Bereits am Start war die Luft feucht, und bald danach begann es leicht zu nieseln. In der Hoffnung, daß dies nur ein kurzes Intermezzo bleiben würde, fuhr ich jedoch weiter. Blieb es aber nicht. Mal mehr, mal weniger fiel nun leichter Regen - dabei wurde auf dem Online-Regenradar meiner Smartphone-App davon gar nichts angezeigt! Na, dann konnte es ja auch gar nicht so schlimm sein ...
Wider besserem Wissen - ich hatte mich ja schon während der Tourenplanung intensiv damit beschäftigt und die Strecke entsprechend des auf OpenStreetMap (OSM) "codierten" Untergrunds zusammengestellt - folgte ich in Bugewitz der Ausschilderung nach Anklam. Mit dem Ergebnis, daß ich dann doch zwei Kilometer weiter an einem Vogelbeobachtungsturm auf meine geplante Strecke zurückkehren mußte, weil die Piste sich im unwegsamen Gelände verlor.
Auf mittlerweile klatschnassen Straßen arbeitete ich mich jetzt nach Anklam vor und wurde dabei immer nässer. Wenigstens konnte ich mir einbilden, nicht völlig durch beispielsweise Landregen eingeweicht zu werden. Spaß machte es aber keinen. Obwohl Anklam offensichtlich ein durchaus sehenswertes Stadtzentrum mit alten Gemäuern einschließlich mehrerer Stadttore verfügt, hatte ich kein Auge dafür. Nur schnell weiter, denn noch lagen knappe zwei Drittel der Tour vor mir!
Bei diesem Wetter fehlte eigentlich nur noch schlechter Untergrund. Wie gesagt, die erste Hürde hatte ich vor Anklam erfolgreich gemeistert. Doch die Asphaltdecke der "Straße" genannten öffentlichen Verkehrsverbindung zwischen dem Abzweig hinter Spantekow bis zwei Kilometer vor Borntin spottete jeder Beschreibung. Etwas später fuhr ich dann auf einem typischen Kolonnenweg aus Betonplatten, der schließlich wieder in wild aufgeworfenes Feldsteinpflaster überging. In Zinzow hatte ich genug davon und fuhr lieber einen großen Umweg, noch dazu auf der relativ stark befahrenen Bundesstraße B197. Erst danach wurde es wieder besser. Das betraf inzwischen auch das Wetter auf dem Rückweg von Friedland. Auch diese Stadt scheint durchaus einen Besuch zu lohnen, gleichwohl ich hier aus bereits genannten Gründen ebenfalls nur Zaungast blieb.
Vor Ferdinandshof wurde es zwar noch einmal feucht, doch ansonsten ließ sich auf den letzten Kilometern manchmal sogar die Sonne blicken. Zurück im Quartier, mußte ich an diesem Tag mir einiges einfallen lassen, um meine Radbekleidung und die Sitzpolsterung meines Handbikes wieder trocken zu bekommen. Denn den nächsten Tag, an welchem viel Sonne angekündigt war, durfte ich nicht untätig verstreichen lassen.
Da wollte ich zur Küste des Stettiner Haffs. Bereits als ich meine Route zuhause plante, sah ich mich mit einigen Unwägbarkeiten konfrontiert: Straßen, die danach aussahen, als ob sie nicht mehr benutzt werden würden, ein deutsch-polnischer Grenzübergang, zu dem offensichtlich nur ein schmaler Wanderweg führte sowie ein scheinbar nichtöffentliches Sträßchen entlang der Küste. Tatsächlich wurde meine Montagsrunde die abenteuerlichste aber auch erlebnisreichste Unternehmung der vergangenen drei Tage.
Bis Altwarp kam ich gut voran, wenngleich morgens bei strahlendem Sonnenschein fast schon Handschuhwetter herrschte. Da ich den Rückweg von der Halbinsel nicht über die gleiche Straße absolvieren wollte, nutzte ich die zweite auf der Karte eingezeichnete Verkehrsverbindung. Das war jene aufgelassene Straße, auf welcher ich bis Warsin schließlich eine gefühlte Ewigkeit mutterseelenallein durch endlose Waldidylle fuhr. Auch die ausgewiesene Radtrasse nach Rieth enthielt zwischendurch einen längeren unbefestigten Abschnitt.
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Mit meinen Helfern vom Naturpark "Am Stettiner Haff" auf der Grenzbrücke, auf meine Bitte hin fotografiert von einem der polnischen Grenzer (Aufnahmeort) |
Als letztes Abenteuer der Tour stellte sich der Abschnitt an der Küste des Stettiner Haffs ab Miroszewo heraus. Ich hatte gehofft, dort am Ufer mit Blick auf das Wasser zu fahren, doch abgesehen davon, daß die vermeintliche Straße nur ein holperiger und zugewachsener Betonplattenweg war, führte dieser immer landeinwärts unterhalb der Deichkrone entlang, sodaß ich niemals die Landschaft dahinter zu sehen bekam. Deshalb ersparte ich mir schließlich das Holpern ab und bog am nächstmöglichen Abzweig in Warnołęka vorzeitig zur Landstraße ab.
Die Kilometer bis zum Grenzübergang vor Blankensee verliefen anschließend nach dem Motto: "Hirn abschalten und volle Kraft voraus!" Dabei war das längste schnurgerade Stück aus Asphalt rund 5 km lang ... Wenigstens begegneten mir auch hier nur ganz, ganz selten Leute in ihren Autos. An der Grenze, hier auf öffentlicher Straße, traf ich zumindest den Bewaffneten vom ersten Grenzübertritt wieder. Wir nickten uns zu, dann ging es weiter.
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"Ein Schiff wird kommen ..." (Aufnahmeort) |
Ein schöner Tourenabschluß!