10. September 2018

Improvisationstalent

Am vergangenen Wochenende war mein Radlfreund aus Chemnitz bei mir zu Gast. Wir haben uns schon eine ganze Weile nicht gesehen, denn er ist ebenfalls sehr oft auf Achse. Immerhin bleiben wir trotzdem in Kontakt, obwohl wir uns normalerweise nur einmal im Jahr sehen. Dafür gibt es beim Treffen dann auch jede Menge zu erzählen - alles das, was per e-Mail oder Anruf eben nicht so schnell abgehandelt ist.

Mittags an der Touristenbaude in Tyssa
(Turistická Chata Tisá, Aufnahmeort)
Normalerweise gehe ich ja mit meinen Besuchern im Elbsandsteingebirge auf Tour, doch dort kennt Jens inzwischen schon eine ganze Menge. Dafür sind die Gebiete im Böhmischen Mittelgebirge noch völlig unbekannt für ihn. Von unserem Treffpunkt in Bad Schandau fuhren wir also auf dem kürzesten Weg über die ansteigende Pultscholle des südlichen Elbsandsteingebirges in Richtung Böhmisches Mittelgebirge. Im sogenannten Aussiger Mittelgebirge (Ústecké středohoří), welches zu meinen Lieblingsgebieten gehört, war ich zuletzt im Juni 2018.

Sogar eine ziemlich große Burgruine gibt es im Hochland zwischen Tetschen (Děčín) und Aussig (Ústí n.L.). Inzwischen, so berichtete es mir mein Begleiter, wird an den Mauern der Burg Blankenstein (Blansko) fleißig gewerkelt, und auf der Webseite Homepage des Vereins zur Rettung der Burg ist eine Rekonstruktion der Anlage zu sehen. Hier findet man auch ein Video vom gegenwärtigen Zustand der Anlage und der Lage in der Landschaft.

Großartiger Ausblick von der Burg Blankenstein nach Norden, rechts am Horizont
der Hohe Schneeberg mit seinem Turm (Bild von Jens, Aufnahmeort)
Leider gab es auf den letzten Metern der Anfahrt zur Burg einen unfreiwilligen längeren Zwischenstop. Jens wollte unbedingt so weit wie möglich mit dem Rad den extrem steilem Feldweg hinauffahren. Seine Kette am Rad war da jedoch andere Meinung und quittierte den Dienst. Unglücklicherweise hatte mein Freund genau an diesem Tag den Kettennieter nicht mit, so daß er ziemlich kreativ werden mußte. Mit einer Zange, diversen Stanzblech- und Imbusschlüsseln von mir sowie Steinen als Hammerersatz bekam er tatsächlich die gerissene Kette wieder so zusammengefügt, daß wir nach einer knappen Stunde weiterfahren konnten. Allerdings traute ich dem Frieden nicht so richtig und ersparte uns lieber den eigentlich vorgesehenen letzten Anstieg über die Ohrener Höhe (Javorský vrch).

Aus diesem Grund gestaltete sich der Heimweg auch als nicht so furchtbar spannend. Trotzdem erwies es sich als die bestmögliche Entscheidung, den letzten Teil der Tour im Elbtal ohne nennenswerte Anstiege zu absolvieren. Denn an einem Minianstieg kurz vor Rathen gab nämlich nach reichlich 50 km die notdürftig geflickte Fahrradkette meines Kameraden endgültig den Geist auf. Es waren aber nur noch 2 km bis zum nächsten S-Bahn-Haltepunkt in Rathen. Während Jens in den Zug stieg, fuhr ich mit dem Rad nachhause.

Sonntags wurde es deshalb nichts mit einer zweiten gemeinsamen Tour. Aber als mein tschechischer Kamerad anrief, schwang ich mich am Vormittag zu vorgerückter Stunde doch noch auf's Handbike.

Jedoch hatte ich ihn mißverstanden. Eigentlich wollte er, daß ich mit dem Rolli zum Treffpunkt an der Bastei komme und dann ihn, seine Frau und ihre Mütter auf einem kleinen Spaziergang begleite. So nahmen wir uns nur etwas Zeit für ein Schwätzchen, bevor ich anschließend mein geplantes Tagespensum mit dem Rad abspulte. Dabei gab es bis auf die Durchquerung des Polenztals vor Hohnstein keine langen und kräftezehrenden Anstiege, so daß ich gut vorankam. Der letzte Umweg über das Blaue Wunder in Dresden diente lediglich der Tourenstatistik. Immerhin fand ich es bemerkenswert, wieviele Leute bei dem freundlichen Spätsommerwetter noch nach 17.00 Uhr auf dem Elbradweg unterwegs waren.

Spätestens in zwei Monaten wird hier um diese Zeit gähnende Leere herrschen.

Track der Handbiketour vom 08.09.2018
Track der Handbiketour vom 09.09.2018

1 Kommentar :

Láďa hat gesagt…

Very well written! :)