10. Mai 2020

Vorsichtsmaßnahme

Lieber ein Tag ohne Handbike, als eine Zwangspause zu riskieren. Bereits Anfang der Woche mußte ich nämlich bei einer Routinekontrolle feststellen, daß die Haut wieder an einer der altbekannten Stellen lädiert ist. Allerdings befinden sich schon die nächsten Projekte in der Warteschlange - da will ich lieber etwas vorsichtiger sein. Zwei Touren müssen also in dieser Woche reichen, denn spätestens zu Himmelfahrt soll alles ausgestanden sein.

Am Freitag bin ich nach dem zeitigen Feierabend im HomeOffice noch einmal auf die Piste, mit der Maßgabe, zu testen, wie sehr ich trotz der Verletzung mein Sitzfleisch belasten kann. Dafür war eine Nachmittagsrunde genau der richtige Umfang. Aus naheliegendem Grund wurde es eine Fahrt ins Blaue. Würden sich während der Tour Anzeichen für eine Überlastung ergeben (z.B. häufige Spastik), wäre ich dann sofort auf dem kürzesten Wege nachhause gefahren.

Aber es lief prima, so daß ich noch ein paar Anstiege außer der Reihe in die Strecke aufnahm. Diesmal habe ich auf meinem Weg nach Neustadt hinter Sebnitz auch mal wieder den Radweg durch die Goldgruben genutzt (s. Track vom 08.05.2020, km 62,1 - 64,1). Der führt meist sanft ansteigend völlig kraftverkehrsfrei durch ein idyllisches Tal und ist eine schöne Alternative zur Straße nach Ulbersdorf. Die letzten 40 km rollte es größtenteils bergab, weshalb ich bis Pirna mein (wegen der Verletzung) bewußt gewähltes gemächliches Tempo beim Bergauffahren tatsächlich am Ende noch kompensieren konnte. Auch die Leibesvisitation nach der Tour erbrachte keine beunruhigenden Befunde. Die mit einem Hydrokolloidverband (ComfeelPlus Transparent von Coloplast) abgedeckte offene Stelle war zwar immer noch vorhanden, doch die Belastung hatte wenigstens nicht übermäßig geschadet. Für den nächsten Tag konnte ich also eine weitere Tour einplanen.

Im Rhododendronpark auf dem Kamenzer Hutberg (Aufnahmeort)
Das Ziel war diesmal der Hutberg in Kamenz, der mit seinem großen Rhododendronpark vor allem in dieser Jahreszeit einen Besuch lohnt. Einen großen Teil der Anstiege hatte ich an diesem Tag bis dahin bereits hinter mir, auch drückte die Sonne kurz vor dem Mittag beträchtlich. Wie ein Hammer schlug deshalb bei mir die ca. 600 m lange und immer steiler werdende Auffahrt zum Gipfel ein (s. Track vom 09.05.2020, km 64,6 - 65,2). Oben halfen da nur noch die vielgerühmten kurzen Sprünge, um endlich die Rampe zu bezwingen.

Auf dem Rückweg rollte ich dann im Schrittempo durch einen Teil des Parks, immer auf der Suche nach besonders schön und farbenfroh blühenden Rhododendren und Azaleen. Doch noch überwog das Grün - wahrscheinlich kommt der Höhepunkt der Blütezeit erst später. Im Park selbst wurden die rollstuhlgeeigneten Strecken mit Wegweisern gekennzeichnet, diese waren jedoch oft aufgrund der Steilheit ausgewaschen und holperig. Für Rollifahrer dürfte ein Besuch darum eine Herausforderung sein, die eigentlich nur mit Begleitern ohne Handicap und bergab (man kommt ja zunächst auf gutem Asphalt bis zum Lessingturm auf den Gipfel) zu empfehlen ist.

Weiße Blütenpracht (Aufnahmeort)
Nach dem Abstecher zum Tagesziel hielt ich mich schließlich wieder südwärts, wobei mir die Wärme inzwischen ziemlich zu schaffen machte. Zumal ich eher der Typ bin, der sich auf Handbiketouren bei 15 - 20°C am wohlsten fühlt. Nicht ohne Grund gehören die Monate April und Mai zu den "produktivsten" in meinem gesamten Tourenjahr. Trotzdem war ich noch ausreichend motiviert, als ich gegen 15.30 Uhr das Dresdener Stadtzentrum erreichte. Obwohl sich inzwischen ein paar wenige Male die Spastik bemerkbar gemacht hatte (wegen der verletzten Stelle am Gesäß), erschien mir das nicht so besorgniserregend, um nicht noch südlich des Elbtals den Haken über Freital und Possendorf zu schlagen. Damit konnte ich mir den Elberadweg ersparen, auf dem es gestern zu dieser Zeit und bei diesem Wetter sicher wegen der vielen Leute ziemlich stressig geworden wäre.

Erstaunlicherweise wurden es bis zum Ziel noch knapp über 150 km, die Entfernung für eine Langstrecke (150 <= x < 200). Das war zu Beginn so eigentlich nicht geplant. Immerhin scheint sich bzgl. der Wunde auch nach diesem Ausflug nichts substantiell verschlechtert zu haben. Ein paar Tage Ruhe helfen jetzt aber hoffentlich, die Sache erneut zu einem guten Ende zu bringen.

Die nächsten Ziele warten schon ...

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