Der Donnerstag stand im Zeichen eines meiner letzten großen Alpenprojekte. Nachdem ich vor einigen Jahren bereits die 3-Pässe-Tour Furka-Nufenen-Gotthard gefahren bin, hatte ich mir nun die sich unmittelbar anschließende Route über Grimsel-, Furka- und Sustenpaß vorgenommen. Diese Rundstrecke ist noch einen ganzen Zacken schärfer - sowohl, was die Länge betrifft, als auch hinsichtlich der zu bezwingenden Höhenmeter.
Aus diesem Grund startete ich diesmal bereits in der Nacht gegen 2.00 Uhr. Ich wollte einen genügend großen Zeitpuffer für alle Eventualitäten zur Verfügung haben. Wie sich im Laufe des Tages herausstellen sollte, hatte das noch einen weiteren unschätzbaren Vorteil: ich war allein auf weiter Flur.
Nach dem völlig verregneten Transfertag strahlte der abnehmende Mond von einem beinahe wolkenfreien Himmel, und die Aussichten für den Tag versprachen Weltwetter. Über weite Strecken konnte ich mir also in der Nacht meine Stirnlampe sparen. Es war schon etwas ganz Besonderes, wie sich später allmählich erst die Konturen, dann immer mehr Details des Tals und der Berge um mich herum aus der Dämmerung schälten. Ich liebe diese Tageszeit!
Bereits 8.00 Uhr erreichte ich den Grimselpaß, allerdings begann da auch schon der Ausflugsverkehr vor allem der Motorradfahrer. Auf der Höhe umhüllten mich zwar die Wolken, doch bald ließ ich sie auf der Abfahrt nach Gletsch hinter mir. Der zweite Anstieg des Tages erwartete mich.
Von der Straße zum Furkapaß aus eröffnet sich dieser herrliche Blick ins Tal unterhalb des Rhonegletschers - rechts die Grimselpaßstraße (Aufnahmeort) |
Dennoch blieb ich weiterhin auf Habacht. Sich entspannt zurückzulehnen, dafür gab es noch überhaupt keinen Grund. Zumal ich befürchtete, daß der Anstieg auf den Sustenpaß zum Scharfrichter des Tages werden würde. Nach den mehr als 1500 Hm zum Grimsel und den knapp 700 Hm auf den Furka, erwarteten mich hier nämlich noch einmal etwas über 1300 Hm. Das war zum Schluß nicht auf die leichte Schulter zu nehmen!
Tatsächlich wurde es genau diese Schinderei, welche arg an der Grenze des Zumutbaren lag. Dabei spielte es noch nicht einmal die entscheiden Rolle, daß ich bei den vorangegangenen Auffahrten bereits etliche Federn gelassen hatte. Die nach einem kurzweiligen Beginn der Paßstraße in Wassen gleichmäßig steil und kehrenlos eintönig an der rechten Hangseite des Meientals aufwärts führende Straße wirkte auf mich ziemlich demoralisierend, da man bereits viele Kilometer zuvor deren Verlauf oberhalb überblicken konnte. Den größten Ärger bereiteten mir jedoch die abartig vielen Motorradausflüger. Eine solche Menge von dieser Spezies hatte ich bisher auf meinen Pässefahrten noch nie erlebt! Es war einfach nur krank, wie rücksichtslos mich nicht wenige dieser Möchtegern-Rennfahrer trotz Gegenverkehr überholten. Zwei-, dreimal wurde es dabei richtig gefährlich. Von dem Lärm, den die aggressiv und hochtourig gefahrenen Maschinen dabei verursachten, will ich gar nicht erst schreiben ...
Mein deswegen permanent hoher Wutpegel verhinderte endgültig das letzte bißchen Freude an dieser Paßfahrt. Ich wollte nur noch, daß alles bald vorbei ist. 5,5 Stunden brauchte ich insgesamt bis zum Scheitelpunkt, 18.30 Uhr stand ich endlich ganz oben. (Wobei ich mir den eigentlichen Paß abseits der Straße über dem Scheiteltunnel diesmal erspart habe.)
Nach einer weiteren halben Stunde kam ich auf dem Campingplatz in Gadmen an.
Geschafft, aber doch glücklich!
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