27. Dezember 2018

Genug

Während sich Heiligabend üblicherweise die Menschen am Weihnachtsbaum zusammenrotten bzw. - oftmals in Ermangelung eigenen gelebten Glaubens - in den Kirchen durch ein "Schauspiel" bespaßen lassen, verbringe ich diese Zeit inzwischen wieder meist ohne weitere Gesellschaft. Das war zu Bergsteigerzeiten bereits so, und wird es wieder, je älter (und abgeklärter?) ich bin. Glücklicherweise habe ich keine familiären Verpflichtungen, die mich in ein Korsett pressen, welches mir nicht paßt.

Anstelle von Gefühlsduselei brach ich also am 24.12. nach dem Mittag zu einer weiteren kurzen Rundtour auf. Bemerkenswert war dabei für mich, daß es selbst an einem solchen Feiertag (einen) Idioten gibt, der mich anhupte, weil er bei Gegenverkehr nicht gleich überholen konnte. Was ist das bloß für ein Mensch?! Ein solch armes Würstchen kann man doch eigentlich nur bedauern ... Im Kirnitzschtal grüßte mich dagegen zum letzen Mal in diesem Jahr der Fahrer der Kirnitzschtalbahn mit Lichthupe und Klingeln. Schön, hier zuhause zu sein! Den ersten kräftigen Schneeschauer wartete ich dort in einem Haltestellenunterstand ab, die zweite Zwangspause - schon im Dunkeln bei Lohsdorf - nutzte ich im Trockenen zum Kalorientanken.

Je später es wurde, umso weniger Autos waren unterwegs. In Ehrenberg sah ich im Vorbeifahren einen Mann vor einem Haus, der sich vor dem offensichtlich dort wohnenden Kind als Weihnachtsmann präsentierte. Was diese Sitte mit dem christlichen Ursprung der Weihnacht zu tun hat, erschließt sich mir überhaupt nicht. Heutzutage sieht man dagegen immer öfter maßlos durch Lichterketten verunstaltete Häuser inkl. kitschiger Rentierschlitten-Konstruktionen und Weihnachtsmann-Puppen in den Vorgärten. Vor "tausend Jahren" wollte schon einmal ein Führer und sein Gefolge dieses Fest verweltlichen, sprich "germanisieren". Heutzutage scheinen die Macher damit wesentlich erfolgreicher zu sein ...

Als ich gegen sieben abends zuhause ankam, sang in Hörweite gerade noch die Kurrende der Kirchgemeinde St. Marien für heimgehende Gottesdienstbesucher. Es war das einzige Mal, daß bei mir so etwas wie Weihnachtsstimmung aufkam.

Nach dem erneut ziemlich verregneten 1. Weihnachtsfeiertag zog es mich gestern un noch einmal nach draußen. Ich brauche die Bewegung, das (beinahe) tägliche körperliche Ausarbeiten, um mich wohlzufühlen.

Diese Ausfahrt führte in eine meiner Lieblingsregionen im böhmischen Teil des Elbsandsteingebirges. Die dazugehörige, etwa 65 km lange Runde ab Bad Schandau (s. Track vom 26.12, km 24,1 - 87,0 / Krippen) kann ich nur weiterempfehlen. Sie hält zwar durch's böhmische Zappenland einige Anstiege bereit, darunter aber keine brutalen Rampen. Prinzipiell eignet sich auch Schmilka als Ausgangspunkt der Tour, wenn die Elbfähre dort aufgrund des Wasserstands barrierefrei zugänglich ist. Dann ist die Strecke nur 52 km lang.

Ein Haus mit Charakter! (Aufnahmeort)
Lohnenswert ist auf jeden Fall die Fahrt durch die Dörfer des Gebiets, denn die ursprüngliche Volksarchitektur wird von den heutigen Bewohnern inzwischen liebevoll gepflegt. Richtige Schmuckstücke sind dabei entstanden, ganz ohne Protz und Kitsch. Diesmal ist mir besonders das nebenstehend abgebildete Umgebindehaus in Windisch Kamnitz (Srbská Kamenice) aufgefallen, ist es doch nicht nur mit Holzschindeln gedeckt (sonst wird in der deutschen Oberlausitz auch gern Schiefer verwendet), sondern besitzt sogar einen "Balkon" im Obergeschoß.

Auf dem Rückweg bin ich in Krippen noch einmal vom Elberadweg abgebogen. Normalerweise fahre ich danach ab Cunnersdorf durch das Tal in Richtung Königstein, doch diese Straße ist - wie derzeit viele andere im Landkreis auch - für eine 200 m lange "ewige" Baustelle komplett gesperrt. So wurden es bei der Umleitungsstrecke über Pfaffendorf ein paar Höhenmeter mehr.

Pünktlich mit Ende der Hauptschwierigkeiten begann das Nieselwetter. Aber da war es nur noch eine reichliche Stunde im Handbike bis Pirna.

Morgen ist Saisonende.

Track der Handbiketour vom 24.12.2018
Track der Handbiketour vom 26.12.2018

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