31. Juli 2020

Von wegen Hügel!

Das Schweizer Jura ist eine leicht hügelige Landschaft, die sich entspannt mit dem Handbike erkunden läßt. Das konnte man jedenfalls vermuten, wenn man die Kommentare von Silvia auf Strava las. - Falsch!!!

Bereits im Frühjahr hatten Sivia und ich über diese Internetplattform für Sportler Kontakt, und schon bald stand für mich fest, daß ich ihr einen Besuch abstatten wollte. Silvia sah die Sache ebenfalls ganz entspannt, so daß ich bei meiner Alpenfahrt nach dem Abstecher im Schwarzwald nun nach Delémont fuhr.

Mittags kam ich am Zeltplatz an, aber schon knapp vier Stunden später saß ich auf dem Handbike. Silvia holte mich zu einer ersten Schnuppertour ab. Ich ahnte ja schon, daß meine Begleiterin in ihren Kommentaren immer ziemlich untertrieben hatte. Doch schon nach weniger als 10 km wußte ich Bescheid: ihre "Hügel" waren in Wahrheit ausgewachsene Anstiege, und diese hielten nicht selten brutale Rampen bereit. Bei Temperaturen oberhalb der 30°C-Marke ging es hier für mich wirklich an's Eingemachte! Gleich auf unserer ersten gemeinsamen Einrollrunde zeigte mir diese Powerfrau, wo der Hammer hing! Während sie locker flockig sich nach oben kurbelte, mußte ich mich teilweise schon "hochruhen" (so nennen ich das Stop & Go beim Bergauffahren).

Mit Silvi auf dem Col de la Croix
Nach dieser ersten Tour sollte es am nächsten Tag durch einige schöne Schluchten gehen, aber natürlich waren auch Berge dabei. Der Schweizer Jura besteht aus Kalkstein, durch den sich das Wasser, ähnlich wie im Elbsandstein, tief in den Fels geschnitten hat. Neben dem Sturzbach führte die Straße im Talgrund nach oben, links und rechts begrenzt durch steile Felswände. Besonders gefiel mir deshalb die Gorges du Pichoux , doch war das nicht der einzige Höhepunkt des Tages. Mindestens genauso spektakulär war die Grotte de Sainte-Colombe wenige Kilometer zuvor - eine große Kalksteinhöhle, in derem Inneren sich ein eine kleine Kapelle befindet. Später am Tag kletterten wir noch auf rund 1080 m NHN, bevor wir auf einem kleinen Nebensträßchen in sausender Fahrt wieder hinab nach Reconvillier rollten. Wobei ... ich habe in meiner langen Laufbahn als Radsportler noch nie eine Frau wie Silvia erlebt, die sich so furchtlos die Abfahrten quasi hinunterstürzte. Selbst hierbei hatte ich keine Chance, im Tempo mitzuhalten. Zumal sie ja mit einem Mountainbike fuhr, während ich wegen meiner schmalen Reifen viel häufiger bremste. Diese Bergstraße war übrigens ebenfalls ein landschaftlicher Leckerbissen, welcher die außergewöhnliche Tour perfekt komplettierte. Trotz aller Anstrengungen fand ich's wunderschön. Ab Delémont unternahmen wir zum Schluß noch einen Abstecher zur Kapelle Vorbourg, einem Ort, zu dem Silvi eine ganz besondere Beziehung hat, und wo ich mich ebenfalls gut aufgehoben fühlte.

Während der Auffahrt zum Col des Rangiers
Ohne Ruhetag starteten wir schließlich gestern zu unserer letzten gemeinsamen Tour. Diesmal kam ich Silvia einige Kilometer entgegen. Gleich danach wartete ein 300-Hm-Auftieg auf uns, sozusagen zum Warmfahren. Meine Begleiterin kannte keine Gnade ... Auf der anderen Seite sorgte sie sich aber auch um mich, wie sonst nur mein tschechischer Kamerad Lád'a. Wenn er mein "ziemlich bester Freund" ist, so steht Silvia ihm keinesfalls nach. 

Auf unserer Donnerstagstour kamen selbstverständlich auch noch einmal zwei heftige Berge, die vor allem aufgrund der Hitze mit teilweise direkter Sonneneinstrahlung eine echte Herausforderung wurden. Am steilsten fand ich die Rampe hinauf zum Col de la Croix, dafür mußten wir jedoch am Ende der Tour zum Col des Rangiers ab St. Ursanne mehr als 400 Hm überwinden. Ich habe jede Gelegenheit genossen, wo ich mich mal im Schatten abkühlen konnte. Dort waren es wenigstens "nur" 31°C.

Die Kultur kam während dieser Tour ebenfalls nicht zu kurz, denn Saint-Ursanne ist ein sehenswertes mittelalterliches Städtchen mit einer besonders schönen Klosteranlage. Auf der alten Brücke über den .... trafen wir zu meiner Überraschung auf den böhmischen Nationalheiligen St. Nepomuk - eine unerwartete Verbindung zu meiner (zweiten) Heimat.

Nach diesen Tagen im Schweizer Jura kann mich nun nichts mehr schocken. Hier habe ich erlebt, daß ein "Hügelland" niemals unterschätzt werden sollte. Die Paßauffahrten in den Alpen sind zwar üblicherweise viel länger, dafür im Gegenzug jedoch auch meist nicht so steil. Insofern konnte ich mich im Jura ausgezeichnet auf die kommenden Tage vorbereiten.

Zum (vorläufigen) Abschied: Danke Silvia, daß Du mir einige schöne Orte Deiner Heimat gezeigt hast! Du bist eine tolle Frau und eine wunderbare Begleiterin auf meinen Touren! Es waren drei anstrengende, aber auch selten schöne Tage mit Dir und ich hoffe, es gibt in nicht allzu ferner Zeit ein Wiedersehen.

Nicht nur der Sport verbindet uns ...

1 Kommentar :

Láďa hat gesagt…

Lucky guy! (Thanks to Silvia.) :)
Great report and very good rides! :)