16. August 2019

Fix und alle

Meine gestrige Tour hatte es ganz schön in sich. Dabei waren die nächsten zwei Pässe auf meiner Wunschliste für sich allein gar nicht so wild. Denn sowohl beim Col du Télégraphe (1566 m) als am Col de Chaussy (1532 m) sind im Verhältnis zu anderen Anstiegen weniger Höhenmeter zu überwinden, als bei den meisten anderen Paßfahrten in der Umgebung.

Zunächst konnte ich mich erst einmal im Tal des Arc gut warmfahren. Wohlweislich war ich schon gegen 7 losgefahren, um für diese lange Tour ausreichend Zeit verfügbar zu haben. Nach einer meist entspannten Anfahrt begann 9.15 Uhr der erste eigentliche Paßanstieg zum Col du Télégraphe. Weiter über mir erhob sich ein Sendemast - vielleicht der Nachfolger des namensgebenden Telegraphen. Obwohl ich nach wie vor den Eindruck habe, daß die französischen Einstufungen der Straßensteigung wesentlich härter als vergleichbare Angaben z.B. in Südtirol, der Schweiz oder Österreich sind, kam ich diesmal gut voran. Es war noch angenehm kühl und viele Bäume spendeten ausreichend Schatten.

"VR nach Hause telefonieren ..." (Aufnahmeort)
Als ich mittags schließlich den Scheitelpunkt erreichte, war ich trotzdem froh, nicht noch den Galibier auf der Liste zu haben. Beide Pässe sind in der Vergangenheit auch schon in einem Ritt bei der Tour de France befahren worden. Doch den großen Bruder des Col du Télégraphe konnte ich bereits 2013 für mich abgehaken.

Nach diesem ersten Höhepunkt rollte ich flugs wieder zurück ins Tal. Noch wartete ein weiterer großer Anstieg mit über 1000 Hm auf mich. Größtenteils über eine etwas versteckte Alternativroute näherte ich mich also dieser zweiten Herausforderung des Tages. Schon während der Hinfahrt hatte ich vom Tal aus die Mauern der bekannten Serpentinenstraße nach Montvernier gesehen. Diese galt es nun zu erklimmen. Vor Ort erwies sich die Auffahrt dann als schmales Sträßchen, welches ich selbst - besonders in den Kurven bzw. immer in Erwartung von Gegenverkehr - nicht mit dem Auto befahren würde. Für Radsportler ist dies hingegen einfach nur eindrucksvoll.

Mein Enthusiasmus hielt sich dennoch arg in Grenzen - zu viele Federn hatte ich bereits auf den vorangegangenen 75 km gelassen. Außerdem brannte nun die Sonne erbarmungslos vom Himmel und machte jeden Fleck unter einem schattenspendenden Baum zu einem willkommenen Rastplatz. Auch mit der Flüssigkeit mußte ich haushalten, denn es lagen noch viele Höhenmeter vor mir.

Umso mehr freute es mich, als in Montvernier direkt an der Straße ein Trinkwasserbrunnen vor mir auftauchte. Die Trinkpause habe ich wirklich genossen und logischerweise dabei auch gleich meine Vorräte aufgefüllt. Der Erholungseffekt hielt jedoch nicht lange an. Das Zentralgestirn heizte mir weiter ein, und die Steigung der Straße nahm auch nicht ab. Allmählich kam ich an meine konditionellen Grenzen. Bei steileren Passagen ruhte ich mich nun teilweise in 20m-Abschnitten nach oben, denn der Körper konnte die Belastung durch eine höhere Herzfrequenz nicht mehr kompensieren. Daß die Werte nur noch manchmal 130 bpm erreichten bzw. überschritten, war ganz sicher ein Zeichen der Erschöpfung.

Wohl als letzter Radsportler des Tages hatte ich es 18.15 Uhr endlich geschafft. Schon lange nicht mehr war der Gipfelsieg so schwer für mich erkämpft. Sicher, für die allermeisten Handbiker würde auch nur eine dieser beiden Paßfahrten eine vollwertige Tagestour sein - doch daran messe ich mich längst nicht mehr. Immerhin habe ich mir damit nun eine verläßliche Beurteilungsgrundlage für die Machbarkeit der Unternehmungen in den kommenden Wochen geschaffen.

Das ist doch schon etwas!

Track der Handbiketour vom 15.08.2019

1 Kommentar :

Láďa hat gesagt…

Really a hard day!