27. Juli 2020

Warmfahren

Mein Sommerurlaub begann diesmal in Baden-Württemberg. Denn endlich habe ich nun meinen Rollikameraden Dominik wieder mal in seiner Heimat besucht. Er war knapp einen Monat nach mir im Elbsandsteingebirge beim Klettern verunglückt, und daher machten wir während der Erstreha in Kreischa miteinander Bekanntschaft.

Ich wollte immer schon mal Karlsruhe kennnenlernen, deshalb ging es am Sonntag zunächst in die Stadt. Besonders angetan war ich dabei vom großen und wunderschönen Park hinter dem Stadtschloß. Bei unserer Fahrt zum Battert am Nachmittag hatten wir leider weniger Glück. Mit Dominik wäre ich gern zu seinen ersten Kletterfelsen gewandert. Doch bei diesem unerwartet starken Besucheransturm fanden wir am favorisierten Ausgangspunkt keinen freien Platz zum Parken mehr, und der Wanderweg vom Ausweichparkplatz erwies sich letztlich als viel zu anspruchsvoll, um sich mit nur kleiner Besetzung dieser Herausforderung zu stellen. Als Trostpflaster gab's danach für alle - also uns beiden, Dominiks Frau und Sohn - Obst aus dem eigenem Garten. Etliches von dem Eßbaren, was Lena dort anbaut, kannte ich noch nicht einmal dem Namen nach ...

Heute nun ging es das erste Mal im Urlaub mit dem Handbike auf Tour. Als wir am Vorabend abends zusammensaßen, empfahl mir mein Kamerad die Hornisgrinde. Bei einer Starthöhe auf ca. 120 m NHN sind dabei bis zum Gipfel auf etwas über 1160 m Seehöhe immerhin mehr als 1000 m Höhendifferenz zu überwinden. Dafür ist das Streckenprofil nahezu ideal. Zunächst allmählich ansteigend durch das Murgtal, später dann - schon etwas steiler - durch ein Seitental und schließlich als anspruchsvollsten Abschnitt die Gipfelstraße. Darüberhinaus proftierte ich davon, daß dieses Seitental ab Schönmünzach für den Kraftverkehr eine Sackgasse war, die in Hinterlagenbach endete. Danach allerdings kam eine perfekt asphaltierte Forststraße, die kurvenreich durch den Wald (und damit oft gut beschattet) nach oben führte (s. Track vom 27.07., km 49,4 - 52,9). Da ließ sich auch der darauffolgende 1,5 km lange Abschnitt bis zum Mummelsee auf der B500 ertragen, obwohl hier wieder viel Verkehr herrschte.

Blick von der Hornisgrinde in Richtung Westen (Aufnahmeort)
Für mich der Knüller des Tages wurde der Besuch auf der Hornisgrinde. Zwar mußte ich die Gipfelstraße hinauf noch einmal vollen Druck auf die Kurbeln geben, doch wurde ich dafür oben großzügig entschädigt. Vom Panoramarundweg des weitestgehend baumlosen, heideartigen und recht großflächigen Gipfelplateaus hat man tatsächlich eine 360-Grad-Rundumsicht: nach Westen über den Rhein bis Frankreich, und in alle anderen Richtungen über die bewaldeten Erhebungen des Schwarzwaldes. Besonders der Blick ins Rheintal fast 1000 m tiefer faszinierte mich. Es war zwar leicht dunstig, aber immer noch atemberaubend. Sollte mich ein Rollifahrer nach empfehlenswerten Zielen im Schwarzwald fragen - die Hornisgrinde wäre bei mir ganz oben auf der Liste.

Zumal der Berg auch für weniger sportliche bzw. stärker eingeschränkte Rollifahrer erlebbar ist. Der ca. 1 km lange Panoramarundweg ist nämlich asphaltiert und verläuft beinahe völlig flach. Zwar ist die Straße zum Gipfel ab der B500 oft mit einer Schranke verschlossen, doch sagte mir mein Freund, daß man über das Hotel am Mummelsee Zugang zur Straße erhalten kann. Außerdem ist wohl einer der Shuttlebusse vom Mummelsee (wo es ausreichend Parkplätze gibt) zum Gipfel barrierefrei zugänglich.

Während der anschließenden Abfahrt auf der B500 - auch bekannt als Schwarzwaldhochstraße - konnte ich es dann richtig rollen lassen. Knapp 70 km/h erreichte ich, aber bestimmt geht da noch mehr. Mit jedem Höhenmeter, den ich dabei verlor, wurde es jedoch wärmer. Von angenehmen 22°C in 1160 m Höhe bis ca. 35° auf den letzten Kilometern. Die Hitzefaust schlug also wieder erbarmungslos zu. Eigentlich hatte ich gehofft, die im Aufstieg liegengebliebene Zeit wieder bis zum Ziel aufzuholen. Unter diesen Bedingungen wurde allerdings nichts daraus. Trotzdem: die Generalprobe für meine geplanten Alpentouren ist gut über die Bühne gegangen.

Morgen komme ich den ganz hohen Bergen schon etwas näher ...

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