30. Juni 2019

Weichgekocht

Die Hitze hat das Land fest im Griff. Zwar konnte ich wegen meines frühen Starts immer noch viele Kilometer bei erträglichen Temperaturen fahren, doch spätestens in der zehnten Stunde war die Schonzeit vorbei. Dann half nur noch Schatten, am besten durch ein größeres zusammenhängendes Waldstück.

Monet'sche Mohnfelder auf dem Weg nach Keula (Aufnahmeort)
Freilich ist das bei meinen Touren bisher eher Mangelware gewesen. Aber meine heutigen beiden großen Anstiege auf die Höhenzüge des Dün (s. Track vom 30.06., km 33,9 - 36,5) und der Hainleite (s. Track vom 30.06., km 59,0 - 62,0) verliefen zu einem großen Teil in angenehm kühlem Wald und machten diese Kilometer um einiges erträglicher. Wobei mir allerdings vor allem der nordseitige Anstieg auf die Hainleite von Kleinfurra nach Straußberg ordentlich einheizte. Auch an dieser Straße steht eines der beinahe schon obligatorischen 10%-Steigungsschilder, doch waren es in Abschnitten zur Abwechslung mal mehr. Oder kam es mir nur wegen der Hitze so vor?

Jedenfalls entschloß ich mich noch vor Großenehrich, dem Leiden ein Ende zu setzen. Statt - wie geplant - im großen Bogen wieder zum Ausgangsort zurückzukehren, wählte ich schließlich die Direktvariante. Gerade so viel, um mein Minimalsoll abzuhaken. Noch vor halb zwei hatte ich's dann überstanden. Inzwischen zeigte das Thermometer 35°C im Schatten ...

Auf meiner Sonnabend-Tour ging es wesentlich moderater zu. Sowohl, was die Temperaturen betraf, als auch hinsichtlich der Steigungen. Die ersten 35 km führten nur durch flaches Terrain - gut zum Warmfahren und gut zum Meter machen. Morgens brauchte ich bei ca. 10 - 12°C nämlich immer noch eine Jacke.

Spätestens beim Anstieg auf den Ettersberg zum Konzentrationslager Buchenwald erreichte ich dann meine Betriebstemperatur. Leider hatte ich mich vorher ungenügend informiert, und die Ausschilderung vor Ort half mir nicht unbedingt weiter. Die wichtigen Orte der Erinnerung verpaßte ich deshalb auf meiner Suche. Am Ende wollte ich wenigstens noch zur Aussicht am Glockenturm. Nachdem mehrere Anläufe scheiterten, barrierefrei zum Turm zu gelangen, gab ich entnervt auf. Anderswo wird für Rollifahrer ein möglicher Zugang durch Wegweiser ausgewiesen - hier habe ich das vermißt. Bei solch einem unübersichtlichen Gewirr von Treppen und Stufen wäre das aber dringend anzuraten.

Später in Weimar und danach in Erfurt wurde ich auch nicht so richtig glücklich. Allerdings lag das nun wirklich an mir. Es war wohl vermessen, zu glauben, die weitläufigen Stadtzentren einfach mal eben schnell im Handbike erkunden zu können. Dabei überzeugte mich der erste Eindruck sofort! Beide Innenstädte verfügen über das Flair, um hier auf längere Erkundungstour im Rollstuhl zu gehen. Wenn mir jedoch als Handbiker die Zeit im Nacken sitzt, bleibt der Genuß auf der Strecke. - Na, vielleicht werde ich ja mal wieder zu einer Talk-Show nach Erfurt eingeladen ... 😉 Dann würde ich mir unbedingt Zeit für einen gepflegten Stadtrundgang nehmen.

Für den Rückweg habe ich ab Erfurt auch etliche Kilometer den Nessetal-Radweg genutzt (s. Track vom 29.06., km 86,0 - 111,1). Der war auf diesem Teilstück nahezu komplett asphaltiert und ließ sich daher - weit abseits vom Kraftverkehr - sehr gut befahren. Nur bei den Ortschaften wurde es wieder ähnlich, wie ich es vor Jahren in Mecklenburg erlebt hatte: Auf Nebenstrecken endet der Asphalt nicht selten am Ortseingang und beginnt erst wieder am Ende des Dorfes. Weil sich das Granitsteinpflaster dazwischen meist nicht auf glatten Gehwegen umfahren läßt, wird dadurch das Bike und natürlich auch der Fahrer gründlich durchgeschüttelt. Meine Begeisterung dafür hielt sich in Grenzen.

Die letzten knapp 30 km zogen sich wieder etwas in die Länge, doch war der gewählte Streckenverlauf immer noch der entspannteste Heimweg. Obwohl es an diesem Tag noch nicht so heiß wie heute wurde, rannen auf diesem letzten Viertel zuletzt fast alle Flüssigkeitsvorräte, die ich mir so lange aufgehoben hatte, durch die Kehle. Aber sobald ich einmal damit anfange, verkürzen sich die Trinkpausenabstände immer mehr. Das ist vielleicht auch eine Kopfsache - doch möchte ich gern diejenigen kennenlernen, welche unter diesen Bedingungen auf 140 km mit nur 2,5 l Flüssigkeit klarkommen.

Sehr viele dürften das nicht sein.

Track der Handbiketour vom 29.06.2019
Track der Handbiketour vom 30.06.2019

1 Kommentar :

Láďa hat gesagt…

Naměkko! :)