Natürlich hat das auch seinen Preis. Für mich schwer vorstellbar sind diese Leistungen beispielsweise, sobald man in einer Partnerschaft mit oder ohne Kinder lebt. Oder auch, wenn mehrere verschiedene Interessen und Hobbies unter einen Hut gebracht werden wollen. Nur durch meine Fokussierung auf das Handbiken und ohne eine partnerschaftliche Bindung kann ich solche Ergebnisse trotz Berufstätigkeit erzielen. Klar, daß dazu auch eine straffe Jahresplanung, viel Organisationswille und Selbstdisziplin, manchmal außerdem gepaart mit Leidensfähigkeit und Verzicht, vonnöten sind. Aber noch überwiegen für mich die positiven Effekte. Denn es ist ein gutes Gefühl, zu erleben, welche Dinge möglich sind, sofern man nur ausdauernd genug seine Ziele verfolgt. Gleiches gilt auch in Bezug auf die Anerkennung durch andere Radsportler bzw. Leuten, denen ich immer wieder unterwegs begegne. Mein Sport hat mir schon viele neue Bekanntschaften vermittelt - manche nur für wenige Augenblicke, aus anderen wurden indes Freundschaften über Jahre. Und daraus entstanden dann neue Projekte ...
Nach diesen Betrachtungen über Sinn und Nutzen meines Tuns will ich nun zu einem kurzen Rückblick auf die wichtigsten Aktivitäten kommen.
Das Jahr begann endlich wieder einmal mit ausreichend Schnee im Osterzgebirge. Nach einer ersten Runde mit meinen tschechischen Freunden in Adolfsgrün (Adolfov) war Mitte Januar immer noch der Skilanglauf in tiefergelegeneren Gebieten möglich, diesmal im Skigebiet zwischen Tyssaer Wände (Tiské stěny) und Hohem Schneeberg (Děčínský Sněžník). Diese Tour im Tandemskigespann mit Kerstin war mindestens genauso abenteuerlich wie unsere zweite gemeinsame Tour zur Tellkoppe bei Oberbärenburg. Die schönste Skitour des Winters führte uns - Kerstin und Gerald, Šárka und Lád'a sowie mich - dafür bei strahlendem Sonnenschein im großen Skilanglaufareal bei Langewiese (Dlouhá Louka) zusammen.
Als sich endlich der Frühling durchgesetzt hatte, kamen meine bayerischen Freunde Gitti und Toni zum
Im Spätfrühling sowie Frühsommer ist üblicherweise ebenfalls die beste Zeit für meine Langen Kanten, nicht zuletzt wegen der Tageslänge. Ganz oben auf der Liste stand in diesem Jahr die Tour nach Cottbus, doch auch die drei anderen 200plus-Projekte nach Nordsachsen, ins Osterzgebirge und in das Gebiet um Böhmisch Leipa (Česká Lípa) erschlossen mir wieder etliche Kilometer Neuland.
Außerhalb meiner Heimatregion war ich mit dem Handbike vor allem in der zweiten Jahreshälfte aktiv. 2019 bin ich zwar nicht so weit herumgekommen, wie im vorangegangenen Jahr, doch habe ich dabei neben der (fast) alljährlichen Alpenfahrt immerhin auch zwei für mich neue Gebiete in Deutschland erkundet. Im Juni konnte ich während meiner Reha im thüringischen Bad Tennstedt an den behandlungsfreien Wochenenden das Umland auf 8 Touren mit dem Handbike erkunden und besuchte dabei u.a. den Kyffhäuser, die Wartburg bei Eisenach, den Großen Inselsberg im Thüringer Wald sowie Erfurt und Weimar. Meinen Kurzurlaub zum Jahresende verbrachte ich schließlich in Magdeburg, von wo ich dreimal mit dem Handbike in die Umgebung startete. Hier galt mein Interesse hauptsächlich dem Elberadweg zwischen Tangermünde (eigentlich Buch südlich vor Tangermünde) und Barby inkl. des Wasserstraßenkreuzes Magdeburg sowie dem rekonstruierten steinzeitlichen Ringheiligtum bei Pömmelte. Die Hinterlassenschaft des Kalibergbaus, den sogenannten "Kalimandscharo" fand ich hingegen weit weniger eindrucksvoll als erhofft.
Für meine diesjährige Alpenpässe-Jagdsaison im August hatte ich mir Großes vorgenommen. Nichts weniger als einige der durch die Tour de France am meisten bekannten Anstiege sollten es sein: neben dem Col de la Madelaine und Col du Télégraphe (als Vorpaß zum Col du Galibier) auf jeden Fall die Rampe zur Alpe d'Huez sowie der legendenumwobene Mont Ventoux. Ein weiterer Höhepunkt war in der Maurienne die äußerst fotogene Montvernier-Serpentinenstraße, sinnigerweise auch Lacets (= Schnürsenkel) de Montvernier genannt. Außerdem wollte ich nun endlich mal die Verdon-Schlucht (Gorges du Verdon) kennenlernen, welche unter Kletterern einen ebenso hohen Bekanntheitsgrad besitzt. Als beinahe zufällige Bereicherung erwies sich allerdings auch mein Abstecher ins Vercors, von wo mir vor allem die Befahrung der Steilwandpassage "cirque de Combe Laval" sowie die wildromantische Schlucht "Gorges de la Borne" im Gedächtnis haften bleiben werden.
Auch außerhalb meiner sportlichen Aktivitäten mit dem Handbike hat sich 2019 einiges getan. Die interessanteste Herausforderung war dabei die Erprobung des Exoskeletts "ReWalk Personal 6.0" von ReWalk Robotics. Nach einer langen Zeit der (juristischen) Auseinandersetzung mit dem Kostenträger konnte ich im September endlich das auf drei Monate angesetzte Grundlagentraining mit dem System beginnen. Begleitend dazu habe ich für Interessierte sowie potentielle Nutzer einen themenspezifischen Blog als eine Art Trainingstagebuch über meine Erlebnisse und Erfahrungen eingerichtet, dessen wichtigster Bestandteil eine umfangreiche Videodokumentation ist. Die Bewegung in der Senkrechten war nach 20 Jahren Rollifahrerleben etwas ganz besonderes für mich, weil sie mir die Sicht auf meine Umwelt aus einem lange verlorenen Blickwinkel ermöglichte.
Nun bleibt mir nur zu hoffen, daß ich auch in den nächsten Jahren so fit bleibe, um mir noch so manchen Wunsch erfüllen zu können. Pläne gibt es jedenfalls ausreichend, darunter auch ein ganz verrücktes Gedankenspiel. Trotz oder vielleicht auch aufgrund meiner vielen Aktivitäten am Limit bin ich gegen den allmählichen körperlichen Verfall jedoch nicht gefeit. Meinen Alpenurlaub mußte ich aufgrund wundgesessener Stellen früher wie geplant beenden, und seit einigen Wochen macht sich eine entzündliche (nicht genau zu lokalisierende) Stelle in Ringfinger, Handteller und Handgelenk auf der rechten Seite bemerkbar. Noch ist bisher alles wieder sehr gut ab- bzw. ausgeheilt - dank der medizinischen Betreuung (u.a. durch meine ausgebildete "Kranken"-Schwester) sowie dem konsequenten Einhalten selbstauferlegter befristeter Aktivitätsverbote. So war schon erstaunlich, wie mein Körper im Sommer nur 12 Tage in der Horizontalen Ruhe mit entsprechender Behandlung benötigte, damit die relativ großflächigen Hautwunden im Sitzbereich wieder komplett abheilten. Ob das aber auch in Zukunft so sein wird, bleibt abzuwarten.
Fakt ist, daß ich ohne permanente Bewegung nicht das bisher Geleistete hätte erreichen können. Selbst zwei bis drei Wochen Pause machen sich bereits hinsichtlich der Leistungsfähigkeit bemerkbar. Andere trainieren auf der Rolle, wenn es draußen ungemütlich wird. Für mich aber zählen immer auch das Naturerlebnis und die Begegnungen auf der Strecke. Nicht ohne Grund dürfte ich inzwischen in meiner Heimatregion und darüber hinaus ziemlich bekannt sein.
Ich hoffe, als Beispiel dafür, was alles möglich ist, sofern man nur will.
3 Kommentare :
Hallo Veit, hab gerade deinen letzten Blogeintrag gelesen... Muss dich leider verbessern: Wir waren heuer schon zum dritten Mal in der sächsischen Schweiz zu Besuch! Ich hoffe, nicht das letzte Mal, obwohl du uns schon ganz schön gefordert hast. Fröhliche Grüße aus Bayern von Gitti
Stimmt, das war tatsächlich schon das dritte Mal!!! Ich freue mich immer sehr, wenn ich mit euch auf Achse sein kann. Egal, ob bei mir zuhause oder bei euch oder in den Alpen ... gemeinsam ist's am schönsten!
Veit this is amazing! More than 13000 km in a year! It is unimaginable for most of ordinery car drivers! Well done. Looking forward to new challenges e.g. in Tuscany. 😎
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