14. Oktober 2024

Vorausschauend fahren

Bevor ich ab dem nächsten Wochenende ein paar Tage Urlaub im Flachland verbringe, war ich noch einmal fleißig beim Höhenmetersammeln. Überhaupt sieht es gar nicht so schlecht aus: Sofern nicht irgendwelche Kalamitäten passieren (z.B. daß mein Gefährt nicht mehr fahrbereit ist oder auch dauerhaft zum Handbiken ungeeignetes Wetter), könnte ich in diesem Jahr wieder einmal (mehr als) 14.000 km und 140.000 Hm in der Gesamtstatistik erreichen. Dazu müßte ich in der verbleibenden Zeit bis Ultimo pro Woche durchschnittlich etwas weniger als 200 km und 1000 Hm abrechnen. Das liegt beträchtlich unter meinem Limit.

Aber an einem Tag ohne optimales Wetter - also Sonnenschein, Windstille und Wärme - zuhause zu bleiben, geht natürlich nicht. Obwohl ich mich dann auch oft überwinden muß, weicht die Lustlosigkeit meist schnell, wenn ich erst einmal in Bewegung bin.

Sonnabends herrschte beispielsweise am Morgen vor meinem Fenster zwar Nebel, aber sobald ich die Stadt in Richtung Süden verlassen hatte, strahlte die Sonne mit mir um die Wette. Selbst die 2°C ließen sich dadurch gut ertragen, auch weil ich zunächst meist bergauf fuhr. Bis es sich schließlich eintrübte, lag ebenfalls schon der längste zusammenhängende Anstieg durch den Tiefen Grund von Porschdorf nach Hohnstein hinter mir. Trotz seiner Länge und der vielen Höhenmeter fahre ich diesen Berg eigentlich ziemlich gern, denn es gibt hier nur einen relativ kurzen steilen Abschnitt mit ausgeschilderten 12% Steigung (s. Track vom 12.10., km 50,7 - 51,1). Zum Schluß dehnte ich für eine ausgeglichene Bilanz und ein erfülltes Tagwerk meine Tour noch bis Dresden-Bühlau aus, bevor ich auf dem Elberadweg nachhause zurückkehrte.

Noch mehr Überwindung kostete es mich am Sonntag, mich auf's Rad zusetzen. Da hatte es in der Nacht und noch lange am Vormittag geregnet, inklusive eines 10-minütigen Wolkenbruchs gegen 9.00 Uhr. Als ich endlich halb Elf aufbrach, waren die Straßen immer noch pitschnaß, weshalb ich wegen des Spritzwassers nur verhalten fahren konnte.

Für Eisenbahnfans lohnt sich der Abstecher auf die
Sachsenbrücke: Blick über den Rangierbahnhof nach
Osten auf Pirna. Links der Bildmitte am Horizont das
Schloß, weiter rechts die Hochhäuser des Ortsteils
Sonnenstein. Links vom Schloß ist auch der Turm
der Marienkirche zu erkennen (Aufnahmeort)
Die Sonne trocknete dann bald die Straßen im freien Gelände ab, noch mehr aber der Westwind. Dieser frischte immer mehr auf und blies mir nun manchmal direkt entgegen. Mehrmals wurde ich dadurch zusätzlich bei den Anstiegen heftig ausgebremst, und als ich endlich nach der Fährüberfahrt in Pillnitz wieder ostwärts fuhr, hatte ich schon tüchtig Federn gelassen. An diesem Tag entschied ich mich letztlich für eine etwas leichtere Strecke. Daß ich insgesamt im Kurzstreckenbereich (d.h. unter 100 km Streckenlänge) blieb, war aber sowieso geplant.

Nachdem mir gestern während der Fahrt ein Quietschen auffiel, kümmerte ich mich heute morgen erstmal um den Antrieb. Reinigung und Schmieren der Kette dauerten heute zwar ein paar Minuten, doch die holte ich im Tagesverlauf locker wieder auf. Allerdings hatte ich mir auch eine Strecke zusammengestellt, die sich wirklich gut zum Meter machen eignet. Der moderate Anstieg durch das Lockwitztal bis Reinhardtsgrimma gehörte genauso dazu, wie der steile Stich am Ortsausgang von Schlottwitz hinauf nach Schlottwitz (s. Track vom 14.10., km 34,4 - 36,1). Erst mitten in diesem 12%er holte mich mein Virtual Partner (eingestellte Durchschnittsgeschwindigkeit 15,2 km/h) ein, und die 1,8 km, die ich bis zum Scheitelpunkt verlor, hatte ich während der anschließenden Abfahrt durch das Seidewitztal bereits kurz hinter Liebstadt aufgeholt.

Für die restliche Tour, d.h.  auch auf der zweiten Schleife nördlich der Elbe, erreichte mich dieser imaginäre Radfahrer nicht mehr, was bedeutet, daß meine Durchschnittsgeschwindigkeit niemals unter 15,2 km/h sank. Zwischendurch brach jedoch meine Motivation kurz ein - am dritten Tag in Folge mit dem Handbike unterwegs zu sein, hinterläßt eben auch bei mir mental Spuren. Spätestens am Umkehrpunkt in Großerkmannsdorf war dieser Hänger aber überwunden, zumal es nun nur noch den einen nervenden Anstieg von der Kreuzung an der B6 nach Rossendorf gab. 50 min später saß ich schon wieder im Rollstuhl.

8. Oktober 2024

Alles im Blick!

Erst vor einer reichlichen Woche hatte ich mich mit Lád'a getroffen, weil er mir eine Ersatzhalterung für mein Fahrradnavi bauen wollte. Kurz vor dem Wochenende überraschte er mich nun mit dem durch 3D-Druck erstellten Prototypen, und am Sonntag war die Konstruktion dann schon fertig zur Montage!

Die neue Halterung für mein Handbike-Navi
Daher verabredeten sich mein tschechischer Kamerad und ich uns also für den Sonntag - diesmal bei Herrnskretschen (Hřensko), wohin er mir entgegenkam. Natürlich montierte Lád'a vor der Weiterfahrt zunächst die neue Halterung an mein Handbike, es paßte alles auf Anhieb. Eigentlich dient dieses Teil nicht nur als bloßer Ersatz, sondern bewirkt eine echte Verbesserung, weil sich damit das Display mehr im Blickfeld befindet ich außerdem den Fahrradcomputer leichter bedienen kann. Mein neues Cockpit ist genial! - Danke Lád'o!

Danach fuhren wir gleich noch eine gemeinsame Runde durch's böhmische Zappenland. Mit dem Freund an meiner Seite drückte ich wesentlich mehr auf's Tempo - so wie meistens, wenn ich in Begleitung unterwegs bin. Selbst den steilen und langen Anstieg aus dem Elbtal hinauf nach Jonsdorf (Janov) arbeitete ich mich schneller als sonst hinauf. Später, im Binsdorfer Hochland schien sogar über längere Zeit die Sonne, welche sich dann leider wieder hinter Wolken versteckte, als wir durch Markersdorf (Markvartice) in Richtung Bensen (Benešov) fuhren.

Neu war für mich an diesem Tag ein Abschnitt des Radweges entlang des Polzen (Ploučnice), den ich bisher wegen einer Teil-Sperrung gemieden hatte (s. Track vom 06.10., km 65,2 - 67,8). Der großteils (leicht) geschotterte Abschnitt begleitet eben und sehr romantisch das (orographisch) rechte Flußufer und ist damit eine lohnende Alternative zur stark befahrenen Hauptstraße durch das Tal.

In Tetschen (Děčín) trennten wir uns schließlich, für mich ging es ab dort heimwärts. Da ich jedoch richtig gut in Schwung war, verließ ich in Krippen den Elberadweg für mein beliebtes Extrazackel über Cunnersdorf. Immer noch nicht ausgelastet, folgte dann sogar noch der Anstieg durch's Bielatal, bevor ich nach Pirna zurückkehrte. Trotz der zusätzlichen 400 Hm war ich so schnell, wie lange nicht mehr: 17,2 km/h auf 129 km mit 1330 Hm. Perfekt!

Der Montag sollte noch besseres Wetter bringen, doch davon war nichts zu spüren. Zwar wurde es bis zu 17°C warm, was mich dazu verleitete, ab dem späten Vormittag im Kurzarmtrikot zu fahren. Dafür drohten bereits am Morgen ganz in der Nähe erste Schauer, und auch die Heimfahrt wurde zu einem Wettlauf mit dem Regen.

Ohne spürbare Verschleißerscheinungen nahm ich mir an diesem Tag zu Beginn der Tour gleich eine der Steilrampen aus dem Müglitztal vor. Davon gibt es etliche, am steilsten sind die Anstiege von Glashütte in Richtung Luchau, ab Schlottwitz bis Berthelsdorf, von Mühlbach nach Maxen bzw. dorthin auch von Weesenstein. Erst vor kurzen hatte ich mich die schmale Straße von Mühlbach aus hinaufgequält, gestern war nun die mit 13% ausgeschilderte Weesensteiner Auffahrt dran (s. Track vom 07.10., km 10,8 - 15,0), wobei das erste Teilstück bis zum Ortseingang Falkenhein sowie der sich nochmal im Ort anschließende kurze Aufschwinger am steilsten sind. Bei 30°C im Schatten möchte ich diese Straßen nicht hinaufklettern!

Die restlichen Anstiege ließen sich hingegen meist relativ entspannt fahren, da sie sich auf eine längere Strecke verteilten. Beispielsweise die lange Anfahrt von Freital nach Pohrsdorf (s. Track vom 07.10., km 31,5 - 42,9), auf der es über 11,4 km immerhin 188 Hm aufwärts ging. Die letzte brutale Rampe mußte ich hinter Klipphausen ab der Neudeckmühle bewältigen (s. Track vom 07.10., km 62,0 - 62,3). Hier mag die Steigung des kleinen Sträßchens wohl kurzeitig mindesten 18% gewesen sein, die von mir mehrere Zwischenstops zum Verschnaufen erzwang.

Auf dem konditionell anspruchslosen Elberadweg konnte ich während der Heimfahrt keine Höhenmeter mehr sammeln. Deshalb wechselte ich über das Blaue Wunder nochmal die (Elb-)Seite, um das Defizit auszugleichen.

Es reichte - mit Ach und Krach.

5. Oktober 2024

Feuchte Episoden

Eigentlich waren die vergangenen Tage seit Dienstag nicht unbedingt optimal für Außenaktivitäten. Das Jahresziel im Blick, habe ich mich trotzdem auf's Handbike gewagt. Diesmal entsprach die Witterung jedoch tatsächlich der noch untertriebenen Prognose.

Immerhin konnte ich zum Feiertag am Donnerstag meine geplante Strecke komplett fahren. Während der Tour ging zwar schon kurz nach dem ersten Viertel ein erster kräftiger Regenguß nieder, weshalb ich mich schließlich für ein paar Minuten unter ein Dach stellte (obwohl ich schon naß war). Aber danach hatte ich das Gröbste überstanden, denn im weiteren Verlauf nieselte es nur noch ein paar Mal.

Am unangenehmsten waren die permanent klitschnassen Straßen, deren Spritzwasser mich vor allem während der Abfahrten zum Bremsen zwang. Mit der nassen Oberbekleidung kam ich übrigens gut zurecht. Zum einen war es mit ca. 14°C immer noch recht warm, zum anderen erzeugte ich durch die Bewegung ausreichend Körperwärme, welche die Sachen sogar nach und nach von innen her trocknete. Jeder Anstieg war also durchaus willkommen.

Gestern bin ich dann kurz nach dem Mittag wieder zu einer Feierabendtour aufgebrochen. Im Gegensatz zum Vortag sah es am Himmel wesentlich besser aus, außerdem ermutigten mich die trockenen Straßen dazu. Bis Börnchen (s. Track vom 04.10., km 24,5) blieb ich vom Regen verschont, dann tröpfelte es zum ersten Mal ein paar Minuten. Bei der Konsultation des Niederschlagsradars vor dem nächsten Anstieg meiner Nachmittagsrunde sah es jedoch schon wieder besser aus, sodaß ich immer noch nicht nervös wurde, als es während der Auffahrt erneut zu nieseln begann.

Schließlich erreichte ich kurz vor Falkenhain den Scheitelpunkt der Tour und damit erstmals wieder baumfreies Gelände. Was ich sah, gefiel mir gar nicht! Denn abgesehen vom kräftigen Wind, herrschte um mich herum Waschküchen-Bedingungen. Nun begann es auch, kräftiger zu regnen. Ich streifte mir daher meine Regenjacke über, wohl wissend, daß diese zwar nicht trocken hält, doch selbst naß immer noch winddicht ist.

Normalerweise hätten an dieser Stelle nun alle Herausforderungen hinter mir gelegen, gestern begann mit der Heimfahrt von Falkenhain jedoch der unangenehmste Teil meiner Ausfahrt. Bei teils kräftigem Regen und Temperaturen im einstelligen Bereich blieb die Freude am (Bergab-)Fahren auf der Strecke. Erst in Kreischa klarte es auf, doch da war schon lange kein trockener Faden mehr an mir. Bereits vorher hatte ich mich deshalb entschieden, nicht noch den ursprünglich beabsichtigten Umweg über Freital und Dresden für das angestrebte Kilometerziel, sondern den kürzestem Weg zurück nach Hause zu nehmen. Das Risiko, dabei gesundheitlich angeschlagen zu werden, erschien mir nämlich unvertretbar hoch.

Letztlich kam ich bei nun wärmerer und freundlicherer Witterung im Elbtal relativ entspannt kurz nach Fünf zuhause an. Meine Trainingsziele bezüglich Streckenlänge und Geschwindigkeit hatte ich zwar verfehlt, doch mich gut unter diesen widrigen Bedingungen geschlagen.

Schönwetterfahrer habe ich gestern jedenfalls nicht getroffen ...