28. August 2016

Frohe Kunde

Von der ersten Tour in der Heimat nach meiner Rückkehr aus den Alpen gibt es durchaus Erfreuliches zu berichten. Doch der Reihe nach.

Wegen der zu erwartenden Hitze habe ich an beiden Wochenendtagen meine Handbike-Aktivitäten zeitlich vorverlegt. Sonnabends ging es zunächst in östliche Richtung, natürlich mit Schwerpunkt Elbsandsteingebirge. Die vielen tiefen Täler der Hinteren Sächsisch-Böhmischen Schweiz spenden noch lange am Tag Schatten und Kühle.

Auf dem Weg dorthin nahm ich jedoch einen kleinen Umweg. Ein Arbeitskollege hatte mir vor einiger Zeit Bilder von der Bogenbrücke über die Sebnitz (Bach) gezeigt, deren Zugang beim Hochwasser 2010 zerstört worden war. In der Zwischenzeit hatte man diese zwar wieder repariert, aber ein anstelle der zerstörten Brücke bei der ehemaligen Buttermilchmühle neu errichteter Übergang war nun nur noch über Stufen zugänglich. Auf den Bildern sah es allerdings so aus, als ob zumindest die Bogenbrücke wieder barrierefrei befahrbar wäre. Anlaß für mich, dort nach 6 Jahren mal wieder vorbeizuschauen. Aufgrund der unzugänglichen Brücken ist nämlich sonst die Befahrung des Schwarzbachtals für Handbiker eine Sackgasse.

Die Brücke an der Wüstung der Buttermilchmühle (Aufnahmeort)
Ich glaubte wohl selbst nicht so richtig daran, durchzukommen und hatte mir bereits einen Alternativplan für die Anfahrt in die Hintere Sächsische Schweiz zurechtgelegt. Doch, was für eine Überraschung! Zwar ist der Weg, der teilweise die alte Bahntrasse der ehemaligen Schmalspurbahn Kohlmühle - Hohnstein nutzt, ziemlich schotterig und manchmal vom Regen stark ausgewaschen, aber mit geländegängigen Handbikes und der entsprechenden Bodenfreiheit wieder durchgängig befahrbar. Beiderseits der kleinen Brücke wurden entsprechend Rampen angelegt und damit die Stufen überflüssig. Prima! Da ist vielleicht mein diesbezüglicher Hinweis an die Verantwortlichen weitergetragen worden. Jetzt kann man jedenfalls wieder von Lohsdorf direkt nach Kohlmühle fahren (s. Track vom 27.08., km 32,5 - 37,5). Interessant vor allem sind dabei auf diesem Abschnitt besonders der eine kurze Tunnel, den man durchführt, und ein weiterer sowie ein Viadukt, die man mittels kurzem Abstecher ebenfalls erkunden kann.

An diesem Tag bin ich außerdem zum zweiten Mal die Radtrasse 3076 von den Balzhütten (Na Tokání) nach Dittersbach (Jetřichovice) gefahren (s. Track vom 27.08., km 81,2 - 85,2). Auch dieser Abschnitt bietet einige tolle Passagen, sollte allerdings wegen der tiefen und breiten Wasserableitungsrinnen quer über den Weg nur behutsam - sprich langsam - befahren werden.

Heute war dann Schontag. Wenigstens bezüglich der Anstiege habe ich mich größtenteils zurückgehalten. Bei der Hitze wollte ich wirklich nicht bis ans Limit gehen. Grenzwertig ist für mich am Wochenende sowieso schon die Befahrung des Elberadwegs - in diesem Fall zwischen Wildberg und dem Blauen Wunder (s. Track vom 28.08., km 74,5 - 95,0). Über die Gründe hatte ich mich schon mehrmals im Blog ausgelassen. Das Schwätzchen mit meiner mittleren Schwester beim spontanen Zwischenstop vor ihrer Wohnung und ihr selbst gebackener Pflaumenkuchen war hingegen ein toller Abschluß der Tour.

Für mich eine schöne Belohnung.

Track der Handbiketour vom 27.08.2016
Track der Handbiketour vom 28.08.2016

22. August 2016

Abspann

Und schon wieder sind meine drei Wochen Sommerurlaub in den Alpen vorbei. Nach entspannter Fahrt erreichte ich gestern am frühen Nachmittag meine Heimatstadt Pirna.

Jetzt beginnt die Nachbereitung. Sicherlich werde ich wieder einen zusammenfassenden und illustrierten Urlaubsbericht schreiben, außerdem muß meine Homepage aktualisiert werden. In 14 Tagen bin ich bereits wieder gemeinsam mit  weiteren Freiwilligen anderer Schutzgebiete im Rahmen meines ehrenamtlichen Engagements für das Nationalparkzentrum Sächsische Schweiz in Österreich unterwegs. Dann wird es um das Thema "Barrierefreies Naturerleben" gehen. Bis dahin bleibt also nicht viel Zeit, ein paar Zeilen festzuhalten, wenn die Erinnerungen noch frisch sind.

Nicht vordergründig wichtig, aber dennoch interessant ist für mich immer die Statistik meiner Urlaubsfahrten. Diesmal war ich sportlich besonders aktiv, obwohl das Jahr 2016 nach gleichlautenden Aussagen vieler Betreiber der während meines Urlaubs als Basislager ausgewählten Campingplätze bisher überdurchschnittlich viel Regen brachte. Bei meinem Aufenthalt im Zillertal waren beispielsweise 2 von 4 Tagen nahezu komplett verregnet, was mir zudem ein paar feuchte Stunden auf dem Handbike einbrachte.

Für drei Wochen mein Zuhause ...
Trotzdem hatte ich meistens Glück mit dem Wetter, weil Regen und Gewitter üblicherweise auf die Transfer-/Ruhetage bzw. auf die Abend-/Nachtzeit fielen. Leider kam vor allem deswegen allerdings die Kultur in Form von Stadtbesichtigungen, Abstechern zu Sehenswürdigkeiten o. ä. ziemlich kurz. Doch besonders auf den größeren Rundtouren habe ich ja auch einiges vom Land gesehen. Außerdem freute ich mich über zahlreiche Begegnungen mit Einheimischen und auch anderen Urlaubern. Eine kleine gemeinsame Paddelboottour mit Ina ist dabei mindestens genauso erwähnenswert, wie die zwei Ausfahrten mit meinen bayerischen Sportfreunden.

Neben alldem können sich die knallharten Fakten durchaus sehen lassen. (Männer lieben das!) Auf 14 Touren - darunter zwei im Erzgebirge mit meinem Sportfreund aus Chemnitz - stehen nach 22 Tagen 1.113 Kilometer und 21.700 Höhenmeter zu Buche. Immerhin 4 Fahrten waren länger als 100 km, natürlich alles Rundstrecken. Daneben kamen mit den beiden Abschlußtouren und der Zillertaler Höhenstraße noch weitere 3 Rundfahrten hinzu, so daß die Hälfte meiner Ausflüge keine Stichtouren wurden. An 5 Tagen absolvierte ich mehr als 2.000 Höhenmeter, und nur bei zwei Fahrten blieb ich unter der 1000er Marke. Nicht zuletzt ermöglicht mir die inzwischen vorhandene Grundausdauer immer öfter, Tagestouren als Rundfahrten zu konzipieren. Dies ist jedenfalls die von mir favorisierte Art und Weise, das Umland zu erkunden.

Schön wäre es, wenn ich noch viel öfter mit Freunden gemeinsam unterwegs sein könnte. Aber der Kreis passender und vor allem interessierter Anwärter wird immer kleiner. Das ist der Preis, den ich für meine Leidenschaft zahlen muß.

Noch ist es mir das wert.

20. August 2016

Zirkusnummer

Am Ende meines Urlaubs hatte ich mich mit Sportfreunden verabredet, um noch zwei gemeinsame  Rad-/Handbiketouren rund um Füssen zu unternehmen.

Von ihnen kam auch der Vorschlag zu einem Abstecher auf die Kenzenhütte. Mich hingegen interessierte vor allem die Auffahrt zur Bleckenau, weil man dabei quasi am Schloß Neuschwanstein vorbeikommt. Ich wollte mir ein eigenes Bild von diesem Ort machen, welcher einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands sein soll.

Auf unserer Freitag-Tour verbanden Gitti, Toni und ich also beide Ziele mit einer kleinen Runde um den Forggensee. Die Kenzenhütte ist über einem 450-Höhenmeter-Anstieg auf für den privaten Kraftverkehr gesperrten Wald- und Forststraßen gut zu erreichen. Allerdings bieten die letzten zwei Kilometer bei festgefahrener Kiesel-/Sandpiste einige steile Passagen, wo man mit dem Handbike knapp an der Traktionsgrenze fährt. Oben gab es zur Belohnung Kaiserschmarrn für alle.

Mit Gitti und Toni vor dem Berggasthaus Bleckenau (Aufnahmeort)
Nach einer entspannten Seerundfahrt im welligen Voralpenland widmeten wir uns schließlich dem zweiten großen Aufstieg des Tages. Und der entwickelte sich ab Hohenschwangau bis zur Marienbrücke oberhalb des Schlosses Neuschwanstein zu einem ungewollten und vor allem nervenden Schaufahren. Allen war klar, daß es rund um Neuschwanstein ordentlich belebt sein würde. Solche Touristenmassen hatte jedoch keiner erwartet! Absolut abartig! Wahrscheinlich kann man hier nur in finsterster Nacht ruhig durchkommen. Glücklicherweise änderte sich das ab der Marienbrücke nahezu schlagartig. Als wäre man gerade eben durch ein Tor hindurchgegangen, verirrten sich zur Bleckenau nur noch einige wenige Leute. Auf dem Rückweg war es dann genau umgekehrt.

Heute sind wir dann ohne festes Ziel einfach in Richtung Westen zu einer kleinen Abschlußrunde aufgebrochen. Vorbei an Forggen-, Alat-, Weißen- und Hopfensee, wurde daraus bei herrlichem Sommerwetter eine sehr schöne 4-Seen-Tour mit Umkehrpunkt Pfronten. Ab Mittag begann es jedoch, sich zuzuziehen. Doch nach ausgiebiger Mittagspause in einer Gaststätte am Hopfensee erreichten wir am frühen Nachmittag rechtzeitig wieder den Zeltplatz.

Kurz darauf kam der angekündigte Regen.

Track der Handbiketour vom 19.08.2016
Track der Handbiketour vom 20.08.2016

18. August 2016

Zwei in einem Boot

Heute nun bin ich zum letzten Mal in diesem Urlaub umgezogen. Es ging zurück nach Deutschland auf den Campingplatz Brunnen bei Füssen. Von hier aus will ich mit bayerischen Sportfreunden noch eine oder zwei gemeinsame Touren unternehmen.

Paddeln auf dem Forggensee ...
Während des Einrichtens meines Lagers half mir eine junge Frau, mein Handbike zu einem Unterstand zu transportieren. Wir kamen ins Gespräch und eines gab das andere. Von der Kenzenhütte, wo sie vor einigen Tagen selbst mit dem Mountainbike war, bis zum Paddelbootfahren auf dem angrenzenden Forggensee. Sie hatte natürlich auch ihr Boot mit dabei. Als sie mir erzählte, daß es ein Zweisitzer wäre, liebäugelte ich spontan mit einer kleinen Paddelboottour. Es war ja erst Mittag.

Mit meiner Idee rannte ich bei ihr offene Türen ein, und so machten wir uns gemeinsam alsbald nach einer geeigneten Stelle auf die Suche, wo ich unproblematisch in und aus dem Boot käme. Nachmittags starteten wir dann zu einer kleinen Testrunde.

... nette Bootseignerin inklusive!
Es war herrlich! Ich hatte zwar einige Mühe mit dem Gleichgewicht, weil ihr Boot doch kippeliger war, als ich es von den Spreewald-Plastekähnen her gewohnt war. Aber ohne hohe Wellen und Wind funktionierte es nach einer Weile wieder ganz ordentlich. Immerhin saß ich zum letzten Mal vor 9 Jahren (als Rollifahrer) in einem Paddelboot. Ina hatte wirklich viel Geduld mit mir. Auch als der Wind auffrischte und ich mehr damit beschäftigt war, mich aufrecht zu halten, denn zu paddeln.

Wir hatten jedenfalls ein paar schöne Stunden und ich konnte dabei - völlig überraschend - das Spektrum meiner Urlaubsaktivitäten erweitern.

Vielleicht klappt's ja noch einmal mit einem weiteren Ausflug ....

17. August 2016

Wo kein Hahn kräht ...

Meine Vorbereitungen für die letzte diesjährige Handbike-Urlaubstour in Österreich begannen nicht gerade verheißungsvoll. Bei der Fahrt zu meinem neuen Basislager, dem Lechtal Camping Vorderhornbach hatte ich nämlich auf der alten Brennerstraße kurz vor Innsbruck ein Rendezvous mit der österreichischen Polizei. Nachdem ich kilometerlang hinter einem notorischen Langsamfahrer (er fuhr mit 40 statt der erlaubten 50!) fahren mußte, nutzte ich die Gelegenheit, bei einer gut einzusehenden Stelle zu überholen.

Das hätte ich nicht tun sollen. Allerdings war ich mir keiner Schuld bewußt, als mich am Ende der langen Geraden die Polizei herauswinkte. Es gab keine durchgezogene Mittellinie, und zu schnell war ich auch nicht. Der Polizist erklärte mir jedoch, auf diesem Abschnitt würde wegen einer kleinen Seitenstraße (den Abzweig habe ich gar nicht gesehen) Überholverbot gelten. Das machte 35,-EUR. Ich war so verblüfft, daß ich gar nicht groß protestierte. Später konnte ich mir wenigstens einen Reim darauf machen. Auf der Bundesstraße bei Telfs fand sich offensichtlich das gleiche Phänomen: Überholverbotsschilder in großen Abständen mit Kilometerangabe der Gültigkeit bei GLEICHZEITIG gestrichelter Mittellinie. Die Österreicher haben echt einen Treffer! Und die Polizei betreibt staatlich organisierte Wegelagerei gegenüber ahnungslosen Ausländern, die man doch am ehesten den Ordnungshütern osteuropäischer Länder unterstellt. Oder in Italien, wo man auf Sizilien solch mafiöses Gebaren vermuten würde. - Pfui Teufel!!!

Kurz nach dem Mittag kam ich auf dem neuen Campingplatz an, welcher derzeit eher wie eine Baustelle aussieht. Für die schon jetzt angepriesene Barrierefreiheit muß noch einiges getan werden, wenn der Gast nicht wie ich solche Zirkuskunststückchen in der Dusche bzw. auf dem Platz (schotteriger Untergrund) beherrscht. Aber ich wollte ja sowieso nur zwei Nächte bleiben.

Heute waren wieder einmal im Tagesverlauf Schauer angekündigt, nachts gab es den ersten Regen. Deshalb fuhr ich schon in der Dämmerung gegen 5.30 Uhr los. Ich wollte wenigstens das Hahntennjoch trocken erreichen. Danach gab es zwei Optionen: 1. auf dem gleichen Weg zurück oder 2. Rundtour über Fernpaß und Namlossattel.

Ungewohnter Blick auf das Zugspitzmassiv unweit von Biberwier
(Aufnahmeort)
Kurz vor 9 war ich auf dem ersten Paß. Das Wetter blieb stabil - also weiter. Nach einer wegen des übermäßigen Kraftverkehrs nervenden Auffahrt erreichte ich mittags den Fernpaß. Auch auf der Abfahrt mußte ich, bis auf den erholsamen und für Radler vorgeschriebenen Umweg über Lermoos, noch bis zum Abzweig ins Berwanger Tal in Bichlbach durchhalten. Leider gibt es keine praktikable Alternative, wenn man diese Rundtour fahren möchte. Sonst hätte ich sie wirklich gewählt. Schon, um mir die paar wenigen Idioten zu ersparen, die trotz meiner extrem rücksichtsvollen Fahrweise (ganz am Rand, Vorbeiwinken an geeigneten Stellen), mit Hupen oder eindeutigen Handbewegungen ihre eigene Dummheit kundtaten. Die standen übrigens dann wenige Kilometer weiter in irgendeinem Stau, bei dem es nur intervallartig vorwärtsging. Vielleicht eine Baustellenampel ...

Den Namlossattel habe ich schließlich überquert, ohne es recht wahrzunehmen. Denn wieder einmal gab es kein Paßschild. Obwohl ich an diesem Tag schon steilere Passagen überwunden hatten, fielen mir diese letzten Anstiege ziemlich schwer. Es steckte ja auch schon einiges an Höhenmetern in meinen Armen.

Trotz alledem, bis auf die nervenden Stücken rund um den Fernpaß war das ganz ohne Regen eine richtig schöne Runde. Vor allem das Hahntennjoch hat mich begeistert. Die Landschaft dort ist einfach herrlich. Wer sich den mal vornimmt (egal, ob im Auto oder im Handbike), wird mir das gewiß bestätigen. Für mich ist er jedenfalls der Favorit meiner Pässejagdsaison 2016.

Nun freue ich mich auf das Wiedersehen mit Sportfreunden bei Füssen. Mal sehen, was da noch geht.

Track der Handbiketour vom 17.08.2016 (unbearbeitet)

15. August 2016

Besser als gedacht

Für den heutigen Tag hatte ich mir die Befahrung des Pfitscher Jochs vorgenommen.

Weil die Tour von Klausen auch für mich zu weit geworden wäre, wählte ich als neues Basislager das Camping Gilfenklamm in Ratschings unweit von Sterzing. Auch hier sind die sanitären Bedingungen für Rollifahrer Spitze, und das sogar bei recht moderaten Preisen. Für mich bis jetzt der Campingplatz-Favorit in diesem Urlaub. Von hier aus kann man übrigens auch sowohl das Penser Joch als auch den Jaufenpaß mit dem Handbike erobern. Beide Pässe habe ich aber bereits “eingesammelt”.

Am Nachmittag sollte es gewittern, also begab ich mich wieder mit dem ersten Tageslicht auf Achse. Das erwies sich auch als vorteilhaft bei der Befahrung der knapp 400 m langen und ca. 8% steilen Tunnelröhre auf meinem Weg in das Pfitscher Tal. Zu dieser Zeit überholte mich dort nur ein Auto.

Das eigentliche Hochtal ist ziemlich eben, so daß ich dort nach den ersten steilen Kilometern ab Wiesen sehr flott vorankam. Wie es nach dem Ende dieses Abschnittes weitergehen würde, war mir allerdings überhaupt noch nicht klar. Weniger der Streckenverlauf, sondern eher die Befahrbarkeit.

Obwohl bei meiner Urlaubsplanung noch bei Quaeldich.de gelistet, hat man diese Auffahrt offensichtlich inzwischen gestrichen. Wahrscheinlich halten die Redakteure des Portals die Tour nicht für rennradtauglich, weil die letzten Kilometer der alten Militärstraße aus dem ersten Weltkrieg nicht mehr asphaltiert sind. Allerdings bedeutete dies auch, daß es für mich mit schmalen Reifen und bei hohen Steigungswerten eng werden könnte. Mut machten mir jedoch während der letzten Recherchen ein Bericht und ein Video von Fahrten zum Pfitscher Joch.

Am Pfitscher Joch gibt ei kein Paßschild mir - dafür aber den Grenzstein
(Aufnahmeort)
Die Autoren sollten recht behalten. Denn es ging wirklich prima bergauf. Die Serpentinen im Wald waren nicht besonders steil, der Schatten dort war mir aber hochwillkommen. Erst hinter dem letzten Autoparkplatz, 4 km nach Beginn der Erdpiste, zog die Steigung etwas an. Doch bis zum Joch wurde es nie steiler als etwa 10%. Damit ist diese Auffahrt unbedingt eine Empfehlung. Die Natur großartig, nur wenige Autos unterwegs und das Gefühl, sich abseits der touristischen Hauptschlagadern auf das Wesentliche konzentrieren zu können - ich liebe das!

Bei den Zusatzhöhenmetern zum Pfitscher Joch Haus gab mir ein Einheimischer Schiebehilfe, denn die Schotterpiste dorthin war fast zu steil, um noch Traktion mit dem Vorderrad zu bekommen. Doch die Zeit saß mir im Nacken, denn Gewitter drohten bereits.

Ich bin nicht lange oben geblieben. Am Ende der Abfahrt überholte mich mein Helfer mit dem Auto. Über sein zugerufenes “Pfiat di!” habe ich mich mehr gefreut, als über manches gutgemeinte Kompliment der Touristen. Im Gesicht ein breites Grinsen und im Herzen diese tiefe, innere Freude - ein Gefühl, so unbeschreiblich, wie schön.

Was für ein Privileg!

Track der Handbiketour vom 15.08.2016

13. August 2016

Verlustmeldung

Bereits gestern bin ich in meiner neuen Zwischenstation, dem Camping Gasthof Gamp im Klausener Ortsteil Griesbruck angekommen. Nach mehreren kalten und auch regnerischen Tagen im Zillertal begrüßte mich hier endlich wieder die Sonne. Auch der Campingplatz selbst mit einem eigenem Sanitärraum für Rollifahrer ist sehr gediegen. Nur sind die Preise eben Südtiroler Niveau.

Heute hatte ich mir das Würzjoch vorgenommen, und den Paßanstieg in eine Rundtour durch Villnöß-, Gader-, Puster- und Eisacktal integriert. Das erwies sich sozusagen als Volltreffer. Auch Wetter und sogar Fernsicht waren bombastisch. Bei dem steilen Anstieg aus dem Villnößtal ab St. Peter bis kurz vor die von Brixen heraufführende Hauptstraße hätte ich mir da manchmal mehr Schatten gewünscht. Dieser Abschnitt wurde der anstrengendste der gesamten Tour.

Knapp oberhalb des Würzjochs vor dem Peitlerkofel (Aufnahmeort)
Oben am Paß unterhielt ich mich sehr lange mit zwei einheimischen Mountainbikern aus Brixen, die auf etwa der gleichen Route unterwegs waren. Als ich dem einem von von der beabsichtigten Fahrt durch die vielen Tunnel des unteren Gadertals erzählte, ließ er sich nicht davon abbringen, mir sein Rücklicht zu schenken.

So ausgestattet, stürzte ich mich in die Abfahrt. Die Straße war leider inzwischen ziemlich schadhaft, so daß es ein ziemliches Geholper wurde. Bei einem Fotohalt 250 Höhenmeter weiter unten dann die Entdeckung: mein Fahrradcomputer war nicht mehr da. Bereits auf meiner vorangegangenen Fahrt war mir kurz vor Tourende die Halterung und damit der Computer abgefallen, weil sie inzwischen total abgenutzt ist. Ich hatte sie wieder am Rad befestigt und zusätzlich gesichert. Fertig. Heute dann verschwendete ich keinen einzigen Gedanken mehr daran. Obwohl ich eigentlich den Computer prophylaktisch in meiner Bauchtasche sicher hätte deponieren können. Mein Fehler!

Jedenfalls bin ich noch einmal hoch bis zum Paß gefahren, also dort, wo ich zuletzt den Computer nach meiner Pause aktiviert hatte. Vergebens. Aber so brauche ich mir wenigstens keine Vorwürfe machen, daß ich nicht einmal nach ihm gesucht hätte.

Nun bin ich für den Rest meiner diesjährigen Alpentour bei der Tourenaufzeichnung auf meinen GPS-Logger und mein Fahrradnavi angewiesen. Ohne Herz- und Trittfrequenzmessung, und nicht so genau wie eben ein “richtiger” Fahrradcomputer. (Immerhin: mein Navi habe ich vor einigen Tagen aufwendig mit dem Neuaufspielen der Software tatsächlich wieder zum Laufen gebracht.) Zuhause werde ich dann mal schauen, ob ich irgendwo einen Ciclosport HAC5 inkl. Halterung gebraucht erwerben kann. Ich war nämlich mit dem Teil sehr zufrieden, obwohl er in letzter Zeit scheinbar immer mal Aussetzer während der Aufzeichnung hatte. Neu gibt’s den jedenfalls schon lange nicht mehr.

Mein Rückweg über den Pustertal- und Eisacktalradweg verlief weitestgehend unspektakulär. Sehr schön ist, daß man bei beiden Radwegen fernab vom Kraftverkehr unterwegs ist. Leider gibt es dafür vor allem bei der erstgenannten Trasse einige kurze und steile Gegenanstiege, obwohl es eigentlich talabwärts geht. Deshalb habe ich diesen dann auch in Mühlbach verlassen und mir die schnelle Abfahrt auf der Hauptstraße hinunter nach Brixen gegönnt.

Ansonsten war es heute wieder eine sehr schöne, doch mit 107 km und ca. 2150 Hm sehr anspruchsvolle Tour. Wenn nur diese dumme Sache nicht passiert wäre! Am meisten ärgere ich mich über meine eigene Dummheit.

Wie immer.

Track der Handbiketour vom 13.08.2016

12. August 2016

Heil Dir im Siegerkranz …

… immer noch bist Du ganz. :-) Mein gutes altes Schmicking-Pferd!

Eigentlich ist es bereits während meiner Fahrt zum Gerlospaß passiert, doch erst jetzt habe ich nachgerechnet: Seit meiner ersten Tour mit meinem “Schmicking S3 Tourenversion” Anfang November 2006 bin ich 100.000 km (in Worten: einhunderttausend Kilometer) gefahren. Und rund 1.000.000 Höhenmeter.

Während dieser knapp 10 Jahre hat mein Handbike all diese verrückten Dinge, die mir so einfielen, mitgemacht. Ob auf perfektem Straßenbelag, rissiger, buckeliger Piste, Feldwegen oder auch hartem Offroad-Gelände - klaglos (also ohne Rahmenbruch oder sonstigen Defekten am Handbike) hat es alles ertragen und sogar einen kritischen Unfall überstanden. Neben ungezählten Schläuchen, Reifen, Bremsbelägen, mehreren Bremsscheiben, Bremsleitungen und Schaltzügen (bis zur Verlegung von Bremse und Schaltgriff an den Rahmen) als Verschleißteile wurden nach dem Unfall nur einmal prophylaktisch einige Lager getauscht. Außerdem natürlich das beim Unfall zerlegte Hinterrad, der Auffahrschutz und die Sitzpolster inkl. -bezüge. Erst im vergangenen Jahr hat auch das Kugellager im rechten Kurbelgriff den Geist aufgegeben, so daß Ersatz notwendig wurde. (Da fällt mir gerade ein, daß meine Rohloff-Nabe ebenfalls mal wegen Wartungsarbeiten bzw. einer Reparatur zum Hersteller mußte. Aber dafür kann ja Schmicking nichts.)

Die Handbikeschmiede Schmicking hat damit all meine Erwartungen an deutsche Wertarbeit nicht nur erfüllt, sondern übertroffen. Welcher Handbiker ist in zehn Jahren schon eine solche Strecke mit ein und denselben Rad gefahren?! Und welchen würdigeren Rahmen für dieses Jubiläum gibt es, als meine alljährlicher Pässejagd im Sommer in den Alpen?

Möge mich mein treuer GeFÄHRTe noch viele Kilometer begleiten! Herzlichen Dank auch an Thomas Schmicking und sein Team für dieses, mein Handbike, mit dem ich schon so viele tolle Dinge erleben durfte.

Plan B - oder doch eher A?

Ein Tag von früh bis durch die Nacht mit Regen zehrt an den Nerven. Auch wenn es mein geplanter Ruhetag war, allein die fehlende Aussicht auf Wetterbesserung demoralisierte. Als es gestern früh immer noch so schlecht aussah, überlegte ich mir ernsthaft, bereits an diesem Tag im Zillertal mein Lager abzubrechen.

Glücklicherweise kam es anders. Die Wetterprognosen verhießen nämlich für den Donnerstag ganz akzeptables Wetter. So startete ich gegen 6.30 Uhr zu einer weiteren Tour. Während meiner Befahrung der Zillertaler Höhenstraße hatte ich im Gespräch mit einem einheimischen Radler von der Schlegeis-Alpenstraße erfahren. Die schien mir nun das bessere Ziel, als die ursprünglich geplante Auffahrt zum Speicher im Zillergründl.

Die Fahrt durch die enge Schlucht von Mayrhofen nach Ginzling wurde zum ersten Höhepunkt des Tages. Die wallenden Nebel verliehen dem Ort etwas Mystisches. Mein Weiterweg durch das breiter werdende Tal mit etlichen Lawinengalerien - alles sehr schön zu fahren und anzuschauen - führte bis 7 km nach dem Bergsteigerort zur Mautstelle. Dort war leider für mich Schluß, denn einer der Kassierer ließ mich nicht weiterfahren. Seine Begründung: Oben kämen zwei einspurige Tunnel, die ich im Handbike bei gleichzeitigen Autoverkehr nicht durchfahren könnte. Die anderen Radfahrer müßten bei der Passage auch ihre Räder auf ein für mich nicht zu erreichendes Bankett heben, um durch die Tunnel zu kommen.

In ewigen Diskussionen sah ich keinen Sinn, zumal es ja noch den anderen Plan in der Schublade gab. Selbst die bisher zurückgelegten Kilometer und Höhenmeter galten für mich nicht als Verlust, denn der Hinweg war ja ausgesprochen schön gewesen.

Eine knappe dreiviertel Stunde später war ich zurück in Mayrhofen. Dort mußte ich ein bißchen suchen, um den Beginn der Straße in das Zillergründl zu finden. Aber nach ein paar steileren hundert Metern zu Beginn, kam ich gut voran. Nicht ganz so schön, wie die zuvor befahrene Strecke in Richtung Schlegeis-Stausee, war auf dieser Mautstraße jedoch kaum ein Auto unterwegs. Auf dem Schlußstück ab dem Ausflugs-Gasthaus Bärenbad, durften sogar nur noch die öffentlichen Busse und ein paar Berechtigte weiterfahren.

Auf der Staumauer des Speichers im Zillergründl
(Aufnahmeort)
Das war auch der steilste Abschnitt. Vor einem die immer höher aufragende Staumauer und weit über sich bereits das Ziel in Sichtweite, zogen sich die letzten 3,5 Kilometer ziemlich in die Länge. Bis auf ca. 30 Meter kam man auf der Straße an den Fuß der Staumauer heran, hatte sozusagen die über 180 m hohe Betonmauer zum Greifen nahe! Nicht weniger eindrucksvoll waren die beiden langen Tunnel auf dem Weg zur Dammkrone. Der erste ungefähr 600 m, der zweite - ein Kehrentunnel - bestimmt 800 bis 900 m lang, natürlich mit entsprechender Steigung. Die waren innen allerdings breit genug, so daß ich in ihnen ohne schlechtes Gewissen mehrmals zum Verschnaufen pausieren konnte.

Oben spürte ich die fast 1900 m Höhe über NN, denn es war gegen 16.00 Uhr mit 10°C inzwischen ziemlich kalt geworden. Die Berge um mir erstrahlten in frisch gefallenem Weiß, denn der Regen vom Vortag war hier als Schnee heruntergekommen. Ein paar Bilder zur Dokumentation und Erinnerung und zuletzt noch die kurze Steilrampe hinauf zum Alpengasthaus Adlerblick, dann ging es wieder abwärts.

Der Rest war Tralala.

Track der Handbiketour vom 11.08.2016

10. August 2016

Such mich!

Es war gut, daß ich gestern morgen vor meinem Aufbruch nicht erst auf’s Wetterradar geschaut habe. Mir wäre gleich die Lust vergangen … So aber bin ich in Richtung Gerlospaß gestartet. Die Serpentinen von Zell am Ziller brachten mich gleich gehörig ins Schwitzen. Das lag jedoch weniger an der Steigung, als vielmehr an der hohen Luftfeuchtigkeit. Irgendetwas braute sich zusammen, denn hinter mir kam es dunkel.

Vor dem Regen: Blick aus den Serpentinen über das untere Zillertal
(Aufnahmeort)
Das konnte mich jedoch nicht aufhalten. Genau mit den ersten Regentropfen erreichte ich einen Unterstand an einer Bushaltestelle. Da wußte ich noch nicht, daß ich die nächsten 2,5 Stunden hier verbringen würde. Der Regen steigerte sich nämlich immer mehr zu einem Wolkenbruch. Kurz darauf hielt ein Biker-Pärchen bei mir an, um sich im Trockenen die Regenoveralls vor der Weiterfahrt anzuziehen. 20 Minuten in netter Gesellschaft bei interessanten Gesprächen waren also erstmal geschafft. Den Rest verbrachte ich mit der Beobachtung des Regens, mit dem Zählen der vorbeifahrenden Autos, mit Pläneschmieden - es gibt so einiges, womit man sich die Zeit totschlagen kann.

Immerhin lohnte sich meine Geduld. So ganz hatte ich nämlich den Gerlospaß noch nicht abgehakt. Die bisher absolvierten 500 Höhenmeter wollte ich nicht einfach als Verlust verbuchen. Gegen 13.00 Uhr hörte der Regen auf und ich konnte weiter. Schon bald kam ich auf flacher werdender Straße ordentlich voran. Nach Gmünd und Gerlos wurde es noch einmal steiler, aber nie erreichten die Steigungswerte zweistellige Prozentzahlen. Der Anstieg von Zell am Ziller zum Gerlospaß läßt sich wirklich sehr angenehm fahren. - Wenn das Wetter paßt.

Am Speicher Durlaßboden angekommen, erwartete ich das Paßschild, denn von nun an ging es flach weiter. Obwohl ich mich lt. Höhenmesser auf der richtigen Höhe befand, kam nichts. Als es hinter dem Abzweig nach Königsleiten wieder bergab ging, war ich dann vollends verwirrt. Ein Mountainbiker sagte mir jedoch, daß es bis zu Mautstelle nicht mehr weit sei. Also noch einmal zwei Kilometer leicht bergauf fahren. Schließlich erreichte ich ein Paßschild mit der Aufschrift “Gerlosplatte / Hochmoorende 1621 m ü.d.M.” und kurz darauf die Mautstelle. Vom Mann an der Kasse erfuhr ich, daß dies hier tatsächlich der Gerlospaß wäre. Irgendwie hatte ich von meiner Auto-Überquerung auf einer vorangegangenen Alpenfahrt aber alles ein bißchen anders in Erinnerung. Damals muß ich wohl noch auf der alten Gerlospaßstraße unterwegs gewesen sein.

Sei’s drum! Das Wetter wurde wieder schlechter. Deshalb erklärte ich die Suche für beendet und machte mich schleunigst auf den Rückweg. Jetzt kam der Dauerregen. Bis kurz vor Gerlos hielt sich sich das Wasser von oben noch in Grenzen, so daß ich hoffte, einigermaßen trocken bis zum Campingplatz zu kommen. Daraus wurde nichts. Die letzten 15 km waren wieder einmal extrem feucht und ziemlich kalt.

Nun regnet es schon seit 18 Stunden ohne Unterbrechung, und immer noch ist kein Ende abzusehen. Ob da wohl noch eine Tour im Zillertal geht?

Track der Handbiketour vom 09.08.2016

8. August 2016

Weitblick gegen Mühe

Am Sonntag hatte ich mein Basislager ins Zillertal verlegt. Jetzt bin ich im Campingdorf Hofer untergkommen, welches - entgegen der Infos von Camping.info - ebenfalls nur für wirklich mobile Rollifahrer geeignet ist. Dem Komfort der 60iger Jahre stehen allerdings gehobene Preise gegenüber. Hier werde ich für einen Tag fast soviel bezahlen, wie für meine drei Nächte in Tamsweg. Pluspunkt des Campingplatzes ist seine zentrale Lage. Von hier kann ich sowohl Zillertaler Höhenstraße als auch Gerlospaß und Zillergründel gut erreichen, die ich im Vorfeld als mögliche Tourenziele auf meine “Arbeits”liste gesetzt hatte.

Gleich heute hatte ich mir die anspruchsvollste Tour des Urlaubs vorgenommen. Sie hat zwar nur knapp über 2000 Höhenmeter, doch davon kommt der Größteil auf 25 km zusammen. Die Gesamttourenlänge betrug dementsprechend nur 53 km.

Vielleicht gibt es ja bereits Handbiker, die eine Gesamtbefahrung der Zillertaler Höhenstraße bewältigt haben. Sie werden mir ganz gewiß bestätigen, daß die Tour definitiv nichts für Plaisirfahrer ist. Durchgehend steil auf allen Auffahrten, ist sie eine echte Saftpresse. Wer hier mit ausschließlich eigener Kraft im Handbike ohne anzuhalten komplett durchkommt, dem gehört mein Respekt. Ich selbst habe bald aufgehört, die Zwischenstops zu zählen. Kurz vor dem ersten Scheitelpunkt der Höhenstraße mußte ich jedoch bestimmt aller 20, 30 Meter pausieren.

Am Paßschild des Melchbodens (Aufnahmeort)
Das Panorama von oben war dagegen phänomenal. Solch einen Weitblick bei phantastischem Wetter hatte ich bisher nur vom Kitzbüheler Horn, auf dem ich im vergangenen Jahr mit meinen bayerischen Sportfreunden war. Schon allein wegen diesem Ausblick lohnt sich die ganze Schinderei.

Denn selbst das Bergabfahren ist Anstrengung pur. Zu steil ist die Straße, zu schlecht ist oft der Straßenbelag, und  auch die zahlreichen Weidegitter erfordern häufiges Abbremsen. Ganz abgesehen davon, daß man dem rechten Straßenrand nicht zu nahe kommen sollte, denn hier gibt es oft keine Leitplanken. Wer von der Straße abkommt, für den ist seine letzte Reise erst einige hundert Meter weiter unten zu Ende.

Kurz bevor es noch einmal reichlich 300 Höhenmeter zum Zirmstadel aufwärts ging, verweigerte mein Navi endgültig den Dienst. Die Hauptfunktion ist selbst nach dem Zurücksetzen mit anschließendem Neustart nicht mehr verwendbar, weil sich das Gerät dann sofort aufhängt. Dieses Teasi Pro ist richtiger Edelschrott. Sobald ich wieder zuhause bin, werde ich das Teil zurückgeben. Ich hoffe, daß dies problemlos möglich ist.

Glücklicherweise hatte ich eine Übersichts-Panoramakarte mitgenommen, so daß ich mich daran orientieren konnte, um die wirklich komplette Befahrung der Straße unter die Räder zu bringen. Dafür fuhr ich am Ende hinter der Mautstelle nicht direkt in Richtung Kaltenbach, sondern nach Ried hinunter.

In Kaltenbach fand ich mehr oder weniger durch Zufall auch den Zillertal-Radweg, der meist parallel zur Zillertalbahn abseits der Straße bis nach Mayrhofen führt. Der Einstieg ist allerdings nicht ganz einfach, weil man die Zufahrten von der Hauptstraße nach Aschau an den Bahngleisen so mit Geländern verschränkt hat, daß ich dort nicht im Handbike durchkam. Erst als ich die (meist) geschlossene Schranke eines landwirtschaftlichen Weges unterfahren konnte, erreichte ich den perfekt asphaltierten Radweg.

Für heute ist es genug. Aber morgen wird es ja wieder ruhiger.

Track der Handbiketour vom 08.08.2016

6. August 2016

Runde mit Anhang

Überraschenderweise trübte heute kein Wässerchen den Morgen. Noch 10 Stunden vorher konnte ich mir das überhaupt nicht vorstellen. So kam die längere Strecke an die Reihe. Wieder hatte ich mir nicht nur den Abstecher zur Turracherhöhe vorgenommen, sondern gleich eine passende zusätzliche Runde zusammengestellt.

Bis zum Abzweig der Paßstraße benutzte ich den Murradweg, der abseits der Fernverkehrsstraße entlang des Flüßchens Mur führt. Das Stück zwischen Tamsweg und Predlitz ist perfekt asphaltiert. Allerdings gibt es ein paar kurze Steilrampen, die zumindest für Tetras nicht ohne Hilfe zu bewältigen sind. Trotzdem sehr schön.

Der Anstieg zur Turracherhöhe begann eigentlich erst knapp 6 km vor der Paßhöhe. Bis dahin war es ein entspanntes Kurbeln auf sanft ansteigender Straße. Der letzte Abschnitt forderte jedoch mit gleichbleibender Steilheit den Durchhaltewillen heraus. Ständig ist man versucht, nach wenigen hundert Metern einen Zwischenstop zum Verschnaufen einzulegen. Mit dem Resultat, daß diese Abstände dann meist immer kürzer werden. Dabei ist das oft nur eine reine Kopfsache, denn von der Kraft ist es noch zu schaffen. Ich überliste mich in solchen Fällen immer, indem ich mir ein Ziel in Sichtweite an der Straße heraussuche (z.B. einen Schattenfleck, Leitpfosten oder einen markanten Baum), an welchem ich jedoch letztendlich vorbeifahre und dabei das nächste Nahziel festlege.

Heute lief es so gut, daß ich sogar ein älteres Schweizer Ehepaar mit ihren vollgepackten Rädern überholte, die an mir zu Beginn des Turracher Tales vorbeigefahren waren. Sie waren aber ganz locker und wir kamen miteinander ins Gespräch. Am Paßschild hatte ich deshalb gleich jemanden, der das obligatorische Paßbild aufnehmen konnte.

Am Turracher See, am gegenüberliegenden Ufer sieht man die
Paßstraße (Aufnahmeort)
Es war gut, daß ich nach dem Paßschild noch ein paar Meter nach Süden weitergefahren bin. So kam ich zu dem wunderschönen Turracher See, der natürlich gesäumt von noblen Hotels und Herbergen war. Irgendwie erinnerte mich der Ort an St. Moritz im Oberengadin oder auch an den Misurinasee in den Sextener Dolomiten. Nach der Umrundung des Sees rollte ich entspannt zurück nach Predlitz.

Die folgende Zusatzrunde brachte mich zunächst nach Murau. Diesmal benutzte ich jedoch aus Zeitgründen die Bundestraße, welche zum Sonnabend ziemlich stark frequentiert war. Trotzdem - und das will ich an dieser Stelle ausdrücklich erwähnen - gab es niemals Hupen oder böse Kommentare von den Autofahrern. Meist waren sie beim Überholen sogar übervorsichtig und warteten trotz breiter Straße den Gegenverkehr ab. So, wie sie sich manchmal nicht gerade tolerant gegenüber ihresgleichen verhalten (s. meinen Kommentar in diesem Beitrag), so nachsichtig sind sie bei mir als Handbiker.

Der Rückweg von Murau nach Tamsweg über das Rantental kostet mich zwar noch einmal mehr als 400 Höhenmeter, war aber optisch ein Schmeckerchen. Im Abendsonnenschein rollte ich dann ganz entspannt in Tamsweg ein und war kurz darauf am Zeltplatz.

Morgen ist wieder Transfer- und Ruhetag. Danach erwartet mich die nächste große Aufgabe.

Track der Handbiketour vom 06.08.2016

5. August 2016

Mut zum Risiko

Gestern habe ich mein Quartier im Waldcamping Tamsweg aufgeschlagen. Der kleine familiengeführte Campingplatz ist der krasse Gegensatz zum ersten Basislager. Das war ein riesiges Areal mit Vollbespaßung aller Gäste, natürlich bei entsprechend gehobenem Preisniveau. Die barrierefreie Sanitärausstattung setzte dabei Maßstäbe, denn so gut durchdachte Lösungen habe ich bisher noch nirgendwo gefunden.

Aber mir gefällt die familiäre Atmosphäre in Tamsweg besser. Bei meiner Abfahrt hat mich zwar der Chef in Malta mit Handschlag verabschiedet, doch die Größe schaffte eine sterile Anonymität, bei der es nicht zu einem unmittelbaren Kontakt mit anderen Zeltplatzgästen kam. Schon gar nicht, weil gefühlte 90% des Platzes von Niederländern belegt waren, die offensichtlich überhaupt kein Interesse daran hatten.

Natürlich muß ich hier in meinem neuen Etappenort Abstriche bezüglich der barrierefreien Ausstattung machen, aber dafür bin ich abends nach meiner Ankunft von einem netten älteren Österreicher und seiner Frau zu einem Glasl Wein vor ihrem Wohnmobil eingeladen worden. Auch die Wirtsfamilie ist sehr nett, und selbst die Kinder helfen beim Betrieb. Da halte ich es locker bis Sonntag aus.

Für den heutigen Freitag war nämlich im Tagesverlauf schlechtes Wetter angekündigt. Trotzdem riskierte ich eine Tour, war jedoch schlau genug, von beiden Alternativen die kürzere Strecke zu wählen. Nachdem ich das ursprüngliche Vorhaben (Turracherhöhe - Nockalmstraße - Schönfeldsattel) gestrichen hatte - erstens wollte ich nicht gleich wieder die Nockalmstraße fahren, und zweitens benötige ich für diese Rundtour optimale Bedingungen - galt es dennoch, die beiden mir noch fehlenden Straßenübergänge abzuhaken. Deshalb also zunächst über die nördliche Anfahrt zum Schönfeldsattel. Und wenn schon wegen der geforderten Kürze und dem niedriger angesetzten Höhenmeterlimit keine echte Rundtour möglich war, dann wenigstens für die Hälfte der Strecke andere Wege.

Nur die Kuh schaut zu ... (Aufnahmeort)
Die Auffahrt zum Sattel wurde immer schöner, je höher man kam. Gerade die Kilometer vor dem Örtchen Schönfeld auf nur mäßig ansteigender Straße durch ausgedehnte Almweiden gefielen mir ausgesprochen gut. Überall Braunvieh, welches sich auch auf der Fahrbahn nicht von Autofahrern aus der Ruhe bringen ließ. Nur bei mir Handbiker zeigten sie Interesse und gingen manchmal sogar auf Abstand vor diesem für sie ungewohnten Ding. Kurz vor 11 hatte ich schließlich den Paß erreicht, den man nur daran erkannte, daß es beiderseits bergab ging. Kein Schild, keine Steinmarkierung, nichts! - Nun, eigentlich ist ja der Weg das Ziel. Und der hatte doch einiges geboten. Die schnelle Abfahrt auf dem Hinweg wurde nur durch den kurzen und steilen Gegenanstieg hinter Bundschuh unterbrochen.

Ziemlich plötzlich kam mittags der Regen. Bis dahin hatte das Wetter ausgehalten. 10 Kilometer waren es noch bis zum Ziel. Mich konnte der sich schnell verstärkende Landregen jedoch nicht mehr schrecken. Auch wenn ich ziemlich durchnäßt am Campingplatz ankam, hatte ich doch am Morgen eine gute Entscheidung getroffen.

Nun allerdings regnet es schon seit fast 7 Stunden, und ein Ende ist nicht in Sicht. Mal sehen, was morgen wird ...

3. August 2016

Das Beste zum Schluß

In meinem Plan stand für heute ursprünglich ein Ruhetag. Doch da ich mich richtig gut fühlte, bin ich morgens gegen 6.45 Uhr zu einer Tour meiner höchsten Schwierigkeitskategorie gestartet. Dabei ging es weniger um die Höhe der Straßenübergänge selbst. Vielmehr war es die Kombination von zwei großen Anstiegen und die Länge der Strecke, die für mich hart am Limit lag.

Auf der Nockalmstraße unterwegs zur Schiestlscharte (Aufnahmeort)
Die Befahrung der Nockalmstraße ist bereits für sich eine anspruchsvolle Tour, denn zwischen den beiden Pässen - Eisentalhöhe (2042 m) und Schiestlscharte (2024 m) - geht es erst einmal knapp 500 Hm hinab. Außerdem sollten sich Pässefahrer auf längere Abschnitte mit mehr als 12% Steigung bzw. Gefälle einstellen. Bei meiner Abfahrt nach Ebene Reichenau mußte ich mehrmals zwischendurch anhalten, damit sich meine Bremsscheibe abkühlen konnte. Wenn die zu heiß wird, geht die Bremswirkung gegen Null. Der Experte nennt das Fading.

Die Fahrt durch den Biosphärenpark Nockberge war ein Erlebnis. Nicht so schroff und steil wie die Dolomiten - eher sanfte, grüne Gipfel mit Bäumen, die an den Berghängen weit hinauf reichen. Das hatte für mich einen ganz besonderen Reiz.

Später führte mich die lange Abfahrt nach den sprichwörtlichen Höhepunkten der Tour bis zum Millstätter See. Zwar kam davor noch ein Zwischenanstieg von etwa 100 Höhenmetern, doch ließ sich der ganz akzeptabel bewältigen. Je mehr ich jedoch an Höhe verlor, umso wärmer wurde es jedoch. In Millstatt waren es dann drückende 30°C im Schatten. Die Sonne heizte mir zusätzlich ein.

Hier lauerte deshalb der Scharfrichter auf mich. Bei der Streckenplanung auf Bikemap.net war es mir gar nicht aufgefallen, daß es noch einmal haarig werden könnte. Klar, was sind schon 200 Hm gegen 1200! Doch die zwei Kilometer Kletterei nach dem See  hatten es in sich. Mit bereits knapp 2000 Hm in den Armen, war von flüssigem Hochkurbeln bei dieser Hitze schon lange keine Rede mehr. Die Pausen zum Verschnaufen, Abkühlen und Ausruhen wurden immer häufiger.

Als ich dachte, es wäre nun endlich alles überstanden, ging es weiter hinauf. Meine zusammengebastelte Abkürzung entwickelte sich zum Höllentrip. Nach 105 km und mehr als 2400 Hm kam auch ich allmählich an meine Grenzen. Laut fluchend quittierte ich jeden einzelnen Aufschwinger, doch meine Wut setzte zusätzliche Energie frei. Ich hatte wirklich nicht geplant, noch einmal an diesem Tag auf über 1000 m NHN zu klettern.

Irgendwann war auch das geschafft. Die letzten Kilometer von Gmünd zum Campingplatz konnten mich da nicht mehr schrecken. Um 19.20 Uhr stoppte ich die Aufzeichnung.

Jetzt bin ich erst einmal reif für einen Ruhetag.

Track der Handbiketour vom 03.08.2016

2. August 2016

Malta ist nicht nur eine Insel

Ich bin in den Alpen angekommen! Die Fahrt von Plauen zu meinem ersten Basislager im Maltatal wurde “unterhatsamer”, als ich es mir in meiner Naivität vorgestellte. Deutschland überraschte mich mit zahlreichen Baustellen inkl. einiger Staus und Umleitungen. Und die Österreicher, resp. die Salzburger, kennen den Begriff “gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr” offenbar überhaupt nicht. Da läßt einen keiner mal in die andere Spur rein, wann man sich falsch eingeordnet hat. Ich habe aber ein dickes Fell: Dann bleibe ich eben stehen und lasse meine Hinterleute hupen bis ihnen die Finger weh tun. Allenfalls grüße ich mit Hupen freundlich zurück …

Der Campingplatz in Malta ist sehr gut für Gäste im Rollstuhl ausgerüstet, allerdings auch gehobenes (Preis-)Niveau. WiFi nicht inklusive. Eigentlich war der Platz voll belegt, doch nachdem ich dem Chef klargemacht hatte, daß ich nur einen Abstellplatz für mein Auto benötigte, fand er schnell eine perfekt für mich geeignete Stelle. Er war offensichtlich von meinen minimalistischen Ansprüchen völlig überrascht, denn er sagte mir, daß er noch nie einen so unkomplizierten Gast hatte. Kein Wunder, ich schlafe ja - wie bereits jahrelang praktiziert - im Auto.

Gleich heute war also die erste Alpentour dran. Es ging über die Malta-Hochalmstraße hoch zum Köllbreinspeicher auf 1920 m. Die Staumauer ist mit 200 m Höhe die höchste in Österreich und ein wirklich sehenswertes Bauwerk. Die Auffahrt ist aber besonders auf den ersten Kilometern nach der Mautstation eine ziemlich steile Rampe. Überdies kamen bis oben immerhin 5 Tunnel zwischen 90 m (ein Kehrtunnel!) und über 500 m zusammen. Der 536 m lange schnurgerade erste Tunnel war nicht einmal beleuchtet, so daß ich mich innen fast im Stockdunkeln vortasten mußte. Meine Beleuchtung jedenfalls war gut im Auto deponiert.

Blick vom Berghotel zum Köllbreinspeicher mit der Staumauer (Aufnahmeort)
Oben bin ich ab dem Ende der Straße noch einige Kilometer des Weges zur Osnabrücker Hütte gefahren. Teilweise erwartete mich ziemlich steiles und heftiges Offroad-Gelände, doch es machte auch Laune. Vielleicht kommt man sogar noch bis zur Hütte, doch ich habe an einem Wasserfall kehrt gemacht. Die Staumauer konnte ich von da aus schon nicht mehr sehen.

Alle roten Ampeln ignorierend (bei schmalen Straßenstücken und den meisten Tunnel gab es Wechselverkehr) und an den Autos und Motorrädern vorbeizischend, war ich bald wieder an der Mautstelle. Von dort testete ich auf dem Rückweg den Maltatal-Radweg. Er ist wunderschön angelegt, perfekt asphaltiert und selbst für ausgesprochene Verkehrsmuffel absolut geeignet. Es rollte so gut, daß ich gleich noch bis Gmünd fuhr, um erst dann auf der Hauptstraße zum Camping zurückzukehren.

… und so beginnt es.
(Zitat aus dem Prolog von Babylon 5, meiner Lieblings-SciFi-Serie)

Track der Handbiketour vom 02.08.2016