31. März 2016

Auflauf am Rocca San Silvestro

Ein weiterer Tourentag in der Toskana neigt sich dem Ende entgegen. Ich bin selbst überrascht, wie gut es bei mir derzeit läuft. An 5 Tagen insgesamt mehr als 600 km und mindestens 6000 Hm - das ist sogar für mich durchaus nicht Standard. Selbst den einzigen "Ruhe"tag gab es nur deswegen, weil der komplette Vormittag verregnet war. Und auch jetzt bin ich immer noch nicht so geschafft, daß ich morgen pausieren müßte. Vor drei Wochen sah das alles noch ganz anders aus ...

Heute nun habe ich mich gleich zu Beginn der Fahrt zur Burg "Rocca San Silvestro" hochgearbeitet. Der Ort ließ sich sogar über mein Fahrradnavi als Ziel festlegen, so daß ich den Weg nicht verfehlen konnte. Jedoch zeigte mein Orientierungshelfer nicht an, daß der letzte Teil des Weges (s. Track vom 31.03., km 9,5 - 11,1) für die Öffentlichkeit gesperrt war. Hier transportierten nämlich die riesigen Steinbruch-Laster das Geröll aus dem nahen Kalksteinbruch zur Weiterverarbeitung.

Größere Autos gibt's nicht! (Aufnahmeort)
Kraft meiner Wassersuppe setzte ich mich über das mehr als eindeutige Verbot zur Weiterfahrt hinweg. So kurz vor dem Ziel sollte mich nichts aufhalten! Kaum auf der breiten Betonpiste angelangt, kam mir aber schon eines dieser schwerbeladenen Ungetüme entgegen. Dessen Fahrer versuchte mir klarzumachen, daß ich hier nicht fahren darf. Ist ja eigentlich auch logisch. Wenn bei der eingeschränkten Sicht aus der Fahrerkabine so ein Monster über dich drüber rollt, so merkt er das wahrscheinlich nicht einmal. Da bleibt bloß ein Fettfleck übrig.

Naja, ich habe dem Mann versucht klarzumachen, warum ich hier bin und daß ich auf jeden Fall ganz vorsichtig sein werde. Dann versuchte ich so schnell wie möglich, Land zu gewinnen. Die Straße war nicht einmal besonders steil, denn die Transporter müssen dort ja auch hinaufkommen. Allerdings bin ich immer noch zu langsam gewesen. Hinter mir tauchte ein Pickup der Minengesellschaft auf und hielt neben mir. Wieder folgten meine Erklärungsversuche. Sie hatten Erfolg, und so fuhren die Dispatcher mir zur Burg voraus. Dort ging es für mich nur noch darum, ein paar schöne Bilder zu schießen. Am Endpunkt angelangt, kam von unten ein weiterer Truck an, der (an dieser Ausweichstelle) hielt, weil von oben das Gegenfahrzeug kam. Schließlich steuerte ein weiterer Pickup auf uns zu, dem offensichtlich jemand von der Bergwerksleitung entstieg. Ich glaube, ich habe mit meiner Eskapade die ganze Bergwerksgesellschaft in Aufruhr versetzt!

Vor der Höhenburg "Rocca San Silvestro" (Aufnahmeort)
Alle reagierten jedoch dermaßen entspannt auf meine Erläuterungen, daß ich darüber selbst wohl am meisten überrascht war. Kein Wort von Strafe, kein Wutausbruch, nur ein breites Grinsen. Als ich nach der eskortierten Abfahrt die Leute wieder verließ, bedankte ich mich bei ihnen, was mit lautstarken und herzlichen Grüßen quittiert wurde. - Ein tolles Erlebnis, welches mir sicher lange in Erinnerung bleiben wird!

Meine Schlagzeile hatte ich nun, doch auch der spätere Aufstieg nach Montebamboli brachte mich auf Touren. Dort wo ich 2012 wieder umgekehrt war, weil ich mir nicht sicher war, ob die Straße weiterführt, fuhr ich dieses Mal dank der Führung durch mein Navigationsgerät weiter. Es hat sich gelohnt, obwohl die Strecke wirklich sehr anspruchsvoll ist.

Dagegen waren die letzten 60 km Entspannung pur. Außerdem schob mich der kräftige Südwind nachhause.

Track der Handbiketour vom 31.03.2016

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