22. Dezember 2019

Faulenzen ist besser!

Auf meiner Tour am kürzesten Tag das Jahres sind mir gestern wieder nur kaum eine Handvoll Radsportler begegnet. Nach drei Touren im Magdeburger Umland wird mir auch allmählich klar, wieso. Die Gegend ist dermaßen landschaftlich unattraktiv, daß man hier höchstens zum Kilometerschrubben bzw. für Trainingszwecke fährt. Örtlichkeiten, welche man als touristische Sehenswürdigkeiten deklarieren könnte, sind rar und konzentrieren sich hauptsächlich auf die Landeshauptstadt und deren Umkreis. Und deshalb bewirbt man auch die "Kalimandscharo" genannte, riesige Abraumhalde des Kaliwerks Zielitz als (Zitat) "höchste Erhebung zwischen Magdeburg und der Ostsee".

Nördlich von Loitsche erheben sich die zwei großen Abraumhalden
des Kaliwerks, rechts der "Kalimandscharo" (Aufnahmeort)
Ich war jedoch etwas enttäuscht beim Anblick dieses künstlichen Berges. Denn die Halde hatte eher die Form einer aufgeschütteten Terasse und daher keine Spitze. Die Abraumhalden des Kupferbergbaus im Mansfelder Land sind jedenfalls wesentlich eindrucksvoller.

Auch meine Fahrt durch die Colbitz-Letzlinger Haide, deren größter Teil durch den Truppenübungsplatz Altmark genutzt wird, wurde nicht unbedingt der große Renner. Wieder gab es lange, schnurgerade Straßen, diesmal allerdings durch monotonen Kiefernwald. Dazu kam eine mehr als 2 km lange Schotterpiste der übelsten Sorte, als ich schließlich von der asphaltierten Straße nach Dorn abzweigte. Mein Weiterweg nach Dorst erfolgte dann zwar ebenfalls auf einer holperigen Forststraße, doch dort konnte ich wenigstens durchschnittlich 10 km/h und damit doppelt so schnell wie zuvor fahren. Meine Erwartungen bzgl. eines zügigeren Vorwärtskommens im Flachland hatte ich sowieso inzwischen weit heruntergeschraubt.

Mehrere Kilometer geschotterter Fahrweg mußte ich übrigens auch bei meinem kurzen Abstecher entlang des Mittellandkanals hinter mich bringen. Die Trasse am nördlichen Ufer, westlich meiner Anfahrtsroute war nämlich nicht mehr so schön ausgebaut, wie über die Trogbrücke. Da ich mich zu Beginn der Tour ziemlich spontan zu diesem Extrazackel entschloß, hatte ich überhaupt keinen Plan. Leider habe ich deshalb auch die vermutlich wesentlich sehenswertere Südseite verfehlt, wo sich die Schleuse Rothensee und das Schiffshebewerk befinden.

Auf den letzten Kilometern meiner Sonnabend-Ausfahrt ging es endlich doch noch "in die Berge". Bezeichnenderweise gehörten die Ortschaften dort zur Gemeinde "Hohe Börde". Immerhin kamen dabei noch weitere 200 Hm zusammen, womit sich dieser letzte Ausflug als "bergigste"
Strecke meiner hiesigen Touren qualifizierte. (Zuhause habe ich nicht selten bereits nach 10 km 200 Hm zusammen ....)

Immerhin erwies sich die Anfahrt zur Jugendherbe als ein wunderschöner und größtenteils vom Kraftverkehr komplett getrennter Radweg bzw. Fahrradstraße (s. Track vom 21.12., km 109,2 - 113,0), die ich leider erst bei Einbruch der Dunkelheit erreichte.

Die drei absolvierten Touren reichten mir in diesem Gebiet für einen Gesamteindruck völlig aus, so daß ich mir heute eine weitere Runde erspart habe. Meine Kraft hebe ich mir lieber für ein paar letzte Ausflüge in der Heimat auf, damit ich dort noch einmal richtig Höhenmeter sammeln kann. Das Land rund um Magdeburg war in dieser Hinsicht nämlich eine komplette Fehlanzeige. Obwohl ich lediglich weitere 20 km bis zu einem neuen Allzeitbestwert benötige, bräuchte ich bei den Höhenmetern immer noch über 2600. Das wären mindestens zwei weitere Touren. - Ob ich mir das antue? (Vermutlich ja ...)

Trotzdem bleiben mir diese Tage in Magdeburg in angenehmer Erinnerung. Nicht zuletzt aufgrund eines Engagements des Teams der Jugendherberge, welches den Maßstab für meine perfekte Unterkunft neu definiert hat. Der absolute (kulinarische) Höhepunkt war der Gänsebraten mit Rotkraut und Kartoffeln, den ich als einziger Gast an diesem Tag mit gebuchter Übernachtung und Halbpension am Abend des 20.12. serviert bekam. Dieses Essen ging bei mir glatt als vorgezogener Festtagsschmaus durch. Eine tolle Überraschung!

Fazit: Wenn man nicht ausschließlich auf Radtouristik fixiert ist, lohnt sich durchaus eine mehrtägige Reise nach Magdeburg. Selbst für mich waren diese sechs Tage keine verlorene Zeit, sondern die passende Umgebung für eine Luftveränderung und eine Auszeit von zuhause.

Erst aus der Ferne lernt man wirklich zu schätzen, was einem sonst nahe und alltäglich ist.

Track der Handbiketour vom 21.12.2019

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