16. Juli 2022

Anmaßung

Erst vor wenigen Wochen besorgte ich mir vom persönlichen Bekleidungs-Ausstatter Trikotexpress Ersatz für meine verschlissenen Radsachen. Der Online-Händler aus meiner Region hat in Pirna einen Laden, wo man Retouren, Einzelstücke und qualitätsgeminderte Ware kaufen kann. - Genau das Richtige also für jemanden wie mich, der einen hohen Verschleiß an Kleidung hat und daher nicht immer alles vom Feinsten benötigt.

Held der Welt 😁
Diesmal gab's auch ein Weltmeister-Trikot zu unschlagbar günstigen 15,-EUR, sodaß ich mich über meine Skrupel hinwegsetzte. Denn natürlich habe ich keine(n) UCI-Weltmeistertitel im Radsport errungen und werde es auch nie. Allerdings kann man eine solche Auszeichnung auch durchaus etwas weiter fassen. Mit meinen Touren hebe ich mich inzwischen nämlich von den meisten anderen Handbikern - inkl. der Wettkampfathleten - ab. Das für sie Außergewöhnliche ist quasi mein Standard, die eigenen Spitzenaktionen bleiben hingegen von ihnen oft unerreichbar. Insofern muß ich mich trotz dieser Anmaßung durchaus nicht verstecken.

Gestern war wieder mal so eine Unternehmung der Sonderkategorie. Da bin zunächst zum Osterzgebirgskamm hinaufgeklettert, um kurz nach der tschechisch-deutschen Grenze dem Flußlauf der Flöha zu folgen. Im Tschechischen heiß sie Flájský potok und entspringt dort wenige Kilometer jenseits der Grenze in einem Gebiet, welches ich oft und gern im Handbike oder auf Skiern durchstreife. Rund 60 km bis zur Stadt Flöha begleitete ich nun mal mehr, mal weniger nahe den Fluß, bevor ich mich dann nach einer kurzen Episode entlang der Zschopau ab Frankenberg über Nossen, das Triebischtal bis Meißen und danach auf dem Elberadweg wieder heimwärts wandte.

Das durchfahrene Flöhatal kannte ich größtenteils überhaupt noch nicht. Umso mehr freute ich mich, als ich entdeckte, daß es hier wirklich schöne und romantische Abschnitte gibt, die ich gar nicht in dieser Gegend vermutet hätte. Die mittlerweile größtenteils für den Kraftverkehr gesperrte (ehemalige) Flöhatalstraße zwischen Rauenstein mit seiner pittoresken Burg (welche man übrigens mittels eines Tunnels unterquert) taugt unbedingt zum Geheimtip (s. Track vom 15.07., km 98,0- 110,0), doch auch davor und danach kommen weitere nette Passagen.

Auch wenn es auf dem Streckenprofil nicht danach aussieht: das Teilstück der Tour von den Höhen des Osterzgebirges bis nach Nossen hielt neben dem größeren Berg von Pockau nach Lengefeld noch etliche kleinere, teils giftige Anstiege bereit. Zwar hatte ich bis zum Scheitelpunkt bereits 1200 Hm gesammelt, doch vor der Abfahrt durch das Triebischtal standen dann auch schon insgesamt 2100 Hm auf dem Navi. Diesen Teil der Strecke hatte ich tatsächlich etwas unterschätzt.

Und so war es auch klar, daß ich zum Schluß in die Dunkelheit kommen würde. In einem Anflug von Größenwahn ließ ich am Morgen meine Stirnlampe zuhause liegen - nun bereute ich es. Wenigstens machte mich das (Tages-)Rücklicht von hinten sichtbar. Die letzten knapp 20 Kilometer  auf dem Elberadweg bis Pirna mußte ich jedoch quasi im Blindflug überstehen. Meine allergrößte Sorge galt dabei möglichen Glasscherben, die irgendwelche Idioten dort hinterlassen haben könnten. Eine Reifenpanne zu dieser Tageszeit und ganz ohne Licht wäre eine Katastrophe gewesen. Abgesehen davon ärgere ich mich selbst immer über diese unverantwortlichen Zweiradfahrer, die im Dunkeln ohne Licht fahren. Nun war ich einer von ihnen.

Das sollte unbedingt eine Ausnahme bleiben - nächstes Mal bin ich schlauer!

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