25. April 2011

Vier von Fünf

Wer das lange Osterwochenende nicht für Aktiväten im Freien genutzt hat bzw. nutzen konnte, den kann man nur bedauern. Für Handbiker bot die Witterung jedenfalls nahezu optimale Bedingungen. Selbst heute, wo es endlich etwas Regen gab, mußte ich nicht auf mein liebstes Hobby verzichten.

Da ich bereits ab Gründonnerstag nicht mehr zur Arbeit brauchte, kamen bei mir fünf freie Tage am Stück zusammen. An vieren davon war ich mit dem Handbike unterwegs. Lediglich am Karfreitag hielt ich mich wegen des geplanten sonnabendlichen Drehtags zurück.

Es ist müßig, detailliert diese Fahrten auflisten zu wollen. Die weiteste führte mich nach Aussig (Ústí n.L.) und in das Böhmischen Mittelgebirge (České středohoří) rund um den Zinkenstein (Buková hora). Doch auch ins Osterzgebirge und dessen Vorland, in die Hintere Sächsische Schweiz sowie nach Bischofswerda und Rammenau führten mich meine Touren.

Viel mehr bedeuten mir Unternehmungen zusammen mit anderen Sportfreunden und Naturbegeisterten. Deshalb habe ich den zweiten Drehtag am Sonnabend gleich genutzt, um wieder mal mit meiner Kumpeline Susi und meinem alten Radfreund Lutz (er hat mich bereits bei dem Beitrag für das MDR-Magazin "Biwak" begleitet) eine Runde zu drehen.

Mit Ines und Mario verabredeten wir uns dann direkt am "Set" (haha). Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn wir - und auch Romy + Stefan (die beim ersten Drehtag ebenfalls mit dabei waren) - in Zukunft die eine oder andere gemeinsame Aktion starten. Die beiden Männer sind Tetras. Wir haben also völlig unterschiedliche körperliche Voraussetzungen für unsere sportliche Aktivitäten, doch spielt das für mich überhaupt keine Rolle. Aus dem Alter bin ich nämlich heraus, wo ich anderen beweisen muß, was ich doch für ein toller Hecht bin...

Meine sonntägliche Ausfahrt ins Osterzgebirge mit Láďa hielt für mich eine Überraschung bereit. Láďa hatte diesmal nämlich eine Klubkameradin mitgebracht. Eine junge, hübsche Slowakin. Láďa erzählt mir, daß Natalka bei der Mountainbike-Tour des Vortags immer ganz vorne mitgefahren ist. Klar, daß ich deshalb in unserem tschechisch-slowakisch-deutschen Team besonders motiviert war, die häufigen Anstiege so zügig wie möglich zu bewältigen. Zumal ich beide partout nicht davon überzeugen konnte, ihr eigenes (also schnelleres) Tempo am Berg zu fahren... Sie wollten mich unbedingt direkt begleiten. Láďa habe ich dann noch die Karten vom Elberadweg Cuxhaven-Dresden mitgegeben, damit er sie für unsere im Mai geplante Tourenwoche studieren kann. Dafür brachte er gestern noch eine zweite Idee ins Spiel: eine Fahrt quer durch das Erzgebirge von Eger (Cheb) bis Tetschen-Bodenbach (Děčín). Diesen Vorschlag finde ich sogar noch besser!

Sei es wie es sei. Ich finde es einfach nur genial, wenn Láďa und ich nicht nur Alleinunterhalter sind, sondern sich uns auch noch andere Sportler - egal, ob Tschechen oder Deutsche - anschließen. Wobei Handbiker sich allerdings schon ganz schön strecken müßten, um dabei einigermaßen mithalten zu können. Sogar ich habe trotz des wirklich gutem Trainingszustands hin und wieder ein schlechtes Gewissen, daß ich meine BegleiterInnen zu sehr ausbremse. Die sind nämlich (bis jetzt) alle ohne Handicap. Allerdings betont Láďa auch immer, dies würde ihn nicht stören. Inzwischen weiß ich, daß er das ganz ehrlich meint...

Am kommenden Wochenende treffe ich mich wieder mit der SFA-Truppe zu unserer alljährlichen Frühjahrstour. Dann geht es in das südliche Umland von Leipzig, flaches Gelände also. Da kann ich mich auch vom Tempo her austoben.

17. April 2011

Spuren im SandSTEIN

Jeder geologieinteressierte Kenner der Sächsisch-Böhmischen Schweiz weiß es: dort, wo heute bizarre Sandsteinfelsen in den Himmel ragen, gab es einst ein Meer. Die darin abgelagerten Sedimente wurden anschließend in Jahrmillionen zu einer mächtigen Sandsteinschicht, aus der nach Abfluß des Wassers durch tektonische Bewegungen und mithilfe der von Wind, Temperatur und Wasser hervorgerufenen Verwitterung dieses kleine Mittelgebirge entstand.

Selbst heute noch kann man die Spuren und Hinterlassenschaften dieser Prozesse in der Region finden, doch braucht man dazu ein geübtes Auge und das entsprechende Wissen. Deshalb habe ich mich am Sonnabend wieder an einer der geologischen Wanderungen meines guten Freundes Rainer Reichstein beteiligt. Auf meine Anregung hin hatte er zum ersten Mal eine absolut barrierefreie Tour zusammengestellt.

Es ging in das Cunnersdorfer Gebiet, einem Teil des Elbsandsteingebirges, wo man meint, nicht allzu viel geologisch Interessantes finden zu können. Irrtum! Gerade hier ist ein absolutes Schaustück zu bewundern, und das unmittelbar am Wegesrand.

Wir wanderten von Cunnersdorf zum Taubenteich und über einen parallel verlaufenden Weg auf dem Höhenrücken wieder zurück. Auf der Wanderung verging die Zeit wie Flug, denn Rainer hatte als Geologe unter den Nationalparkführern eine ganze Menge Geschichten und Fakten auf Lager. Für mich ein besonderer Höhepunkt war ein kleiner unscheinbarer Steinbrocken, den Rainers Frau auf dem Weg fand. Darauf konnte man einen wunderschönen Muschelabdruck sehen. So etwas hatte ich bis dahin bei uns noch nie gesehen.

Rainer wird zukünftig mindestens einmal im Jahr eine solche Tour anbieten. Vielleicht sind beim nächsten Mal dann auch noch andere Interessierte mit Handicap dabei.

Heute war zum Ausgleich Handbiken angesagt. Ich wollte für das Osterwochenende noch einiges auskundschaften. Nach einem Abstecher in das Gebiet südlich von Reinhardtsdorf und Schöna fuhr ich zum Großen Zschand und weiter über das Zeughaus ins obere Kirnitzschtal. Weil der stürmische Wind der vergangenen Woche einen Baum so über den Weg geworfen hatte, daß dieser den Weiterweg blockierte, mußte ich auch noch den Umweg über Hinterhermsdorf nehmen. Aus diesem Grund bin ich dann doch nicht nach Sebnitz, sondern nur die Hohe Straße von Lichtenhain nach Rathmannsdorf gefahren.

Die Elberadweg-Radfahrer-Saison hat offensichtlich bereits begonnen. Während meines Schwätzchens mit dem Halberstädter Fährmann wurde das Boot jedenfalls ziemlich voll.

13. April 2011

Ende Gelände

Meine Fahrt zur Augustusburg und zum Hetzdorfer Viadukt wollte ich unbedingt von Kreischa aus starten. Da der Ort ca. 20km (Fahrstrecke) näher am geplanten Tagesziel liegt, verkürzt sich nämlich dadurch die Tour erheblich. Einigermaßen überrascht war ich jedoch, als dort auf meinem Fahrradcomputer nur 70km angezeigt wurden. Zugegebenerweise führten die Straßen auf dem Hinweg geradezu in Ideallinie zur Augustusburg, die gewählte Strecke über Dippoldiswalde, Pretzschendorf, Brand-Erbisdorf und Gahlenz ist jedoch ziemlich bergig. Da kam es mir sehr entgegen, daß die Sonne gerade Pause machte und sich hinter dicken Wolken verschanzt hatte. Bei heftigem Gegenwind und Temperaturen bis runter auf 4°C ist man über jeden Anstieg froh, der das Blut wieder schneller zirkulieren läßt. Die letzten Kilometer zur Burg mußte ich dann auf Sicht fahren, denn so weit westlich reichte meine Radtourenkarte nicht mehr.

Mein zweites Etappenziel war das sogenannte Hetzdorfer Viadukt. In den 90er Jahren bin ich darüber noch mit dem Zug gefahren, doch heute ist es eine kurze Radtrasse. Als Handbiker hat man auf dem Radweg von der Überquerung der Brücke jedoch nicht viel, weil man über das steinerne Brückengeländer nicht hinwegschauen und damit auch nicht die schöne Aussicht über das Flöhatal genießen kann.

Ab Mittag wurde das Wetter immer schöner. Deshalb entschied ich mich spontan für eine Ausweitung der Tour. Freiberg weiträumig umfahrend, fuhr ich über Nossen und das Triebischtal nach Meißen, um dort auf dem Elbradweg nach Dresden zu rollen, bevor es im Lockwitzgrund wieder nach Kreischa ging. Unterwegs holte mich ein älterer Radler ein, der südlich von Freiberg wohnt. Trotz fortgeschrittener Stunde begleitete er mich bis nach Dresden. Von ihm erfuhr ich dabei Dinge, die mir sonst sicher verborgen geblieben wären. Reisen bildet. - Zum ersten diesjährigen langen Kanten reichte es allerdings nicht, dafür hatten wir bei der gemeinsamen Fahrt zu sehr getrödelt.

Am Sonntag war ich mit zwei befreundeten Pärchen in Bad Schandau verabredet. Für die Mai-Ausgabe des MDR-Magazins "selbstbestimmt" sollten einige Aufnahmen im Nationalparkzentrum und am Sendig-Aufzug mit seinem Luchsgehege stattfinden. Dafür wurden wir mit wunderschönem Wetter belohnt. Es war ein wirklich entspanntes Drehen mit der Redakteurin und dem Kamerateam, so daß wir alle unseren Spaß hatten.

Zum geplanten zweiten Termin am Ostersonnabend (23.04.) sollen nun noch ein paar Sequenzen von einer Handbiketour gefilmt werden. Als mögliche Drehorte haben wir uns auf die Ebenheit südlich von Reinhardtsdorf-Schöna sowie ggf. ein Stück des Großen Zschands von der Neumannmühle im Kirnitzschtal in Richtung Zeughaus geeinigt. Wer Lust hat, dabei mit von der Partie zu sein, kann mir gerne eine Mail schreiben. Ich liefere dann weitere Informationen dazu.

12. April 2011

Lückenfüller

Drei Tage Ruhe müssen reichen. Da ich meine Therapien am Donnerstag bereits vormittags hinter mich gebracht hatte, blieb für den Rest des Tages genug Zeit für eine kleinere Trainingseinheit. Statt Bergefahren kann man sich auch bei Gegenwind ordentlich verausgaben. Wenn beides dann - wie an diesem Tag - zusammenkommt, umso besser! Gerade die Höhenlagen des Osterzgebirgsgrenzgebiets bieten jede Menge offene, windanfällige Flächen.

Im allgemeinen sind die Verkehrswege in dieser Region bis auf wenige Ausnahmen wenig befahren, so daß sich selbst Ortsverbindungsstraßen für schöne Radwanderungen eignen. Außerdem gibt es in der Gegend um Liebenau wunderbar ausgebaute Radwege abseits der öffentlichen Straßen, die sich sehr gut zu einer schönen Tour zusammenfügen lassen.

Von Kreischa nach Pirna, weiter über das Seidewitztal und Liebstadt nach Liebenau, hinab nach Lauenstein ins Müglitztal und von Glashütte am Luchberg vorbei zurück in den Lockwitzgrund. Diese schöne Runde läßt sich wegen der meist nur moderaten Anstiege recht zügig fahren. Wenn man in der zweiten Hälfte nach der Abfahrt im Müglitztal etwas ausgekühlt ist, kommt zur rechten Zeit wieder ein Berg zum Aufwärmen. Die Kletterei von Glashütte nach Luchau heizt noch einmal ordentlich ein.

7. April 2011

Streßtest

Weltwetter! Die Moderatoren des Wetterberichts hatten wirklich nicht übertrieben. Während am Sonnabend die Temperaturen tagsüber noch unterhalb der 20°C-Marke lagen, ging es am Sonntag dann ordentlich zur Sache. Das sind Gegensätze: am vergangenen Wochenende morgens noch Frost und gestern 25°C. - Ideale Bedingungen also für zwei Touren als Vorbereitung des Ausflugs zur Augustusburg und zum Hetzdorfer Viadukt.

Bei meiner sonnabendlichen Fahrt über Pirna, das Bielatal und Tetschen-Bodenbach (Děčín) nach Herrnskretschen (Hřensko) und Rainwiese (Mezní Louka) befuhr ich zum ersten Mal in diesem Jahr wieder das hintere Kirnitzschtal. Trotz der inzwischen langen Wärmeperiode, gab es in den Schlüchten noch Passagen mit Schnee bis auf den Forstweg. Im Winter muß davon hier reichlich gelegen haben.

Oberhalb des Treppengrundes (Hluboký důl) sprach mich ein tschechischer Mountainbiker wegen meines ungewöhnlichen Gefährts an. Ich bat ihn, mit mir etwas langsamer tschechisch zu sprechen, doch er schaltete sofort um auf deutsch. Wie sich im Gespräch herausstellte, war er Lehrer für Deutsch und Sport. Er sprach ein nahezu akzentfreies Deutsch. So gut möchte ich auch einmal Tschechisch sprechen.

Immerhin, als ich am Sonntag mit Láďa und meinem alten Freund Andreas im Osterzgebirge mit dem Handbike unterwegs war, funktionierte die Kommunikation mit meinem tschechischen Sportkameraden schon wesentlich besser. Láďa hat sogar hin und wieder auch mal deutsche Wörter verwendet. Ich denke, er versteht die deutsche Sprache auch etwas, mehr als ich zunächst annahm.

Bei unserer Rast auf dem Mückentürmchen (Komáří vížka) genehmigten wir uns die obligatorische Knoblauchsuppe. Sie ist zwar anders gemacht als die Spezialität der Koblauchschänke auf der Kohlhaukuppe, aber ebenfalls sehr lecker und damit empfehlenswert. Kurz vor Peterswald (Petrovice) gab es noch eine überraschende und seltene Begegnung. Eine Herde von Hirschkühen stand wie selbstverständlich am hellichten Tage unweit der Straße. Ich dachte zunächst, daß es von Menschen gehaltene Tiere seien. Doch beim Näherkommen machten sie sich ganz gemächlich vom Acker. Wahrscheinlich haben sie die warme Frühlingsonne ebenfalls genossen.

Am Abend war ich ordentlich geplättet. Ein Wochenende mit über 280km und rund 2800Hm hinterläßt auch bei mir Spuren. Dies war zwar ursprünglich nicht ganz so geplant, ist damit jedoch ein prima Konditionstest für das nächste größere Vorhaben.