12. Juni 2022

'wollen' kommt von 'Wille'

Gestern stand wieder einmal ein Langer Kanten an, mein dritter in dieser Saison. Als Umkehrpunkt hatte ich mir den Mácha-See (Máchovo jezero) ausgesucht, denn dort war ich schon eine Weile nicht mehr. Auch konnte ich dabei der "Orgel aus Stein" wieder einmal einen Besuch abstatten und danach auf dem Bahntrassenradweg "Varhany" (s. Blogbeitrag vom Mai 2015) nach Böhmisch Leipa (Česká Lípa) abfahren.

Natur-Romantik am Herrenhausfelsen
(Aufnahmeort)
Natürlich startete ich erneut sehr zeitig, um den noch kühlen Morgen für die ersten Anstiege zu nutzen. Das machte sich sofort beim Tempo bemerkbar, denn Temperaturen zwischen 12 und 18°C sind für mich auf dem Handbike perfekt. Halb neun war ich bereits in Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice); 9.45 Uhr hatte ich am Herrenhausfelsen (Panská skála) den höchsten Punkt der Tour  erreicht und damit die anstrengendsten Anstiege (bis auf den Schluß) geschafft.

Die Runde ab Böhmisch Leipa zog sich dann etwas. Zwar verlief die Strecke oft auf separaten Fahrradstraßen - anfangs sogar ebenfalls auf einer ehemaligen Bahntrasse, doch ging es nur durch langweiligen, trockenen Kiefernwald. Außerdem spielten auf der öffentlichen Straße von Niemes (Mimoň) nach Hirschberg am See (Doksy) die Mottorradfahrer verrückt - sie  überholten im Gegenverkehr mit völlig überhöhter Geschwindigkeit, obwohl ich ihnen gerade entgegenkam. So toll war der Abstecher jedenfalls nicht.

Zudem schlug nun auch die Hitze erbarmungslos zu, es dürften knapp 30°C gewesen sein. Nicht ohne Grund hatte ich mir für den Rückweg Täler ohne nennenswerte Gegenanstiege ausgesucht. Erst das Tal des Polzen, (Ploučnice) dem ich ja zuvor auch schon eine ganzes Stück östlich von Böhmisch Leipa gefolgt bin. Diese Straße ist zwar ebenfalls stark befahren, läßt sich dafür aber sehr schön fahren. Die Baustellen unterwegs werden hoffentlich bald Geschichte sein. Im Elbtal fuhr ich schließlich nur bis Rathen. Um noch ein paar Höhenmeter zu sammeln, genehmigte ich mir von dort außerplanmäßig den Anstieg über Weißig und Thürmsdorf nach Struppen. Denn ich lag gut in der Zeit, und der Berg ist perfekt zum Mentaltraining geeignet. Bei vorhandenen körperlichen Reserven sich am Ende einer Tour zu motivieren, noch einmal alles zu geben, macht auch im Kopf stark.

Meine Sportfreundin Daria hat am Sonnabend mit ihrem ersten 200er (Langen Kanten) ebenfalls richtig zugeschlagen. Ich brauchte bis dahin fast 9 Jahre (2008 - Vätternrundan), sie schaffte das im Handbike nach nicht einmal 10 Monaten. Aber sie verfügt auch über die wichtigste Voraussetzung, die dafür nötig ist: einen festen Willen. Dazu den Ehrgeiz, der sie planvoll und zielgerichtet auf die Verwirklichung dieser Herausforderung hinarbeiten ließ. Nicht zuletzt durch ihre Vergangenheit im Wettkampfsport seit frühester Kindheit hat sie dieses Streben verinnerlicht, um nun einen solchen Erfolg zu feiern.

Es wird nicht der letzte sein, davon bin ich überzeugt. Daria ist das beste Beispiel dafür, was erreicht werden kann, wenn man 'wollen' nicht mit der unverbindlichen Äußerung eines Wunsches verwechselt.

Ich habe mich nicht in ihr getäuscht!

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