31. Dezember 2014

Jenseits von Eden

Und husch, husch - weg ist es, das Jahr. Jetzt liegt mehr als genug Schnee vor der Tür, doch im vergangenen Winter reichte er nie für Skitouren. Leider!

Dafür konnte ich umso häufiger mit dem Handbike fahren. Bereits am 2. Januar begann für mich auf einer gemeinsamen Tour mit meinem tschechischen Kameraden Lad'a die Saison. Im gesamten Jahr wurden es dann auf 110 Touren 12.445 km mit 128.712 Hm. Das ist wieder mal für mich ein neuer Rekord. Selbst nach meiner OP wegen des Karpaltunnelsyndroms an der linken Hand kamen noch zwei Touren hinzu, weil die Heilung der Operationswunde überraschend schnell verlief.

Solch herausragenden Unternehmungen wie die Teilnahme an der Vätternrundan im Jahr 2008 und dem Styrkeprøven 2012 sowie die 2013er-Fahrt auf der "Plus haute route d’Europe" fehlen zwar in diesem Jahr, dennoch gab es einige bemerkenswerte Aktionen. Dazu zähle ich auf jeden Fall:
- die 4 ZweihundertPlus-Touren nach Reichenberg (Liberec), Hirschberg am See (Doksy), Melnik (Mělník) und zum Georgsberg (Říp), dem heiligen Berg der Tschechen,
- mein alljährlicher Alpenpässejagd-Urlaub, diesmal mit Touren in der Westschweiz, durch das österreichische Kaunertal sowie rund um Passeier- und Pustertal in Südtirol, auf der ich 13 Höhen- und Paßstraßen befahren habe,
- dazu gehört weiterhin die Rundfahrt um den Genfer See und mit der Gotthard-Runde meine bisher konditionell anspruchsvollste Fahrt im Alpenraum
- sowie einige spannende Gelände-Touren im heimischen Elbsandsteingebirge, aus denen die Befahrung der Radtrasse 3076 von Kamnitzleiten (Kamenická Stráň) zur Grundmühle (Dolský Mlýn) heraussticht.

Obwohl ich doch sehr auf's Handbiken fixiert bin, kam bei mir im Jahr 2014 sogar die Kultur nicht zu kurz. Als Laie durfte ich bei dem Musiktheaterstück "Expedition Freischütz" der Bürgerbühne des Staatsschauspiels Dresden als Darsteller mitwirken, welches derzeit immer noch ein- bis zweimal monatlich auf dem Spielplan steht. Die Proben bis zur Premiere im April eröffneten mir nicht nur eine ganz neue und unheimlich interessante Welt, sondern boten auch die Möglichkeit zur Selbstreflexion.

Hin und wieder habe ich allerdings den Eindruck, daß sich manche Handbiker zunehmend durch meine zahlreichen Aktivitäten und den Berichten davon unter Druck gesetzt fühlen. Dazu gibt es aus meiner Sicht gar keinen Grund, denn ich möchte mit niemanden konkurrieren. Jedoch mache ich auch aus meiner Skepsis gegenüber dem omnipräsenten Rennsport und dem eigenartigen Gebaren einiger Wettkämpfer gar keinen Hehl. Gleichwohl hätte ich nie gehässige verbale Attacken gegen mich für möglich gehalten. Oder ist es einfach nur Neid und das ernüchternde Gefühl der eigenen Bedeutungslosigkeit, die zu solchen Entgleisungen führen? Nun ja, ganz vorne weht immer ein scharfer Wind.

Wie gut, wenn es Menschen gibt, auf die ich mich verlassen kann. Meine Verwandten, meine Freunde und Weggefährten machen mit ihrer Unterstützung vieles überhaupt erst möglich und stärken mir damit den Rücken. - Ohne sie bin ich nichts!

28. Dezember 2014

Verdammt lang her ...

Eher zufällig habe ich festgestellt, daß es das Video von meiner Fahrt auf den Col d'Agnel in den französischen Alpen im Jahr 2013 nicht mehr gibt. Ich hatte dazu einen kurzen Beitrag im Blog veröffentlicht.

Da mir Raymond Charras jedoch das Rohmaterial überließ, konnte ich nun einen eigenen kurzen Beitrag zusammenschneiden. Ursprünglich wollte ich das sowieso noch machen.



Auch wenn diese Tour bereits längere Zeit zurückliegt, so sind die bewegten Bilder doch eine schöne Erinnerung an diesen Tag. Mir hat es im Südosten Frankreichs mit dem bereits mediterran beeinflußten Klima ausnehmend gut gefallen, so daß ich gern zurückkommen werde.

Vielleicht klappt es ja damit im kommenden Jahr.

26. Dezember 2014

Immer noch nicht genug!

Heute morgen schneit es kräftig. Das erste Weiß in diesem Winter. Doch gestern gab es bei teilweise aufgelockerter Bewölkung und frischem Wind nicht nur eine gute Sicht, sondern zudem angenehme - weil das Schwitzen verhindernde - Temperaturen um 5°C.

Ich wollte im Jahr 2014 immer noch einmal auf die Brandaussicht, doch bei meinen letzten Touren ließ sich das nicht so richtig in die Streckenführung einbauen. Jetzt habe ich das jedenfalls auch abgehakt. An Wochenenden und über die Feiertage ist auf dem Weg zur Aussicht (s. Track vom 25.12., km 47,0 - 49,7) oft viel Begängnis. So verwundert es nicht, daß ich dort wieder etliche gute Bekannte getroffen habe. Für einen Schwatz bleibt da immer Zeit.

Blick von der Brandaussicht nach Südwesten über die Tafelberge der Vorderen Sächsischen Schweiz 
Die Brandaussicht selbst ist ein Traum. Dort bin ich immer wieder gern, weil sie wegen das längeren Anmarschs weniger durch Besuchermassen heimgesucht wird, als die bekanntere Bastei. Außerdem gibt es dort mit der Brand-Baude eine gemütliche und sogar barrierefreie Einkehr mit moderaten Preisen. (Einen Eindruck vermittelt eine kurze Videosequenz aus einem MDR-Beitrag.) Für Rollifahrer unbedingt eine Empfehlung!

Davor bin ich einen kleinen Umweg über die welligen freien Flächen nördlich meiner Heimatstadt gefahren. Besonders wenn der Wind - so wie gestern - kräftig aus westlicher Richtung weht, kommt man dort prima voran. Dafür ging es dann für den Rückweg zwischen Krippen und Königstein durch die Wälder des südlichen Elbsandsteingebirges. Dieser Abschnitt (s. Track vom 25.12., km 66,6 - 79,9) ist aufgrund des ausgezeichneten Straßenbelags und der sehr geringen Verkehrsdichte eine erstklassige Rennstrecke.

Noch vor der Dunkelheit war ich wieder zuhause.

Track der Handbiketour vom 25.12.2014

24. Dezember 2014

"Zwei Jahre Ferien"

So lautet der Titel eines Abenteuerromans von Jules Verne, das von der Robinsonade einer Gruppe schiffbrüchiger Jungen erzählt. - Das hätte ich nie ausgehalten! Bereits 12 Tage nach der Operation stand ich kurz davor, wegen der zwecks Heilung erzwungenen Untätigkeit einen Wohnungskoller zu bekommen.

Doch als Anfang der Woche die Fäden endlich gezogen worden waren, gab es für mich am Vorweihnachtstag kein Halten mehr. Trotz des kräftigen Westwindes mußte ich auf's Rad! Bei überaus milden 10°C konnte ich dabei sofort wieder an alte Form anknüpfen. Entgegen meiner Befürchtungen scheint die Ruhepause keine negativen Auswirkungen hinterlassen zu haben. Bei den Höhenmetern habe ich mich zwar zurückgehalten, doch dafür war ich auch schneller als sonst unterwegs.

Am meisten Kopfzerbrechen bereitet mir derzeit mein Antrieb. Nicht nur, daß irgendein Blindgänger einen Befestigungsarm des Kettenschutzes verbogen hat, als das Handbike die Tage über unbenutzt im Hausflur stand. (Heutzutage sagt ja niemand mehr Bescheid, wenn er einen Schaden angerichtet hat.) Auch meine Kette ist dermaßen überdehnt, daß es extrem knirscht und der Kettenspanner diese nicht mehr komplett straff bekommt. Mein Mechaniker riet mir im Herbst, mit dem Austausch des gesamten Antriebs noch bis nach der schlechten Jahreszeit zu warten. Das war vor knapp 3 Monaten, doch seitdem sind weitere 3000 km hinzugekommen... Ich hoffe nur, daß die Kette bis zum Wechsel nicht reißt. Momentan kann ich dies nicht mehr ausschließen. Im Anschluß an die in ein paar Tagen fällige Putzaktion muß der Bock unbedingt in die Werkstatt!

Nach dem recht späten Start bin ich gestern am späten Nachmittag noch in die Dunkelheit gekommen. Leider hatte ich kein Fotostativ mitgenommen. Das wäre eine schöne Nachtaufnahme geworden! Von der Harte nach Dorf Wehlen überblickt man wunderbar die Dresdener Elbtalweitung im Westen. Bei dem klaren Wetter ein einziges großes Lichtermeer.

Track der Handbiketour vom 23.12.2014

19. Dezember 2014

Zu neuen Ufern

Die Zeit schleicht so dahin. Noch muß ich mich in meinem Bewegungsdrang extrem zurückhalten, damit die Operationsnarbe gut verheilt. Für mich ist diese erzwungene körperliche Passivität sehr gewöhnungsbedürftig und ich befürchte, daß ich dabei körperlich abbaue.

Immerhin komme ich nun zu Dingen, die ich das Jahr über vor mir hergeschoben habe oder für die einfach keine Zeit war. Die Aufarbeitung der Clips von den Proben zum Theaterprojekt "Expedition Freischütz" gehört dazu.

Bereits mehrmals hatte ich im Blog davon berichtet, so von den ersten Proben und der Premiere im April. Auch einen kurzen Beitrag im MDR-Sachsenspiegel gab es dazu. Jetzt veröffentliche ich noch ein eigenes kurzes Video. Hier kommt es:



Für mich war dieser Ausflug in die Welt des Theaters absolutes Neuland. Dieses Erlebnis sowie die damit verbundenen Begegnungen, der Austausch untereinander und das Knüpfen von Bekanntschaften außerhalb meines doch stark fokussierten sportlichen Umfelds eröffnete mir ganz neue Perspektiven, die Welt um mich herum wahrzunehmen und meinen Platz in diesem Gefüge zu finden. Dieses erfolgreiche Experiment hat mich enorm bereichert.

Wer jetzt neugierig darauf ist, etwas von meiner eigenen Geschichte zu erfahren, kann sich derzeit immer noch das Theaterstück anschauen. Hier findet sich der Spielplan.

15. Dezember 2014

Fahren nach Zahlen

Bereits einige Male haben mich Handbiker danach gefragt, was ich mache und wie ich trainiere, um die hier im Blog veröffentlichten Touren fahren zu können. Für viele ist es offensichtlich nur schwer vorstellbar, daß selbst Strecken von mehr als 100 km Länge für mich nicht mehr zwangsläufig eine Herausforderung darstellen.

Meine Antwort lautet dann jedesmal: Die Leistung kommt durch Kontinuität über einen langen Zeitraum. Wer dafür keine Geduld hat, wird sich und seinem Körper keinen Gefallen erweisen. Wenn ich beispielsweise höre, daß manche Fahrer exzessiv über mehrere Stunden am Stück auf der Rolle trainieren, kann ich nur mit dem Kopf schütteln.

Freilich habe ich zur Vorbereitung auf meine großen Projekte - wie u.a. die Vätternrundan und den Styrkeprøven - auch die Rolle genutzt. Das dann aber täglich und niemals länger als 45 Minuten pro Einheit, und zwar als Steigerungstraining nach Herzfrequenz. Meistens ist es jedoch besser, so regelmäßig wie möglich seine Kilometer auf der Straße zu absolvieren, weil diese Verhältnisse zuhause nur unzureichend simuliert werden können.

Im Laufe meiner jetzt 15jährigen Handbikerlaufbahn ist auf diese Art und Weise einiges zusammengekommen. Ich war selbst überrascht, wieviel. Doch wer sich die Übersicht genau anschaut, wird feststellen, daß es eben NICHT von Null auf Hundert innerhalb kürzester Zeit geht. Das, was ich heute fahre, basiert auf einer Entwicklung über viele Jahre. Möglicherweise hilft die Tabelle manchem übermotivierten Athleten, seine ehrgeizigen Ziele entsprechend einzuordnen.

Seit 15 Jahren im Handbike unterwegs ...
Übrigens, Sportler ohne Handicap sind oft erstaunt darüber, warum für mich die Teilnahme an Wettkämpfen niemals ein Thema war. Sicher - die entsprechende Ausrüstung vorausgesetzt - halte ich es inzwischen für durchaus möglich, bei sportlichen Vergleichen mit ähnlich eingeschränkten Handbikern um vordere Plätze mitfahren zu können. Vielleicht sogar international.

Die Frage ist, ob ich das überhaupt will. Und meine klare Antwort darauf lautet: NEIN. Nur einer kann gewinnen, und man fährt GEGEN jeden anderen Fahrer im Feld. Konkurrenz führt zu Konflikten, zu Neid, Anfeindungen und Frust, manchmal darüberhinaus gepaart mit solch unschönen Begleiterscheinungen wie Tätlichkeiten, Sabotage oder Doping. - Ich jedoch möchte gemeinsam MIT Gleichgesinnten unterwegs sein, Herausforderungen bewältigen, die Landschaft erleben und Zeit für Begegnungen haben.

Wahre Kraft macht keinen Lärm. Sie ist da und wirkt.

14. Dezember 2014

Nach der OP

Ich bin wieder zuhause. Es klingt wirklich ein bißchen merkwürdig, aber nach meiner Operation am 11. Dezember mußte ich bereits am Nachmittag des folgenden Tages mein Bett im Krankenhaus räumen. Wie gut oder schlecht ich mit der durch eine Schiene ruhiggestellten Hand klarkomme, spielte bei dieser Entscheidung offensichtlich eine untergeordnete Rolle.

Das ganze ganze Handgelenk muß nach der OP
mit einer Schiene ruhiggestellt werden
Die Operation selbst verlief völlig unproblematisch. Mein linker Arm wurde dazu örtlich betäubt, indem er zunächst durch eine Druckmanschette vom Blutkreislauf abgeschnitten und anschließend ein Narkosemittel in den Handrücken injiziert wurde. (Irgendwie kam ich mir auf der Operationsliege mit den abgespreizten Armauflagen wie ein Todeskandidat beim Setzen der Giftspritze vor.) Eine halbe Stunde später hatte ich sämtliche Sensibilität im und die motorische Kontrolle über den Arm verloren und kam unters Messer. Leider konnte ich dabei nicht zuschauen, denn ein Sichtschutz versperrte mir den Blick. Nach weiteren ca. 20 Minuten war der Eingriff, bei dem das Dach des Karpaltunnels (= ein Gewebeband) durchtrennt wird, Geschichte.

Auch die Wundheilung macht inzwischen gute Fortschritte, sodaß ich bereits den linken Arm teilweise belasten kann. Ich muß halt nur den Handballen vor direktem Druck bewahren. Das ist als Rollifahrer manchmal ziemlich umständlich und zeitaufwendig, aber es geht. Nach 10 Tagen sollen die Fäden gezogen werden, und dann bin ich hoffentlich wieder etwas mobiler.

Das schlechte Wetter macht mir den Hausarrest jedoch erträglicher. - Gut für die Hand.

7. Dezember 2014

Abgesang

Zwei Aktivitäten standen an diesem Wochenende zur Auswahl:  Schwimmen, Saunieren und Genießen in der Toskana-Theme Bad Schandau oder noch ein paar Bonuskilometer auf dem Handbike. - Weil ich niemanden so richtig zum Plantschen motivieren konnte, entschied ich mich für letzteres. Es waren sowieso mit hoher Wahrscheinlichkeit meine letzten Touren in diesem Jahr.

Zum Nikolaus zog es mich noch einmal nach Böhmen. Die Strecke fahre ich vor allem deshalb ganz gerne, weil nach der Überquerung der Ausläufer des Ostergebirges bzw. der höchsten Stellen der wie ein Lesepult aufgestellten Sandsteinplatte der Sächsisch-Böhmischen Schweiz es dann ganz entspannt in Richtung Elbtal rollt. Dort selbst gibt es ebenfalls keine nennenswerten Anstiege mehr zu bewältigen, wenn man nicht - wie ich es diesmal gemacht habe - die Elbschleife bei Königstein "abkürzen" will.

Das Wetter hätte besser sein können, doch zu dieser Jahreszeit ist das wohl normal. Am nächsten Tag sollte es ja schöner werden - ich wollte noch einmal die Sonne sehen!

Jahresabschluß mit Henni und Jimmy
Daraus wurde jedoch nichts. Im Gegenteil, aus dem mit dichten Wolken verhüllten Himmel tröpfelte es sogar hin und wieder ganz leicht. Je höher ich kam, umso näher kam die Wolkendecke, die wie angeklebt festhing. Kein Wunder, denn der Wind hatte heute Ruhetag.
Jedoch ließen sich damit die Temperaturen knapp über 0°C ausnehmend gut ertragen. Auch heute war ich am Oberkörper nur mit einem langen Unterhemd, einem Langarm-  und einem Kurzarmtrikot sowie dem obligatorischen Nierengurt ausreichend verpackt. Damit ist man natürlich viel beweglicher, als in einer dicken und damit steifen Winterjacke. Lediglich auf der langen Abfahrt nachhause zog ich mir noch meine Nylon-Regenjacke über, weil der Fahrtwind dann eben doch durch die feuchte Kleidung drang.

Dermaßen eingepackt, machte ich kurz vor dem Abpfiff noch einen Zwischenstop bei meinen Freunden in Gombsen für das Jahresabschlußbild. Das nächste Mal will ich aber in Badehose mit Henni posieren - und zwar in einer schönen, warmen Badelandschaft!

Track der Handbiketour vom 06.12.2014
Track der Handbiketour vom 07.12.2014