24. April 2022

Direktvergleich

Auf meinen Touren mit Daria war ich im Urlaub trotz vergleichsweise weniger Höhenmeter relativ langsam zugange. Wahrscheinlich gibt es mehrere Gründe dafür. Zum einen bewege ich mich meist in mir unbekannten Gelände, während ich zuhause alle Straßen kenne und mir deshalb die Strecke anforderungsgerecht abgestimmt zusammenstellen kann. Außerdem gibt es in der Fremde viel Neues zu entdecken und bestaunen - genau deswegen fahre ich ja dorthin. Wenn ich dann noch in netter Begleitung unterwegs bin, drehe ich doch nicht nur verbissen an der Kurbel, sondern nehme mir öfters Zeit für's Schwatzen, um meine Eindrücke und Beobachtungen zu teilen!

Im heimischen Tourengebiet haben jedoch viele meiner Ausfahrten inzwischen eher Trainingscharakter, wenngleich ich die einzelnen Streckenabschnitte jedesmal etwas anders zusammenstelle. Daher kann ich auch gut an meiner aktuellen "Baustelle", dem Tempo, arbeiten - natürlich, ohne die Höhenmeterbilanz zu vernachlässigen.

Ist so steil, wie sie aussieht: die Straße von Pillnitz
hinauf nach Krieschendorf (Aufnahmeort)
Am Freitag nach der Arbeit klappte das ganz gut. Wieder einmal hatte ich die Ausfahrt vorgezogen, weil sonntags schlechtes Wetter angekündigt war. In Pillnitz überlistete ich mich selbst, indem ich mich kurzfristig und ungeplant der Steilrampe von Pillnitz nach Krieschendorf zuwandte (s. Track vom 22.04., km 10,1 - 11,0). Auf dem anspruchsvollsten Teilstück wird lt. Verkehrsschild eine maximale Steigung von 20% erreicht, und das ist nicht übertrieben! Der erstklassige Asphaltbelag war aber sehr griffig, sodaß mein Vorderrad nicht durchdrehte. Zum ersten Mal bin ich hier nun ohne einen einzigen Zwischenstop bis zum Ende des Anstiegs kurz vor Schönfeld durchgekommen - ein Meilenstein, mit dem ich sehr zufrieden sein kann.

Im weiteren Verlauf der Nachmittagsrunde kamen dann noch etlich weitere Berge hinzu, die jedoch eher Ausdauer statt Kraft erforderten. Ab Hinterhermsdorf rollte es dann mehr oder weniger nur noch bergab bzw. auf ebener Strecke nachhause, sieht man mal von dem Stück Bundesstraße ab Bad Schandau bis Königstein sowie dem welligen Profil des Elberadwegs zwischen Rathen und Pötzscha (Wehlen) ab. Erstgenannte Straße bin ich nur gefahren, weil ich noch ein paar Höhenmeter brauchte.

Gestern startete ich dann zu einer Tour ins Osterzgebirge. In diese Richtung kann man immer ordentlich Anstiege bzw. Höhenmeter sammeln, immerhin geht es dabei von rund 120 m NHN im Elbtal bis auf knapp über 900 m NHN. Die nicht zu steilen, jedoch sehr langen Auffahrten sind nahezu optimal für das Alpenpässetraining - vor allem auch unter dem mentalen Gesichtspunkt. Um mehre Stunden lang ausschließlich aufwärts zu fahren, braucht man nämlich besonders viel Motivation und geistige Ausdauer.

Genau darum ging es mir diesmal nach der schnellen Tour vom Vortag. Denn nach dem langen ersten Anstieg bis Breitenau forderte auch das Teilstück der Osterzgebirgskamm-Panoramastraße von Schönwald (Krásný Les) bis nach Moldau (Moldava, s. Track vom 23.04., km 28,9 - 55,2) konditionell mehr Einsatz als andersherum, weil es somit wesentlich mehr und auch größere / steilere Anstiege  gab. 

Ab Voitsdorf (Fojtovice) wurde es ungemütlich, denn überraschenderweise mußte ich mir nun für knapp 15 km das schmale Sträßchen mit teils ziemlich rücksichtslosen Möchtegern-Rennfahrern einer Amateur-Oldtimerrallye teilen, welche mir wie die Besengten kurvenschneidend entgegenkamen. Leider gab es keine Hinweisschilder oder Warnungen zur Veranstaltung an der Strecke, und so wurde mir himmelangst und bange um ein kleines Mädchen auf ihrem Fahrrad, die mit ihren Eltern ebenfalls in Fahrtrichtung der Autofahrer unterwegs war. - Hoffentlich ist nichts passiert. 

Dafür lag einige Kilometer weiter unweit der Wittichbaude (Vitiška) einer der Oldtimer-Rennwagen neben der Straße auf dem talseitigen Hang.  Noch ein wenig mehr Schwung, und man hätte hundert Meter tiefer die menschlichen Überreste der Leute aus einem Schrotthaufen herauskratzen können. Aber angesichts des Umstands, daß Fahrer und Beifahrer glimpflich und ohne Verletzungen davongekommen waren (die beiden standen neben ihrem Auto, welches gerade geborgen werden sollte), konnte ich mir ein bißchen Schadenfreude nicht verkneifen.

Während meines Rückwegs nach Pirna versuchte ich, die auf dem Weg nach oben liegengebliebene Zeit wieder aufzuholen. Leider wurde es letztendlich aber nur ein Schnitt von ca. 14,3 km/h. Der erneut kräftige Ostwind während der letzten vierzig Kilometer ab Tharandt verhinderte ein besseres Ergebnis.

Das ist aber kein Grund, sich zu ärgern.

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