Doch zunächst kamen wir nach dem Start gut voran. Die Ausschilderung des Elberadwegs war allerdings diesmal ein Quentchen schlechter als die nahezu vorbildliche Streckenmarkierung vom Vortag. Aber breite Radwege und guter Untergrund ließen uns zügig vorankommen. Selbst einige kurze Steilrampen, die am ersten Tag Stefan noch Probleme bereitet hatten (weil er da wegen einer ungünstigen Einstellung seines Umwerfers nicht auf das kleinste Kettenblatt schalten konnte), bewältigte er ohne externe Unterstützung.
Nach der Elbquerung über die Brücke bei Mühlberg wurde es jedoch mühsam. Fast durch die gesamte Stadt mußten wir uns auf teils recht grobem Pflaster den Weg suchen. Ich vermutete, dieser kurze Abschnitt des Elberadwegs, welcher durch Brandenburg führt, würde einfach nur von der zuständigen Landesregierung etwas stiefmütterlich behandelt. In Sachsen wären dann alle schlechten Wegabschnitte überstanden. Falsch! Bald schon mühten wir uns auf einer holperigen Sandpiste ca. 2 km vorwärts. Danach kam zwar wieder Schwarzdecke, doch aus unerfindlichen Gründen gab es dazwischen immer wieder Abschnitte mit kleinem Granitsteinpflaster.
Ich fand das zwar nicht besonders erquickend, doch für Stefan wurden diese Passagen mehr und mehr zur Qual. Nicht nur, daß ihn diese oft an den ungünstigsten Stellen - wie beispielsweise kleinen Kuppen oder enge Kurven - gepflasterten Teilstücke zusätzlich ausbremsten, nein, er wurde dabei auch gründlich durchgeschüttelt. Als Liegehandbiker muß er zudem seinen Kopf auf einer Nackenstütze lagern, welche dann jede Unebenheit, jedes Holpern direkt weiterleitet.
Die Krönung! (Aufnahmeort) |
Kurz vor unserem Tagesziel wurden wir dann am Elberadweg abgefangen. Eine Tante Stefans machte gemeinsam mit seinen Eltern für uns Großen Bahnhof. Vor ihrem Bootsschuppen präsentierte sie uns ein üppiges Bufett, welches keine Wünsche offenließ: Erdbeertorte und Apfelkuchen - natürlich mit selbstgemachter Schlagsahne - belegte Baguettescheiben mit Käse, Hackepeter, usw., Eihälften mit Anchovis. Großartig! Die Leckereien verfehlten ihre Wirkung nicht. Schon bald wurde Stefan wieder ansprechbar. Vielleicht auch, weil das Ende der Tagestour absehbar war.
Kurz vor Ultimo stieg dagegen mein Blutdruck. Da wollte doch der übergewissenhafte Fährmann der Niederlommatzscher Fähre nicht nur von uns Handbikern sowohl Schwerbehindertenausweis als auch Wertmarke sehen, sondern behauptete zusätzlich irgendwelchen Schwachsinn von wegen "entweder Kfz-Steuerbefreiung ODER Freifahrt". Als Stefan seine geforderten Nachweise nicht zeigen konnte, weil er diese nicht bei sich hatte, entblödete er sich doch tatsächlich nicht, Fährgeld von ihm zu verlangen. Und bei Stefan kann man wirklich erkennen, daß er nicht einfach aus Langeweile im Rollstuhl bzw. Handbike sitzt! - So eine Aktion habe ich überhaupt noch nicht erlebt! (Eine weiteres dieser idiotischen Argumente des Fährmanns: Wer seine Monatskarte vergessen hat, müßte trotzdem auch zahlen.) Den für morgen geplanten Weiterweg auf der anderen Elbseite habe ich umgehend abgewählt. Ein solches Verhalten kann man nur boykottieren.
Am Ende des Tages bleibt die Empfehlung für Liegebiker bzw. erschütterungsempfindliche Handbiker, den Abschnitt zwischen Torgau und Niederlommatzsch doch besser auf der linken Elbseite zu absolvieren. Nur bei Aufteilung des heute befahrenen Abschnitts in zwei Etappen muß man wegen des erforderlichen Quartiers im Ferienhof Fischer den rechtselbischen Ebradweg benutzen.
Gute Nacht im Quartier Radhaus des Hotels "Elbklause" in Niederlommatzsch, welches über mehrere barriefreie Zimmer verfügt!
Track der Handbiketour vom 27.05.2016
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen