29. Oktober 2024

Zwischenspurt

In den vergangenen Tagen seit dem 20. Oktober habe ich auf 7 Touren rund 818 km mit knapp 6200 Hm absolviert. Vier davon während meines Urlaubs in Waren (Müritz), die letzten drei dann schon wieder zuhause. Auch beim Tempo konnte ich erheblich zulegen, was nicht nur am relativ flachen Streckenprofil lag (Höhenmeter pro Tour weniger als 1% der Kilometersumme), sondern auch erheblich am guten Untergrund sowie dem warmen Wetter mit viel Sonnenschein. Damit bin ich meinen Wunschvorgaben für die Jahresstatistik jedenfalls ein ganzes Stück näher gekommen.

Weil ich die Urlaubsnachbereitung bereits am Freitag nach meiner frühen Ankunft über die Bühne gebracht hatte, konnte ich gleich am nächsten Tag die ersten Kilometer im Handbike sammeln. Da ging es (über Umwege) zunächst zur Saupsdorfer Hütte des Sächsischen Bergsteigerbunds, um dort die ersten Ergebnisse der baulichen Erweiterung und Modernisierung zu begutachten. Die Hüttenwarte Antje und Andreas haben sich hierbei nämlich für barrierefreie Übernachtunsgplätze inkl. der dazugehörigen Sanitäreinrichtung stark gemacht. Zur Begehung benötigte ich natürlich meinen (Zweit-)Rollstuhl, doch den hatten die beiden am Vorabend bei mir abgeholt.

Schon vor dem gemeinsamen Mittagessen mit allen Beteiligten am ehrenamtlichen Wochenend-Arbeitseinsatz drehte ich also eine Runde durch das Haus und war sehr angetan von dem, was ich sah. Wenn die Umbauarbeiten in nicht allzu ferner Zukunft abgeschlossen sind, sollen in der Hütte bis zu vier Gäste mit Mobilitäötseinschränkungen übernachten können. Das ist Spitze!

Während ich auf dem Hinweg fleißig Höhenmeter gesammelt hatte, fuhr ich anschließend zurück meist nur noch bergab oder auf ebener Strecke. Einzige Ausnahme war mein Lieblingsumweg über das linkselbische Cunnersdorf, wodurch ich noch vor meiner Ankunft zuhause die 1000-Hm-Marke knackte.

Meine zweite Wochenendtour begann zunächst sehr flach. Nach knapp 40 km waren am Ortsausgang von Freital-Hainsberg erst 300 Hm zusammengekommen. Statt nun das Weißeritztal durch Tharandt weiter nach Edle Krone zu fahren, bevor ich in Richtung Höckendorf abbog, entschied ich mich für die alternative Streckenvariante über Somsdorf (s. Track vom 27.10., km 37,5 - 44,3). Bisher hatte ich die Straße erst einmal in Gegenrichtung befahren, da der vom Dorf führende Weiterweg nicht asphaltiert und daher unattraktiv für mich war. Inzwischen hat sich das jedoch etwas geändert, nunmehr sind davon nur noch 1,4 km teils schotteriger Feldweg (s. Track vom 27.10., km 42,9 - 44,3) übriggeblieben.

Leider erwischte mich kurz vor dem Ende des Asphalts die Defekthexe, als ich bei vollem Tempo während einer Abfahrt mit dem Vorderrad über einen Stein fuhr, den ich aufgrund des Laubs auf der Straße nicht gesehen hatte. Die anschließende Zwangspause zum Schlauchwechsel verbrachte ich jedoch relativ entspannt an einem schönen Rastplatz bei Sonnenschein und angenehmer Wärme. - Es gibt Schlimmeres.

Der Rest der Tour wurde ein Aneinanderreihen von immer wieder gern befahrenen Straßen, die keine Überraschungen, jedoch viel Freude am Fahren für mich bereithielten. Wegen meines angestrebten Mindestkilometersolls schlug ich kurz vor Pirna noch einen Haken bis nach Nentmannsdorf, erreichte aber trotzdem noch vor Vier mein Ziel.

Gestern war ich dann noch ein drittes Mal unterwegs. Obwohl ich morgens keine Ermüdungserscheinungen spürte, nahm ich mir vor, an diesem Tag keine zu großen Bäume ausreißen zu wollen. Dafür ist das Gebiet nördlich von Pirna bestens geeignet. Flüssig zu fahrende Anstiege - z.B. von Stadt nach Dorf Wehlen, die Auffahrt von Lohmen in Richtung Dobra oder auch von Neustadt bis hinter den Ortsausgang von Oberottendorf - und kilometerlange Passagen mit nahezu optimalem Gefälle ließen mich zügig vorankommen.

Hatte ich mich vor dem ersten größeren Anstieg zunächst meiner Jacke entledigt, so zog ich mir bald danach sogar noch die Ärmlinge aus und fuhr den Rest des Tour dann im Kurzarmtrikot. Bis an die 20°C stiegen an diesem 28. Oktober die Temperaturen - einem Datum, an welchem in manchem Jahren schon die ersten Schneefälle als Vorboten des kommenden Winters niedergegangen waren. Ich aber drehte zum Schluß auf dem Elberadweg noch einmal richtig auf und schaffte es bis 14.45 Uhr nachhause.

Bis jetzt habe ich die Schönwetterperiode optimal für den Sport genutzt.

25. Oktober 2024

Glücks-Kleeblatt

Nach sieben Tagen bin ich wieder zuhause. Jedoch nicht, ohne im Mecklenburgischen meine Glücksklee-Tourensammlung zu komplettieren. Vier Touren in alle vier Himmelsrichtungen könnte man natürlich auch Windrose nennen, aber die Spuren meiner Ausfahrten zeichnen eher Blätter - wenn auch ziemlich zerzauste.

Von vornherein hatte ich zwischen meinen Unternehmungen im Handbike in Waren einen Ruhetag geplant. Den legte ich am Dienstag ein und erkundete die Altstadt etwas gründlicher. Das schöne Wetter machte am Vormittag ebenfalls Pause, doch da besichtigte ich u.a. die zwei großen Stadtkirchen, St. Marien und Georgen. Ich sage immer: "Schaue Dir die Gotteshäuser eines Ortes an, und Du erfährst mehr über die Menschen, die dort leben". - Die Leute hier sind mir sympathisch.

Meine dritte Tour ab Waren (Müritz), diesmal nach Osten, führte mich am Mittwoch bis nach Neubrandenburg. Zwar legte sich den gesamten Vormittag teils recht dichter Nebel übers Land, sodaß nicht viel von der Umgebung zu sehen war. Aber dafür radelte ich auf kilometerlangen Fahrradstraßen und einsamen Sträßchen nahezu stundenlang völlig allein. Allerdings gab es dabei auch einen Abschnitt, der mir viel Geduld abverlangte. Die mit groben Feldsteinen gepflasterte Kastanienallee zwischen Klein und Groß Flotow (s. Track vom 23.10., km 26,1 - 28,1) mag zwar Naturliebhaber begeistern, schüttelte mich und mein Gefährt aber ziemlich durch. Ein höheres Tempo als Schrittgeschwindigkeit war da einfach nicht drin.

Viel entspannter ließ sich dann der bestens asphaltierte Bahntrassenradweg vor und nach Penzlin fahren (s. Track vom 23.10., km 32,7 - 45,0), wenngleich die Unterbrechungsstelle vor dieser Stadt auch wieder baulich so gestaltet war, daß diese durch die meisten Handbiker nicht ohne Hilfe gemeistert werden kann. Eigentlich schade.

Am Tollensesee bog ich dann kurzentschlossen noch zum Stadtzentrum von Neubrandenburg ab, denn ich lag gut in der Zeit, um die vier Stadttore, für welche diese Stadt bekannt ist, zu besichtigen. Die waren auch wirklich sehenswert, was sich dahinter in der vermuteten Altstadt verbarg dafür umso weniger. Geschockt von einem riesigen mit Steinplatten ausgelegten Platz, den ein häßliches Betonklotz-Hochhaus, Beleuchtungsinstallationen sowie eine überdimensionierte Hallenkonstruktion aus Stein, Glas und Stahl - ähnlich der staatlichen Protzbauten in Nordkorea - säumten, flüchtete ich alsbald von diesem unheimlichen Ort. Die Wiedergutmachung erfolgte etliche Kilometer später mit dem Schloß Hohenzieritz, einem schönen frühklassizistischen Bau, an dem ich nur aufgrund eines verpaßten Abzweigs vorbeikam.

Schöner Tourenabschluß wurde an diesem Tag meine Fahrt durch den Müritz-Nationalpark auf der Strecke, welche ich bei meiner Fahrt rund um die Müritz zugunsten einiger Zusatzkilometer links liegen lassen hatte.

Gestern folgte schließlich noch meine Handbiketour in Richtung Westen. Vor dem Umkehrpunkt Plau am See am Westufer des Plauer Sees fuhr ich erneut viele Kilometer auf einsamen Straßen. Am Donnerstag setzte sich jedoch die Sonne schon eine Stunde nach meinem Aufbruch immer mehr gegen den Morgennebel durch. Das gab ein paar sehr romantische Ausblicke über die Landschaft mit waberndem Weiß in den Senken und sonnenbeschienenen Anhöhen unter einem blauem Himmel!

Erneut änderte ich spontan einen Teil meiner geplanten Tour, um unbefestigten sowie kurz danach grob gepflasterten Wegstrecken auszuweichen. Damit konnte ich aber das flotte Tempo beibehalten. Mittags erreichte nach 60 km Plau am See, und bald danach passierte ich das Reha-Zentrum, in welchem ich 2007 auch schon mal in Behandlung war.  Mittlerweile war es wieder so warm, daß ich nur noch Kurzarmtrikot sowie Ärmlinge benötigte. Bei meiner Freßpause ließ ich mir daher mehr Zeit als sonst.

Das Sparower Großsteingrab (Aufnahmeort)
Im weiteren Verlauf der Fahrt stattete ich noch der großen Halbinsel im Plauer See einen Besuch ab. Dort befand sich ein Campingplatz, den ich für Freunde auskundschaftete. 2,5 km weiter stach mir am Ortseingang von Sparow ein Wegweiser mit dem Hinweis auf das nahe Großsteingrab ins Auge. Das wollte ich mir natürlich unbedingt ansehen, denn der Weg dorthin schien mit meinem Handbike befahrbar zu sein. Etwas abseits der Trasse gelegen, fuhr ich zunächst daran vorbei, konnte aber - nachdem ich meinen Fehler bemerkt hatte und umgekehrt war - sogar die rund dreißig Meter Gelände leicht bergauf bis zum Steinbau erstaunlich gut bewältigen. Es ist schon faszinierend, an einem solchen Ort durch die Hinterlassenschaften einer versunkenen Kultur den Atem einer lang vergangenen Zeit zu spüren.

Noch vor dem Ziel wurde ich jedoch wieder in die Realität zurückgeholt. Als ich einen Abzweig zum landstraßenbegleitenden Radweg verpaßte und auch wegen einer durchgehender Leitplanke nicht mehr darauf wechseln konnte, hupte mich auf schnurgerader Straße ohne Gegenverkehr ein Typ im Auto an und schnauzte mich sofort bei heruntergelassener Seitenscheibe an, ich solle den Radweg benutzen. Abgesehen davon, daß dieser separate Radweg nach 400 m schon wieder endete und ein Wendemanöver außerdem für mich wesentlich gefährlicher gewesen wäre, habe ich an dieser Stelle nun wirklich niemanden behindert. Genauso beschränkt verhielt sich übrigens auch ein nachfolgender autofahrender Briefträger, der mir ebenfalls sein Brett vor dem Kopf präsentieren mußte. Kurz vor Ultimo also endlich doch noch Quotenidioten, und das gleich im Doppelpack!

Die übrigen Einheimischen waren nämlich sonst überaus freundlich, rücksichtsvoll und durchaus aufgeschlossen gegenüber mir mit meinen Aktivitäten. Deshalb kann ich mir gut vorstellen, hierher noch einmal wiederzukommen.

Ein prima Quartier, wo ich herzlich willkommen bin, hätte ich bereits ...

22. Oktober 2024

Fast wie am Meer

Mein Herbsturlaub führte mich in diesem Jahr nach Waren an der Müritz, dem größten See im Osten Deutschlands. Eigentlich wollte ich ja ans Meer, doch erwies sich die Quartiersuche in der Region als eher frustrierend. In Meeresnähe werden nämlich derartig astronomische Preise aufgerufen, daß mir die Lust auf Romantik am Meer verging. Wenn ich in einer gewöhnlichen Jugendherberge (z.B. Heringsdorf) als alleinreisender Rollifahrer rund 80,- EUR für eine Übernachtung mit Frühstück zahlen soll (wegen Einzelbelegung eines Doppelzimmers), dann ist das einfach unverschämt. - Aber gut, solange es Touristen gibt, die solchen Wucher mitmachen ...

In Waren (Müritz) bin ich nun in der Begegnungsstätte Immanuel Haus Ecktannen untergekommen, welche ich eher zufällig bei meiner Recherche gefunden habe. Das Haus ist nicht nur sehr schön gelegen, sondern für meine geplanten Aktivitäten nahezu perfekt. Ich habe mich hier sofort wohl gefühlt, nicht zuletzt, weil die Beschäftigten freundlich und engagiert auf meine "Extrawünsche" (wie z.B. die Unterbringung meines Handbikes) eingegangen sind. Und das zu absolut fairen Preisen, die für Gäste mit Handicap sogar noch etwas günstiger sind.

Gleich nachdem ich mich einigermaßen eingerichtet hatte, unternahm ich einen kurzen Spaziergang ins Stadtzentrum. Bis dahin sind es etwa zwei Kilometer, für mich im Rolli kein Problem. Dafür ließ es sich auf der  Strandpromenade ganz entspannt rollen. Im Hafen an der Stadt gab es dann leider viele holperige Pflasterpassagen, die man nicht komplett vermeiden konnte. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau ...

Morgenstimmung auf der Mecklenburgischen
Seenplatte (Aufnahmeort)
Am Sonntag ging es dann zum ersten Mal mit dem Handbike auf die Piste. Von den vier zuhause ausgearbeiteten Touren entschied ich mich zunächst für die Nordrunde zum Kummerower See. Schon von Beginn an rollte es prächtig. Das lag nicht nur am Rückenwind, sondern auch am flachen Streckenprofil. Darüber hinaus lachte alsbald die Sonne von einem blauen Himmel, und zwar bei jahreszeitlich ungewöhnlich milden Temperaturen von 15 - 19°C. Optimal!

Nach knapp 54 km wurde ich allerdings unerwartet gestopt. Bei der Planung war mir nicht aufgefallen, daß die Peene an dieser Stelle nur mittels Fähre überquert werden konnte. Da das Schiff jedoch nicht barrierefrei zugänglich war und ich keine Schäden am Handbike durch unsachgemäße Hilfe riskieren wollte, wählte ich den Umweg über Demmin und Dargun. Das bedeutet dreißig zusätzliche Kilometer, doch war ich nicht nur sehr schnell unterwegs, sondern hatte sowieso schon mit ein paar Zusatzkilometern geliebäugelt. Zumal ich Demmin noch von der FICHKONA-Aktion im Jahr 2021 kannte.

Auf dem Rückweg wurde ich dann bei spürbarem Gegenwind etwas langsamer, und allmählich wurde mir klar, daß ich es vermutlich nicht bis vor dem Sonnenuntergang wieder "zuhause" wäre. Aber das machte mir nichts aus, denn ich hatte sowieso Beleuchtung mitgenommen. Am Ende erreichte ich mein Basislager gegen 18.30 Uhr, gut ausgearbeitet und hochzufrieden. Das war ein wirklich gelungener Auftakt!

Gestern bin ich am Morgen dann sofort zur zweiten Handbiketour aufgebrochen. Diesmal sollte es rund um die Müritz gehen. Ursprünglich als Einrolltour gedacht, wollte ich dabei hauptsächlich den Müritz-Radweg rund um den See befahren. Doch bereits auf den ersten Kilometern nach Waren stellte ich fest, daß die Markierung als Radweg bei Openstreetmap hier nicht zwangsläufig asphaltierten bzw. ähnlich befestigten Untergrund bedeutete. Vielmehr bewegte ich mich oft auf einer gut berollbaren Mineralstoffdecke, auf welcher ich wesentlich mehr Obacht wegen möglicher Hindernisse und spitzer Steiner unter dem Laub geben mußte und damit auch langsamer vorankam. Ganz abgesehen vom aufgewirbelten Sand. Einige geplante Abschnitte des Rundwegs wählte ich deshalb ab und benutzte lieber straßenbegleitende Radwege oder verkehrsarme Ortsverbindungsstraßen. Landschaftlich büßte ich dabei nichts ein.

Kurz nach Rechlin erreichte ich schließlich den Müritz-Nationalpark. Den hätte ich nun so ziemlich direkt durchquert, doch angesichts des erst frühen Nachmittags dehnte ich ab Boek meine Runde weiter nach Osten aus. Letztlich bewegte ich mich dabei außerhalb der Ostgrenze des Nationalparks durch nicht minder sehenswerte Lande. Die andere Streckenvariante kann ich ja immer noch während meiner nächsten Tour erkunden ...

Eine weitere Überraschung erwartete mich außerdem an diesem Tag - fast zum Schluß. Da kam ich in Ankershagen am Elternhaus des Troja-Entdeckers Heinrich Schliemann vorbei, in welchem er neun Jahre seiner Kindheit verbrachte. Mit dem Handbike konnte ich freilich nicht ins Haus, welches heute ein Museum über diese faszinierende Persönlichkeit beherbergt. Den Hauch der Geschichte spürte ich trotzdem.

Ich freue mich schon auf die nächsten Erkundungen!

14. Oktober 2024

Vorausschauend fahren

Bevor ich ab dem nächsten Wochenende ein paar Tage Urlaub im Flachland verbringe, war ich noch einmal fleißig beim Höhenmetersammeln. Überhaupt sieht es gar nicht so schlecht aus: Sofern nicht irgendwelche Kalamitäten passieren (z.B. daß mein Gefährt nicht mehr fahrbereit ist oder auch dauerhaft zum Handbiken ungeeignetes Wetter), könnte ich in diesem Jahr wieder einmal (mehr als) 14.000 km und 140.000 Hm in der Gesamtstatistik erreichen. Dazu müßte ich in der verbleibenden Zeit bis Ultimo pro Woche durchschnittlich etwas weniger als 200 km und 1000 Hm abrechnen. Das liegt beträchtlich unter meinem Limit.

Aber an einem Tag ohne optimales Wetter - also Sonnenschein, Windstille und Wärme - zuhause zu bleiben, geht natürlich nicht. Obwohl ich mich dann auch oft überwinden muß, weicht die Lustlosigkeit meist schnell, wenn ich erst einmal in Bewegung bin.

Sonnabends herrschte beispielsweise am Morgen vor meinem Fenster zwar Nebel, aber sobald ich die Stadt in Richtung Süden verlassen hatte, strahlte die Sonne mit mir um die Wette. Selbst die 2°C ließen sich dadurch gut ertragen, auch weil ich zunächst meist bergauf fuhr. Bis es sich schließlich eintrübte, lag ebenfalls schon der längste zusammenhängende Anstieg durch den Tiefen Grund von Porschdorf nach Hohnstein hinter mir. Trotz seiner Länge und der vielen Höhenmeter fahre ich diesen Berg eigentlich ziemlich gern, denn es gibt hier nur einen relativ kurzen steilen Abschnitt mit ausgeschilderten 12% Steigung (s. Track vom 12.10., km 50,7 - 51,1). Zum Schluß dehnte ich für eine ausgeglichene Bilanz und ein erfülltes Tagwerk meine Tour noch bis Dresden-Bühlau aus, bevor ich auf dem Elberadweg nachhause zurückkehrte.

Noch mehr Überwindung kostete es mich am Sonntag, mich auf's Rad zusetzen. Da hatte es in der Nacht und noch lange am Vormittag geregnet, inklusive eines 10-minütigen Wolkenbruchs gegen 9.00 Uhr. Als ich endlich halb Elf aufbrach, waren die Straßen immer noch pitschnaß, weshalb ich wegen des Spritzwassers nur verhalten fahren konnte.

Für Eisenbahnfans lohnt sich der Abstecher auf die
Sachsenbrücke: Blick über den Rangierbahnhof nach
Osten auf Pirna. Links der Bildmitte am Horizont das
Schloß, weiter rechts die Hochhäuser des Ortsteils
Sonnenstein. Links vom Schloß ist auch der Turm
der Marienkirche zu erkennen (Aufnahmeort)
Die Sonne trocknete dann bald die Straßen im freien Gelände ab, noch mehr aber der Westwind. Dieser frischte immer mehr auf und blies mir nun manchmal direkt entgegen. Mehrmals wurde ich dadurch zusätzlich bei den Anstiegen heftig ausgebremst, und als ich endlich nach der Fährüberfahrt in Pillnitz wieder ostwärts fuhr, hatte ich schon tüchtig Federn gelassen. An diesem Tag entschied ich mich letztlich für eine etwas leichtere Strecke. Daß ich insgesamt im Kurzstreckenbereich (d.h. unter 100 km Streckenlänge) blieb, war aber sowieso geplant.

Nachdem mir gestern während der Fahrt ein Quietschen auffiel, kümmerte ich mich heute morgen erstmal um den Antrieb. Reinigung und Schmieren der Kette dauerten heute zwar ein paar Minuten, doch die holte ich im Tagesverlauf locker wieder auf. Allerdings hatte ich mir auch eine Strecke zusammengestellt, die sich wirklich gut zum Meter machen eignet. Der moderate Anstieg durch das Lockwitztal bis Reinhardtsgrimma gehörte genauso dazu, wie der steile Stich am Ortsausgang von Schlottwitz hinauf nach Schlottwitz (s. Track vom 14.10., km 34,4 - 36,1). Erst mitten in diesem 12%er holte mich mein Virtual Partner (eingestellte Durchschnittsgeschwindigkeit 15,2 km/h) ein, und die 1,8 km, die ich bis zum Scheitelpunkt verlor, hatte ich während der anschließenden Abfahrt durch das Seidewitztal bereits kurz hinter Liebstadt aufgeholt.

Für die restliche Tour, d.h.  auch auf der zweiten Schleife nördlich der Elbe, erreichte mich dieser imaginäre Radfahrer nicht mehr, was bedeutet, daß meine Durchschnittsgeschwindigkeit niemals unter 15,2 km/h sank. Zwischendurch brach jedoch meine Motivation kurz ein - am dritten Tag in Folge mit dem Handbike unterwegs zu sein, hinterläßt eben auch bei mir mental Spuren. Spätestens am Umkehrpunkt in Großerkmannsdorf war dieser Hänger aber überwunden, zumal es nun nur noch den einen nervenden Anstieg von der Kreuzung an der B6 nach Rossendorf gab. 50 min später saß ich schon wieder im Rollstuhl.

8. Oktober 2024

Alles im Blick!

Erst vor einer reichlichen Woche hatte ich mich mit Lád'a getroffen, weil er mir eine Ersatzhalterung für mein Fahrradnavi bauen wollte. Kurz vor dem Wochenende überraschte er mich nun mit dem durch 3D-Druck erstellten Prototypen, und am Sonntag war die Konstruktion dann schon fertig zur Montage!

Die neue Halterung für mein Handbike-Navi
Daher verabredeten sich mein tschechischer Kamerad und ich uns also für den Sonntag - diesmal bei Herrnskretschen (Hřensko), wohin er mir entgegenkam. Natürlich montierte Lád'a vor der Weiterfahrt zunächst die neue Halterung an mein Handbike, es paßte alles auf Anhieb. Eigentlich dient dieses Teil nicht nur als bloßer Ersatz, sondern bewirkt eine echte Verbesserung, weil sich damit das Display mehr im Blickfeld befindet ich außerdem den Fahrradcomputer leichter bedienen kann. Mein neues Cockpit ist genial! - Danke Lád'o!

Danach fuhren wir gleich noch eine gemeinsame Runde durch's böhmische Zappenland. Mit dem Freund an meiner Seite drückte ich wesentlich mehr auf's Tempo - so wie meistens, wenn ich in Begleitung unterwegs bin. Selbst den steilen und langen Anstieg aus dem Elbtal hinauf nach Jonsdorf (Janov) arbeitete ich mich schneller als sonst hinauf. Später, im Binsdorfer Hochland schien sogar über längere Zeit die Sonne, welche sich dann leider wieder hinter Wolken versteckte, als wir durch Markersdorf (Markvartice) in Richtung Bensen (Benešov) fuhren.

Neu war für mich an diesem Tag ein Abschnitt des Radweges entlang des Polzen (Ploučnice), den ich bisher wegen einer Teil-Sperrung gemieden hatte (s. Track vom 06.10., km 65,2 - 67,8). Der großteils (leicht) geschotterte Abschnitt begleitet eben und sehr romantisch das (orographisch) rechte Flußufer und ist damit eine lohnende Alternative zur stark befahrenen Hauptstraße durch das Tal.

In Tetschen (Děčín) trennten wir uns schließlich, für mich ging es ab dort heimwärts. Da ich jedoch richtig gut in Schwung war, verließ ich in Krippen den Elberadweg für mein beliebtes Extrazackel über Cunnersdorf. Immer noch nicht ausgelastet, folgte dann sogar noch der Anstieg durch's Bielatal, bevor ich nach Pirna zurückkehrte. Trotz der zusätzlichen 400 Hm war ich so schnell, wie lange nicht mehr: 17,2 km/h auf 129 km mit 1330 Hm. Perfekt!

Der Montag sollte noch besseres Wetter bringen, doch davon war nichts zu spüren. Zwar wurde es bis zu 17°C warm, was mich dazu verleitete, ab dem späten Vormittag im Kurzarmtrikot zu fahren. Dafür drohten bereits am Morgen ganz in der Nähe erste Schauer, und auch die Heimfahrt wurde zu einem Wettlauf mit dem Regen.

Ohne spürbare Verschleißerscheinungen nahm ich mir an diesem Tag zu Beginn der Tour gleich eine der Steilrampen aus dem Müglitztal vor. Davon gibt es etliche, am steilsten sind die Anstiege von Glashütte in Richtung Luchau, ab Schlottwitz bis Berthelsdorf, von Mühlbach nach Maxen bzw. dorthin auch von Weesenstein. Erst vor kurzen hatte ich mich die schmale Straße von Mühlbach aus hinaufgequält, gestern war nun die mit 13% ausgeschilderte Weesensteiner Auffahrt dran (s. Track vom 07.10., km 10,8 - 15,0), wobei das erste Teilstück bis zum Ortseingang Falkenhein sowie der sich nochmal im Ort anschließende kurze Aufschwinger am steilsten sind. Bei 30°C im Schatten möchte ich diese Straßen nicht hinaufklettern!

Die restlichen Anstiege ließen sich hingegen meist relativ entspannt fahren, da sie sich auf eine längere Strecke verteilten. Beispielsweise die lange Anfahrt von Freital nach Pohrsdorf (s. Track vom 07.10., km 31,5 - 42,9), auf der es über 11,4 km immerhin 188 Hm aufwärts ging. Die letzte brutale Rampe mußte ich hinter Klipphausen ab der Neudeckmühle bewältigen (s. Track vom 07.10., km 62,0 - 62,3). Hier mag die Steigung des kleinen Sträßchens wohl kurzeitig mindesten 18% gewesen sein, die von mir mehrere Zwischenstops zum Verschnaufen erzwang.

Auf dem konditionell anspruchslosen Elberadweg konnte ich während der Heimfahrt keine Höhenmeter mehr sammeln. Deshalb wechselte ich über das Blaue Wunder nochmal die (Elb-)Seite, um das Defizit auszugleichen.

Es reichte - mit Ach und Krach.

5. Oktober 2024

Feuchte Episoden

Eigentlich waren die vergangenen Tage seit Dienstag nicht unbedingt optimal für Außenaktivitäten. Das Jahresziel im Blick, habe ich mich trotzdem auf's Handbike gewagt. Diesmal entsprach die Witterung jedoch tatsächlich der noch untertriebenen Prognose.

Immerhin konnte ich zum Feiertag am Donnerstag meine geplante Strecke komplett fahren. Während der Tour ging zwar schon kurz nach dem ersten Viertel ein erster kräftiger Regenguß nieder, weshalb ich mich schließlich für ein paar Minuten unter ein Dach stellte (obwohl ich schon naß war). Aber danach hatte ich das Gröbste überstanden, denn im weiteren Verlauf nieselte es nur noch ein paar Mal.

Am unangenehmsten waren die permanent klitschnassen Straßen, deren Spritzwasser mich vor allem während der Abfahrten zum Bremsen zwang. Mit der nassen Oberbekleidung kam ich übrigens gut zurecht. Zum einen war es mit ca. 14°C immer noch recht warm, zum anderen erzeugte ich durch die Bewegung ausreichend Körperwärme, welche die Sachen sogar nach und nach von innen her trocknete. Jeder Anstieg war also durchaus willkommen.

Gestern bin ich dann kurz nach dem Mittag wieder zu einer Feierabendtour aufgebrochen. Im Gegensatz zum Vortag sah es am Himmel wesentlich besser aus, außerdem ermutigten mich die trockenen Straßen dazu. Bis Börnchen (s. Track vom 04.10., km 24,5) blieb ich vom Regen verschont, dann tröpfelte es zum ersten Mal ein paar Minuten. Bei der Konsultation des Niederschlagsradars vor dem nächsten Anstieg meiner Nachmittagsrunde sah es jedoch schon wieder besser aus, sodaß ich immer noch nicht nervös wurde, als es während der Auffahrt erneut zu nieseln begann.

Schließlich erreichte ich kurz vor Falkenhain den Scheitelpunkt der Tour und damit erstmals wieder baumfreies Gelände. Was ich sah, gefiel mir gar nicht! Denn abgesehen vom kräftigen Wind, herrschte um mich herum Waschküchen-Bedingungen. Nun begann es auch, kräftiger zu regnen. Ich streifte mir daher meine Regenjacke über, wohl wissend, daß diese zwar nicht trocken hält, doch selbst naß immer noch winddicht ist.

Normalerweise hätten an dieser Stelle nun alle Herausforderungen hinter mir gelegen, gestern begann mit der Heimfahrt von Falkenhain jedoch der unangenehmste Teil meiner Ausfahrt. Bei teils kräftigem Regen und Temperaturen im einstelligen Bereich blieb die Freude am (Bergab-)Fahren auf der Strecke. Erst in Kreischa klarte es auf, doch da war schon lange kein trockener Faden mehr an mir. Bereits vorher hatte ich mich deshalb entschieden, nicht noch den ursprünglich beabsichtigten Umweg über Freital und Dresden für das angestrebte Kilometerziel, sondern den kürzestem Weg zurück nach Hause zu nehmen. Das Risiko, dabei gesundheitlich angeschlagen zu werden, erschien mir nämlich unvertretbar hoch.

Letztlich kam ich bei nun wärmerer und freundlicherer Witterung im Elbtal relativ entspannt kurz nach Fünf zuhause an. Meine Trainingsziele bezüglich Streckenlänge und Geschwindigkeit hatte ich zwar verfehlt, doch mich gut unter diesen widrigen Bedingungen geschlagen.

Schönwetterfahrer habe ich gestern jedenfalls nicht getroffen ...