15. Januar 2024

Antriebslos

Am vergangenen Wochenende habe ich mich erst am Sonntag aufraffen können, meine "Trainingseinheit" mit dem Handbike zu absolvieren. Denn alternativ auf die Rolle, wie ich es meiner Sportfreundin versprochenen hatte, wollte ich dann doch nicht.

Obwohl das Wetter meist noch ungemütlicher war als am Vortag, hielt ich immerhin über acht Stunden (brutto) im Freien durch, bevor ich zum Untergang der Sonne hinter einer dichten Wolkendecke wieder zuhause eintraf. Einigermaßen überraschte mich jedoch das Weiß im nördlichen Hinterland von Dresden. Zwar sah ich auf dem Niederschlagsradar und später während der Fahrt etliche Schneeschauer ziehen und bekam auch selbst etwas davon ab, doch mußte es dort in der Zeit davor auch schon geschneit haben. 

Vom Weiler Ebenheit schaut man über das Elbtal
direkt zur Festung Königstein (Aufnahmeort)
Leider bremste mich der teilweise vorhandene Schneematsch sowie das ablaufende Tauwasser auf den Straßen erneut ziemlich aus. Gerade auf den Abschnitten, wo ich sonst ordentlich Zeit gut mache, konnte ich nur behutsam mit Rückenwind rollen oder mußte sogar bremsen. Innerhalb kürzester Zeit vom durch die Räder (ohne Schutzblech) aufgewirbeltem Spritzwasser durchgeweicht werden, wollte ich nun wirklich nicht! Erst auf den letzten zwanzig Kilometern konnte ich mich wieder etwas mehr ins Zeug legen, doch da waren bereits alle Messen gelesen. So wurde es eine weitere Bummeltour, die mich allerdings nicht sonderlich verdroß, weil ich dafür diesmal meinen inneren Schweinehund besiegt hatte.

Ganz vertan war der Sonnabend jedoch auch nicht. Da las ich das Buch "Irrlichter" zu Ende, eine Empfehlung meiner Sportfreundin, die aus dem Erzgebirge stammt. Es handelt vom Leben und der Vertreibung der Deutschböhmen im Landstrich zwischen Gottesgab (Boží Dar) und St. Joachimsthal (Jáchymov) und ging mir emotional sehr nahe. Irgendwie ist das (Ost-)Erzgebirge ja inzwischen auch meine Heimat, und zwar beiderseits der deutsch-tschechischen Grenze. Wenn man die Orte des Geschehens vom persönlichen Erleben kennt - dort war ich auch schon mit Christiane im Skilanglauf-Tandem unterwegs - wirken die Geschichten noch viel unmittelbarer. Tatsächlich ist es so, wie auch schon meine Lieblings-Begleiterin zahlreicher Unternehmungen feststellte: Die heutzutage nahezu siedlungslosen Höhen des Erzgebirgskamms strahlen immer eine gewisse Melancholie aus, im Winter wahrscheinlich mehr noch, als im Sommer.

Nun habe ich mir vorgenommen, daß wir gemeinsam in diesem Gebiet bald wieder mal auf Tour gehen, um mit der Geschichte im Hinterkopf wenigstens einige der heute nicht mehr sichtbaren Orte aufzusuchen.

Wider das Vergessen!

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