17. November 2024

Herbstmüde?

Viel Regen ist im Anmarsch,  und auch gestern blieb das Wetter hinter den Erwartungen zurück. Trotzdem war ich sowohl am Freitagnachmittag als auch am Sonnabend unterwegs, weil es in diesem Jahr eigentlich nur noch ungemütlicher werden kann.

Meine Feierabendrunde am 15.11. fiel allerdings erwartungsgemäß viel kürzer aus. Es war jedoch eine gute Gelegenheit, einige seltener befahrene Abschnitte in die Strecke einzubauen. Diese sind in der Regel "unlogische" Alternativen zu meinen sonst üblichen Strecken. Statt beispielsweise im Lockwitztal von Dresden nach Kreischa zu fahren, habe ich mich diesmal für die Anfahrt östlich oberhalb des Tals entschieden (s. Track vom 15.11., km 13,3 -22,4). Auch der Bahntrassenradweg der einstigen Windbergbahn von Possendorf nach Bugk (s. Track vom 15.11., km 27,7 -34,7)  gehörte dazu.

Der Rest der Tour an diesem Tag war Standard und führte mich mitten durch Dresden. Hierzu gehörte zwar viel Kraftverkehr, doch bewegte ich mich zu einem erheblichen Teil auf Radstreifen bzw. sogar von der Straße abgetrennten Radwegen. Für einen eingefleischten Straßenfahrer wie mich war / ist das kein Problem. Man muß halt nur auch für die Autofahrer mitdenken und natürlich auch die Straße nicht als Gelände betrachten, auf dem für Radfahrer keine Regeln gelten. Sich rechts an haltenden Autos oder gar dazwischen durchzumogeln, rote Ampeln zu ignorieren sowie Straßen, Fuß- und Radwege in falscher Richtung zu benutzen, ist für mich jedenfalls tabu. Sehr viele Unfälle gehen nämlich auf das Fehlverhalten von Radfahrern zurück. Wenn es kracht, ist dann das Geschrei groß ...

Auf den letzten Kilometern meiner Freitagstour kam ich trotz kurzer Strecke und gutem Tempo in die Dunkelheit. Beleuchtung gehört für mich zu dieser Jahreszeit aber zur Standardausrüstung, denn "Schwarzfahrer" sind für alle anderen Verkehrsteilnehmer ebenso eine Zumutung. Jeder auch autofahrende Radfahrer sollte das eigentlich wissen.

Am Sonnabend hatte sich mein Kamerad Lád'a noch einmal mit mir verabredet, um das Weihnachtsgeschenk für seine Enkelin, welches er an meine Adresse (Deutschland) schicken mußte, entgegenzunehmen. Natürlich haben wir das erneut für eine gemeinsame Tour genutzt. Aus dem angekündigten sonnigen Tag wurde jedoch nichts, und auch die Temperaturen blieben erheblich hinter der Prognose zurück. Außerdem kühlte uns stetig der mäßige Gegenwind aus, von dem ich den Eindruck hatte, daß er uns den ganzen Tag über entgegen blies.

Auf dem Bahntrassenradweg durch
das Schönfelder Hochland
- der
einzige sonnige Moment der Tour
(Aufnahmeort)
Wahrscheinlich lief auch mein Antrieb nicht ganz rund - jedenfalls blieb ich insgesamt ein wenig hinter meinen Sollvorgaben zurück. Mein tschechischer Kamerad mußte diesmal daher mit mir noch ein wenig geduldiger, als sonst üblich, sein. Das schien ihm aber nichts auszumachen, im Gegenteil: als ich vorschlug, doch seine Runde etwas abzukürzen, weil er noch den langen Heimweg über den Erzgebirgkamm nach Kulm (Chlumec) vor sich hatte, blieb er dennoch an meiner Seite. (Am Ende konnte er 180 km und 1850 Hm abrechnen.)

Um ihn nicht zusätzlich aufzuhalten, sparte ich mir die eigene Freßpause, doch ohne Essen und Trinken nur mit zwei Stückchen Traubenzucker über den Tag zu kommen, ist selbst für mich nicht unbedingt leistungsfördernd. Am Ende zählte ich nur noch die restlichen Kilometer auf dem Elberadweg herunter und war froh, als ich endlich zuhause ankam.

Der kommende Regen liefert mir nun einen guten Grund für einen Ruhetag. - Mein Gewissen ist rein ... 😁

11. November 2024

Kalter Kessel

Daß es am Wochenende kalt werden würde, hatte sich bereits angedeutet. Allerdings eben auch mir viel Sonne, und so habe ich mir am Sonnabend morgens etwas mehr Zeit gelassen, bevor mich dann auf's Handbike schwang.

Mein Hauptaugenmerk lag an diesem Tag auf der gesperrten Elbbrücke in Bad Schandau, denn ich wollte erkunden, welche Straßen bzw. Radwege in der aktuellen Situation noch befahren werden dürfen. Um mir beide Brückenauffahrten anschauen zu können, mußte ich dabei natürlich bis Tetschen (Děčín) fahren. Elbaufwärts ist diese Straßenquerung des Flusses erst der nächste mögliche Übergang, und das nach 44 Flußkilometern ab der alten Pirnaer Stadtbrücke!

Davor stattete ich dem Polenztal auch noch einen längst wieder einmal fälligen Besuch ab. Besonders sehenswert ist dabei die enge Schlucht zwischen dem Gasthaus Polenztal und der Waltersdorfer Mühle, auch wenn dieser Abschnitt prinzipiell nicht mit den Rad befahren werden darf (s. Track vom 09.11., km 35,3 - 37,9). Ich genehmigte mir jedoch die Ausnahme, weil es ansonsten für mich unmöglich ist, hier allein durchzukommen. Immerhin gibt es trotzdem mehrere schwierige "verblockte" Stellen, deren Überwindung grenzwertig ist. Mit tiefen Racehandbikes oder gar einem Carbonrahmen geht es definitiv nicht! Eimal nahm ich dieses Mal auch selbst Hilfe von Wanderern, die mir gerade entgegenkamen, in Anspruch und ersparte mir damit waghalsiges Manövrieren nahe des Steilufers zum Flüßchen Polenz.

Auf Safari im Polenztal (Aufnahmeort)
Ansonsten genoß ich die Magie des sonnigen Herbsttages, weshalb es mich auch gar nicht störte, daß ich auf dem Wanderweg meist nur mit Schrittgeschwindigkeit oder sogar langsamer vorankam. Dieses Engtal gehört unbedingt zu den romantischsten und mit einem (geländegängigen) Handbike zugänglichen Orte im Elbsandsteingebirge! (Noch eine zusätzliche Bemerkung: Als Ranger würde ich hier motorbetriebene Handbikes nicht tolerieren, da mit einem solchen Gefährt nicht die untergrundschonende Befahrung des Wanderwegs gewährleistet ist.)

In Bad Schandau lag der konditionell anspruchsvollste Teil meiner Ausfahrt hinter mir. Nun folgt die Beschreibung der Zugänglichkeit der Straßen nahe der Brücke bzw. deren Auffahrten. Auf der rechtselbischen Seite ist die Straße unter der Brücke gesperrt, die Umleitung des Verkehrs erfolgt per Ampelregelung über den stadtauswärtigen einspurigen Abzweig nach Rathmannsdorf (s. Track vom 09.11., km 44,2). Die Bahnhofsseite ist für Radfahrer noch stärker von den Auswirkungen der Brückensperrung betroffen. Hier mußte der Elberadweg in Richtung Königstein (erwartungsgemäß) komplett gesperrt werden, weil er unter der Brücke hindurchführt. Glücklicherweise dürfen die Eisenbahnüberführungen vor Krippen sowie die Verlängerung der Elbbrücke (noch) befahren werden. Letzten Ende bedeutet dies, daß Radfahrer nun linkselbisch nur noch auf der Bundesstraße B172 nach Königstein gelangen können. Wegen des drastisch reduzierten Verkehrs (aufgrund der gesperrten Brücke) ist das jedoch weniger problematisch, als es sich anhört. Mindestens bis Ende 2024 bleibt wahrscheinlich diese für die Region extrem wichtige Verkehrsverbindung gekappt, bis dahin soll eine vertiefte Prüfung der Bausubstanz des Brückenkörpers stattfinden.

Zwischen meiner Begutachtung der Elbbrücke an beiden Ufern lagen (inkl. einer kurzen Freßpause) drei Stunden - solange kostete mich der Umweg über Tetschen. In der nächsten Zeit werde ich mir also schon beim Start in Pirna Gedanken darüber machen müssen, ob ich auf Tour nördlich oder südlich der Elbe gehen will ...

Sonntags traf ich mich endlich mal wieder mit Lád'a für ein paar gemeinsame Tourenkilometer. Diesmal hatte er ein Anliegen, was mir die Chance gab, mich für all seine Unterstützung wenigstens ein bißchen zu revanchieren. Mein fabelhaftes neues Handbike-Cockpit war ja seine bisher letzte Idee. Er war es auch, der den Vorschlag unterbreitete, doch nahe der Grenze in Richtung Müglitztal für fahren. Mir graut es immer vor dieser Strecke. Zwar wurde die katastrophal durchlöcherte Straße hinab in das Gottleubatal inzwischen durch perfekten Asphaltbelag ersetzt, aber der Scharfrichter bleibt unmittelbar darauf dennoch die 15%-Rampe hinauf nach Breitenau (s. Track vom 10.11., km 43,2 - 44,7). Ich habe mich diesmal dort wirklich gequält, selbst mit "Hochruhen". Wenn mich zuletzt sogar mein tschechischer Kamerad ein paar Meter mit Schieben unterstützt hat, sah es wohl ziemlich mühsam aus.

Wenigstens folgten nun keine großen Anstiege mehr, und als es schließlich kurz vor Waltersdorf durch das Seidewitztal 22 km lang nur noch abwärts bis Pirna rollte, konnte ich bald wieder ordentlich Dampf machen. Apropos. Dabei fiel uns beiden nämlich auf, daß es immer kälter wurde, je tiefer wir kamen. Waren es auf dem Scheitelpunkt der Tour beinahe angenehme 10-12°C, so kletterten die Temperaturen in Pirna trotz Sonne nicht über 6°C. Diese typische Inversionswetterlage konnten wir auch beim Blick von oben in Richtung des Dresdener Elbtalkessels rein optisch erkennen: Während es nämlich in der Höhe klar war, lag über den Niederungen eine scharf abgegrenzte Dunstglocke. Als ich nach dem Abschied von Lád'a in Pirna für mein Minimal-Tagessoll noch eine kleine Extrarunde bis zum Blauen Wunder drehte, merkte ich davon aber nichts. Doch so, wie sich die Sonne dem Horizont näherte, wurde es rasch kälter.

Ich freute mich schon auf mein warmes Zuhause.

5. November 2024

Spaziergänge für jedermann

An meinem arbeitsfreien Montag bin ich endlich wieder mal mit dem Rollstuhl im Elbsandsteingebirge unterwegs gewesen. Für den Tourismusverband Sächsische Schweiz teste ich ja barrierefreie Tourenvorschläge und Ausflugsziele in der Region, um sie später in dessen Tourenportal zu dokumentieren. Peggy vom Tourismusverband, meine Physiotherapeutin Ute und ich sind dabei inzwischen ein bewährtes Dreigespann - gestern verstärkt noch durch Olina, welche gerade das Praxissemester ihres touristischen Studiums absolviert.

Ursprünglich wollten wir zuerst zum Burchenbüchel bei Reinhardtsdorf, doch weil dort aufgrund des Hochnebels noch nicht einmal die Schrammsteine zu sehen waren, kehrten wir um und erkundeten zuerst die Zugänglichkeit des SonnenUhrenWegs in Krippen. Diese Tour ist eher ein Ortsrundgang, wobei es allerdins auch ein paar nette Ausblicke auf die Umgebung gibt. Als Nachmittagsspaziergang für Gäste mit Mobilitätseinschränkungen ist er jedenfalls durchaus empfehlenswert, zumal man hier auch individuell die Strecke zwischen den einzelnen Stationen (sprich: Standorten der Sonnenuhren) anpassen kann. Damit ist dieser Ausflug nicht nur für E-Rollifahrer geeignet, sondern auch für nicht so mobile Spaziergänger. Selbst bei feuchtem Wetter lassen sich die meist asphaltierten oder gepflasterten Wege gut befahren.

Sonnenuhr am Vereinshaus Krippen, mit Blick auf
die Elbe (Aufnahmeort)
Leider funktionierten bei unserer Begehung all diese astronomischen Zeitmesser nicht - ohne Sonne gibt es eben auch keinen Schatten. Trotzdem war es sehr unterhaltsam, denn auf den Hinweistafeln bei jeder Sonnenuhr gab es viel Wissenswertes sowie weitere interessante Informationen zu erfahren. Manche der Hilfsmittel zur Zeitmessung hätten wir ohne diese Erklärungen gar nicht als solche wahrgenommen, wie z.B. die zufällig perfekt ausgerichtete Hausecke, zu welcher die Meßmarken dann auf der Straße aufgemalt waren. Zwei Stunden haben wir für die Tour schließlich gebraucht, getreu dem Motto: "Gott schuf die Zeit, doch nicht die Eile". - Es lohnt sich auch für mich, bei Sonne noch einmal wiederzukommen.

In der Hoffnung auf nun bessere Sicht fuhren wir danach für den kurzen Abstecher zum Burchenbüchel erneut hinauf nach Reinhardtsdorf. Die Tour zu diesem schönen Rastplatz mit herrlicher Sicht auf die gegenüberliegenden Felsen oberhalb des Elbtals stellt (bis auf ein kurzes steileres Stück kurz nach dem Abzweig des Weges zur Aussicht von der Straße) ebenfalls keine besonders hohen konditionellen Anforderungen, sodaß aktive Rollifahrer hier auch ganz allein klar kommen dürften. Und im Handbike sowieso.

Zwar konnte wir nun die Schrammsteine mit dem Falkenstein erkennen, und auch bis zur Schmilkaer Felsenwelt reichte der Blick. Die Hoffnung auf ein bißchen Sonne erfüllte sich jedoch nicht. Aber ganz so schlimm war das für mich nicht, kenne ich doch dieses herrliche Fleckchen Erde schon von mehreren Besuchen. Außerdem hat der Ort auch bei solch trübem Novemberwetter - wenn die Nebel ziehen und gedämpfte Farben die Natur beherrschen - seinen Reiz. Am Rastplatz packten dann Peggy und Ute ihre mitgebrachte Verpflegung aus, sodaß keiner (mehr) hungern mußte. Noch ein kurzer Abstecher auf dem Weg, der als Sackgasse im Osten endete, dann wanderten wir leicht fröstelnd zurück zum Auto auf dem großen gebührenfreien Parkplatz in Reinhardtsdorf.

Bis wir nach der Autofahrt zuhause ankamen, war uns allen aber wieder warm.

3. November 2024

Nicht zu bremsen

Drei Touren und eine (unangenehme) Überraschung, so die Bilanz meiner 44. Kalenderwoche der aktuellen Handbikesaison. Die Konsequenzen für mein Gefährt kann ich noch nicht abschätzen, doch könnten einige Entscheidungen anstehen, die ich mir gern erspart hätte.

Zum Reformationstag bin ich wieder mal mit dem Handbike hinauf ins Osterzgebirge gefahren. Bevor erst die Kälte und dann der Schnee kommt, wollte noch noch einmal zum höchsten Punkt in unserem Landkreis, dem Kahleberg mit 905,1 m ü. NHN. Die Aussicht ist etwas tiefer gelegen auf rund 900 m.

Dafür wählte ich wählte den klassischen Anstieg von Norden über das Müglitztal, wobei ich diesmal ohne den kurzen Zwischenanstieg via Köttewitz direkt aus dem Elbtal kam. Streicht man dabei meine Anfahrt nach Heidenau, bin ich also ab dem Elberadweg (Höhe 116 m ü. NHN) so ziemlich genau 45 km bergauf bis zum Aussichtspunkt auf dem Kahleberg gefahren. Das ist eine der längsten möglichen Strecken in unserer Region, auf der es durchweg aufwärts geht. Ab Pirna waren es sogar knapp über 50 km bis zum Gipfel.

Blick vom Kahleberg nach Norden über die
Galgenteiche (Aufnahmeort)
An diesem Tag spürte ich zum ersten Mal die kommende Kälte. Bei dichter Bewölkung herrschten am höchsten Punkt nur 8-9°C, auch für mich durchaus kein Wohlfühlklima. Darum hielt ich mich dort nicht lange auf, sondern fuhr bald wieder los. So, wie ich dabei an Höhe verlor, wurde es wärmer. Auch die Sonne zeigte sich nun, sodaß ich noch in Dresden für ein paar zusätzliche Kilometer auf die andere Elbseite wechselte. Als ich viertel Vier zuhause ankam, lag erneut eine schnelle Rund hinter mir.

Der 1. November war für mich zwar kein Brückentag, doch mache ich freitags im Homeoffice sowieso schon zeitig Feierabend. Lt. der Wetterprognosen sollte es der letzte wärmere und zugleich sonnige Tag sein. Deshalb gönnte ich mir auch keine Pause und setzte mich kurz nach Mittag auf's Rad. Halbtags sind hundert Kilometer nun zwar nicht mehr vor Anbruch der Dunkelheit zu schaffen, doch um mein angestrebtes Wochenziel zu erreichen, gab ich mich auch mit 70 km, minimal jedoch 41 km zufrieden.

Erneut war ich gut in Schwung. Bis Bad Schandau, dann nahm meine Fahrt ein abruptes Ende. Als ich auf der Linksabbiegerspur der Zufahrtsstraße aus Richtung Rathmannsdorf an der Kreuzung vor der Brückenauffahrt wartete, rammte mich von schräg hinten ein Kleintransporter. Er war mir zuvor sehr dicht aufgefahren und hatte mich daher nicht mehr gesehen, weil ich mich nun bereits außerhalb seines Sichtsfelds unterhalb der Motorhaube befand. Auch meine Flagge war ihm nicht aufgefallen. Es ruckelte, es schepperte, doch bevor er schließlich den Zusammenstoß bemerkte und anhielt, war mein linkes Hinterrad schon Schrott. Bei diesem Zeitlupen-Unfall war mir selbst zwar nicht passiert, aber ich hockte zunächst ziemlich hilflos in meinem demolierten Handbike auf der Straße.

Nach dem Unfall - schon auf der Verkehrsinsel
(Aufnahmeort)
Erfreulicherweise kamen sofort mehrere der gerade Anwesenden zur Unfallstelle und boten mir ihre Unterstützung an. Auch ein Zeuge gab mir schnell seine Kontaktdaten und blieb noch eine ganze Weile vorort. Zunächst wurde ich in meinem Gefährt auf eine Verkehrsinsel getragen, auch der Unfallverursacher räumte die Kreuzung und fuhr an die Seite. Ihn hatte der Vorfall mental sichtlich mitgenommen, sodaß ich ihm eigentlich nicht so richtig böse sein konnte. Auch zeigte er sich sofort kooperativ und bot mir an, mich und mein nicht mehr fahrtaugliches Handbike nachhause zu bringen. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir endlich abfahrbereit waren. Während dieser Zeit kamen immer wieder Leute zu uns, um wegen möglicher Hilfe nachzufragen bzw. um beim Aufräumen und Verpacken zu helfen. Diese Anteilnahme fand ich wirklich sehr nett! Zum Schluß wurde ich von den Sanitätern eines hinzugekommenen Krankenwagens noch in einem Krankenstuhl zum Auto gerollt - eine tolle Show für alle Autofahrer, die gerade vorbeikamen ... 

Bereits auf der Heimfahrt im Auto überlegte ich mir, wie es nun weitergehen könnte. Die Versicherungsfragen sind das eine - hier muß der Autofahrer aktiv werden. Doch wie komme ich an ein neues Hinterrad?! Es hat sich nämlich herausgestellt, daß die Felgengröße (Hohlkammerfelge 24-Loch für ERTRO 23-571) inzwischen so unüblich ist, um unkompliziert Ersatz zu erhalten. Mein Fahrradmechaniker bei Bike24 kann mir damit jedenfalls nicht helfen. Nun hoffe ich auf den Hersteller, doch auch er scheint diese Felgen sowie das Befestigungssystem über Steckachsen nicht mehr beim Bau seiner Handbikes zu verwenden. Das Thema wird mich daher wahrscheinlich mehr beschäftigen, als mir lieb ist.

Immerhin gab es auch etwas Positives im Nachgang. Als ich mir vor Jahren Gedanken zum Rollstuhltransport im Handbike machte, bemerkte ich, daß meine Rollstuhlräder mit deren Steckachsen ohne weiteres auf die Steckachsenadapter meines Handbikes paßten. Am Freitagabend probierte ich das natürlich sofort aus, und es funktionierte tatsächlich! Somit kann ich die Räder meines Zweit-Rollstuhls nun erst einmal als Notbehelf für mein Handbike verwenden. Diese sind zwar nur 24'' statt der originalen 26'' groß, doch in der Fahrpraxis macht sich das nicht spürbar bemerkbar. Wenn die Greifreife nicht noch an den Rädern wären, würden Außenstehende den Unterschied wahrscheinlich gar nicht bemerken ...

Nach einem nassen Morgen brach ich gestern gleich zu einer Testfahrt auf. Die führte mich zuerst zu Freunden, wo mir Gerald außerdem meinen am Ende aufgespleisten Glasfaserstab für die Flagge fachmännisch kürzte, damit ich ihn wieder in der dafür vorgesehenen Halterung verankern konnte. Danach sammelte ich auf moderater Strecke noch ein paar Höhenmeter bevor ich die letzten 40 km auf dem Elberadweg nachhause fuhr. Als ich zwanzig Minuten nach Sonnenuntergang schließlich zuhause eintraf, war ich sehr zufrieden. Denn meine Rolliräder am Handbike hatten sich nicht nur als guter Ersatz bewährt, sondern ich konnte trotz des Unfalls auch alle meine Vorgaben erfüllen.

Nun hoffe ich inständig, daß es bald eine gute Lösung zur Beseitigung der Unfallfolgen an meinem Handbike gibt. Ewig will/kann ich ja nicht mit Rollstuhlrädern fahren.

29. Oktober 2024

Zwischenspurt

In den vergangenen Tagen seit dem 20. Oktober habe ich auf 7 Touren rund 818 km mit knapp 6200 Hm absolviert. Vier davon währnd meines Urlaubs in Waren (Müritz), die letzten drei dann schon wieder zuhause. Auch beim Tempo konnte ich erheblich zulegen, was nicht nur am relativ flachen Streckenprofil lag (Höhenmeter pro Tour weniger als 1% der Kilometersumme), sondern auch erheblich am guten Untergrund sowie dem warmen Wetter mit viel Sonnenschein. Damit bin ich meinen Wunschvorgaben für die Jahresstatistik jedenfalls ein ganzes Stück näher gekommen.

Weil ich die Urlaubsnachbereitung bereits am Freitag nach meiner frühen Ankunft über die Bühne gebracht hatte, konnte ich gleich am nächsten Tag die ersten Kilometer im Handbike sammeln. Da ging es (über Umwege) zunächst zur Saupsdorfer Hütte des Sächsischen Bergsteigerbunds, um dort die ersten Ergebnisse der baulichen Erweiterung und Modernisierung zu begutachten. Die Hüttenwarte Antje und Andreas haben sich hierbei nämlich für barrierefreie Übernachtunsgplätze inkl. der dazugehörigen Sanitäreinrichtung stark gemacht. Zur Begehung benötigte ich natürlich meinen (Zweit-)Rollstuhl, doch den hatten die beiden am Vorabend bei mir abgeholt.

Schon vor dem gemeinsamen Mittagessen mit allen Beteiligten am ehrenamtlichen Wochenend-Arbeitseinsatz drehte ich also eine Runde durch das Haus und war sehr angetan von dem, was ich sah. Wenn die Umbauarbeiten in nicht allzu ferner Zukunft abgeschlossen sind, sollen in der Hütte bis zu vier Gäste mit Mobilitäötseinschränkungen übernachten können. Das ist Spitze!

Während ich auf dem Hinweg fleißig Höhenmeter gesammelt hatte, fuhr ich anschließend zurück meist nur noch bergab oder auf ebener Strecke. Einzige Ausnahme war mein Lieblingsumweg über das linkselbische Cunnersdorf, wodurch ich noch vor meiner Ankunft zuhause die 1000-Hm-Marke knackte.

Meine zweite Wochenendtour begann zunächst sehr flach. Nach knapp 40 km waren am Ortsausgang von Freital-Hainsberg erst 300 Hm zusammengekommen. Statt nun das Weißeritztal durch Tharandt weiter nach Edle Krone zu fahren, bevor ich in Richtung Höckendorf abbog, entschied ich mich für die alternative Streckenvariante über Somsdorf (s. Track vom 27.10., km 37,5 - 44,3). Bisher hatte ich die Straße erst einmal in Gegenrichtung befahren, da der vom Dorf führende Weiterweg nicht asphaltiert und daher unattraktiv für mich war. Inzwischen hat sich das jedoch etwas geändert, nunmehr sind davon nur noch 1,4 km teils schotteriger Feldweg (s. Track vom 27.10., km 42,9 - 44,3) übriggeblieben.

Leider erwischte mich kurz vor dem Ende des Asphalts die Defekthexe, als ich bei vollem Tempo während einer Abfahrt mit dem Vorderrad über einen Stein fuhr, den ich aufgrund des Laubs auf der Straße nicht gesehen hatte. Die anschließende Zwangspause zum Schlauchwechsel verbrachte ich jedoch relativ entspannt an einem schönen Rastplatz bei Sonnenschein und angenehmer Wärme. - Es gibt Schlimmeres.

Der Rest der Tour wurde ein Aneinanderreihen von immer wieder gern befahrenen Straßen, die keine Überraschungen, jedoch viel Freude am Fahren für mich bereithielten. Wegen meines angestrebten Mindestkilometersolls schlug ich kurz vor Pirna noch einen Haken bis nach Nentmannsdorf, erreichte aber trotzdem noch vor Vier mein Ziel.

Gestern war ich dann noch ein drittes Mal unterwegs. Obwohl ich morgens keine Ermüdungserscheinungen spürte, nahm ich mir vor, an diesem Tag keine zu großen Bäume ausreißen zu wollen. Dafür ist das Gebiet nördlich von Pirna bestens geeignet. Flüssig zu fahrende Anstiege - z.B. von Stadt nach Dorf Wehlen, die Auffahrt von Lohmen in Richtung Dobra oder auch von Neustadt bis hinter den Ortsausgang von Oberottendorf - und kilometerlange Passagen mit nahezu optimalem Gefälle ließen mich zügig vorankommen.

Hatte ich mich vor dem ersten größeren Anstieg zunächst meiner Jacke entledigt, so zog ich mir bald danach sogar noch die Ärmlinge aus und fuhr den Rest des Tour dann im Kurzarmtrikot. Bis an die 20°C stiegen an diesem 28. Oktober die Temperaturen - einem Datum, an welchem in manchem Jahren schon die ersten Schneefälle als Vorboten des kommenden Winters niedergegangen waren. Ich aber drehte zum Schluß auf dem Elberadweg noch einmal richtig auf und schaffte es bis 14.45 Uhr nachhause.

Bis jetzt habe ich die Schönwetterperiode optimal für den Sport genutzt.

25. Oktober 2024

Glücks-Kleeblatt

Nach sieben Tagen bin ich wieder zuhause. Jedoch nicht, ohne im Mecklenburgischen meine Glücksklee-Tourensammlung zu komplettieren. Vier Touren in alle vier Himmelsrichtungen könnte man natürlich auch Windrose nennen, aber die Spuren meiner Ausfahrten zeichnen eher Blätter - wenn auch ziemlich zerzauste.

Von vornherein hatte ich zwischen meinen Unternehmungen im Handbike in Waren einen Ruhetag geplant. Den legte ich am Dienstag ein und erkundete die Altstadt etwas gründlicher. Das schöne Wetter machte am Vormittag ebenfalls Pause, doch da besichtigte ich u.a. die zwei großen Stadtkirchen, St. Marien und Georgen. Ich sage immer: "Schaue Dir die Gotteshäuser eines Ortes an, und Du erfährst mehr über die Menschen, die dort leben". - Die Leute hier sind mir sympathisch.

Meine dritte Tour ab Waren (Müritz), diesmal nach Osten, führte mich am Mittwoch bis nach Neubrandenburg. Zwar legte sich den gesamten Vormittag teils recht dichter Nebel übers Land, sodaß nicht viel von der Umgebung zu sehen war. Aber dafür radelte ich auf kilometerlangen Fahrradstraßen und einsamen Sträßchen nahezu stundenlang völlig allein. Allerdings gab es dabei auch einen Abschnitt, der mir viel Geduld abverlangte. Die mit groben Feldsteinen gepflasterte Kastanienallee zwischen Klein und Groß Flotow (s. Track vom 23.10., km 26,1 - 28,1) mag zwar Naturliebhaber begeistern, schüttelte mich und mein Gefährt aber ziemlich durch. Ein höheres Tempo als Schrittgeschwindigkeit war da einfach nicht drin.

Viel entspannter ließ sich dann der bestens asphaltierte Bahntrassenradweg vor und nach Penzlin fahren (s. Track vom 23.10., km 32,7 - 45,0), wenngleich die Unterbrechungsstelle vor dieser Stadt auch wieder baulich so gestaltet war, daß diese durch die meisten Handbiker nicht ohne Hilfe gemeistert werden kann. Eigentlich schade.

Am Tollensesee bog ich dann kurzentschlossen noch zum Stadtzentrum von Neubrandenburg ab, denn ich lag gut in der Zeit, um die vier Stadttore, für welche diese Stadt bekannt ist, zu besichtigen. Die waren auch wirklich sehenswert, was sich dahinter in der vermuteten Altstadt verbarg dafür umso weniger. Geschockt von einem riesigen mit Steinplatten ausgelegten Platz, den ein häßliches Betonklotz-Hochhaus, Beleuchtungsinstallationen sowie eine überdimensionierte Hallenkonstruktion aus Stein, Glas und Stahl - ähnlich der staatlichen Protzbauten in Nordkorea - säumten, flüchtete ich alsbald von diesem unheimlichen Ort. Die Wiedergutmachung erfolgte etliche Kilometer später mit dem Schloß Hohenzieritz, einem schönen frühklassizistischen Bau, an dem ich nur aufgrund eines verpaßten Abzweigs vorbeikam.

Schöner Tourenabschluß wurde an diesem Tag meine Fahrt durch den Müritz-Nationalpark auf der Strecke, welche ich bei meiner Fahrt rund um die Müritz zugunsten einiger Zusatzkilometer links liegen lassen hatte.

Gestern folgte schließlich noch meine Handbiketour in Richtung Westen. Vor dem Umkehrpunkt Plau am See am Westufer des Plauer Sees fuhr ich erneut viele Kilometer auf einsamen Straßen. Am Donnerstag setzte sich jedoch die Sonne schon eine Stunde nach meinem Aufbruch immer mehr gegen den Morgennebel durch. Das gab ein paar sehr romantische Ausblicke über die Landschaft mit waberndem Weiß in den Senken und sonnenbeschienenen Anhöhen unter einem blauem Himmel!

Erneut änderte ich spontan einen Teil meiner geplanten Tour, um unbefestigten sowie kurz danach grob gepflasterten Wegstrecken auszuweichen. Damit konnte ich aber das flotte Tempo beibehalten. Mittags erreichte nach 60 km Plau am See, und bald danach passierte ich das Reha-Zentrum, in welchem ich 2007 auch schon mal in Behandlung war.  Mittlerweile war es wieder so warm, daß ich nur noch Kurzarmtrikot sowie Ärmlinge benötigte. Bei meiner Freßpause ließ ich mir daher mehr Zeit als sonst.

Das Sparower Großsteingrab (Aufnahmeort)
Im weiteren Verlauf der Fahrt stattete ich noch der großen Halbinsel im Plauer See einen Besuch ab. Dort befand sich ein Campingplatz, den ich für Freunde auskundschaftete. 2,5 km weiter stach mir am Ortseingang von Sparow ein Wegweiser mit dem Hinweis auf das nahe Großsteingrab ins Auge. Das wollte ich mir natürlich unbedingt ansehen, denn der Weg dorthin schien mit meinem Handbike befahrbar zu sein. Etwas abseits der Trasse gelegen, fuhr ich zunächst daran vorbei, konnte aber - nachdem ich meinen Fehler bemerkt hatte und umgekehrt war - sogar die rund dreißig Meter Gelände leicht bergauf bis zum Steinbau erstaunlich gut bewältigen. Es ist schon faszinierend, an einem solchen Ort durch die Hinterlassenschaften einer versunkenen Kultur den Atem einer lang vergangenen Zeit zu spüren.

Noch vor dem Ziel wurde ich jedoch wieder in die Realität zurückgeholt. Als ich einen Abzweig zum landstraßenbegleitenden Radweg verpaßte und auch wegen einer durchgehender Leitplanke nicht mehr darauf wechseln konnte, hupte mich auf schnurgerader Straße ohne Gegenverkehr ein Typ im Auto an und schnauzte mich sofort bei heruntergelassener Seitenscheibe an, ich solle den Radweg benutzen. Abgesehen davon, daß dieser separate Radweg nach 400 m schon wieder endete und ein Wendemanöver außerdem für mich wesentlich gefährlicher gewesen wäre, habe ich an dieser Stelle nun wirklich niemanden behindert. Genauso beschränkt verhielt sich übrigens auch ein nachfolgender autofahrender Briefträger, der mir ebenfalls sein Brett vor dem Kopf präsentieren mußte. Kurz vor Ultimo also endlich doch noch Quotenidioten, und das gleich im Doppelpack!

Die übrigen Einheimischen waren nämlich sonst überaus freundlich, rücksichtsvoll und durchaus aufgeschlossen gegenüber mir mit meinen Aktivitäten. Deshalb kann ich mir gut vorstellen, hierher noch einmal wiederzukommen.

Ein prima Quartier, wo ich herzlich willkommen bin, hätte ich bereits ...

22. Oktober 2024

Fast wie am Meer

Mein Herbsturlaub führte mich in diesem Jahr nach Waren an der Müritz, dem größten See im Osten Deutschlands. Eigentlich wollte ich ja ans Meer, doch erwies sich die Quartiersuche in der Region als eher frustrierend. In Meeresnähe werden nämlich derartig astronomische Preise aufgerufen, daß mir die Lust auf Romantik am Meer verging. Wenn ich in einer gewöhnlichen Jugendherberge (z.B. Heringsdorf) als alleinreisender Rollifahrer rund 80,- EUR für eine Übernachtung mit Frühstück zahlen soll (wegen Einzelbelegung eines Doppelzimmers), dann ist das einfach unverschämt. - Aber gut, solange es Touristen gibt, die solchen Wucher mitmachen ...

In Waren (Müritz) bin ich nun in der Begegnungsstätte Immanuel Haus Ecktannen untergekommen, welche ich eher zufällig bei meiner Recherche gefunden habe. Das Haus ist nicht nur sehr schön gelegen, sondern für meine geplanten Aktivitäten nahezu perfekt. Ich habe mich hier sofort wohl gefühlt, nicht zuletzt, weil die Beschäftigten freundlich und engagiert auf meine "Extrawünsche" (wie z.B. die Unterbringung meines Handbikes) eingegangen sind. Und das zu absolut fairen Preisen, die für Gäste mit Handicap sogar noch etwas günstiger sind.

Gleich nachdem ich mich einigermaßen eingerichtet hatte, unternahm ich einen kurzen Spaziergang ins Stadtzentrum. Bis dahin sind es etwa zwei Kilometer, für mich im Rolli kein Problem. Dafür ließ es sich auf der  Strandpromenade ganz entspannt rollen. Im Hafen an der Stadt gab es dann leider viele holperige Pflasterpassagen, die man nicht komplett vermeiden konnte. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau ...

Morgenstimmung auf der Mecklenburgischen
Seenplatte (Aufnahmeort)
Am Sonntag ging es dann zum ersten Mal mit dem Handbike auf die Piste. Von den vier zuhause ausgearbeiteten Touren entschied ich mich zunächst für die Nordrunde zum Kummerower See. Schon von Beginn an rollte es prächtig. Das lag nicht nur am Rückenwind, sondern auch am flachen Streckenprofil. Darüber hinaus lachte alsbald die Sonne von einem blauen Himmel, und zwar bei jahreszeitlich ungewöhnlich milden Temperaturen von 15 - 19°C. Optimal!

Nach knapp 54 km wurde ich allerdings unerwartet gestopt. Bei der Planung war mir nicht aufgefallen, daß die Peene an dieser Stelle nur mittels Fähre überquert werden konnte. Da das Schiff jedoch nicht barrierefrei zugänglich war und ich keine Schäden am Handbike durch unsachgemäße Hilfe riskieren wollte, wählte ich den Umweg über Demmin und Dargun. Das bedeutet dreißig zusätzliche Kilometer, doch war ich nicht nur sehr schnell unterwegs, sondern hatte sowieso schon mit ein paar Zusatzkilometern geliebäugelt. Zumal ich Demmin noch von der FICHKONA-Aktion im Jahr 2021 kannte.

Auf dem Rückweg wurde ich dann bei spürbarem Gegenwind etwas langsamer, und allmählich wurde mir klar, daß ich es vermutlich nicht bis vor dem Sonnenuntergang wieder "zuhause" wäre. Aber das machte mir nichts aus, denn ich hatte sowieso Beleuchtung mitgenommen. Am Ende erreichte ich mein Basislager gegen 18.30 Uhr, gut ausgearbeitet und hochzufrieden. Das war ein wirklich gelungener Auftakt!

Gestern bin ich am Morgen dann sofort zur zweiten Handbiketour aufgebrochen. Diesmal sollte es rund um die Müritz gehen. Ursprünglich als Einrolltour gedacht, wollte ich dabei hauptsächlich den Müritz-Radweg rund um den See befahren. Doch bereits auf den ersten Kilometern nach Waren stellte ich fest, daß die Markierung als Radweg bei Openstreetmap hier nicht zwangsläufig asphaltierten bzw. ähnlich befestigten Untergrund bedeutete. Vielmehr bewegte ich mich oft auf einer gut berollbaren Mineralstoffdecke, auf welcher ich wesentlich mehr Obacht wegen möglicher Hindernisse und spitzer Steiner unter dem Laub geben mußte und damit auch langsamer vorankam. Ganz abgesehen vom aufgewirbelten Sand. Einige geplante Abschnitte des Rundwegs wählte ich deshalb ab und benutzte lieber straßenbegleitende Radwege oder verkehrsarme Ortsverbindungsstraßen. Landschaftlich büßte ich dabei nichts ein.

Kurz nach Rechlin erreichte ich schließlich den Müritz-Nationalpark. Den hätte ich nun so ziemlich direkt durchquert, doch angesichts des erst frühen Nachmittags dehnte ich ab Boek meine Runde weiter nach Osten aus. Letztlich bewegte ich mich dabei außerhalb der Ostgrenze des Nationalparks durch nicht minder sehenswerte Lande. Die andere Streckenvariante kann ich ja immer noch während meiner nächsten Tour erkunden ...

Eine weitere Überraschung erwartete mich außerdem an diesem Tag - fast zum Schluß. Da kam ich in Ankershagen am Elternhaus des Troja-Entdeckers Heinrich Schliemann vorbei, in welchem er neun Jahre seiner Kindheit verbrachte. Mit dem Handbike konnte ich freilich nicht ins Haus, welches heute ein Museum über diese faszinierende Persönlichkeit beherbergt. Den Hauch der Geschichte spürte ich trotzdem.

Ich freue mich schon auf die nächsten Erkundungen!