31. Juli 2014

Mein K(r)ampf

Ja, ich war oben. Auf dem Kronplatz (2273 m). Fragt nicht, wie, aber ich war oben.

Dabei startete die Tour vielversprechend. Nachdem ich wegen Nieselregen morgens noch etwas länger warten mußte, ging es von  meiner Ausgangsbasis (dem Campingplatz “Corones”) bei Nieder Olang zunächst verhältnismäßig zügig hoch zum Furkelsattel (1759 m). Natürlich bin ich nicht mehr so frisch, wie zu Beginn des Urlaubs. Doch angesichts der steilen Serpentinen habe ich mich eigentlich ganz wacker geschlagen.

Auch der Abzweig des Forstweges zum Kronplatz war nicht schwierig zu finden und die ersten steilen Passagen bis 20% ließen sich (auf einer meiner Meinung nach alten, erodierten Betondecke) “in kurzen Sprüngen” verhältnismäßig gut meistern.

Die nachfolgenden Serpentinen stellten da schon höhere Anforderungen. Besonders die Kehren verlangten nach trickreichen und vorausschauenden Fahren. Denn wenn man dort stehen blieb, konnte man nicht mehr anfahren, weil das Vorderrad durchdrehte. Die Lösung: Kurz vor den Kurven anhalten (auch wenn man sich noch frisch fühlte), Kraft schöpfen und dann langsam und stetig ohne anzuhalten in einem Zug durch die Kehre.

Und damit näherte sich unaufhaltsam das Drama am Gipfel. Ich ignorierte den Abzweig des eigentlichen Fahrwegs und folgte der Ausschilderung zum Kronplatz auf Fahrspuren weiter bis zur Graziani-Hütte. Dort realisierte ich immer noch nicht, daß ich falsch war. Auch als die Autospuren endeten. Weiter ging es immer steiler werdend auf dem Wanderweg. Daß ich da bald nicht mehr allein weiterkam, kompensierte ich dadurch, indem ich Wanderer bat, mich ein Stück mit zu schieben, während ich selbstverständlich ebenfalls kurbelte.

Auf dem höchsten Punkt des Kronplatzes
Stück um Stück kämpfte ich mich mithilfe meiner wirklich leidensfähigen Unterstützer nach oben. Inzwischen wußte ich, daß hier noch niemals ein Handbiker entlanggekommen sein konnte. Aber der Gipfel schien bereits zum Greifen nah und ein Umkehrem wäre vermutlich ziemlich riskant gewesen. Irgendwann und nach dem Verschleißen mehrerer “Schieber” kam ich dann wieder in besseres Gelände und endlich auch auf einen Fahrweg. - So habe ich den Kronplatz zwar nicht ausschließlich mit eigener Kraft bezwungen, doch es mir dabei ganz gewiß nicht leichter gemacht.

Spannend wurde dann auf dem weitläufigen Areal noch die Suche nach dem richtigen Weg für die Abfahrt, denn ich kannte ihn ja bisher nicht. Glücklicherweise waren gerade Bauarbeiten auf dem Plateau im Gange und ein Betonmischer-LKW fuhr nach Ablieferung seiner Ladung wieder ins Tal. Dem folgte ich einfach in der Gewißheit, daß er nur dort fahren konnte, wo ich auch allein klarkam.

Später am Tag hatte ich bei meinem Rückweg über Bruneck noch einen weiteren Verhauer, der mir allerdings eine interessante Streckenalternative - leider mit einigen kurzen Gegenanstiegen - brachte. Für diese 57 km und 1700 Hm habe ich soviel Zeit benötigt, wie noch nie während des jetzigen Urlaubs. Was soll’s! Vielleicht fahre ich irgendwann noch einmal auf den Kronplatz. Jetzt kenne ich ja den richtigen Weg.

Übrigens: Selbst auf der korrekten Strecke dürfte der letzte Kilometer absolut grenzwertig aufgrund der Wegebeschaffenheit sein. Teilweise lose Kiesel, die unter den Rädern wegrollen, könnten auch dort zum echten Problem werden. Wie das Manfred Putz ohne Hilfe bewältigt hat, bleibt mir ein Rätsel.

Track der Handbiketour vom 31.07.2014 (nachgezeichnet)

29. Juli 2014

Zum Mittagessen mit der Seilbahn

Das ist der ultimative diesjährige Sommeralpenurlaubsausflugstip: Mit der Seilbahn Hirzer ab Saltaus zur Mittelstation und von dort in 5 Minuten ins Gasthaus Sterneck zum Gustl.

Vom Zeltplatz sind es nur ein kurzer steiler Anstieg bis zur Seilbahn, die komplett barrierefrei zugängig ist. Lediglich die Rampe am Eingang ist zu steil,um sie ohne Hilfe im Rollstuhl meistern zu können. Das gilt übrigens auch für ein kurzes Straßensteilstück bei der Mittelstation unweit von Prenn. Die Benutzung selbst ist für Rollifahrer mit einem GdB 100 absolut kostenlos, ein Grund mehr, sich mal eine Seilbahnfahrt zu gönnen.

Wegen eines technischen Defekts war leider die Bergstation Klammeben (1980 m) nicht zu erreichen. In diesem Fall für mich eher ein Glücksumstand. Denn so bin ich rein zufällig auf Gustls Berggasthaus gestoßen. Auch dort ermöglichen steile Rampen prinzipiell den Zugang zur Lokalität, wenn auch wieder nur mit Hilfe.

Schweinshaxe bei Gustl
Dafür entschädigte das reichliche Essen und die Herzlichkeit vom Wirt Gustav Walzl für alle Mühe. Ich habe mich dort sofort wohl gefühlt und mich prima unterhalten. Ich glaube, über meine Begeisterung hat sich der Chef gefreut. Denn der Knüller kam zum Schluß. Nachdem ich für mein Essen (ca. 17,-EUR) nur einen Teil des Preises bezahlt hatte (Gustl schob mir beim Bezahlen umgehend einen Teil wieder zu), drückte mir der Wirt zum Abschied auch das übrige Geld wieder in die Hand. So kam ich zu einem 100%ig von Fam. Walzl gesponserten reichlichem und deftigen Mittagessen.

Meine Verwandten, Freunde und Bekannten würden es sicher so formulieren: "Alles kostenlos. - Na, das ist ja wieder typisch Veit." Aber, wenn es einem so zufällt?! Herzlichkeit, ein Dankeschön, ein Lob mehr kostet nichts, freut jeden und hat manchmal auch solche unerwarteten Nebeneffekte.

Das macht nicht nur meinen Urlaub so erlebnisreich.

28. Juli 2014

Ohne Gnade

Eigentlich wollte ich nur schnell den Jaufenpaß (2094 m) einsammeln, bevor ich die letzte Granate meines Alpenurlaubs zünde. Doch dann wurde es wieder mehr.

Nach einem total verregneten Anreisetag zum (durchaus empfehlenswerten) Campingplatz in Saltaus, hatte ich eigentlich schon die Hoffnung aufgegeben, mit meinem Vorhaben gleich zum Zuge zu kommen. Doch nichts ist, wie es erscheint.

Am nächsten Tag - also gestern - herrschten überraschend gute Witterungsbedingungen. Reichlich 10 km waren es bis St. Leonhard, von dort noch einmal 20 km bis zur Paßhöhe. Macht hin und zurück 62 km und 1650 Hm. Dazu war der Anstieg sehr gut zu fahren, weil die Steigungsprozente niemals zweistellige Werte annahmen und es damit auch keine Steilrampen gab. Man mußte halt nur die entsprechende Ausdauer mitbringen, mehrere Stunden ausschließlich bergauf zu fahren.

Mit dem Rollstuhl auf der Paßstraße - als
drastische Illustration der möglichen Folgen
für rücksichtslose Motorradfahrer
Leider war mein linker Arm nicht so ausdauernd belastbar, denn die Ausfallerscheinungen (bei Dauerbelastung einsetzendes Kribbeln bis zur Taubheit der Hand, Ziehen im Ellenbogen) von Anfang meines Alpenurlaubs sind nicht unbedingt besser geworden. Jedoch auch nicht gravierend schlechter, daß ich mir deswegen Sorgen machen müßte. Inzwischen habe ich mir eine passende Strategie zurechtgelegt, wie ich trotz dieses Handicaps immer noch ordentlich loslegen kann. - Doch zuhause muß das dann unbedingt behandelt werden.

Heute wollte ich unplanmäßig eine Ausruhtour unternehmen. Ziel war der Gampenpaß (1512 m) südwestlich von Meran. Ähnlich wie der Paß am Vortag hielt der ebenfalls nur moderate Steigungen bereit. Da ich jedoch bis auf die paar Kilometer zum Scheitelpunkt der Tour unterschiedliche Strecken fahren wollte, sind es dann einige Höhenmeter mehr geworden, als eigentlich vorgesehen. Zwar ließ sich der Etschradweg wunderschön fahren, aber Schenna liegt eben doch ganz schön weit oberhalb von Meran. Um von dort nach Saltaus zu gelangen, war sogar noch eine kurze Offroadeinlage erforderlich. Bei drohendem Gewitter hieß es da ruhig Blut zu bewahren. Am Ende der Tour zeigt mein Fahrradcomputer 80 km und 1800 Hm an. - Nix da mit ausruhen.

Nun muß ich sehen, inwieweit ich meinem lädierten Arm überhaupt die letzte avisierte Aktion zumuten kann. Ob sich bei mir dann gegebenenfalls Vernunft gegen Starrsinn durchsetzt, bleibt abzuwarten.

Ich lasse es auf mich zukommen.

Track der Handbiketour vom 27.07.2014 (nachgezeichnet)
Track der Handbiketour vom 28.07.2014 (nachgezeichnet)

25. Juli 2014

Die letzte im Bunde

Beim winterlichen Schmökern in meinen Alpenpässebüchern war es mir aufgefallen: Von den namhaften und damit gelisteten großen Alpenanstiegen fehlte mir tatsächlich noch die Kaunertaler Gletscherstraße.

Das mußte ich unbedingt nachholen. Gestern hatte ich mein Lager im empfehlenswerten (aber nicht ganz billigen) "Aktiv-Camping Prutz" aufgeschlagen. Obwohl es abends wiederum regnete, waren für heute sehr gute Bedingungen angekündigt. Kurz entschlossen begab ich mich also ohne weiteren Ruhetag in die Spur.

Die Mautstation der Kaunertaler Gletscherstraße kurz hinter Feichten
Radfahrer / Handbiker müssen hier nichts bezahlen
Von Prutz aus kamen dabei schon wieder knapp 2000 Hm auf 79 km (Hin- und Rückweg) zusammen. Anders als bei meiner Planung auf Bikemap.net, bin ich jedoch zunächst östlich am Gepatscht-Stausee entlanggefahren. Die andere Seite kam erst bei der Heimfahrt dran.

Vielleicht bin ich doch schon etwas angeschlagen, aber ich hatte den Eindruck, daß diese Tour nichts für Paßfahr-Einsteiger ist. Die Serpentinenfolge nach dem See (ab ca. km 30) ist zwar sehr kurzweilig zu fahren, doch durchgehend 12% steil. Und der Teil oberhalb der Ochsenalm zieht sich ganz schön in die Länge und wirkt schon allein deswegen demoralisierend, weil man irgendwo ganz weit oben die Straße sich über die Bergflanken winden sieht.

Ich war jedenfalls froh, als ich mein Ziel erreicht hatte.

Track der Handbiketour vom 25.07.2014 (nachgezeichnet)

24. Juli 2014

Das ebay-Prinzip

“3, 2, 1 - meins!” - nichts paßt so gut zu meiner Mittwoch-Tour, wie dieser Slogan der Internet-Auktionsplattform. Nach jeden absolvierten Paß wurde wieder um eins rückwärtsgezählt und schließlich gehörte sie mir: die Drei-Pässetour durch Uri, Wallis und Tessin. 

Doch zunächst hieß es Abwarten. Schlechtes Wetter an meinem letzten Tag im Rhonetal, Regen sowie teils dichter Nebel während meiner Fahrt zum neuen Basislager und schließlich nicht viel bessere Witterungsbedingungen dann in Andermatt. Drei lange Tage verordnete Untätigkeit, die an den Nerven zerrten.

Überdies war der Campingplatz im Ort (Gotthard-Camping) auch nicht gerade der Bringer - brutales Parkplatz-Ambiente, und die gepriesene Barrierefreiheit ein glatter Schuß in den Ofen. Bloß gut, daß ich es mir da mit einem trickreichen Kniff (der wird nur auf Anfrage verraten) dennoch ganz gut einrichten konnte.

Realp unterhalb des Furkapasses im ersten Morgenlicht
Aber im Nachhinein kann ich sagen: die Geduld hat sich gelohnt!

Bereits bei der Vorbereitung der Alpenfahrt hatte ich Pläne für Rundtouren in der Region ausgearbeitet. Darunter die sogenannte Gotthard-Runde über die drei Pässe Furka, Nufenen und (namensgebend) St. Gotthard. Die harten Fakten: 105 km und 3050 Hm.

Rückblende: Als ich 2002 als einen meiner ersten Pässen den Nufenen bezwungen hatte, holten mich auf der Paßhöhe zwei Schweizer Radfahrer ein. Sie luden mich damals zu einem Tee ein und erzählten mir nebenher, daß sie gerade auf eben jener Rundtour seien. Damals war so eine Aktion für mich weit jenseits von Gut und Böse und meine unverhohlene Bewunderung für sie dementsprechend.

Zwölf Jahre später dann das für mich unmögliche Gehaltene. Leider hatte Rudy alle gemeinsamen Vorhaben auf Eis legen müssen, so daß ich mich ganz allein auf den Weg machte. Ein Wagnis ohne Netz und doppelten Boden, denn es gab weder Hilfstruppen, noch ein Rückholkommando, noch die hundertprozentige Sicherheit auf stabiles Tourenwetter. Ich mußte einfach durchkommen!

3.45 Uhr ging es los, 17.35 Uhr war ich zurück. Dazwischen unvergeßliche Momente, nette Begegnungen, Beifall an der Strecke sowie von Auto-/Motorradfahrern, Kälte (6°C - Furkapaß), Hitze (ca. 32°C - Airolo) und natürlich immer die großartige Hochgebirgslandschaft. 

Mit der Postkutsche über den St. Gotthard
Besonderer Höhepunkt war der Anstieg von Airolo auf den Gotthardpaß durch das unter Radsportlern legendäre Val Tremola. Das “Tal des Zitterns” heißt so wegen der historischen Kopfsteinpflasterstraße, die sich in unzähligen Kehren nach oben windet. Auch wenn man sonst über solche Straßenbedingungen schimpft, hier ist es Kult und gehört unbedingt in das Fahrtenbuch desjenigen Pässe(rad)fahrers, der etwas auf sich hält. Dafür gab es an Ort und Stelle die Belohnung. - Ich habe die Postkutsche am Gotthard getroffen! Was paßt besser, als diese Verkörperung der glorreichen Vergangenheit des Alpenübergangs.

Rückblickend bleibt nur (wieder einmal) festzuhalten: Alles richtig gemacht! Für mich auf jeden Fall eine (neue) Grenzerfahrung.

Track der Handbiketour vom 23.07.2014 (nachgezeichnet)

19. Juli 2014

... und so weiter

Die schlechte Nachricht zuerst. Auf meiner gestrigen Tour zum Col du Sanetsch ist mir mein GPS-Logger abhanden gekommen. Während der Pause etwas gesucht und deshalb den Rucksack ausgeräumt, und den dann eben anschließend nicht wieder komplett eingeräumt. Schusseligkeit wird bestraft. Als ich den Verlust nach der Tour bemerkte (ich wollte den Logger ausschalten), habe ich zwar mich sofort ins Auto gesetzt und bin zu der entsprechenden Stelle gefahren. Doch da das Teil so offensichtlich am Straßenrand lag, hat es sicher einer der ersten Passanten mitgenommen.

Fakt ist, daß ich ab jetzt bis auf weiteres keine GPS-Tracks von meinen Touren veröffentlichen kann / werde. Für meine Urlaubsunternehmungen reiche ich diese allerdings nach, wenn ich wieder zuhause bin. Dann kaufe ich mir auch so bald wie möglich ein Ersatzgerät. Einige Schleichpfade lassen sich nämlich nach der Tour immer nur schwer nachvollziehen. Auch das Geotaggen meiner Bilder ist jetzt erst einmal nicht möglich.

Ansonsten gibt es keinen weiteren Grund, mit mir unzufrieden zu sein. Gestern die wirklich anspruchsvolle Handbiketour zum Col du Sanetsch (2251m) und Sanetschsee und heute den Col de la Croix de Coeur (2174m). Beide Strecken habe ich sogar als Rundtouren fahren können, nur beim Sanetsch mußte ab ca. 1000 m ü. NHN die gleiche Strecke gefahren werden. Das tat der Sache allerdings keinen Abbruch. Natürlich schlugen sich beide Ausflüge ordentlich auf die Statistik nieder. Tag 1: 89 km und 2250 Hm (korrigiert: 94 km, offenbar hatte mein Fahrradcomputer einen Aussetzer, den ich nicht bemerkt habe), Tag 2: 73 km und 1700 Hm.

Der Tag erwacht im Rhonetal
Von meinem Stützpunkt auf dem empfehlenswerten Campingplatz "Relais de la Savaz" startete ich am Freitag bereits sehr zeitig, um der Gluthitze und der unbarmherzigen Sonne im Rhonetal rechtzeitig zu entkommen. So hatte ich dann auch beim Aufstieg lange Zeit Schatten, weil es unser Heimatstern nicht über die mich umgebenden steil abfallenden Bergkämme schaffte. In der Beschreibung bei Quaeldich.de ist bereits alles über die Tour gesagt, weshalb ich mir hier weitere Ausführungen erspare.

Doch Zufälle gibt es nicht. Kurz vor dem Sanetschstausee traf ich nämlich einen anderen Verrückten. Pascal Gisler, ein (nach eigener Aussage) Sportkletterer aus der der ersten Generation (immerhin bis 8a onsight), war an diesen Tag als Basejumper mit seinem Wingsuite vom Schluchhorn nach Gsteig geflogen und gerade auf dem Rückweg zu seinem Auto. Was er mir dort dann für Videos von diesem waghalsigen Unterfangen zeigte, die er mit der Helmkamera aufgenommen hatte, verschlug mir fast den Atem. Fliegen IST schöner!

Weil schlechtes Wetter im Anmarsch ist, habe ich den eigentlich notwendigen Ruhetag nach hinten geschoben und bin gleich auf meinen zweiten diesjährigen 2000er Paß gefahren. Der Vortag steckte mir schon noch in den Knochen, was sich auf das Vorwärtskommen auswirkte.

Zu allem Überfluß  meldet sich in letzter Zeit immer häufiger mein Körper zu Wort. Kribbeln bis zum Taubheitsgefühl vor allem in der linken Hand sowie ein Ziehen im (wiederum) linken Ellenbogen, von den Handgelenken ganz zu schweigen. Deshalb muß ich immer wieder kurze Pausen einlegen, um die "eingeschlafenen" Hände wieder zu aktivieren. Der Geist ist willig, aber ... Allerdings glaube ich nicht so richtig, daß es sich hierbei um echte Überlastungserscheinungen handelt. Es werden wohl bloß durch die Muskelanspannung Nerven abgeklemmt. Von meinem tschechischen Sportfreund weiß ich, daß man diese Probleme operativ beseitigen kann. Deshalb werde ich mich also mal von der Orthopädin meines Vertrauens beraten lassen.

Besonders nervend an dieser Tor waren die letzten 600 Höhenmeter. Da ging es ausschließlich auf einer festgewalzten schotterdurchsetzten Erdpiste nach oben. Das war eigentlich nicht das Problem. Jedoch fiel das Sträßchen seitwärts in Richtung Tal ab, was wirklich kräftezehrendes Gegenlenken und damit ungleichmäßige Armbelastung nach sich zog. Die landschaftlich schönere Strecke ist die Variante über Riddes aber allemal, denn die andere Seite von Verbier - die ich anschließend für die Weiterfahrt nutzte - ist zwar inzwischen durchgehend asphaltiert, jedoch eine hufsteile Rampe ohne Schatten auf den letzten 500 Höhenmetern.

Auf dem Col de la Croix de Coeur gab es übrigens wieder eine nette Begegnung mit einer schweizerfränzösischen Mountainbikegruppe. Von denen konnte sogar mindestens einer ganz leidlich Englisch. Bei den Franzosen freut man sich ja immer, wenn sie sich in mehr als ihrer Muttersprache verständigen können. Das gilt auch für die jungen.

Mal sehen, wie es nun weitergeht. Mein Schweizer Sportfreund mußte verletzungsbedingt gemeinsame Touren bis auf weiteres absagen. Ob es da mit einer gemeinsamen Ausfahrt klappt, ist derzeit mehr als fraglich. Morgen ist jedenfalls erst einmal Ruhetag.

Track der Handbiketour vom 18.07.2014 (nachgezeichnet)
Track der Handbiketour vom 19.07.2014 (nachgezeichnet)

16. Juli 2014

Furioser Einstand

Die ersten beiden diesjährigen Touren in der Schweiz liegen hinter mir. Dabei sah es am Anfang gar nicht danach aus. Auf der ca. 950 km langen Anfahrt zum Genfer See goß es teilweise in Strömen. Auch an meinem Ausgangspunkt für die ersten Tage - dem Campingplatz “La Granchette” - hatte es heftige Regenschauer gegeben.

Für Dienstag versprach der Wetterbericht allerdings Sonnenschein. Eigentlich wollte ich diesen Tag zu einer ersten Akklimatisationstour nutzen. Es wurde dann etwas mehr, nämlich die schon länger geplante Genfer-See-Runde. Die hatte bereits mein Schweizer Sportfreund Rudy auf dem Konto, deshalb war sie keine Option für die geplanten gemeinsamen Unternehmungen. Auf 178 km kamen gerade einmal 750 Hm zusammen. Der 20er Schnitt war deshalb obligatorisch, obwohl ich nun nicht gerade einen schnellen Renner fahre. Am späten Nachmittag war ich zurück.

Das "Paß"bild ist Pflicht!
Heute stand nun endlich das Pässefahren auf dem Programm. Zur Einstimmung sollte es der Col du Pillon (1546m) und der Col de la Croix (1778m) - verbunden durch eine Rundtour - sein. Klingt gar nicht so verrückt, oder? Wenn man allerdings bedenkt, daß ich von ca. 373 m ü. NHN aus gestartet bin, kommt trotzdem eine ordentliche Höhendifferenz zusammen. Auf 84 km summierten sich so ca. 1850 Hm. So richtig von Einfahren kann man wohl nicht mehr sprechen.

Das größte Problem stand am stundenlang wolkenlosen Himmel. Trotz guter Vorbräunung habe ich mir einen spürbaren Sonnenbrand zugezogen. Das nachmittägliche Rhonetal war ein einziger Glutofen. Da wollte ich nur noch schnell zurück.

Track der Handbiketour vom 15.07.2014
Track der Handbiketour vom 16.07.2014

13. Juli 2014

Ab ins Wasser...

Gestern hatten wir unsere letzte Aufführung vor der Sommerpause des Staatsschauspiels Dresden. Endlich waren wieder alle Mann an Deck, und so wurde der Abend sehr schön. Ich glaube, nach der langen krankheitsbedingten Abwesenheit von Andreas freute sich jeder und spielte dementsprechend mit vollen Elan. - Nun wird es mit unserem "Freischütz" erst am 30. September weitergehen.

Einige Stunden zuvor bin ich ins Wasser gegangen. Die DLRG hatte nämlich zum alljährlichen Elbeschwimmen nach Wehlen eingeladen. Für mich war es zur 19. Auflage nach 2011 bereits das zweite Mal, daß ich mich in die Fluten stürzte. Ursprünglich wollte ich deshalb von Rathen aus schwimmen. Doch bei dem bedeckten Wetter und nur ca. 19°C Lufttemperatur bin ich lieber kein Risiko eingegangen und entschied mich für die kürzere Strecke. Meine Urlaubsfahrt steht ja unmittelbar vor der Tür.

Erstaunlichweise war das Wasser der Elbe relativ warm, so daß ich zu keiner Zeit gefroren habe. Gemeinsam mit Sophie, der Tochter meiner Kumpeline, und weiteren geschätzten 100 Männern, Frauen und Kindern legte ich die 800 m ganz entspannt zurück. Wie bereits beim vorhergehenden Mal mußte ich nur ins Wasser hinein- und am Ziel wieder herausgetragen werden, denn die Uferbereiche sind nicht mit dem Rolli zugänglich.

Der Sonntag ist nun für's Packen reserviert, so daß ich morgen früh ganz zeitig starten kann. Es wird ein langer Ritt bis an den Genfer See, wo ich meine Akklimatisationstouren und die erste größere Unternehmung geplant habe.

Den nächsten Bericht gibt's dann aus der Westschweiz.

7. Juli 2014

Bahn(e) frei!

Ich hätte es gern gleich getestet! Nach einer schier unendlichen Geschichte und dank der Hartnäckigkeit der Verfechter des Projekts wurde am 04.07.2014 endlich die Bahnverbindung zwischen dem deutschen Sebnitz und dem tschechischen Niedereinsiedel (Dolní Poustevna) wiedereröffnet. Mit diesem Lückenschluß ist das Streckennetz der neu konzipierten grenzüberschreitenden Nationalparkbahn nunmehr komplett.

Auf dem Sebnitzer Bahnhof, rechts die historische Ferkeltaxe
Anläßlich dieses Ereignisses gab es an den letzten beiden Tagen ein großes Streckenfest, bei dem u.a. auch Schnupperfahrten zwischen den Endpunkten der neuen Bahnverbindung Sebnitz und Rumburg (Rumburk) -  z.T. mit historischen Schienenfahrzeugen, wie die sogenannte Ferkeltaxe - angeboten wurden. Der Sebnitzer Bahnhof ist zwar mittlerweile barrierefrei, doch leider sind die meisten Bahnhöfe und Haltepunkte in der tschechischen Republik noch nicht uneingeschränkt mit dem Rollstuhl zugänglich. Deshalb hätte ich also in jeden Fall Hilfe benötigt. Und die war eben leider nicht verfügbar, weil meine Bekannten und Freunde am vergangenen Wochenende bereits anderweitig ausgebucht waren.

So blieb mir nur der Kurzbesuch des Bahnhofsfestes in Sebnitz. Davor rollte ich noch einmal durch Kirnitzschtal und Schluckenauer Zipfel (Šluknovský výběžek), eine Gegend, die ich ausgesprochen mag. In ein paar Tagen werde ich wieder in den Alpen auf Pässejagd sein, weit weg vom heimatlichen Elbsandsteingebirge. So gesehen, war es also auch eine Art Abschiedstour.

Gestern fand das alljährliche Fahrradfest der Sächsischen Zeitung statt. Ich habe diesen Termin inzwischen von meinem Kalender gestrichen. Weder entsprechen die angebotenen Strecken meinen Ansprüchen, noch halte ich die Höhe der Startgelder für angemessen. Es ist ernüchternd, festzustellen, wie eine durchaus mal attraktive Radsportveranstaltung durch den sich immer mehr ausbreitenden Kommerz zerstört wird. Sport und (damit) Geldverdienen funktioniert eben nicht. Nirgendwo.

Ich habe mich also ins Osterzgebirge und in den Süden der Sächsisch-Böhmischen Schweiz verkrümelt, weit weg von den Hobby- und Freizeitradlern. Hier kann man in weiten Teilen noch ungestört seine Bahnen ziehen, weil das bergige Gelände nicht besonders beliebt bei dieser Klientel ist. Leider gibt es auch immer mehr Tschechen, die ebenfalls (wie in Deutschland) ihre Fahrräder mit dem Auto erst spazierenfahren, um dann auf den Hochflächen des Erzgebirges ihre Vorstellungen vom Radfahren umzusetzen. Glücklicherweise eignen sich dazu nur vergleichsweise wenige Gebiete.

Für den Rückweg nutzte ich den Elberadweg nur deshalb, weil ich an diesem schwülheißen Tag schnell sowie kraftsparend nach Hause kommen und außerdem damit vor meinem Urlaub noch eine halbrunde Zahl vollmachen wollte. Nach dem Wochenende stehen somit für die aktuelle Saison 6.504 km und 61.974 Hm in meiner Leistungsbilanz, die sich auf 54 Touren verteilen.

Aber in diesem Jahr gab es ja auch keinen Winter...

Track der Handbiketour vom 05.07.2014
Track der Handbiketour vom 06.07.2014