Leider ist aber so, daß die Betreiber sehr unterschiedliche Maßstäbe für die Barrierefreiheit anlegen. Auch in diesem Urlaub war die entsprechende Ausstattung bis auf wenige Ausnahmen in Frankreich, aber auch Italien weit unterhalb dessen, was man in Deutschland einem Gast mit Mobilitätseinschränkung zumuten würde. Nicht vorhandene Klobrillen, nicht von innen verriegelbare Kabinen, fehlende Sitzmöglichkeiten in der Dusche, fest (und weit oben) installierte Duschköpfe statt einer Handbrause sowie keine bzw. unerreichbare Ablagemöglichkeiten sind nur die Mängel, welche mir auf Anhieb einfallen. Regelmäßig waren zudem die Rezeption / Anmeldung des Campingplatzes nicht barrierefrei zugänglich. Besonders auf den Camps in Südostfrankreich fielen mir die schmuddeligen heruntergekommenen bzw. defekten Sanitäreinrichtungen auf, mit denen übrigens alle Gäste konfrontiert waren. Wackelige Armaturen, Dichtungen, die ihren Namen nicht mehr verdienten, Uralt-Sanitärkeramik, der man schon rein äußerlich ansah, daß sie noch aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts stammte.
Nicht selten hatte ich jedenfalls den Eindruck, daß es den Betreibern nur darum ging, mit minimalen Aufwand für Pflege und Instandhaltung maximale Erlöse zu erzielen. Die französischen Gäste mögen dies ja von ihren Landsleuten gewohnt sein, und selbst die anspruchslosen Camper aus den Niederlanden - welche sich allerdings noch nicht einmal in diese Regionen verirrten - scheinen da sehr tolerant zu sein. In Deutschland würden solche touristischen Einrichtungen aber sicherlich aus hygienischen Gründen zu Recht dicht gemacht werden.
Trotz des überaus miesen Zustands der Campingplätze wurden dann jedoch regelmäßig mir gegenüber Übernachtungspreise aufgerufen, die man - zurückhaltend formuliert - nur als unangemessen bezeichnen muß. Zwischen 22,- und 25,- EUR (in der Schweiz SFR) kostete mich jede Nacht in meinem eigenen Auto. Dafür, daß ich lediglich die (meist miserable) und für mich nur teilweise nutzbare Sanitäreinrichtung des Campings in Anspruch nahm, ist das ganz schön happig. Lediglich in Ceresole Reale, von wo aus ich den Colle del Nivolet bezwang, bezahlte ich für zwei Nächte insgesamt 30,-EUR. Dabei war die junge, sportliche Chefin von meiner Art zu reisen ganz offensichtlich so beeindruckt, daß sie sich förmlich die Beine rausriß, um mir für meinen Aufenthalt die besten Bedingungen zu schaffen. - Hierher würde ich jederzeit gerne wiederkommen!
Was mich außerdem erstaunt hat, war die Unflexibilität bzw. der mangelnde Willen der Campingplatz-Betreiber, mich trotz sogenannter ausgebuchter Kapazitäten, noch mit aufzunehmen, obwohl ich jedesmal betonte, daß ich wirklich nur die barrierefreie Sanitäreinrichtung benötige und mit meinem Auto an jedem beliebigen Platz stehen könnte. Beispielsweise in Berchtesgaden habe ich das unter ähnlichen Umständen schon (positiv) ganz anders erlebt ...
Begegnungen sind für mich im Urlaub beinahe genauso wichtig, wie meine sportlichen oder touristischen Aktivitäten. In diesen knapp drei Wochen schlug mir auf den Zeltplätzen vielerorts jedoch eine Gleichgültigkeit entgegen, die im krassen Gegensatz zu bereits Erlebtem stand. Vielleicht hat diese unsägliche Farce namens Corona-Pandemie dazu beigetragen, daß die Menschen immer mehr auf Distanz gehen, vielleicht liegt es aber auch an meiner Nationalität. Denn gerade in Frankreich konnte ich mich häufig nicht des Eindrucks erwehren, als Deutscher hier nur geduldet zu sein. Und das in einer Region, die nie durch die deutsche Wehrmacht besetzt wurde ... Oftmals war ich aber der einzige Deutsche, manchmal überhaupt der einzige Ausländer vorort.
In Italien, genauer gesagt: auf dem Colle di Tenda, lernte ich jedoch die Radsportlerin Natascia aus Cuneo kennen. Das war der Lichtblick bzgl. Kontakte. Sie blieb locker und unbefangen im Umgang, als sie den Grund dafür realisierte, warum ich mit einem Handbike fahre. So wünsche ich es mir immer, doch diese Kommunikation auf Augenhöhe erlebe ich viel zu selten. Am ehesten noch von (gleichgesinnten) Radsportlern. Die können in der Regel nämlich auch am besten beurteilen, welche Leistung hinter meinen Aktionen steckt. - Vielleicht hält sich ja der Kontakt auch über eine Facebook-"Freundschaft" hinaus.
Insgesamt betrachtet, zieht es mich nicht (mehr) sonderlich in die französischen Alpen, und nach Nordwestitalien auch nicht unbedingt. Gerade die Franzosen scheinen so von sich selbst und ihren "tollen" touristischen Angeboten überzeugt zu sein, daß ich mich frage, wieso tatsächlich noch Leute aus anderen Ländern hier ihren Urlaub verbringen. Gemessen am Asien-Index (das ist die Anzahl asiatischer Gäste in einer touristischen Destination), liegen selbst die aggressiv beworbenen Aushängeschilder der von mir besuchten Gebiete weit hinter meiner Heimat zurück. Lediglich in Courchevel habe ich mal drei von ihnen gesehen, deren Vorfahren aber vielleicht auch aus dem früheren Französisch-Indochina stammten. Eigentlich schade, denn die Landschaft ist vor allem im mediterran geprägten Südfrankreich wirklich sehens- und erlebenswert. - Warum sich die Einheimischen solcherart das Wasser abgraben, bleibt mir rätselhaft. Möglicherweise nehmen sie das in ihrer Selbstsicht aber gar nicht wahr.
So, das ist erneut ein langer Beitrag geworden - doch ich mußte mir diese Dinge einmal von der Seele schreiben. Bei meinen zukünftigen Veröffentlichungen werde ich mich dann aber kürzer fassen.
Hoffe ich.
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