28. Januar 2025

Nachdenklich

Erst ein einziges Mal bin ich in diesem Jahr zu einer kurzen Handbiketour aufgebrochen. Nach dem Wärmeeinbruch gab es jedoch keinen Grund mehr, diesbezüglich weiter untätig zu bleiben. Weil ich mich am Sonntag zunächst vom langen Auflug des Vortages erholen wollte, startete ich erst gestern. Mit etwas Verzögerung wegen des Durchzugs eines Regengebiets ging es dann endlich am Vormittag los.

Zwei längere Anstiege hatte ich mir vorgenommen, unterbrochen durch die Rückkehr nach Pirna. Hier hätte ich auch die Tour beenden können, deswegen sammelte ich während des ersten Teils immer weiter Kilometer und Höhenmeter. Vor dem zweiten langen Anstieg durch das Seidewitztal nach Liebstadt und dem anschließenden Wechsel über den Höhenrücken ins Müglitztal wollte ich mich aber dann auch nicht drücken, obwohl mir das unbeständige Wetter die Entscheidung nicht leicht machte. Aber ich blieb über den ganzen Tag trotz anderslautender Prognose trocken.

Nach knapp 60 km machten sich erste konditionelle Defizite bemerkbar, kein Wunder bei meiner langen Handbikeabstinenz. Deshalb dachte ich mir nichts weiter dabei, als ich nun beim Bergauffahren etliche kurze Zwischenstops einlegen mußte. Selbst auf dem letzten flachen Abschnitt durch Dresden und Heidenau fühlte ich mich überdurchschnittlich angeschlagen, sodaß ich mich schon auf das Zuhause freute.

Am Abend kontaktierte mich unerwartet mein tschechischer Kamerad. Er hatte sich meine Tour auf Strava angesehen und war beunruhigt wegen meiner hohen Herzfrequenz in dafür ganz untypischen Situationen, z.B. während meiner ersten langen Bergab-Fahrt. Er verglich die Reaktion meines Körpers nämlich mit der eines seiner älteren Sportfreunde (den ich ebenfalls kannte), welcher bei ganz ähnlichen Symptomen Ende 2024 unerwartet ein tragisches Ende genommen hatte. Das machte mich sehr nachdenklich, sodaß ich nun erneut bei meiner Hausärztin und außerdem ebenfalls in der Kardiologie vorstellig werde.

Probleme zu ignorieren, löst diese nicht.

26. Januar 2025

Spuren der Geschichte

An diesem Wochenende sollte es werden! Vor reichlich einem Jahr hatte mich ein Buch über das Leben der Deutschböhmen rund um Gottesgab (Boží Dar) emotional so beschäftigt, daß ich unbedingt mal einige der genannten Orte aufsuchen wollte. Im Winter geht das wahrscheinlich am besten, doch Anfang 2024 klappte es damit nicht, weil der Schnee fehlte.

Am Dreiherenstein (Aufnahmeort)
Außerdem wurde vor ein paar Tagen die gerade erst im Auftrag meines Arbeitgebers (dem Landesamt für Geobasisinformation Sachsen), renovierte historische Grenzmarkierung Dreiherrenstein unterhalb des Keilbergs (Klínovec) der Öffentlichkeit präsentiert, welcher ich nun ebenfalls einen Besuch abstatten wollte.

Die Hauptziele standen also fest, doch Christiane organisierte darüberhinaus uns allen zur Belohnung Abendessen im Sportpark Rabenberg. Von dieser Einrichtung hatte ich schon einiges gehört, weil zwei der Mädels von Christiane und Andreas dort öfters mal zum Trainingslager sind. Begeistert schwärmte meine Sportfreundin auch aus eigenem Erleben von der exquisiten Verpflegung des Hauses. Unter Berücksichtigung einiger Vorgaben kann man hier nämlich auch als Besucher zu Abend essen.

Vor dem Vergnügen wartete jedoch viel "Arbeit" auf uns. Christianes Mann Andreas setzte uns fünf Skifahrer in Gottesgab ab, von wo aus er dann zu seiner eigenen Geocaching-Tour startete. Deshalb mußten wir diesmal auch keine Rundstrecke planen, weil er uns ja später ganz woanders abholen konnte. Als überaus günstig erwies sich zudem, daß ein Seilgefährte von Christiane und Andreas unser bewährtes Dreier-Team (Christiane, Carsten und mich) neben ihrer ältesten Tochter begleitete, denn im Laufe der Tour gab es mehrere Stellen, bei denen ich ausgiebige Unterstützung bzw. Hilfe benötigte.

Auf der Erzgebirgsmagistrale (KLM -
Krušnohorská lyžařská magistrála, Aufnahmeort)
Der Altschnee hatte durch Regen und Wärmeeinbruch inzwischen selbst auf über 1000 m NHN sehr gelitten. Vor allem bei unserem Abstecher zum Dreiherrenstein sowie später auf den ausgedehnten Wiesen bei unserem Weg zur Bergstadt Platten (Horní Blatná) hatte die Schneedecke schon große, braune Flecken. Aber auch im dichten Wald mußten wir einige Male mit Schneemangel und Tauwasser auf den Wegen klarkommen. Bloß gut, daß wir auf alten Skiern unterwegs waren!

Als nach dem Besuch der Überreste des Gasthauses "Wunderblume" unterhalb des Gottesgaber Spitzbergs (Božídarský Špičák) der ursprünglich geplante Weiterweg wegen des fehlenden Schnees unmöglich wurde, entschieden wir uns für eine Abkürzung über die Wiese zur präparierten Skitrasse. Dumm war nur, daß die oberflächlich verharschte Schneedecke nicht nur häufig unter meinen Skiern nachgab, sondern daß vor dem Weg noch ein tiefer, wasserführender Graben überquert werden mußte. Meine Freunde meisterten jedoch dieses Problem mit Bravour und hievten mich schließlich gemeinsam trockenen Fußes über das Hindernis auf die Skitrasse. Spannend war's aber allemal!

Die Kraftausdauer meiner Begleiter war an diesem Tag sowieso etliche Male zusätzlich gefordert. Ob es die ca. 200 m lange Tragepassage von mir im Schlitten durch Gottesgab war, drei Straßenüberquerungen auf die gleiche Art oder aber ganz zum Schluß nach dem Sonnenuntergang die Abfahrt auf einem unwegsamen Wiesenhang hinab zur Straße, wo uns Andreas dann aufsammelte - locker vom Hocker geht anders! Dabei hatte bereits Christiane ordentlich mit mir zu tun!

Trotzdem ließ es sich unser "Neuer", Stefan, nicht nehmen, sich ebenso als mein Gespannführer auszuprobieren. Und er machte seine Sache wirklich gut! Dafür, daß er zum ersten Mal in der aktuellen Wintersportsaison auf Skitour war, erwies er sich trotz der ungewohnten Bewegungsabläufe im Skitandem als sehr ausdauernd. Rund 15 km führte er mich über lange Abfahrten, aber auch steile Anstiege. Ganz sicher profitierte er dabei von seiner Kondition als guter Kletterer.

Auch für unser Mannschafts-Küken Ali war die Tour eine konditionelle Herausforderung. Überdies rieb sie sich in ihren Skischuhen Blasen, was ich mir durchaus schmerzhaft vorstelle. Aber sie ertrug alle Widrigkeiten klaglos und machte ihrer Familie alle Ehre. Als sie vor der Schlußabfahrt während unseres letzten Abstechers nur auf unsere Rückkehr hätte warten müssen (um sich dabei zu erholen bzw. schonen), fuhr sie mit Stefan dennoch bis zu unserem Umkehrpunkt. - Respekt!

Hunger hatten danach alle. Das "All-you-can-eat"-Abendbuffet auf dem Rabenberg war einfach sensationell. So gut und viel habe ich lange nicht mehr gegessen! Da gab es wirklich eine unglaubliche Auswahl an kalten und warmen Speisen zur Selbstbedienung, und zwar für bzgl. des Angebots absolut angemessene 17,-EUR pro Person: Fleisch (u.a. Gänsekeulen, Kaßler, Lamm), Fisch in allen Variationen, Gemüse (warm und kalt), Beilagen (Klöße, Nudeln, Kartoffelsalat), Salate (Obst, Wurst, Fisch), Desserts (Quark, Pudding, Quarkkeulchen mit Apfelmus), Brot, Aufschnitt (Käse, Wurst) usw. usf. - Ich will gar nicht so viel Werbung dafür machen, deshalb verrate ich auch nicht, wie wir zu diesem üppigen Mahl gekommen sind ... 😁

Wir haben's dort jedenfalls recht lange ausgehalten, bevor es wieder zurück in die Heimat ging.

20. Januar 2025

Weite Sicht

Dreimal war ich in den vergangenen Tagen auf Tour, zweimal mit Skiern und außerdem zur Saisoneröffnung im Handbike. Dabei hatte sich die Wintersport-Aktion im Osterzgebirge recht spontan ergeben, denn Christiane wollte an diesem Tag mit unserer Sportfreundin Pia auch eine kleinere Runde im Schnee drehen.

Ich konnte meinen Chef aber von einer "ausgedehnten Arbeitspause" aus dem Homeoffice überzeugen und mich deshalb ihnen anschließen. Für Pia war es das erste Mal seit längerer Zeit, daß sie wieder auf Brettern stand - also haben wir es gleich von Anfang an etwas ruhiger angehen lassen. Ein Abstecher auf dem Kamm in Richtung Mückenberg (Komáří hůrka) schien genau die richtige Strecke für etwas Sport zwischendurch zu sein. Doch nach einem sonnigen Start auf deutscher Seite schwappte in Böhmisch Zinnwald (Cínovec) bald die kompakte Wolkenschicht, welche aus Böhmen gegen die Berge anbrandete, über den Kamm.

Damit wurde es gleich erheblich ungemütlicher, zumal auch der verharschte Altschnee hier oft bretthart war. Bei der von mir immer gefürchteten Buckelpistenabfahrt auf halber Strecke zum Umkehrpunkt (s. Track vom 17.01., km 9,6 - 10,2) kam es dann auch so wie erwartet. Trotz aller Vorsicht (das kritischste Stück war Christiane diesmal von den Skiern gestiegen) kippte ich drei-, viermal in Folge um, da auch Christiane auf dem Eis zu tun hatte, senkrecht zu bleiben. Beim zweiten Sturz lädierte ich mir dabei die linke Schulter, als ich meinen Stock nicht schnell genug freibekam und mir so den Arm verdrehte. Glücklicherweise hatten wir inzwischen bereits das Schlimmste überstanden.

Die letzten 500 m zum Parkplatz unterhalb des Mückenbergs schenkten wir uns wegen der Schneebedingungen dann aber. Nun erwartete uns noch ein langer, steiler Anstieg, welcher auch unter guten Verhältnissen eine echte Herausforderung darstellt. Letztlich entschieden wir uns statt der Rückfahrt auf der bisherigen Strecke für diese Rampe, auch weil hier die Piste für mich besser befahrbar war. Obwohl ich meine angeschlagene Schulter deutlich spürte, kamen wir hier gut durch. Als wir dann am Scheitelpunkt die Wolken hinter uns gelassen hatte, wurde es noch einmal richtig schön. Deshalb schafften wir auch trotz meines zusätzlichen Handicaps unsere geplante Ankunftszeit am Auto. Am Ende dauerte meine Pause bis 16.25 Uhr (zuhause).

Den Sonnabend habe ich dann für meine erste Handbiketour des Jahres genutzt. Vor allem wollte ich auf dieser lockeren Ausfahrt ohne viel Auf und Ab herausfinden, ob und wie ich durch die wahrscheinliche Muskelzerrung im Oberarm bzw. in der Schulter (eine Verletzung von Bändern oder Knochen hielt ich inzwischen für sehr unwahrscheinlich) hinsichtlich der Belastung eingeschränkt bin. Sonntags stand nämlich noch einmal Wintersport auf dem Programm. Knapp über 50 km Strecke reichten mir völlig aus, um festzustellen, daß ich mir und meinen Begleitern tatsächlich den Sonntagsausflug zumuten konnte.

Das schönste Erlebnis hatte ich jedoch am Ortsausgang von Dorf Wehlen. Dort stand eine Gruppe von Wanderern, von denen zwei Leute plötzlich auf mich zukamen. Im Gegenlicht der schon tiefstehenden Sonne konnte ich die Gesichter der beiden nicht erkennen, aber dann sprach mich eine mir wohlbekannte Stimme mit Namen an. Sofort wurde mir klar, wer vor mir stand: Manfred Vogel alias Knox - eine der letzten noch lebenden großen Bergsteigerlegenden aus meiner Region! Es war ein freudiges Wiedersehen! Nach schwerer Krankheit sah es nun bei unserer Begegnung ganz danach aus, als ob er das Schlimmste überstanden hätte. Daß ein solch Großer des lokalen Klettersports sich mit mir auf Augenhöhe unterhielt, kam einer Auszeichnung gleich. Knox ist zwar immer ganz ohne Allüren bodenständig geblieben - auch kennen wir uns schon lange. Wie glücklich es mich aber gemacht hat, daß es ihm wieder besser geht, ist für Außenstehende wahrscheinlich gar nicht nachvollziehbar. Als ich etwas später noch um ein gemeinsames Erinnerungsfoto bitten wollte, war er mit seiner Truppe aber schon weitergewandert.

Sonntags fuhren wir dann mit Carstens Kleinbus zu sechst ins Osterzgebirge nach Holzhaus. Für mich bereits zum dritten Mal in der Wintersportsaison steuerten wir Langewiese (Dlouhá Louka) an, diesmal ab dem Touristengrenzübergang "Battlecke" jedoch auf bisher noch nie vorhandener Piste. Im Gegensatz zum vorangegangenen Sonntag hatte inzwischen ein Pistenbully nicht nur die ausgewiesene Skitrasse, sondern auch eine Loipe entlang des Waldrandes perfekt aufgefahren (s. Track vom 19.01., km 1,8 - 7,1). Nach der Erkundung durch Carsten und seine Familie am Vortag wollten Christiane und ich nun auch mal diese Streckenalternative befahren. Sie erwies sich dabei als eine echte Bereicherung, welche allerdings wohl nicht oft in dieser Qualität befahrbar sein dürfte. Schließlich hatten wir hier in all den Jahren bisher noch nie auch nur ansatzweise eine solche perfekt präparierte Piste vorgefunden.

Kurz vor Mittag wurde es dann richtig warm, und der Schnee damit naß und stumpf, sobald er direkt in der Sonne lag. Für solche Bedingungen hatte jedoch Christiane kein geeignetes Steigwachs parat, sodaß der lange Anstieg weg vom Stausee der Talsperre Fleyh (Flája) im Skitandem ein nicht enden wollender Kraftakt wurde. Christiane versuchte dabei, mit Doppelstocktechnik das Zurückrutschen abschnittsweise etwas auszugleichen. Das gelang, belastete aber umso mehr ihre Schultern und Oberarme.

Blick von Wiesenhang unterhalb des Wolfsbergs
nach Südosten, der "Wolkenturm" stammt vom
Kraftwerk Ladowitz - Ledvice nahe Bilin - Bílina
(Aufnahmeort)
Trotzdem fuhren wir anschließend noch hinauf zum Turm auf den Wolfsberg (Vlčí hora) oberhalb von Langewiese. Während alle meine Begleiter die Aussichtsplattform des Multifunktionsturms erklommen - was quasi ein Muß bei dieser aufgrund der Inversionswetterlage ausgezeichneten Fernsicht bis zum Keilberg (Klínovec) und ins Riesengebirge (Krkonoše) war - konnte ich dann etwas später vom Wiesenhang unterhalb des Bergs ebenfalls zumindest über das Wolkenmeer in Richtung Süden schauen. Mindestes dreimal herrschten übrigens in der aktuellen Saison auf meinen Skitouren bisher solche Bedingungen.

Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie sehr diese dichte Wolkendecke die Tschechen nervt, die in den tieferen Lagen bereits wochenlang ganz ohne Sonne darunter ausharren müssen.

13. Januar 2025

Haltlos

Der Winter ist bis ins Tiefland vorgedrungen. Nachdem es am Freitagabend ziemlich spät geworden war, hatte ich sonnabends bei diesem Wetter - Schnee, Minusgrade und starker Wind - überhaupt keine Ambitionen auf sportliche Aktivitäten im Freien. Immerhin rang ich mich nachmittags zu einem 1,5-stündigen Spaziergang im Stadtgebiet durch. Das war aber schon alles.

Christiane konnte erst am Sonntag mit mir zum Wintersport, doch dann wollten wir wieder richtig loslegen. Diesmal begleitete uns außerdem Norbert, der nach fast einjähriger Pause wieder mal auf Brettern stand. Fast jeder andere hätte wahrscheinlich bei der Strecke, die wir am Ende fuhren, nach so langer Abstinenz durchgehangen - doch unser Sportfreund ist ein ebensolches Konditionswunder wie Christiane. Wenn die beiden allein unterwegs wären, würde ich von ihnen nur eine Schneewolke beim Start sehen, und danach nichts mehr.

Im Laufe der Tour erwies es sich als glückliche Fügung, daß wir zu dritt fuhren. Der frische Schnee war nämlich sehr weich. Außerdem hatte der stürmische Wind (welcher auf dem Hinweg von hinten kam) auf den freien Flächen den lockeren Schnee zu Schneewehen aufgetürmt, die uns das Vorankommen zusätzlich erschwerten. Auf dem dadurch zum Teil noch mehr seitlich abschüssigen Untergrund mußte ich oft viel Kraft ins Balancieren investieren, was uns dann beim Vortrieb fehlte. Insofern war das für meine Gespannerste mindestens genauso anstrengend.

Zwar gab es auf deutscher Seite diesmal nahezu perfekt präparierte Loipen, doch ab der Grenze mühten wir uns viele Kilometer nur auf getretenen Skispuren ab, welche zu Beginn der Tages auch noch nicht ausreichend verdichtet waren. Vor allem auf diesem Streckenabschnitt mußte ich während des Hin- und auch Rückwegs wirklich sehr oft in den Schnee! Norbert übernahm es dann immer, mich von der Seite per Handreichung wieder in die Senkrechte hochzuziehen, was nicht nur für mich zusätzlichen Kraftaufwand bedeutete. Trotzdem blieben wir alle drei ziemlich locker, gleichwohl ich manchmal ein etwas schlechtes Gewissen hatte, meine Freunde solcherart auf Trab zu halten. Aber die Wetter- und Schneebedingungen waren eben tatsächlich ganz anders, als eine Woche zuvor.

Die spannendsten Momente unserer gestrigen Tour hielt die Abfahrt nach Langewiese (Dlouhá Louka, s. Track vom 12.01., km 19,0 - 19,3) bereit. Der Wiesenhang war großflächig vereist, sodaß Christianes Schneeflug nicht mehr wirkte und sie mit mir im Schlepp immer schneller wurde. Unsere gemeinsame spontane Idee bei sausender Fahrt bestand darin, mittels eines weiten Bogens zu versuchen, diese Wiese wieder leicht bergauf zu fahren, um zum Stillstand zu kommen. Kurzzeitig befand ich mich dabei im Schlitten fast neben meiner Sportfreundin, doch hielt zum Glück sowohl Deichsel als auch das Gestänge der Scherbelastung stand. Wir überstanden diese Aktion sogar ganz ohne (wahrscheinlich ziemlich schmerzhaften) Sturz. - Ich möchte lieber nicht wissen, wieviel Adrenalin mein Körper bei dieser Aktion ausgeschüttet hat ...

Auf der Rundloipe zum See der Talsperre Fleyh
(Aufnahmeort)
Die Rundloipe von Langewiese mit dem Abstecher zum See der Talsperre Fleyh (Fláje, s. Track vom 12.01., km 19,4 - 28,6) war dann maschinell gespurt und hatte nur anfangs im oberen Teil ein paar vereiste Passagen. Hier kamen wir dementsprechend auch gut voran, obwohl der folgende lange Anstieg zur Haupttrasse sich hinzog. Aber das wußten wir ja bereits vorher.

Auf dem Rückweg nutzten wir die aufgefahrenen Pisten zwischen Holzhau und Neurehefeld noch für zwei, drei kleinere Schlenker, bevor wir eine reichliche halbe Stunde nach Sonnenuntergang endlich zurück am Auto waren. Die Stirnlampe benötigten wir aber nur noch zum Packen.

Trotz eines kleinen Durchhängers ca. 4 km vor dem Ziel bin ich konditionell insgesamt mit diesen herausfordernden Bedingungen recht gut klargekommen, sodaß demnächst auch wieder mal ein 50er für mich vorstellbar ist. - Mal schauen, was das Wetter und meine Begleiter dazu meinen.

6. Januar 2025

Schnee in allen Lagen

Die neue Saison hat für mich ohne einen einzigen Kilometer im Handbike begonnen. "Schuld" daran war kräftiger Schneefall, welcher in der Nacht zum Sonnabend bis hinab ins Elbtal für viel Weiß sorgte. Statt mich also bei Frost über matschige Straßen auf drei Rädern abzumühen und mich sowie mein Gefährt unnötig zu verdrecken, richtete ich meine sportlichen Aktivitäten an der Jahreszeit aus.

Sonnabends mußte ich allerdings auf den Wintersport verzichten, denn für eine Ausfahrt im Skilanglauf-Tandem stand Christiane nicht zur Verfügung. Dafür fiel mir am Vormittag ziemlich unvermittelt ein, daß bei der dünnen Schneedecke in tieferen Lagen wahrscheinlich auch eine kurze Runde im Rollstuhl möglich wäre. Ein Ziel dafür hatte ich auch schon. Ich wollte nämlich noch einmal Bilder für den geplanten Rolliwandervorschlag zum Burchenbüchel bei Reinhardtsdorf machen, weil bei meinem vorangegangenen Ausflug mit Ute und Peggy dorthin dafür keine guten Bedingungen herrschten.

Ute hatte diesmal erneut Zeit für mich, was diese spontane Aktion überhaupt erst ermöglichte. Während unserer Wanderung stellte sich dann heraus, daß die Straßen zwar schneefrei waren, auf dem Weg zur Aussicht und einigen weiteren Feldwegen jedoch der wenige Schnee meine Greifreife verklebte und mir damit das selbständige Fortkommen arg erschwerte. Diesmal mußte Ute wirklich ganze (Schiebe-)Arbeit leisten, bevor wir endlich den Burchenbüchel mit dem herrlichen Felspanorama erreichten. Unserer guten Laune tat das aber keinen Abbruch.

Kurze Unterhaltung mit Freunden (Aufnahmeort)
Später erkundeten wir dann noch ein paar Strecken für die Erweiterung der Rolliwanderung zu einer Rundtour. Sehr lohnenswert, denn sonst wären wir gar nicht an der Koppel mit den neugierigen Pferden, einem pittoresken Holzhaus und einer weiteren schönen Aussicht vorbeigekommen. Der zweieinhalbstündige Ausflug im Rollstuhl war genau das richtige Programm für diesen Tag.

Am Sonntag stand dann endlich der Wintersport auf dem Plan. Die Wetterprognose las sich zwar nicht so berauschend, und die Karte mit dem Niederschlagsradar ließ keinen Zweifel an der Vorhersage. Dennoch fuhren Christiane und ich erstmal nach Altenberg, um wenigstens eine Minimalrunde anzugehen.

Bereits beim Start vom Wanderparkplatz am Evasteig begann es zu schneien - keine großen Flocken, dafür aber ausdauernd mal mehr, mal weniger. Vor allem Christiane ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken. Sie hatte auch die Idee, ohne Umwege gleich zur Skimagistrale ins Böhmische und dann westwärts zunächst bis zur Wittichbaude (Vitiška) zu fahren. Erst dort wollten wir nach Wetterlage und Schneebedingungen entscheiden, ob wir unsere Tour noch weiter in Richtung Langewiese (Dlouhá Louka) ausdehnen (können).

Auf dem Gipfel des Keilbergs oberhalb von Neustadt
(Aufnahmeort)
Als wir bereits eine reichliche Stunde später an der Baude ankamen, war das Ziel schon klar. Denn durch den Neuschnee auf den Pisten ließen sich nun selbst schwierigere Streckenabschnitte zu zweit ohne zusätzlichen Bremser besser bewältigen, was besonders die steile Abfahrt vom Keilberg (Klínovčík) nach Neustadt (Nové Město) entschärfte. Zuvor kämpften wir uns aber noch die zweihundert Meter zum Gipfel des Berges in 836 m Meershöhe auf einem schmalen Pfad durch den Wald, welcher mit einem trigonometrischen Signal markiert ist. Wäre der Anmarsch länger gewesen, hätte diese Aktion einer Expedition geglichen. Außerdem war dieser Abstecher nur wegen der verhältnismäßig geringen Schneedecke möglich. Vorort gab es schließlich nichts besonderes zu sehen, doch nun haben wir den "echten" Gipfel bestiegen.

Unser Weitermarsch nach Langewiese verlief dann erstaunlich entspannt. Gerade die ausgedehnten Wiesenhänge bzw. offenen Flächen ließen sich mit der richtigen Fahrtechnik erfreulich unkompliziert bewältigen. Der seitwärts abschüssige Hang östlich der Bushaltestelle von Neustadt (s. Track vom 05.01., km 10,2 - 10,5) bereitete mir dabei die meisten Probleme, doch auch dort hielt ich mich trotz Seitwärtsdrift senkrecht. Auch über die von mir so genannte "Todeswiese" (s. Track vom 05.01., km 11,9 - 12,7) konnten wir gestern den (sonst häufig scheewehenverblasenen) Wirtschaftsweg nutzen, was unser Fortkommen auf diesem immer windig-eisigen Kilometer ebenfalls enorm erleichterte.

Auf den Wegen durch die (windgeschützten) Wälder war die Schneedecke inzwischen um fast 10 cm gewachsen, doch wir kamen immer noch gut voran. Kurz vor 13.00 Uhr tauchten die ersten Häuser von Langewiese vor uns auf. Ohne Pause fuhren wir weiter, nun auf einem anderen Weg zurück. Christiane wählte dafür die 2 km kürzere Variante, was - wie sich zum Schluß erweisen sollte - die absolut richtige Entscheidung war.

Noch hielt sich zwar das Wetter, doch das Eisregen- sowie nachfolgende Regengebiet rückte unerbittlich näher. Davon wußten wir zwar nichts, weil wir absichtlich nicht auf's Wetterradar schauten. Ohnehin gab es sowieso keine sinnvollen anderen Optionen mehr, denn der Umkehrpunkt lag nun hinter uns. Bis auf diese kleine Schleife und einem weiteren Extrazackel etliche Kilometer später von der KLM (Krušnohorská lyžařská magistrála) aus, nutzten wir für den Rückweg die Anfahrtsstrecke. Mehr Abweichungen gönnten wir uns jedenfalls nicht - es drohte ja schlechtes Wetter, und außerdem wurde es bereits dunkler.

Knapp drei Kilometer vor dem Ziel, nahe der Biathlonstrecke, ging der Schneefall dann in Regen über. Für uns war es der letzte Anstoß, nun nicht erst noch ein paar Extra-Runden für die Kilometerbilanz zu drehen, sondern den schnellsten Weg zum Auto einzuschlagen. Mit dem letzten Zackel schindeten wir nur 200 m heraus, fuhren dafür jedoch einen weiteren neuen Streckenabschnitt am Tag. Am Parkplatz hatte sich dann schon eine Eisschicht über Fahrzeuge und Kleidung gelegt. Höchste Zeit dafür, sich ins Warme zu verkriechen.

Bis dahin haben wir uns aber ordentlich ausgetobt!