Nach sieben Tagen bin ich wieder zuhause. Jedoch nicht, ohne im Mecklenburgischen meine Glücksklee-Tourensammlung zu komplettieren. Vier Touren in alle vier Himmelsrichtungen könnte man natürlich auch Windrose nennen, aber die Spuren meiner Ausfahrten zeichnen eher Blätter - wenn auch ziemlich zerzauste.
Von vornherein hatte ich zwischen meinen Unternehmungen im Handbike in Waren einen Ruhetag geplant. Den legte ich am Dienstag ein und erkundete die Altstadt etwas gründlicher. Das schöne Wetter machte am Vormittag ebenfalls Pause, doch da besichtigte ich u.a. die zwei großen Stadtkirchen, St. Marien und Georgen. Ich sage immer: "Schaue Dir die Gotteshäuser eines Ortes an, und Du erfährst mehr über die Menschen, die dort leben". - Die Leute hier sind mir sympathisch.
Meine dritte Tour ab Waren (Müritz), diesmal nach Osten, führte mich am Mittwoch bis nach Neubrandenburg. Zwar legte sich den gesamten Vormittag teils recht dichter Nebel übers Land, sodaß nicht viel von der Umgebung zu sehen war. Aber dafür radelte ich auf kilometerlangen Fahrradstraßen und einsamen Sträßchen nahezu stundenlang völlig allein. Allerdings gab es dabei auch einen Abschnitt, der mir viel Geduld abverlangte. Die mit groben Feldsteinen gepflasterte
Kastanienallee zwischen Klein und Groß Flotow (s. Track vom 23.10., km 26,1 - 28,1) mag zwar Naturliebhaber begeistern, schüttelte mich und mein Gefährt aber ziemlich durch. Ein höheres Tempo als Schrittgeschwindigkeit war da einfach nicht drin.
Viel entspannter ließ sich dann der bestens asphaltierte Bahntrassenradweg vor und nach Penzlin fahren (s. Track vom 23.10., km 32,7 - 45,0), wenngleich die Unterbrechungsstelle vor dieser Stadt auch wieder baulich so gestaltet war, daß diese durch die meisten Handbiker nicht ohne Hilfe gemeistert werden kann. Eigentlich schade.
Am Tollensesee bog ich dann kurzentschlossen noch zum Stadtzentrum von Neubrandenburg ab, denn ich lag gut in der Zeit, um die vier Stadttore, für welche diese Stadt bekannt ist, zu besichtigen. Die waren auch wirklich sehenswert, was sich dahinter in der vermuteten Altstadt verbarg dafür umso weniger. Geschockt von einem riesigen mit Steinplatten ausgelegten Platz, den ein häßliches Betonklotz-Hochhaus, Beleuchtungsinstallationen sowie eine überdimensionierte Hallenkonstruktion aus Stein, Glas und Stahl - ähnlich der staatlichen Protzbauten in Nordkorea - säumten, flüchtete ich alsbald von diesem unheimlichen Ort. Die Wiedergutmachung erfolgte etliche Kilometer später mit dem Schloß Hohenzieritz, einem schönen frühklassizistischen Bau, an dem ich nur aufgrund eines verpaßten Abzweigs vorbeikam.
Schöner Tourenabschluß wurde an diesem Tag meine Fahrt durch den Müritz-Nationalpark auf der Strecke, welche ich bei meiner Fahrt rund um die Müritz zugunsten einiger Zusatzkilometer links liegen lassen hatte.
Gestern folgte schließlich noch meine Handbiketour in Richtung Westen. Vor dem Umkehrpunkt Plau am See am Westufer des Plauer Sees fuhr ich erneut viele Kilometer auf einsamen Straßen. Am Donnerstag setzte sich jedoch die Sonne schon eine Stunde nach meinem Aufbruch immer mehr gegen den Morgennebel durch. Das gab ein paar sehr romantische Ausblicke über die Landschaft mit waberndem Weiß in den Senken und sonnenbeschienenen Anhöhen unter einem blauem Himmel!
Erneut änderte ich spontan einen Teil meiner geplanten Tour, um unbefestigten sowie kurz danach grob gepflasterten Wegstrecken auszuweichen. Damit konnte ich aber das flotte Tempo beibehalten. Mittags erreichte nach 60 km Plau am See, und bald danach passierte ich das Reha-Zentrum, in welchem ich 2007 auch schon mal in Behandlung war. Mittlerweile war es wieder so warm, daß ich nur noch Kurzarmtrikot sowie Ärmlinge benötigte. Bei meiner Freßpause ließ ich mir daher mehr Zeit als sonst.
Im weiteren Verlauf der Fahrt stattete ich noch der großen Halbinsel im Plauer See einen Besuch ab. Dort befand sich ein Campingplatz, den ich für Freunde auskundschaftete. 2,5 km weiter stach mir am Ortseingang von Sparow ein Wegweiser mit dem Hinweis auf das nahe Großsteingrab ins Auge. Das wollte ich mir natürlich unbedingt ansehen, denn der Weg dorthin schien mit meinem Handbike befahrbar zu sein. Etwas abseits der Trasse gelegen, fuhr ich zunächst daran vorbei, konnte aber - nachdem ich meinen Fehler bemerkt hatte und umgekehrt war - sogar die rund dreißig Meter Gelände leicht bergauf bis zum Steinbau erstaunlich gut bewältigen. Es ist schon faszinierend, an einem solchen Ort durch die Hinterlassenschaften einer versunkenen Kultur den Atem einer lang vergangenen Zeit zu spüren.
Noch vor dem Ziel wurde ich jedoch wieder in die Realität zurückgeholt. Als ich einen Abzweig zum landstraßenbegleitenden Radweg verpaßte und auch wegen einer durchgehender Leitplanke nicht mehr darauf wechseln konnte, hupte mich auf schnurgerader Straße ohne Gegenverkehr ein Typ im Auto an und schnauzte mich sofort bei heruntergelassener Seitenscheibe an, ich solle den Radweg benutzen. Abgesehen davon, daß dieser separate Radweg nach 400 m schon wieder endete und ein Wendemanöver außerdem für mich wesentlich gefährlicher gewesen wäre, habe ich an dieser Stelle nun wirklich niemanden behindert. Genauso beschränkt verhielt sich übrigens auch ein nachfolgender autofahrender Briefträger, der mir ebenfalls sein Brett vor dem Kopf präsentieren mußte. Kurz vor Ultimo also endlich doch noch Quotenidioten, und das gleich im Doppelpack!
Die übrigen Einheimischen waren nämlich sonst überaus freundlich, rücksichtsvoll und durchaus aufgeschlossen gegenüber mir mit meinen Aktivitäten. Deshalb kann ich mir gut vorstellen, hierher noch einmal wiederzukommen.
Ein prima Quartier, wo ich herzlich willkommen bin, hätte ich bereits ...