Idee

Es gab einen Grund, warum ich am Sonntag trotz guter Bedingungen zuhause geblieben bin. Denn für gestern hatten Christiane und ich eine Tour ins Osterzgebirge geplant. Wir wollten uns das Jagdschloß Lichtenwald auf dem Gipfel des Bradáčov (876 m) aus der Nähe anschauen, welches wir erst im vergangenen Winter während unserer langen Skitour bis kurz vor Göhren (Klíny) von der Talsperre Fleyh (Fláje) aus gesehen hatten.

Bis dahin hieß es fleißig bergauf fahren. Bereits auf der Kammstraße, die von Böhmisch Zinnwald (Cínovec) zur Wittichbaude (Horská chata Vitiška) führt, standen auf dem Navi die ersten 1000 Hm. Weil ich bei der Auffahrt aus dem Elbtal wesentlich langsamer als meine Begleiterin vorankam, trafen wir uns allerdings auch erst kurz vor den Örtchen Waldidylle nach knapp 700 Hm. Später wartete aber Christiane immer mal wieder auf mich - so mußte ich nicht ständig auf Teufel komm raus hinterherhecheln.

Das Hauptgebäude des Jagdschlosses (Aufnahmeort)
Das Jagdschloß machte dann einen ziemlich trostlosen Eindruck, das rechte Nebengebäude im Ensemble ist inzwischen eine Ruine ohne Dach. Aber es wird daran gearbeitet, jedenfalls beschäftigten sich dort gerade zwei Männer mit Schubkarren und Bauwerkzeug. Vielleicht wird das irgendwann eine exklusive Unterkunft für die gutbetuchten Jäger, die im angrenzenden großen Wildgatter gegen Bezahlung auf die Pirsch gehen. Architektonisch ist der Gebäudekomplex nämlich auch von außen ein Kleinod (gewesen).

Anschließend fuhren wir zum Haselstein (Jeřabina), auf dem es eine Aussichtsplattform mit sehr schönen Ausblick ins Böhmische Becken gibt. Wie im bergigen Gelände üblich, fuhr ich bereits vor, während Christiane am Schloß derweil noch einen Geocache für ihren Mann suchte. Umso größer war jedoch meine Überraschung, als sie sich dann nach einer knappen Stunde Solofahrt mittels Nachrichtendienst direkt von der Aussicht meldete. Zunächst nahm ich einen Verhauer ihrerseits an, doch das mitgeschickte Bild ließ keinen Zweifel zu. Wie sich bei unserem Treffen etwas später herausstellte, hatte sie jedoch für die Anfahrt auch einen Radweg genutzt, den ich vermied, weil er eigentlich nur eine Schotterpiste war. Mir blieb das umfassende Panorama vom Haselstein leider verwehrt - sowohl der kurze Wanderweg von der Straße und noch viel mehr der Zugang zur Aussichtsplattform sind nicht barrierefrei (Wurzeln, Treppe).

Nach diesen zwei Höhepunkten des Tages schien mir der Rest der Tour nur noch ein Abgesang zu sein. Doch damit lag ich falsch! Besonders der nicht enden wollende Anstieg durch und kurz nach Cämmerswalde nagte an meiner Moral. In der Nachmittagssonne heizten mir die rund 150 Hm jedenfalls ordenlich ein. Dafür schlug Christiane oben eine Streckenvariante über eine asphaltierte Fahrrad-"Waldautobahn" vor, die wir bereits vom Skifahren kannten (s. Track vom 09.05., km 102,1 - 110,1). Weit entfernt von jeglichem Kraftverkehr erwies sich diese als optimale Alternative, genauso wie der Streckenabschnitt zwischen Teichhaus und Neuhermsdorf parallel zur Loipe auf dem alten Bahndamm (s. Track vom 09.05., km 110,7 - 114,1).

Der letzte große Berg ab Schmiedeberg nach Oberfrauendorf kam ebenfalls nicht in der ursprünglichen Streckeplanung vor. Aber weil meine Copilotin verständlicherweise die stark befahrene B170 nach Dippoldiswalde meiden wollte, arbeiteten wir aus dort ebenfalls noch hoch. Die 130 Hm fielen nun auch nicht mehr ins Gewicht. Im Gegenzug dafür rollte es danach bis Kreischa fast ausschließlich bergab. Auf dem Weg nachhause baute ich sogar noch einen zusätzlichen Minianstieg mit ein, um in der Tages-Endabrechnung die 2000 Hm zu erreichen.

Das reichte aber völlig.

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