31. Januar 2015

Schwach anfangen ...

... und stark nachlassen. - Es verblüfft mich immer wieder, wie schnell der Köper abbaut, wenn man ihm die Gelegenheit dazu gibt. Reichlich fünf Wochen keine Handbiketouren und nur relativ wenig Bewegung reichen aus, um den Wiederbeginn beinahe desaströs erscheinen zu lassen.

Am Freitag habe ich nach Feierabend noch eine erste Runde im Handbike durch's Gebirge gedreht. Nicht besonders lang und nichts weltbewegendes. Anfangs kam ich auch prima voran. Aber sobald es an die Anstiege ging, brach ich komplett ein. Der Puls ging ab wie 'ne Rakete, die Arme machten sich bemerkbar und die Psyche ließ mich im Stich. Gerade durch den Rietzschgrund (s. Track vom 30.01.15, km 21,4 - 23,2) hinauf nach Gohrisch habe ich mich zum Schluß ziemlich hochgeruht. Gnädigerweise hüllte der Abend dann bei meiner zweiten Auffahrt durch das Bielatal seinen schützenden Mantel der Dunkelheit um mich, damit niemand mehr das Elend ansehen mußte. (Naja, Kunst lebt von Übertreibung :-) ) Es ist jedenfalls noch eine ganze Menge zu tun, bis ich an alte Leistungen anknüpfen kann.

Drei Männer im Schnee
Auch am nächsten Tag lief es nicht besser. Mit Thomas und Lars hatte ich mich zur Skitour im Osterzgebirge verabredet. Derzeit sind dort perfekte Wintersportbedingungen. Deshalb wollten wir  auf der Erzgebirgsmagistrale (Krušnohorská magistrála) vom Golfplatz in Böhmisch Zinnwald (Cinovec) aus der Wittichbaude (Vitiška) einen Besuch abstatten. Bis dahin sind es nur 4,5 km, allerdings mit einigen leichten längeren Anstiegen und einem etwas steileren Abschnitt.

Schon auf der Hinfahrt kam ich bald ins Hintertreffen. Dabei steckten den beiden anderen noch vom Vortag erheblich mehr Tourenkilometer in den Armen. Außerdem hatte ich wieder mal einen kraftaufreibenden Kampf mit meinen Skistöcken auszufechten, die im Schnee nicht so griffen, wie ich es mir gewünscht hätte. Vielleicht war daran aber auch die Schonhaltung wegen meiner operierten Hand schuld. Meine beiden Kameraden haben das jedoch ganz entspannt gesehen und mir immer wieder die Chance gegeben, heranzukommen. Auf dem Rückweg trübte sich das Wetter ein, der Wind frischte auf und es begann zu schneien. So fiel die Entscheidung, die Tour zu beenden, nicht allzu schwer. Ich war auch so schon ziemlich breit.

Es kann nur besser werden.

Track der Handbiketour vom 30.01.2015
Track der Skilanglauftour vom 31.01.2015

26. Januar 2015

Badetag

Bisherige Tourenliste
Weil das Wetter derzeit nicht gerade zum Draußensein verlockt, lasse ich es immer noch sehr ruhig angehen. Meine Hand lohnt es mir - so hoffe ich es wenigstens. Außerdem kann ich mit Hochdruck an meiner geplanten Veröffentlichung weiterarbeiten. Auch gestern ist wieder eine Tour hinzugekommen, mittlerweile sind es bereits sechs von geplanten zwanzig. - Es wäre doch prima, wenn ich bis zum Frühlingsanfang das Buch freigeben könnte.

Am späten Nachmittag bin ich dann mit Henni noch in die Toskana-Therme nach Bad Schandau gefahren. Ein bissel Entspannung beim Schwimmen und Saunieren kann ja nicht schaden.

Zwei Jahre war ich nicht mehr dort, und dementsprechend überrascht von den stark gestiegenen Eintrittspreisen. 24,- EUR bezahlt man inzwischen für eine Tageskarte, für 4 Stunden muß ein Erwachsener immer noch 19,- EUR löhnen. Das ist ganz schön happig! Allerdings relativiert sich der Preis für unsereinen. Die Begleitpersonen ist nämlich kostenlos, sofern im Behindertenausweis das Merkzeichen B steht. So schön und angenehm die Badelandschaft ist - ein  Vergnügen für jeden Tag kann das nicht mehr sein.

Durch die Rollitransfers mußte ich natürlich meine Hand etwas mehr als üblich belasten. In der Folge ist der Handballen etwas geschwollen. Nun hoffe ich, daß bis zum kommenden Wochenende alles wieder paßt. Denn eigentlich wollte ich da endlich meinen Drahtesel ausführen ...

18. Januar 2015

Zufrieden ohne Handbike

Es mag vielleicht merkwürdig klingen, aber derzeit vermisse ich das Handbike nicht allzusehr. Nachdem sich die OP-Narbe entzündet hatte, mußte ich mir eine Woche Bewegungslosigkeit - also faktisch Hausarrest - auferlegen. Zeit für Langeweile blieb trotzdem nicht, denn meine Arbeitsunfähigkeit ließ sich prima für das Vorantreiben meines schriftstellerischen Vorhabens nutzen.

Ich möchte ein Buch schreiben, welches Rundtouren mit dem Handbike in den Alpen vorstellt und damit anderen Radsportlern Lust machen soll, sich ebenfalls dieser Herausforderung zu stellen. Bis jetzt habe ich Ideen für mehr als 20 Touren, die ich natürlich alle bereits gefahren bin. Auch das Layout steht inzwischen. Einen ersten Tourenvorschlag zeigt nachfolgendes Bild:

Tour aus dem Buchprojekt "Mit dem Handbike in den Alpen"
Irgendwann in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft, werde ich das Buch als PDF veröffentlichen und zum (kostenlosen) Download anbieten. Es sei denn, es meldet sich jemand, der eine gedruckte Ausgabe für Interessenten (z.B. über Werbung) finanzieren würde. (In diesem Fall bitte ich um eine kurze Rückmeldung.)

So macht Wandern Spaß! - Auf Achse in den Nikolsdorfer Wänden
Zu etwas Bewegung bin ich am Wochenende außerdem noch gekommen. Die Tochter meines ehemaligen Seilgefährten kam wieder mal mit den Kindern in die alte Heimat. Weil es draußen bei strahlendem Sonnenschein einfach nur herrlich war, verlegten wir unser Treffen ins Freie und drehten zu viert plus Hund in den Nikolsdorfer Wänden eine gemeinsame Runde. Ute ist wunderbar unkompliziert und die zwei Mädels sind so aufgeschlossen - da ist es eine helle Freude, mit ihnen unterwegs zu sein. Selbst für den Abstecher zum Spanghorn brauchte ich die Kinder nicht zu überreden.

Anschließend gab's dafür die Belohnung, als wir uns mit Ute's Jungen und ihrer Mutti (die beide gerade vom Kinderumzug der Prossener Schifferfastnacht gekommen waren) zum Kaffeetrinken in der Bäckerei trafen.

Es war ein sehr schöner Tag. So etwas müssen wir unbedingt wiederholen.

Track der Rollwanderung vom 18.01.2014

11. Januar 2015

Zu früh gefreut!

Noch am vergangenen Mittwoch war die Welt in Ordnung. Zum Winter gehört Schnee, und den gab es wenigstens im Osterzgebirge in ausreichender Menge. Zu dieser Zeit war aber auch nicht vorstellbar, daß das Thermometer drei Tage später bis auf 16°C klettern würde. Skifahren ade!

Aber irgendwie lief es die vergangenen Tage sowieso nicht wie gewünscht. Obwohl ich der Meinung war, bereits alles, was mit der OP zusammenhängt, überstanden zu haben, mußte ich nun meinen Irrtum einsehen. Die OP-Narbe bzw. das darunterliegende Gewebe hat sich vermutlich entzündet und mein linker Handballen ist leicht geschwollen. Das wirkt sich bis in die Finger, das Handgelenk und den Unterarm aus. - Schonung war für mich also unabdingbar.

So habe ich am Sonnabend nur an meinem "Buch"-Projekt gearbeitet und mich am Rechner zunächst weiter mit dem Layout-Programm vertraut gemacht. Es besteht nämlich der Plan, die schönsten Handbike-Rundtouren in den Alpen, welche ich bereits gefahren bin, zukünftig in einer Broschüre vorzustellen und diese dann als PDF-Dokument weiteren Interessierten zum (natürlich kostenlosen) Download zur Verfügung zu stellen.

Am Abend gab es dann zur Abwechslung 'was auf die Ohren. Gemeinsam mit Alisa bin ich zum Club-Konzert der "Whowhooz" nach Dresden gefahren. Claudio von meiner Theatertruppe ist Gitarrist in der Band und hatte alle Mitspieler eingeladen. Schließlich haben wir dort dann zu sechst in rammelvoller Bude bei richtig guter Musik tierisch abgerockt. - Hat Spaß gemacht!

Heute war immer noch Schontag angesagt. Die Idee von Thomas, die Ausstellung "Du bist die Kunst" mit Mitmach-Illusionen in Meißen auf der Albrechtsburg zu besuchen, war mir deshalb hochwillkommen. Ich hatte schon einiges von den 3D-Bildern gehört und wollte mir das nun mal selbst ansehen.

Davor mußten wir uns jedoch mächtig mühen. Nicht nur, daß auf den Internetseiten der Stadt sowie der Albrechtsburg keinerlei Hinweise für Besucher mit Mobilitätseinschränkungen zu finden waren (z.B. über Parkplätze, Zugang zur Burg usw.). Das grobe und oft schadhafte Feldsteinpflaster, auf dem wir uns dann in Richtung Burg steil bergauf quälten, schien zudem noch aus dem Mittelalter zu stammen. Der Weg zur Ausstellung bereitete mir wahrhaft keine Freude.

Oben angekommen mußte ich - bereits leicht frustriert - registrieren, daß in dem luxussanierten Ausstellungstrakt ein selbstbestimmtes Bewegen für Rollifahrer ebenfalls nicht möglich ist. Die zwar schön in die Treppen integrierten Hebebühnen dürfen nur durch das Personal per Fernbedienung betätigt werden. Meinem Ärger darüber habe ich dann dort bei den Museumsmitarbeitern gleich Luft gemacht. Einziger Kommentar einer Angestellten: "Seien Sie doch froh, daß es hier überhaupt Lifte gibt!" - Willkommen in der geistigen Steinzeit!

Ein nachdenklicher "König"
Auch sonst war die Schau eher eine Enttäuschung. Die 7,50 EUR Eintritt (es gab keine Ermäßigungen) für das Besichtigen eines reichlichen Dutzends großformatiger Abbildungen, von denen manche sich schamlos der richtig großen Kunst bedienten, waren genauso fragwürdig, wie der gewählte Titel dieser Schau. Mit Kunst hatte das jedenfalls nichts zu tun - eher mit Kitsch. Vielleicht repräsentierten einige Bilder der chinesischen "Künstler" - es gab u.a. auch bearbeitete Motive von da Vinci und Botticelli - die asiatische Auffassung von der kulturellen Identität Europas. So, wie sich die Ausstellung darbot, ist sie jedoch bestenfalls als Kinderspielplatz interessant.

Die Zeit haben Susi und Thomas mit ihren beiden Kindern und auch ich trotzdem rumgekriegt.

Mein Urteil über die Albrechtsburg und den Zugang von der Stadt aus bleibt jedoch vernichtend: Es gibt so viele interessante Orte in Sachsen, die sehr gut barrierefrei zugänglich sind. Da muß man sich als Rollifahrer die Stadt und Burg Meißen nicht antun!

5. Januar 2015

Das Warten hat ein Ende

Trotz mäßiger bis bescheidener Wetterprognose bin ich heute nach Zinnwald gefahren. Nach den letzten Schneefällen haben sich im Osterzgebirge die Wintersportverhältnisse wieder gebessert, so daß ich es auf einen Versuch ankommen lassen wollte.

Vorort war dann ausreichend Schnee auf der Piste, auch wenn in offenen Lagen das Blankeis zutage trat. Denn der Wind erreichte auf dem Erzgebirgskamm beinahe Sturmstärke. So war schon ein wenig Durchhaltewillen gefragt.

Ich habe mal geschaut, wann ich das letzte Mal mit den Brettern unterwegs war: am 23.02.2013! Kein Wunder, daß ich mich heute nicht nur wegen des heftigen Gegenwindes bergauf ziemlich geschunden habe. Die paar Kilometer haben mir für's erste völlig gereicht, zumal mein linker Handballen ein wenig muckerte. Wahrscheinlich sind das noch Folgen der zurückliegenden OP. Wenigstens mußte ich nicht bei Null anfangen, weil das Bewegungsgefühl auf und die Fahrtechnik mit dem Langlaufschlitten recht bald wieder zurückkamen.

Auf Bilder habe ich heute verzichtet, obwohl es bei manchem Schwatz mit Skifahrern möglich gewesen wäre. Die sturmgepeitschte Piste gab einfach nichts her. Außerdem hoffe ich, daß es in diesem Winter noch die Gelegenheit für weitere Videoaufnahmen vom Skifahren gibt. Dazu brauche ich nur ein paar Protagonisten bzw. alternativ jemanden, der die Kamera bedient. Das wird sicher irgendwann klappen.

Die Wintersportsaison hat doch gerade erst begonnen.

Track der Skilanglauftour vom 05.01.2015

3. Januar 2015

Alles anders?

Auf ein Neues! Das Jahr 2015 hat begonnen, und wieder steht die Frage im Raum, was ich mir für die nächsten 12 Monate vornehmen soll. Und da vollzieht sich bei mir allmählich ein Wandel. Ich habe mit dem Handbike viel erreicht, weit jenseits des Alltäglichen:

Die erfolgreiche Teilnahme an den zwei Langstreckenradsportveranstaltungen Vätternrundan und Styrkeprøven sowie weitere 20 ZweihundertPlus-Touren, die Befahrung der 10 höchsten Alpenpässe - insgesamt sind es bereits über 70 Paß- und Höhenstraßen in den Alpen, 4 Jahre lang ein Jahreskilometerpensum von weit über 10.000 km, zusammen mehr als 110.000 km im Handbike ...

Nun frage ich mich ernsthaft, ob ich nicht schon in einer Tretmühle gefangen bin. Im Hamsterlaufrad der eigenen Ambitionen, ein Sklave des Imperativs.

Vielleicht sollte ich es in diesem Jahr einfach mal etwas anders angehen. Wieder öfter mit Freunden auch im Rollstuhl unterwegs sein, Kultur nicht nur als Herausforderung begreifen, sondern als Möglichkeit zur Entspannung, und auch die Menschen nicht danach zu beurteilen, wie sehr sie in ihrem Streben den eigenen Vorstellungen entsprechen. - Abstand gewinnen.

Der erste Sonnabend bot dazu jedenfalls bereits die Möglichkeit. Noch gestern hatte ich meine "Lieblings"beschäftigung - Handbike putzen - erfolgreich hinter mich gebracht, um das Gefährt meinem Mechaniker für die dringend erforderlichen Wartungsarbeiten blitzblank übergeben zu können. Bis dahin bedeutet das also Fahrverbot. Skifahren schied ebenfalls aus, denn der Schnee ist selbst im Erzgebirge inzwischen drastisch auf dem Rückzug. Damit blieb noch der Rollstuhl.

Blick vom Kohlberg nach Nordwesten über Pirna
Zum Glück hatte meine Kumpeline Susi heute Zeit für eine gemeinsame Tour. Und so machten wir uns gleich von meiner Haustür aus auf den Weg. Nach wenigen Kilometern befindet man sich im ausgedehnten Wald der Viehleite. Dorthin verirren sich nur wenige Leute. Noch weniger waren es später auf dem Kohlberg bei Pirna. Eigentlich erstaunlich, denn von dort oben hat man einen wunderschönen Blick über meine Heimatstadt bis nach Dresden. Früher stand hier mal ein beliebtes Ausflugslokal, doch heute ist der Aussichtspunkt in einen Dornröschenschlaf versunken. Und genauso zugewachsen, wie das Märchenschloß.

Irgendwie hat sich wohl die Melancholie des Ortes auf mich übertragen. Aber Nachdenken schadet bekanntlich nicht. Vor allem, wenn man noch viele Optionen hat.

Track der Rolliwanderung vom 03.01.2015