30. Januar 2011

Kaltes Licht

Sonnenschein vom Sonnenaufgang bis -untergang und nicht eine Wolke am Himmel. Der Neuschnee läßt dessen Blau noch intensiver strahlen. - Doch es ist kalt. Deshalb gibt es auch zu dieser Jahreszeit nur sehr wenige Radsportenthusiasten, die im Freien unterwegs sind. Ich gehöre dazu.

Nach dem Rückgang des Hochwassers ergab sich für mich nun die Gelegenheit, ohne viel Mühen im Elbtal zu meiner Lieblingsrunde durch die Böhmische Schweiz aufzubrechen. Sie führt von Herrnskretschen (Hřensko) über Dittersbach (Jetřichovice) und Windisch Kamnitz (Srbská Kamenice) bis nach Tetschen-Bodenbach (Děčín). Allerdings mußte ich zunächst erst einmal in Herrnskretschen mein Handbike durch einen abgesperrten Straßenabschnitt manövrieren. Im Ort ist aufgrund zweier drohender Felsstürze die einzige Straße durch das Elbtal nun komplett gesperrt. Seit ca. 2-3 Monaten bestand zwar bereits das Verbot, doch man konnte dennoch die Straße einspurig befahren. Jetzt ist für Autos kein Durchkommen mehr.

Die Auswirkungen dieser Sperrung waren nicht zu übersehen. Auf der Straße nach Rainwiese (Mezní Louka) fuhr ich trotz vorgerückter Stunde und herrlichem Wetter über weite Strecken mutterseelenallein. Und bis Dittersbach begegnete ich nur einigen wenigen tschechischen Ausflüglern. Auf der Straße eine meist gut griffige festgefahrene Schneedecke, dazu der Winterwald um mich herum, die Sonne in den Wipfeln und auf den Wiesenflächen bei Hohenleipa (Vysoká Lípa) und Schemmel (Všemily) - Herz, was willst Du mehr!

Das einzige, was mich nervte, war wieder die Bremsleitung meiner Hydraulik-Scheibenbremse. Nach einem knappen Monat und 500km Fahrleistung gab sie wieder ihren Geist auf. Sie ist einfach nicht für die dauernde Bewegung an der Kurbel ausgelegt. Morgen nun werde ich mal mit meinen Mechaniker texten, ob im nächsten Versuch der Bremshebel nicht besser fix am Rahmen angebracht werden sollte. Eine Idee, wie das gehen könnte, ohne die Gewalt über die Lenkung zu verlieren, habe ich nach einigem Kopfzerbrechen auch schon. Mal sehen, ob das so klappt.

Den Rückweg wählte ich über die Ausläufer des Osterzgebirgskammes. Die Felswände der Tyssaer Wände (Tiské stěny) erstrahlten bereits im Licht der späten Nachmittagssonne, als ich mich endlich den langen Anstieg von Tetschen aus emporgeschraubt hatte.

Auf der Straße nach Peterswald (Petrovice) überholten mich im Auto die Eltern des Rollifahrers, mit dem ich gemeinsam im Jahr 2005 in den Alpen unterwegs war. Sie hielten an, denn es gab einiges zu erzählen. Zum Schluß bat ich sie, meine Grüße ihrem Sohn und den anderen mit ihm befreundeten Rollifahrern auszurichten. Vielleicht endet auf diese Weise die lange Funkstille zwischen ihnen und mir. An mir jedenfalls soll es nicht liegen.

23. Januar 2011

Weiß auf Schwarz

Der Winter ist zurück. Es ist immerhin wieder so kalt, daß der frisch gefallene Schnee oberhalb des Elbtals liegenbleibt. Weil die meisten Straßen jedoch schneefrei sind, kann man jedoch recht entspannt die Winterlandschaft erkunden.

Deshalb machte ich dieses Mal einen zusätzlichen Abstecher zur Bastei oberhalb des Kurortes Rathen. Am frühen Morgen hat man diesen schönen Aussichtspunkt noch ganz für sich allein - besonders zu dieser Jahreszeit. Unmittelbar vom Aussichtsbalkon am Restaurant bietet sich ein beeindruckender Blick über den Wehlgrund zu den Felsen der Kleinen Gans und der Lokomotive (rechts im Hintergrund). Im Winter eine fast perfekte Komposition aus Schwarz und Weiß.

Später habe ich dann meine Tour bis zu den nordwestlichsten Ausläufern des Lausitzer Gebirges bei Neustadt ausgedehnt, bevor ich hinter Bischofswerda und Rammenau im Tal der Großen Röder entspannt bis kurz vor Radeberg fuhr. Von dort sind es dann durch welliges Gelände nur noch reichlich 20km bis Pirna.

Trotzdem freue ich mich schon auf den Frühling. Dann kommt wieder Farbe ins Spiel.

16. Januar 2011

Drama ohne mich

Das Wasser ist da! Der viele Schnee im Dezember bis Anfang Januar und nun massives Tauwetter wegen des vorfrühlingshaften Wetters. So sehr wie ich mich darüber freue, daß nur noch kleinere Häufchen an meinen ärgsten Widersacher im Winter erinnern - für die Bewohner der elbnahen Häuser ist es bereits jetzt wieder eine Katastrophe.

Heute morgen bin vor der Tour noch einen kleinen Umweg zu meiner Wohnung gefahren, wo ich mit einer Unterbrechung zwischen 2000 und 2006 gewohnt habe. Sie steht schon wieder im Nassen. Dieses Mal bin ich glücklicherweise nicht der Leidtragende, denn nachdem ich dort bei den Hochwassern 2002 und 2006 abgesoffen bin, hatte ich mir ein sicheres Quartier gesucht. Den jetzigen Mietern wünsche ich die Kraft und Gelassenheit, die Dinge zu ihren Gunsten zu regeln. Extrem stressig ist so eine Situation allemal, davon kann ich ein Lied singen.

Und was geschah sonst so am Wochenende? Radfahren von Sonnenauf- bis -untergang! Wann hat man denn schon Mitte Januar solch wunderbare Bedingungen? Da bin ich vom Dezember 2010 ganz anderes gewohnt...

Sowohl am Sonnabend als auch am Sonntag nutzte ich das schöne Wetter für Fahrten durchs heimatliche Gebirge. Während gestern die erste diesjährige Stipvisite nach Böhmen über den Nollendorfer Paß (Nakléřov) nach Tetschen-Bodenbach (Děčín) anstand, zog es mich heute in die Sächsische Schweiz zu beiden Seiten der Elbe. Daß bei der zweiten Tour sehr viele Höhenmeter zusammenkamen, lag vor allem an der gegenwärtigen Unpassierbarkeit des Elbradweges aufgrund des Hochwassers. So blieb mir nichts anderes übrig, als mich im Hinterland durch das wellige Profil zu arbeiten.

Immerhin, der Motor ist zwar noch schwerfällig, aber er kommt langsam wieder in die Gänge. Heute abend konnte ich bereits wieder den Löffel festhalten... :-)

9. Januar 2011

Jahreserste

Bei den Bergsteigern der sächsischen und böhmischen Klettergebiete gibt es einen alten Brauch. Wenn ein Gipfel zum ersten Mal im Jahr bestiegen wird, darf derjenige Bergsteiger zusätzlich zum üblichen Gipfelbucheintrag einen Sinnspruch oder ein Zitat einschreiben. Diese sogenannten Jahresersten sind sehr beliebt, und es gibt in den ersten Tagen des Jahres - abhängig von den Witterungsbedingungen und dem Schwierigkeitsgrad des leichtesten Aufstiegs - immer einen regelrechten Wettlauf auf die bedeutenden Gipfel.

Warum also soll das, was bei den Bergsteigern üblich ist, nicht auch für Radfahrer gelten?! Deshalb habe ich gestern meine Jahreserste absolviert. Nach den kalten, schneereichen Tagen bis Anfang Januar gab es nun einen richtigen Wärmeeinbruch. Von -3°C hoch auf bis mehr als 10°C - da hat der Schnee keine Chance! Die (Haupt-) Straßen sind wieder frei und die neue Saison ist eröffnet.

Um ganz sicher zu sein, daß mir der restliche Schnee dennoch keinen Strich durch die Rechnung macht, bin ich in die flachere Region zwischen Pirna, Pulsnitz, Königsbrück und Radeberg gefahren. Dennoch gab es auch hier einen Straßenabschnitt, wo ich wieder umkehren mußte. Die Einwohner von Rennersdorf-Neudörfel wurden offensichtlich völlig vom Winterdienst im Stich gelassen. Ich bezweifle, daß dort jemals ein Räumfahrzeug vorbeigekommen ist, denn noch gestern war die Dorfstraße ein einziger Sturzacker aus Wasser, Eis und Schneematsch. Aber das blieb zum Glück die große Ausnahme.

Mehr als zwei Wochen ohne Radtour: ich war überrascht, welche Auswirkungen dies auf mich hatte. Abends war ich nämlich ziemlich geplättet. Und das wegen einer Strecke, die ich im Sommer bis zum Mittag hinter mich bringen würde. Na ja, mit dem kleinen umwegbedingten Zackel wurden es wenigstens reichlich 100km.