18. Mai 2020

Blüte(n)zeit

Den heutigen Ruhetag habe ich mir verdient! Immerhin sind mit dem Handbike während der letzten drei Tage 446 km und 3600 Hm zusammengekommen.

Am Freitag bin ich nach dem zeitigen Feierabend am Telearbeitsplatz mittags noch zu einer kurzen Runde ins Elbsandsteingebirge gestartet. Diesmal wollte ich wieder mal dem Zeisigstein einen Besuch abstatten, der im großen Waldgebiet zwischen Hellendorf und Bielatal unmittelbar am Wege liegt. Besteigen kann ich den Aussichtspunkt zwar nicht (mehr), aber vielleicht ergäbe das ein schönes Fotomotiv. Davor war jedoch kurz hinter Kleppisch eine ziemliche Schinderei angesagt, denn auf der stetig ansteigenden und grob geschotterten Forststraße kam ich nur mehr recht als schlecht voran. Leider verstellten dann viele Bäume den Blick auf die Felsgruppe mit dem Zeisigstein, so daß ein Foto nicht lohnte. Auch die anschließenden Kilometer bis in den Glasergrund hielten immer noch häßliche Schotterabschnitte bereit, so daß die gesamte Strecke eher nur etwas für ausdauernde Wald- und Wiesenfahrer ist. (s. Track vom 15.05., km 23,3 - 27,6).

Der nächste Test betraf an diesem Tag den Tiefen Grund - auch als Sense bekannt - von Porschdorf nach Hohnstein. Die Straße ist dort schon seit längerer Zeit wegen Bauarbeiten komplett gesperrt, doch ich wollte erkunden, ob man mit dem Rad außerhalb Arbeitszeit nicht doch durch den gesperrten, nur 300 m langen Abschnitt fahren kann. Konnte ich nicht, wie ich feststellen mußte. Außer dem Absperrgitter wurde mit den Baumaschinen die Straße verbarrikadiert, so daß wirklich nur Fußgänger durchkommen.

Also mußte ich mich alternativ die 18%-Rampe (eigentlich kurzzeitig sogar steiler) von Kohlmühle nach Goßdorf hinaufquälen. Diesmal habe ich es gar nicht erst ohne Zwischenstops versucht. Danach folgten zwar noch ein paar Anstiege, auch ca. 4 km Feld- und holperige Betonplattenwege. Aber bis nachhause schaffte ich trotzdem meinen Soll-Geschwindigkeitsdurchschnitt.

Wichtig war an diesem Tag, daß ich nicht zu spät nachhause kam. Für den Sonnabend hatte ich nämlich die Ausfahrt zum Landschaftspark nach Bad Muskau geplant. Ebenso wie in Cottbus (Branitzer Park) hat Fürst Pückler hier seine Spuren hinterlassen - inzwischen ist die ganze Anlage sogar UNESCO-Welterbestätte.

Das Neue Schloß im Landschaftspark Bad Muskau
(Aufnahmeort)
Nur die ersten und letzten vierzig Kilometer hielten erwähnenswerte Anstiege bereit, ansonsten bestand die einzige Herausforderung in ewig schnurgeraden Straßen durch wenig abwechslungsreiches Gelände. Bemerkenswerterweise war ich gar nicht so viel schneller wie in den Bergen. Denn weder mein Fahrstil noch mein Handbike ist explizit auf Tempomachen ausgelegt. Punkt zwölf erreichte ich schließlich nach 114 km mein Tourenziel. Im Sonnenschein und mit dem vielen frischen Grün sind Park und Gebäude eine wahre Augenweide - auch das Ortszentrum von Bad Muskau sehr adrett. Die Anlage ist auch im Rollstuhl gut zugänglich und eine klare Empfehlung.

Bereits auf dem Rückweg, kam ich wenige Kilometer später auch am Rhododendronpark Kromlau vorbei. Den hatte ich bei der Tourenplanung eigentlich gar nicht beachtet, war ich doch schon mal 2016 dort. Trotzdem bog ich bei dieser Gelegenheit für einen kurzen Abstecher von der Straße ab. Allerdings wurde ich diesmal enttäuscht, denn eine der Hauptattraktionen - die Rakotzbrücke - wird derzeit saniert. Deshalb ist der Teich leer und die Brücke eingerüstet. Bis zum Ende der Arbeiten Anfang 2021 muß man auf diesen tollen Anblick leider verzichten.

Insgesamt wurden es bei meinem Ausflug nach Nordostsachsen 238 km und etwas über 1300 Hm für Hin- und Rückweg. Normalerweise bin ich mit einer solchen Tourenlänge auf Platz 1 in der Strava-Gruppe "Handbikers". Doch neuerdings gibt es dort eine Entwicklung, die einfach nur skurril ist und tief in das Geistesleben einiger Mitglieder (aus den USA) blicken läßt. Da fährt so ein Typ fast 10 Stunden auf der Rolle, um auf der virtuellen Insel Watopia von Zwift 280 km zurückzulegen. Oder die Handbikerin, die - ebenfalls im Wohnzimmer auf der Trainingsplattform Zwift - gleich mehrere Kurzstrecken am Tage fährt, damit sie in der Wochenabrechnung hinsichtlich der Höhenmeter auch mal ganz oben steht. - Bitteschön, wie bekloppt ist das denn!!! Zwift mag zwar gut für relativ kurze Einheiten auf der Rolle sein, bei welchen es beispielsweise um Intervalltrainig geht - aber "Touren" damit zurücklegen?! Letzten Endes ist das doch nichts anderes als (Selbst-)Betrug, weil die realistischen Bedingungen (Witterung, Wind, Straßenbelag, selbst Steigungen) auf der Straße durch die Anwendung nicht einmal ansatzweise naturgetreu wiederzugeben sind. Ich würde gern mal diese Möchtegerns im echten Gelände erleben, das wäre für die aber sicher eine böse Überraschung! Schummeln, nur um der/die Beste zu sein ... welche absonderlichen Blüten kann dieser Wettbewerb (den ich ansonsten hinsichtlich max. Streckenlänge pro Tour sowie des wöchentliche Strecken- und Höhenmeterpensums fast nach Belieben in der Gruppe dominiere) noch treiben?

Sonntags habe ich mich auch noch einmal auf's Handbike gesetzt, nur, um wenigstens noch eine Ausrollrunde im Gebirge zu drehen. Zugegebenerweise treiben mich dabei tatsächlich auch der Wettbewerb bzw. die positiven Rückmeldungen von Strava an. Inzwischen hat sich dort nämlich eine Art informelle Gruppe von leistungsstarken RadsportlerInnen formiert, und natürlich ist man neugierig auf die Leistungen der anderen, aber vor allem auf Fotos, die sie von ihren Aktivitäten veröffentlichen. Das sind übrigens fast ausschließlich ZweiradfahrerInnen, darunter auch zwei ganz starke Schweizerinnen - Silvia (Spitzname: Prinzessin bzw. Rapunzel) und Vroni (bekannt als Raketen-Vroni). Denen vor allem gilt meine unverhohlene Bewunderung. Ich hoffe, ich kann mich mal im Urlaub mit Silvia zu einer gemeinsamen Tour durch den Schweizer Jura treffen - das beiderseitige Interesse ist jedenfalls vorhanden.

Am letzten Tourentag der Woche bin ich wieder mal hinauf in die Ausläufer des Osterzgebirges gefahren. Nach der Flachetappe des Vortags waren da jedenfalls ausreichend Höhenmeter garantiert. Trotzdem ging es immer noch leidlich flott voran. Das, was ich bei der Kletterei zu Beginn an Boden verloren hatte, holte ich am Ende wieder rein. Den Elberadweg-Rennradlern und E-Bike-"Sportlern" habe ich auf dem Rückweg diesmal allerdings kampflos das Feld überlassen. Nach einem solchen Wochenende war es mir das nicht wert.

(Gut gebrüllt, Löwe! 😜)

4 Kommentare :

Láďa hat gesagt…

No ty jsi ale spisovatel! :)

Láďa hat gesagt…

Nech jim jejich Zwift... když je to baví... Ty máš úplně jiné zážitky, než je čumět do zdi nebo monitoru PC! Vždyť proto to děláš! :)

Veit hat gesagt…

Máš pravdu kamarade, ale nicméně mě to otravuje ...

Láďa hat gesagt…

😉