10. Januar 2022

Kneifervariante(n)

So, wie der Schnee vom vergangenen Wochenende mir am Sonnabend das Leben schwer machte, war er dagegen willkommen am Sonntag. Denn während ich am ersten Tag noch eine Runde im Handbike drehte, ging es keine 20 Stunden später mit Christiane im Tandemski-Gespann gemeinsam auf Tour.

Am 08. Januar sah morgens das Wetter zunächst gar nicht so schlecht aus. Das Niederschlagsradar meiner Handy-App wußte es zwar besser, doch in der letzten Zeit machte der Regen um meine Region letzten Endes oftmals einen Bogen. Bis Königstein kam ich auf dem Elberadweg auch ganz gut. Dann begann es zu schneien, sodaß ich meine ursprünglich südlich geplante Strecke abblies und nach Bad Schandau weiterfuhr, um dort dann nach Norden auszuweichen. Bis dahin hatte es das Schneefallgebiet nämlich noch nicht geschafft. Bei der Auffahrt durch den Tiefen Grund ab Porschdorf fand ich den Schnee gar nicht so schlecht, denn das Weiß machte das tief eingeschnittene Felsental noch eindrucksvoller.

Spätestens, als ich auf der Straße zwischen Ehrenberg und Neustadt dann ein Auto im Straßengraben sah, welches mich kurz zuvor überholt hatte (das junge Paar mit Kleinkind war Gott-sei-Dank unversehrt geblieben und stand bereits neben ihrem Fahrzeug), wußte ich, daß ich noch umsichtiger fahren mußte. Ganz kurz wurde es dort mal kritisch für mich, weil ein Helfer sein Auto kurz vor mir gerade zurücksetzte und mich dabei offensichtlich nicht sah. Mitdenken hilft, gesund zu bleiben! Der Autofahrer auf der anderen Straßenseite hatte das Manöver glücklicherweise abgewartet ... 

Eigentlich folgten nun keine langen Anstiege mehr, doch wegen der nassen Straßen konnte ich trotzdem nicht schnell (bergab) fahren. Außerdem wurde aus dem Schnee langsam Regen. Die Handschuhe waren schon längst völlig durchnäßt, ebenso drang die Feuchte allmählich auch am Oberkörper bis auf die Haut. Kein Wetter für Plaisirfahrer. Dennoch wollte ich nicht ein zweites Mal kneifen, indem ich abkürzte. Ein bißchen hoffte ich ja auch auf ein Ende des Schmuddelwetters, doch der Regen ärgerte mich noch bis kurz vor dem Zieleinlauf. Somit wurde die Ausfahrt eher ein Motivationstraining, als ein Geschwindigkeitstest. Auch gut!

Der Sonnabend hatte ebenfalls reichlich Neuschnee in die Hochlagen des Osterzgebirges gebracht. Klar, daß es da für Christiane und mich am Sonntag nur eine Option gab: Auf zum Wintersport! Beide hatten wir die Idee, von Holzhau nach Langewiese (Dlouhá Louka) zu fahren. Ich liebe diese große, meist bewaldete Fläche im Böhmischen rund um die Talsperre Fleyh (Fláje), in derem Zentrum sich einst die gleichnamige Ortschaft befand (jetzt unter Wasser). Die heutzutage unbesiedelte Weiträumigkeit, die Abgeschiedenheit sowie die beinahe unberührt erscheinende Natur erschaffen hier eine ganz besondere Atmosphäre, eine Insel der Stille.

Gestern fiel uns das besonders auf, denn weder auf dem Hinweg nach Langewiese, noch auf der Rückfahrt zu bereits vorgerückter Nachmittagsstunde, begegneten uns über mehrere Stunden bzw. Kilometer irgendwelche anderen Menschen. Umso schöner war es, in dieser Waldeinsamkeit gemeinsam unterwegs zu sein. Zwar gab es keine präparierten Loipen, dafür lag der Schnee auf den Forstwegen bzw. Straßen jedoch nicht so hoch, um mich ins Schwimmen zu bringen. Selbst steilere Abfahrten ließen sich dagegen wesentlich entspannter fahren, weil der Untergrund diesmal "weniger schnell" war und gleichmäßig nachgab (ähnlich gut wie bei Pulverschnee). Erst in der Nähe des beliebten tschechischen Wintersportorts trafen wir dann auf immer mehr Skifahrergruppen, die dort auch mit vielen Kindern wesentlich kleinere Runden drehten.

Am Touristen-Grenzübergang "Battleck" (Aufnahmeort)
Von Langewiese aus fuhren wir dann die Fláje-Loipe, die ich bisher noch nicht kannte. Die war zwar ebenfalls nicht präpariert, aber etliche Skifahrer hatten die Spur bereits gut verdichtet. Hier passierten wir auch den Wieselstein (Loučná), den höchsten Berg des Osterzgebirges. Der eigentliche Gipfel liegt in einem abgesperrten Wildgehege, doch entlang des Zauns kommt man trotzdem sehr weit hinauf. Genau diese Rampe nahmen wir kurz darauf in Angriff, eine wirklich ambitionierte Idee von Christiane! Vor dem allerletzten und mit geschätzten 20% steilsten Stück wurde es mir allerdings zu heikel. Wir - vor allem meine Gespannführerin - hatten tapfer gekämpft, doch vor allem der Rückweg machte mir Sorgen. Hinaufkommen ist ja nur das eine ... Es war eine schwierige Entscheidung, der sich auch Christiane anschloß. Denn das ganze Drumherum paßte sonst nahezu perfekt. Ein Helfer mehr, und es hätte kein Halten gegeben. Dann eben später mal!

Drei Stunden dauerte es danach, bis wir wieder Holzhau erreichten. Inzwischen hatte erneut Schneefall eingesetzt, doch störte mich das hier oben fast gar nicht. Lange Pausen sind sowieso nicht unsere Sache. Leider hatte ich es verpaßt, Bekannte, denen wir unterwegs begegneten, um ein Foto zu bitten. Deshalb blieb schließlich nur das Ein-Mann-Dokumentationsbild am tschechisch-deutschen Touristen-Grenzübergang "Battleck".

Leute trafen wir erst wieder kurz vorm Ziel.

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