7. Juni 2019

Mit Ehrenrunde

Die heißen Tage erfordern Anpassung. Um mich nicht übermäßig lange der Hitze während sportlicher Betätigung auszusetzen, startete ich zu den vergangenen beiden Touren bereits kurz vor Sonnenaufgang. Außerdem hatte ich das Kilometerpensum herabgesetzt, damit ich jedesmal kurz nach dem Mittag wieder zuhause war.

Am Mittwoch freilich kam ich im relativ flachen Gelände ziemlich flott voran, so daß ich im Verlauf der Tour noch ein paar zusätzliche Haken schlug. Spätestens gegen Mittag heizte mir jedoch die Sonne ordentlich ein. Vermutlich auch die Autofahrer, denn im Stadtgebiet von Dresden fuhren sie spürbar aggressiver. Einer von diesen pöbelte mich voll, weil ich ihn seiner Meinung nach unvertretbar behindert hätte, als ich aus einer Auffahrt im zwangläufig (durch den begrenzten Radeinschlag bedingten) großen Bogen auf die von mir einsehbare autofreie Straße einbog. Das wurde ein heftiges Wortgefecht - ich dachte, der Typ bekommt gleich einen Herzkaspar. Dann hätte es einen Idioten weniger gegeben. Ein anderer - sinnigerweise Audi-Fahrer - überholte im Gegenverkehr trotz Verkehrsinsel und Kreuzung mit überhöhter Geschwindigkeit und kam mir dabei bedrohlich nahe.

Immerhin, bei der Auffahrt durch Freital-Deuben und Niederhäslich erlebte ich auch überaus rücksichtsvolle Kraftfahrer. Es ist eben immer ein Geben und Nehmen. Ich habe nämlich absolut kein Problem damit, auch mal rechts ranzufahren bzw. an geeigneter Stelle anzuhalten, wenn ich merke, daß ein großer LKW oder Bus überdurchschnittlich lange mir hinterherzuckeln muß. Ich denke, viele wissen diese Geste zu schätzen.

Am Ende der Tour war ich noch einmal in der Bavaria-Klinik Kreischa-Zscheckwitz zum Wiegen. Ich habe inzwischen die überflüssigen Pfunde gut verbrannt. 65,6 kg Körpergewicht passen, obwohl es immer noch 2 kg mehr als zu Läuferzeiten sind. Aber erstens werde auch ich älter (und damit fetter 🥴) und zweitens ist das hoffentlich auf zusätzliche Muskelmasse zurückzuführen. Vorwürfe muß ich mir derzeit jedenfalls keine machen ...

Gestern fuhr ich dann in Richtung Osterzgebirge. Die Höhendifferenz zwischen Startort und dem höchsten Punkt war zwar mit über 600 m durchaus beachtlich, doch verzichtete ich auf dem Weg dahin komplett auf Steilrampen. Dort hinauf geht es tatsächlich auch ohne Schinderei.

Hoher Schneeberg (Děčínský Sněžník, in Bildmitte am Horizont)
und der Fotostandort Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk)
liegen auf fast gleicher Meereshöhe (Aufnahmeort)
Gerade, als ich den offenen Höhenlagen ankam, verkrümelte sich die Sonne hinter Wolken. Ja, einmal sah es sogar aus, als würde es gleicht feucht von oben werden. Angekündigt war der Regen, doch schließlich dauerte es noch bis zum Abend, ehe sich (in Pirna) endlich die Schleusen öffneten. Mir jedenfalls paßte die Auszeit des Zentralgestirns ganz gut, machte sich doch ein ziemlich kräftiger Sonnenbrand auf meinen Oberarmen bemerkbar. Da feuert es bei jedem Sonnenstrahl auf der Haut.

Später packte ich auch hier wieder einen Zacken nach dem anderen drauf, wobei sich diesmal die Tour sowieso ohne vorherige Planung entwickelte. Manchmal genieße ich es, einfach ins Blaue loszufahren, nur mit einer groben Zielvorstellung im Kopf. Die Strecke entsteht dann beim Fahren. Außerdem habe ich die Entfernungsangaben auf den Straßen meiner Heimat sowieso schon lange im Kopfrechner abgespeichert, so daß ich jederzeit einschätzen kann, wieviele Kilometer es noch bis zum Zielort sind.

Doch manchmal fehlen bei solch spontanen Aktionen noch ein paar hundert Meter bis zum Minimalziel "100 km". Mein Sportfreund Toni denkt da anders als ich: während es für ihn unwichtig ist, ob er am Ende wirklich die Hundert vollbekommt, lege ich in diesem Fall immer noch eine "Ehrenrunde" ein. Meistens wird es eine kurze "Pirnaer Stadtrundfahrt". So auch am Donnerstag.

Ist doch eigentlich verrückt, oder?

Track der Handbiketour vom 05.06.2019
Track der Handbiketour vom 06.06.2019

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