14. Oktober 2025

Entschleunigung, aber flott!

Diesmal werde ich den Bericht über meine vergangenen drei Touren aufteilen, denn es gibt etliches zu berichten. Zunächst einmal über dem Ort, den ich mir diesmal für meinen Herbsturlaub ausgewählt habe.

Bekanntlich versuche ich ja immer, diese freien Tage am Ende der warmen Tage im Norden zu verbringen - vorzugsweise am Wasser. 2025 klappte es nun endlich mit der Unterkunft im Zentrum für ERlebnispädagogik und UMweltbildung (ZERUM), welche etwas abgelegen von Ueckermünde direkt am Oderhaff liegt. Hier hat man sich direkt auch auf Gäste (verzugsweise Gruppen) mit Handicap eingestellt, und hier ist auch der Heimathafen des (nach Eigenaussage) ersten Rolliseglers in Deutschland.

Meine Unterkunft im ZERUM, davor einer der
beiden Großsegler des Zentrums, die "Greif von
Ueckermünde". Ich schlafe im Erdgeschoß des
blauen Gebäudeteils, allerdings auf der anderen
Seite (Aufnahmeort)
Schon unmittelbar nach meiner Ankunft habe ich mich sofort willkommen gefühlt. Das lag nicht nur an der Begrüßung und Unterstützung durch die Verantwortliche am Empfang, sondern auch am weit überdurchschnittlichen Engagement ihrer Kollegen vorort. So bot mir ungefragt die Zuständige für das im Nebenhaus gelegene Quartier an, daß ich mein Handbike dort gleich im Korridor abstellen könnte. Nun steht es trocken und auch geschützt vor unberechtigtem Zugriff, obwohl ich nicht glaube, daß dies nötig wäre. Des weiteren konnte ich das Frühstück für mich vorverlegen, ganz wichtig für meine geplanten Touren. Auch als ich nicht ausschließen konnte, nach meiner langen Auftakttour rechtzeitig zum Abendbrot zurück zu sein und daher die Mitarbeiterin in der Küche bat, mir für diesen Fall eine Auswahl an Speisen zusammenzustellen, war das absolut kein Problem. Ich kam nämlich dann tatsächlich zu spät wieder in der Unterkunft an und fand deshalb dennoch für mich eine üppige und reichhaltige Mahlzeit vor. Toll!

Insgesamt ist es hier sehr ruhig, das Zimmer einfach und zweckmäßig eingerichtet. Den separaten behindertengerechten und gut ausgestatteten Sanitärraum teilt man sich allerdings mit (möglichen) weiteren Gästen. Für mich ist das akzeptabel, da ich zurzeit im Gebäude sowieso der einzige Bewohner bin. Fernsehen und Radio gibt es (im für mich zugänglichen Bereich) nicht, auch das WLAN ist nur (eingeschränkt) im Speiseraum verfügbar. Für manche Besucher mag das nervend sein, mir gefällt es jedoch ausnehmend gut. Anderswo wird viel Geld für Entschleunigung im Urlaub verlangt, hier bekomme ich das als Alleinreisender quasi gratis dazu. KEINE (frustrierenden) Nachrichten aus aller Welt, KEIN Zivilisationslärm, KEIN Getöse aus Funk und Fernsehen. Dafür jedoch die Möglichkeit zu einem kurzen 300m-Spaziergang an die Küste, wo die Uecker in das Oderhaff mündet, außerdem unmittelbar am Haus Hafenromantik, in welchem u.a. auch der Rollisegler liegt (der ist zurzeit leider unterwegs). Jedenfalls kann ich die Unterkunft auch für Gruppen von Rollifahrern wärmstens empfehlen - die können sich hier ja bei Bedarf gegenseitig bespaßen.

Am Sonnabend bin ich zu meiner ersten Handbiketour aufgebrochen. Denn aufgrund der schlechten Wetterprognose hatte ich meinen Urlaubsbeginn um einen Tag vorverlegt und damit leidlich gute Witterungsbedingungen. Zwar blieb es den ganzen Tag meist bedeckt, aber auch trocken. Für meine geplante Runde war das eine unabdingbare Voraussetzung. 142 km waren für die Tour vorgesehen, letztlich wurden es 163 km. Von meinem Tourenziel Stettin (Szczecin) hatte ich mir allerdings mehr versprochen, eben eine typische alte deutsche Hansestadt. Dafür wich ich sogar im Stadtzenrum von meiner geplanten Route ab, um der sogenannten Altstadt einen Besuch abzustatten. Zusammenhängende alte Gebäudeensemble habe ich dort aber nicht gefunden, vermutlich ist das meiste den Bombardements im Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen.

"Klassische" mecklenburgische Straße zwischen
Ahlbeck und Hintersee (Aufnahmeort)
Ansonsten blieb es bei viel Kurbelroutine ohne landschaftliche Höhepunkte, die ich trotz "langsamer" Streckenabschnitte bei viel weniger Höhenmetern als sonst ziemlich flott absolvierte. Kurz hinter Ahlbeck lag ein Baum quer über die Straße, an welchem sich gerade das Aufräumungsteam zu schaffen machte. Da war ich wohl gerade zur richtigen Zeit zur Stelle, zeitiger wäre schlecht gewesen. Kurz danach erwartete mich zum ersten Mal im Urlaub eine der gefürchteten "klassischen" mecklenburgischen Straßen, die man häufig auch bei den Ortsdurchfahrten kleiner Dörfer findet. Hier mußte ich mich ca. 7 km quälen - dabei nur wenig schneller als im Schrittempo, um keine Reifenpanne zu riskieren.

Bereits auf dem Rückweg, blieb mir wenige Kilometer hinter Rothenklempenow eine weitere unangenehme Überraschung nicht erspart. Dort hatte sich die Nebenstraße abgesenkt und war daher auf ca. 100 m vom Wasser überspült. Nachdem der Fahrer eines gerade entgegenkommenden Autos mir gezeigt hatte, wie hoch bei der Durchquerung das Wasser an seinem Fahrzeug stand, entschied ich mich für einen Umweg. Einen nassen Hintern bzw. durchgeweichten Handbikesitz konnte ich absolut nicht gebrauchen! Bis nach Pasewalk verschlug es mich anschließend, viele nervtötende Kilometer davon bei kräftigem Gegenwind entlang der B104. Glücklicherweise existierte dort - wie übrigens ebenso entlang vieler weniger bedeutender Verkehrsverbindungen - ein sehr gut ausgebauter Radweg und entschärfte damit das Vorankommen. Rund zwanzig Kilometer zusätzliche Strecke bedeuteten letztlich, daß ich meine Unterkunft erst nach Sonnenuntergang erreichte. Aber ich hatte ja meine Beleuchtung mitgenommen ...

Alles in allem ein gelungener Start in den Urlaub!

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