23. September 2018

Vom Dunkel ins Dunkel

Am Sonnabend hatte ich mir wieder eine größere Tour vorgenommen. Es sollte zum Kahlstein (Lysá skála) nahe Böhmisch Leipa (Česká Lípa) gehen, einem durch die Verwitterung freigelegten Vulkanschlot aus dem Tertiär. Die markante Felsformation war mir auf vorangegangenen Touren in dieser Gegend aufgefallen.

Bereits bei der Anfahrt schlug ich meine vorläufige Tourenplanung in den Wind und holte etwas weiter aus. Denn schon bald nach dem Start geisterte die Idee eines Langen Kantens in meinem Kopf. Statt also über den Fußgängergrenzübergang Eulenthor hinter Rosenthal zu fahren, überquerte ich den Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk), bevor ich zurück ins Elbtal nach Tetschen (Děčín) rollte. Der zweite große Anstieg des Tages brachte mich danach hinauf in die rechtselbischen Gebiete des Böhmischen Mittelgebirges nach Wernstadt (Verneřice). An den letzten Rampen der Ortsdurchfahrt von Reichen (Rychnov) ging mir die Luft aus, so daß ich dort dann tatsächlich noch mal kurze Zwangspausen zur Erholung einlegen mußte.

Bei diesem Gut in Neugarten (Zahrádky u České Lípy) gehören
die Felsen mit zum Hof (Aufnahmeort)
Spätestens nach dem 12%er hinter Wernstadt lagen dann aber die kräftezehrenden langen Anstiege hinter mir. Bis 11.00 Uhr hatte ich auf den 73 km bereits mehr als 1300 Hm in den Armen. Auf den folgenden Abfahrten konnte ich jedoch wieder Kraft schöpfen und unbeschwert die großartige Landschaft genießen. Das Böhmische Mittelgebirge wurde durch den Vulkanismus geformt. Während andernorts, wie z.B. in der Eifel, nicht (mehr) viel davon zu sehen ist, prägen hier unübersehbar mächtige Vulkankegel die Landschaft. Wenn ein Kind einen Berg malen müßte, würde es genau solche gleichmäßigen Spitzkegel zeichnen. Es ist eine wirklich eindrucksvolle Kulisse!

Weniger eindrucksvoll, dafür aber nach Kennern nicht nur aus geologischer Sicht, sondern auch für Botaniker und Zoologen interessant, war dann für mich mein Tagesziel - der Kahlstein. Leider komme ich nicht bzw. nicht ohne viel Unterstützung nahe genug an den Fels heran, um die Begeisterung teilen zu können. Vielleicht wäre das ja mal etwas für einen Ausflug mit dem Geländerolli.

Der Rückweg war dann zwar nicht mehr so spannend, auch weil ich ab Böhmisch Leipa auf der schönen, doch stark befahrenen Straße durch das Tal des Polzen (Ploučnice) zurück nach Tetschen fuhr. Aber lieber ein paar Höhenmeter und damit Zeit gespart, als sich im Klein-klein aufzureiben. Auch die Heimfahrt im Elbtal ging bestenfalls als Routineangelegenheit durch.

In Rathen schließlich fehlten mir immer noch knapp 20 km auf die 200. Mein Garmin Edge 1000 zeigt nämlich seit einiger Zeit trotz aktivierter Sensoren regelmäßig zu viele Kilometer an. Gestern waren es beim Stand von 190 km stolze 7 km mehr als real! Ich weiß nicht, woran das liegt, denn selbst die manuelle Eingabe des Radumfangs hilft nicht. Offenbar berücksichtigt die Software diesen Wert überhaupt nicht ... Eine echt nervende Schwachstelle des Geräts! (Übrigens, auch mein Akku ist inzwischen am Ende seines Lebens angelangt. Schon nach drei Stunden muß ich nachladen.)

Um außerdem die 1%-Grenze (Verhältnis Strecke-Höhenmeter) zu erreichen, entschloß ich mich folglich für einen letzten Anstieg aus dem Elbtal. Da noch eine Ecke, dort noch einen Bogen - es gibt jedenfalls genügend Möglichkeiten für zusätzliche Kilometer bis zum Wunschziel. Allerdings kam mir dabei zum Schluß die Dunkelheit über den Hals. Mit eigener Beleuchtung wurde das jedoch kein Drama. Morgens war ich im Dunkeln gestartet, abends bin ich im Dunkeln heimgekommen.

Besser kann man den Tag nicht ausfüllen!

Track der Handbiketour vom 22.09.2018

1 Kommentar :

Láďa hat gesagt…

Mein Gott! Wow! Neuvěřitelné... :)