9. August 2023

Schönheit mit Makel

Etwas verspätet der Beitrag zu meinen beiden vergangenen Touren. Das liegt schlicht und ergreifend daran, daß in meinem gewählten Basislager weder WLAN noch frei zugängliche Stromanschlüsse gab. Auch sonst war der Campingplatz nahe Saint-Martin-d'Entraunes nur äußerst bedingt für Rollifahrer geeignet. Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, daß den Betreibern in Frankreich, aber auch in Italien (NICHT Südtirol!) Gäste mit Handicap ziemlich egal sind. Und als alleinreisender Radsportler mit Rollstuhl bin ich sowieso ein Exot.

Ich arrangierte mich mit den suboptimalen Bedingungen, weil der Ort optimal für meine nächsten Vorhaben gelegen war. Auf meiner Quaeldich.de-Liste "Club 2k" fehlte mir nämlich noch der Col des Champs (2087 m). Außerdem konnte ich von hier aus gleich noch zwei weitere "kleine" Pässe im Doppelpack erklimmen, für die sich eine separate Anfahrt sonst nicht gelohnt hätte. Über den Col de la Couillole (1678 m) und den Col de Valberg (1673 m) war ich zwar schon bei der Anfahrt mit dem Auto gefahren, die alternative Strecke von Guillaumes im Var-Tal über Peone kannte ich jedoch noch nicht.

Zuerst widmete ich mich jedoch am Montag dem 2000er-Paß. Offensichtlich ticken bei den Franzosen die Uhren etwas anders, denn als mir das erste Auto auf der Paßstraße begegnete, lagen bereits rund 600 hm und fast zwei Stunden Fahrt hinter mir. Auch am späteren Vormittag wurde es nicht viel betriebsamer auf der Strecke, die ersten Radsportler kamen mir sogar erst rund 300 Hm unterhalb des höchsten Punkts entgegen. Ich genoß die Stille und die großartige Landschaft um mich herum umso mehr. Bei einem solchen Wetter in den Bergen unterwegs zu sein, ließ alle Widrigkeiten des Tales in der Bedeutungslosigkeit versinken.

Mein vorletzter 2k-Club-Paß (Aufnahmeort)
10.15 Uhr war ich oben, doch für die Drei-Pässe-Tour Champs-Allos-Cayolle reichte das zeitlich trotzdem nicht. Aber damit hatte ich sowieso nur ganz am Rande geliebäugelt. Daher entschied ich mich zu dieser frühen Zeit schließlich für den Abstecher zum kleinen Weiler Sussis und stellte dabei fest, daß es im Mittelteil noch eine alternative Auffahrt zum Col des Champs gab. Der Ort selbst faszinierte mich in seiner Abgeschiedenheit. Erstaunlich, daß dort noch Leute wohnen. Mir winkte jedenfalls auf dem Rückweg eine alte Dame zu, die es sich auf der Terasses ihres Hauses in ihrem Stuhl gemütlich gemacht hatte.

Meine Doppelpaßtour am nächsten Tag gestaltete sich dann als eine sehr entspannte Angelegenheit. Die Steigungsprozente lagen fast durchweg im Wohlfühlbereich, und bei erneut optimalen Witterungsbedingungen tropfte im morgendlichen Schatten noch nicht einmal der Schweiß. Da konnte ich auch bei der Durchfahrt die potthäßliche Bettenburg Valberg mit ihrer dazugehörigen Klientel ertragen. Selbst die hier - wenn wundert's -überdurchschnittlich anzutreffenden Mofafahrer in ihren Tour-de-France-Kostümen ließen mich kalt.

Das romantische Tal mit den bizarren Felsen während der Auffahrt, ein paar sehr schöne Ausblicke auf die Umgebung, bevor ich wieder ins Var-Tal rollte und die rauschende Abfahrt auf der Hauptstraße wird mir von dieser Tour im Gedächtnis bleiben. Das war's dann aber auch.

Nun werde ich wohl nicht mehr in diesem Leben in diese Gegend kommen - zu ungünstig sind für mich die Übernachtungsbedingungen (auf Campingplätzen). Die oben erwähnte Drei-Pässe-Tour kann ich auch ab Barcelonette in Angriff nehmen.

Andere Ziele haben jetzt aber erst einmal höhere Priorität. 

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