15. Dezember 2014

Fahren nach Zahlen

Bereits einige Male haben mich Handbiker danach gefragt, was ich mache und wie ich trainiere, um die hier im Blog veröffentlichten Touren fahren zu können. Für viele ist es offensichtlich nur schwer vorstellbar, daß selbst Strecken von mehr als 100 km Länge für mich nicht mehr zwangsläufig eine Herausforderung darstellen.

Meine Antwort lautet dann jedesmal: Die Leistung kommt durch Kontinuität über einen langen Zeitraum. Wer dafür keine Geduld hat, wird sich und seinem Körper keinen Gefallen erweisen. Wenn ich beispielsweise höre, daß manche Fahrer exzessiv über mehrere Stunden am Stück auf der Rolle trainieren, kann ich nur mit dem Kopf schütteln.

Freilich habe ich zur Vorbereitung auf meine großen Projekte - wie u.a. die Vätternrundan und den Styrkeprøven - auch die Rolle genutzt. Das dann aber täglich und niemals länger als 45 Minuten pro Einheit, und zwar als Steigerungstraining nach Herzfrequenz. Meistens ist es jedoch besser, so regelmäßig wie möglich seine Kilometer auf der Straße zu absolvieren, weil diese Verhältnisse zuhause nur unzureichend simuliert werden können.

Im Laufe meiner jetzt 15jährigen Handbikerlaufbahn ist auf diese Art und Weise einiges zusammengekommen. Ich war selbst überrascht, wieviel. Doch wer sich die Übersicht genau anschaut, wird feststellen, daß es eben NICHT von Null auf Hundert innerhalb kürzester Zeit geht. Das, was ich heute fahre, basiert auf einer Entwicklung über viele Jahre. Möglicherweise hilft die Tabelle manchem übermotivierten Athleten, seine ehrgeizigen Ziele entsprechend einzuordnen.

Seit 15 Jahren im Handbike unterwegs ...
Übrigens, Sportler ohne Handicap sind oft erstaunt darüber, warum für mich die Teilnahme an Wettkämpfen niemals ein Thema war. Sicher - die entsprechende Ausrüstung vorausgesetzt - halte ich es inzwischen für durchaus möglich, bei sportlichen Vergleichen mit ähnlich eingeschränkten Handbikern um vordere Plätze mitfahren zu können. Vielleicht sogar international.

Die Frage ist, ob ich das überhaupt will. Und meine klare Antwort darauf lautet: NEIN. Nur einer kann gewinnen, und man fährt GEGEN jeden anderen Fahrer im Feld. Konkurrenz führt zu Konflikten, zu Neid, Anfeindungen und Frust, manchmal darüberhinaus gepaart mit solch unschönen Begleiterscheinungen wie Tätlichkeiten, Sabotage oder Doping. - Ich jedoch möchte gemeinsam MIT Gleichgesinnten unterwegs sein, Herausforderungen bewältigen, die Landschaft erleben und Zeit für Begegnungen haben.

Wahre Kraft macht keinen Lärm. Sie ist da und wirkt.

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