Die neue Saison hat für mich ohne einen einzigen Kilometer im Handbike begonnen. "Schuld" daran war kräftiger Schneefall, welcher in der Nacht zum Sonnabend bis hinab ins Elbtal für viel Weiß sorgte. Statt mich also bei Frost über matschige Straßen auf drei Rädern abzumühen und mich sowie mein Gefährt unnötig zu verdrecken, richtete ich meine sportlichen Aktivitäten an der Jahreszeit aus.
Sonnabends mußte ich allerdings auf den Wintersport verzichten, denn für eine Ausfahrt im Skilanglauf-Tandem stand Christiane nicht zur Verfügung. Dafür fiel mir am Vormittag ziemlich unvermittelt ein, daß bei der dünnen Schneedecke in tieferen Lagen wahrscheinlich auch eine kurze Runde im Rollstuhl möglich wäre. Ein Ziel dafür hatte ich auch schon. Ich wollte nämlich noch einmal Bilder für den geplanten Rolliwandervorschlag zum Burchenbüchel bei Reinhardtsdorf machen, weil bei meinem
vorangegangenen Ausflug mit Ute und Peggy dorthin dafür keine guten Bedingungen herrschten.
Ute hatte diesmal erneut Zeit für mich, was diese spontane Aktion überhaupt erst ermöglichte. Während unserer Wanderung stellte sich dann heraus, daß die Straßen zwar schneefrei waren, auf dem Weg zur Aussicht und einigen weiteren Feldwegen jedoch der wenige Schnee meine Greifreife verklebte und mir damit das selbständige Fortkommen arg erschwerte. Diesmal mußte Ute wirklich ganze (Schiebe-)Arbeit leisten, bevor wir endlich den Burchenbüchel mit dem herrlichen Felspanorama erreichten. Unserer guten Laune tat das aber keinen Abbruch.
Später erkundeten wir dann noch ein paar Strecken für die Erweiterung der Rolliwanderung zu einer Rundtour. Sehr lohnenswert, denn sonst wären wir gar nicht an der Koppel mit den neugierigen Pferden, einem pittoresken Holzhaus und einer weiteren schönen Aussicht vorbeigekommen. Der zweieinhalbstündige Ausflug im Rollstuhl war genau das richtige Programm für diesen Tag.
Am Sonntag stand dann endlich der Wintersport auf dem Plan. Die Wetterprognose las sich zwar nicht so berauschend, und die Karte mit dem Niederschlagsradar ließ keinen Zweifel an der Vorhersage. Dennoch fuhren Christiane und ich erstmal nach Altenberg, um wenigstens eine Minimalrunde anzugehen.
Bereits beim Start vom Wanderparkplatz am Evasteig begann es zu schneien - keine großen Flocken, dafür aber ausdauernd mal mehr, mal weniger. Vor allem Christiane ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken. Sie hatte auch die Idee, ohne Umwege gleich zur Skimagistrale ins Böhmische und dann westwärts zunächst bis zur Wittichbaude (Vitiška) zu fahren. Erst dort wollten wir nach Wetterlage und Schneebedingungen entscheiden, ob wir unsere Tour noch weiter in Richtung Langewiese (Dlouhá Louka) ausdehnen (können).
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Auf dem Gipfel des Keilbergs oberhalb von Neustadt (Aufnahmeort) |
Als wir bereits eine reichliche Stunde später an der Baude ankamen, war das Ziel schon klar. Denn durch den Neuschnee auf den Pisten ließen sich nun selbst schwierigere Streckenabschnitte zu zweit ohne zusätzlichen Bremser besser bewältigen, was besonders die steile Abfahrt vom Keilberg (Klínovčík) nach Neustadt (Nové Město) entschärfte. Zuvor kämpften wir uns aber noch die zweihundert Meter zum Gipfel des Berges in 836 m Meershöhe auf einem schmalen Pfad durch den Wald, welcher mit einem trigonometrischen Signal markiert ist. Wäre der Anmarsch länger gewesen, hätte diese Aktion einer Expedition geglichen. Außerdem war dieser Abstecher nur wegen der verhältnismäßig geringen Schneedecke möglich. Vorort gab es schließlich nichts besonderes zu sehen, doch nun haben wir den "echten" Gipfel bestiegen.
Unser Weitermarsch nach Langewiese verlief dann erstaunlich entspannt. Gerade die ausgedehnten Wiesenhänge bzw. offenen Flächen ließen sich mit der richtigen Fahrtechnik erfreulich unkompliziert bewältigen. Der seitwärts abschüssige Hang östlich der Bushaltestelle von Neustadt (s. Track vom 05.01., km 10,2 - 10,5) bereitete mir dabei die meisten Probleme, doch auch dort hielt ich mich trotz Seitwärtsdrift senkrecht. Auch über die von mir so genannte
"Todeswiese" (s. Track vom 05.01., km 11,9 - 12,7) konnten wir gestern den (sonst häufig scheewehenverblasenen) Wirtschaftsweg nutzen, was unser Fortkommen auf diesem immer windig-eisigen Kilometer ebenfalls enorm erleichterte.
Auf den Wegen durch die (windgeschützten) Wälder war die Schneedecke inzwischen um fast 10 cm gewachsen, doch wir kamen immer noch gut voran. Kurz vor 13.00 Uhr tauchten die ersten Häuser von Langewiese vor uns auf. Ohne Pause fuhren wir weiter, nun auf einem anderen Weg zurück. Christiane wählte dafür die 2 km kürzere Variante, was - wie sich zum Schluß erweisen sollte - die absolut richtige Entscheidung war.
Noch hielt sich zwar das Wetter, doch das Eisregen- sowie nachfolgende Regengebiet rückte unerbittlich näher. Davon wußten wir zwar nichts, weil wir absichtlich nicht auf's Wetterradar schauten. Ohnehin gab es sowieso keine sinnvollen anderen Optionen mehr, denn der Umkehrpunkt lag nun hinter uns. Bis auf diese kleine Schleife und einem weiteren Extrazackel etliche Kilometer später von der KLM (Krušnohorská lyžařská magistrála) aus, nutzten wir für den Rückweg die Anfahrtsstrecke. Mehr Abweichungen gönnten wir uns jedenfalls nicht - es drohte ja schlechtes Wetter, und außerdem wurde es bereits dunkler.
Knapp drei Kilometer vor dem Ziel, nahe der Biathlonstrecke, ging der Schneefall dann in Regen über. Für uns war es der letzte Anstoß, nun nicht erst noch ein paar Extra-Runden für die Kilometerbilanz zu drehen, sondern den schnellsten Weg zum Auto einzuschlagen. Mit dem letzten Zackel schindeten wir nur 200 m heraus, fuhren dafür jedoch einen weiteren neuen Streckenabschnitt am Tag. Am Parkplatz hatte sich dann schon eine Eisschicht über Fahrzeuge und Kleidung gelegt. Höchste Zeit dafür, sich ins Warme zu verkriechen.
Bis dahin haben wir uns aber ordentlich ausgetobt!