29. Juli 2019

Geständnis

Ja, ich habe getrickst! Als ich am Sonnabend meine Heimatstadt Pirna wieder erreichte, standen erst 190 km auf dem Tacho. Doch nachdem ich mehrmals während der Tour von der Planung abgewichen war, um die Strecke auszudehnen, wollte ich unbedingt die Distanz für einen Langen Kanten erreichen. Das sind mehr als 200 km. Nur deswegen habe ich schließlich noch eine kleine "Stadtrundfahrt" angehängt.

Eigentlich stand für den ersten Tag des Wochenendes wieder mal der Orgelpfeifen-Radweg (Cyklostezka Varhany) auf der Wunschliste, einer der schönsten Bahntrassenradwege, den ich in meinem heimatlichen Einzugsgebiet kenne. Er steigt von Böhmisch Leipa (Česká Lípa) leicht und gleichmäßig bis nach Steinschönau (Kamenický Šenov) an und überwindet dabei auf einer Länge von reichlich 17 km immerhin 300 Höhenmeter. Ich bin ihn vorgestern allerdings erst ab Manisch (Manušice) gefahren, deswegen 3,5 km weniger (s. Track vom 27.07., km 109,9 -123,6).

Diesmal startete ich wirklich sehr früh, hauptsächlich, um der erwarteten Hitze zu entgehen. Da zeigte die Uhr 3.20 Uhr. Als ich aber bereits gegen 5.30 Uhr auf tschechische Seite die Straße hinunter nach Tetschen (Děčín) erreicht hatte, schoß mir ein Gedanke durch den Kopf. Es dauerte einen Moment bis zur Verarbeitung, dann wendete ich mein treues Pferd und fuhr den ersten Extrazacken auf den Hohen Schneeberg (Děčínský Sněžník). Es rollte prächtig. Ohne ein einziges Mal abzusetzen, benötigte ich für die Rampe zum Gipfel (lt. Strava 114 Hm auf 1,05 km) nur 17:29 min. Ein toller Tagesbeginn!

Ein Hingucker und an heißen Tagen sehr beliebt:
Pitná voda (Trinkwasser, Aufnahmeort)!
Die nächsten 80 km galt es hauptsächlich, Strecke zu machen und zum eigentlichen Ziel zu gelangen. Dabei war es freilich durchaus nicht langweilig, denn die Fahrt durch das Tal des Polzen (Ploučnice) von Tetschen in Richtung Böhmisch Leipa ist immer wieder schön. Der Wasserspender in Oberpolitz (Horní Police) kam mir dabei zum ersten Nachtanken sehr gelegen. Überhaupt war es gut, daß ich an diesem Tag zweimal meine Trinkvorräte auffüllen konnte - das zweite Mal (mit Hilfe durch Fußgänger) auf der alten Bahnstrecke ungefähr bei km 118. Bis zum Ende der Tour verbrauchte ich rund 4,5 l. Darüber hinaus hat mir übrigens auch wieder meine Wunderwaffe geholfen, die meist bei solch anstrengenden Unternehmungen zum Einsatz kommt.

Auf dem zweiten Scheitelpunkt der Fahrt beim Herrenhausfelsen (Panská skála) fühlte ich mich immer noch leidlich gut in Form, so daß ich während der folgenden Abfahrt den Entschluß faßte, via Dittersbach (Jetřichovice) zurück ins Elbtal und damit einen weiteren Umweg zu fahren. Soviel mehr Höhenmeter als über Rosen- (Růžová) und Jonsdorf (Janov) dürften das auch nicht gewesen sein.

Die letzten 40 km - geschenkt! Für viele, vor allem etliche Elbradweg-Rennfahrer bzw. Radtouristen, ist das schon ein eigenständiger Ausflug.

Gestern stand dann nur eine kurze Ausrolltour an. Schließlich wollte ich nach dem vergleichsweise späten Start zur Kaffeetrinkerzeit wieder zuhause sein. Auch in Bezug auf die Höhenmeter wollte ich mich zurückhalten. Kurzfristig entschied ich mich also für das Kirnitzschtal, weil an diesem Wochenende dort gefeiert wurde. Als ich dort allerdings in der zehnten Stunde entlangfuhr, war im Tal noch tote Hose. Irgendwie hatte ich beim Passieren der Verkaufsstände trotzdem den Eindruck, daß diese Veranstaltung inzwischen auch einen Grad der Beliebigkeit erreicht hat, der für viele dieser Aktionen mit ursprünglich viel Potential typisch ist, sobald es ums Geldverdienen geht. - Na ja, für die Spaßbürger reicht es ...

Ganz ohne Scheu - zwei Stuten mit ihren Fohlen (Aufnahmeort)
Beim Anstieg aus dem Kirnitzschtal nach Ottendorf und weiter in Richtung Sebnitz machte mir die schwülwarme Witterung immer mehr zu schaffen. Dabei hatte ich eigentlich die Anstrengungen der Sonnabendtour erstaunlich gut verkraftet! Mein Formtief war erst wieder nach der Durchquerung des Polenztals überwunden, wo ich ein paar Minuten rastete, um zwei Stuten mit ihren Fohlen zuzusehen. Ein schönes, wundervoll friedliches Bild!

Danach war es für diesen zweiten Tourentag genug. Auf den langen Abfahrten holte ich schließlich meinen Virtual Partner, den ich auf 15,2 km/h eingestellt habe, wieder ein. Der Abstecher nach Pillnitz diente nur noch der Ergebniskosmetik. Wenn es schon keine 1000 Hm mehr werden würden, dann sollte wenigstens die Grenze zur Mittelstrecke überwunden sein.

Auf dem Elbradweg mußte ich zur "besten" Fahrradfahrerzeit glücklicherweise nur noch 10 Kilometer absolvieren. Beim Schlag der Rathausturmglocke zur dritten Nachmittagsstunde saß ich schon wieder in meinem Rollstuhl.

Track der Handbiketour vom 27.07.2019
Track der Handbiketour vom 28.07.2019

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