Den bekanntesten Paß der Region, nämlich den Col de Turini, wollte ich unbedingt für meine Sammlung. Ich hatte mir im Vorfeld zwar auch hier Campingplätze ausgesucht, wurde aber dann aber vorort auf den Platz in Roquebillière verwiesen. Angeblich wäre dort alles viel besser für Gäste mit Handicap geeignet. Naja, ich weiß ja, wie die sanitären Einrichtungen oft in Frankreich sind und wurde deshalb nicht enttäuscht. Nur soviel: die Franzosen sind offensichtlich kurz vor der Erfindung der Klobrille ...
Ab dem Col Saint-Roch befürchtete ich schon, daß ich irgendein Baustellenschild übersehen hätte und die Straße eine Sackgasse wäre. Denn eine mir unendlich lang erscheinende Zeit begegneten mir weder Autos noch Radsportler. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als mich endlich kurz vor Loda Rennradler und danach sogar zwei Autos überholen. Ich glaube, ich bin noch nie eine so einsame, dabei aber wunderschöne Straße in den Alpen gefahren.
Für den Tag nach meiner Ankunft waren ab dem frühen Nachmittag Gewitter angekündigt. Trotzdem fuhr ich morgens gegen 6.30 Uhr los. Die geplante Streck war nicht sehr lang, sodaß ich hoffen konnte, rechtzeitig zurück zu sein. Außerdem sah es überhaupt nicht nach Regen aus, keine Wolke bedeckte den Himmel.
Der Anstieg zum Turini war wieder ein Gedicht - nicht zu steil und kurven- bzw. serpentinenreich. 10.15 Uhr erreichte ich die Paßhöhe, die auf mich wenig einladend wirkte. Deshalb fuhr ich gleich weiter. Nach einer Art Höhenstraße, welche leider wegen des Waldes nur seltene und sehr begrenzte Ausblicke in die Umgebung ermöglichte, rollte ich zunächst hinab zur Baisse de la Cabanette, bevor die Abfahrt weiter zum Col Saint-Roch führte. Zum Col des Portes (nicht wie fälschlicherweise bei der Beschreibung des Saint-Roch "Col de la Porte" genannt) gab es dann einen kleinen Gegenanstieg, genauso wie etwas später zum Weiler Loda.
Blick auf der Abfahrt zum Col Saint-Roch zum Mittelmeer, dieses konnte man in Bildmitte noch vor den ganz schwach zu erkennenden Bergen erahnen - jedenfalls in Originalauflösung (Aufnahmeort) |
Auf dem Rückweg im Tal des Vésubie baute sich vor mir eine schwarze Wand auf. Während um mich herum die Gewitter und Regengüsse näher rückten, sputete ich mich auf den letzten Kilometern, die dazu aber bergauf zu fahren waren. Kurz vor 14.00 Uhr erreichte ich den Campingplatz, verstaute mein Handbike unter einem Dach und zog mich in mein Auto zurück. Da fielen schon die ersten Regentropfen eines heftigen Gewitters, welches sich die nächsten drei Stunden im Tal entlud. Aber ich war im Trockenen.
Nachdem ich dann noch gestern meinen Aufenthalt um einen Tag verlängert hatte, fuhr ich heute in der Frühe mit dem Handbike zunächst talaufwärts. Lange konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich ab Saint Martin-Vésubie den Col Saint-Martin erklimme und weiter ins Vallon des Millefonts fahre oder mich doch eher für die kürzere Strecke mit weniger Höhenmetern zum Col de Salèse entscheide.
Trotz abschreckender Beschreibung wählte ich schließlich letztere Auffahrt. Ein echter Alpenpässejäger läßt sich durch nichts aufhalten! Was ich dann jedoch auf den letzten 4,5 km bis zum Scheitelpunkt erlebte, war jedoch grenzwertig.
Besonders brutal erwies sich der Untergrund bis zur ersten Kehre nach dem letzten Wanderparkplatz (s. Track vom 05.08., km 21,8 - 22,1). Grober Schotter, ein tief ausgewaschener Weg, der eigentlich nur noch den kläglichen Rest der einst gut befahrbaren Piste darstellte und dabei für diese Verhältnisse mit ca. 8% ziemlich steil. Dort kam ich jedenfalls an die Traktionsgrenze meines Gefährts. Bloß gut, daß ich nicht sofort kapituliert habe! Mit zunehmender Höhe wurde nämlich der Fahrweg immer besser. Obwohl immer noch weit davon entfernt, Spaß am Bergauffahren zu haben, sah ich nun immerhin eine Chance, doch den Paß zu erreichen. Aus dem Radfahren wurde dabei allerdings Radwandern im wörtlichen Sinne.
Doch meine Hartnäckigkeit wurde belohnt, wenngleich der Salèse nun wirklich kein lohnenswertes Ziel darstellt und damit eher für Sammelwütige wie mich infrage kommt. Immerhin ist er ein sogenannter 2k-Paß, d.h. er schlägt mit mehr als 2000 m Meereshöhe zu Buche.
Die ersten Kilometer der Abfahrt bis zum Beginn der asphaltierten Straße schlich ich schließlich ebenso hinab. Eine Reifenpanne konnte ich wirklich nicht gebrauchen, zumal ich hier (beinahe logischerweise) im Funkloch steckte. Wenigstens begegneten mir hin und wieder Wanderer sowie - als ich mich gerade über ihr völlige Abwesenheit an diesem Ort freuen wollte - eine ganze Horde Mofafahrer.
Auf der Rückfahrt brach ich keine Rekorde mehr!
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