7. September 2014

Die spinnen, die Mecklenburger

Das Wochenende begann zunächst ziemlich traurig. Am Freitag wurde mein langjähriger Seilgefährte aus alten Klettertagen, der vor dreieinhalb Wochen im Gebirge tödlich verunglückt war, beigesetzt. Die Angehörigen hatten mich um die Abschiedsrede zur Trauerfeier gebeten - für mich eine große Ehre und der letzte Dienst, den ich meinem Bergkameraden erweisen konnte.

Gleich anschließend ging es in Richtung Norden. Bereits seit längerer Zeit war ein Kurzbesuch im Ruppiner Seenland geplant. Die Übernachtung im HausRheinsberg Hotel am See hatte mir der Chef der zeitdeck Media aus Berlin ermöglicht. Von diesem Basislager aus wollte ich an zwei Tagen die Umgebung erkunden. Ich kenne das Haus bereits seit einem Kurzaufenthalt im Jahr 2012 und kann mir selbst keine komfortablere und angenehmere Unterkunft in dieser Region vorstellen.

Gestern nun bin ich zum ersten Mal hier auf Tour gewesen. Die Fahrt führte mich nördlich ins benachbarte Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Seit meiner 2007er-Kur in Plau am See war ich nicht mehr an der Müritz und in Waren. Nun lag der größte See der östlichen deutschen Bundesländer endlich wieder in Reichweite.

Die Anfahrt gestaltete sich trotz des flachen Streckenprofils sehr entspannt und abwechslungsreich. Gerade Nordbrandenburg bietet Radlern, die bei wenig Höhenmetern abseits vom Straßenverkehr auf eigenen Radwegen fahren möchten, ausgezeichnete Bedingungen. Ich bin jedesmal wieder beeindruckt über das gut ausgebaute Fahrradwege- und -straßennetz mit seinen oftmals asphaltierten Verbindungen.

Am Beginn des Müritz-Nationalparks
in Schillersdorf
Auch die Mecklenburger Seenplatte ist für Radsportler recht gut erschlossen, obschon der Anteil der Wege ohne Schwarzdecke hier wesentlich höher ist. Vor allem durch den Müritz-Nationalpark muß man sich sehr häufig auf unbefestigten Wegen durch Sand und auf teils schottrigen Untergrund mühen. Prinzipiell geht das ja so auch in Ordnung, schließlich befinden wir uns in einem Naturreservat.

Der Hit war für mich jedoch die Verkehrsverbindung von kurz vor Speck bis Damerow (s. Track vom 06.09.2014, km 49,5 - 62). Die ab Speck gut befahrbare und ausreichend breite zweispurige Straße ist doch tatsächlich lt. der extra aufgestellten Verkehrszeichen komplett für Fahrräder gesperrt und ausschließlich dem Kraftverkehr vorbehalten, der darauf mit 60 km/h durch den Nationalpark brettern kann! Die Fahrradfahrer werden auf einen schmalen Radweg längs der Straße verbannt. Zu allem Überfluß ist dieser nicht geteert, sondern nur mit einer Kiesschicht versehen. Hin und wieder geht es sogar über sandigen Waldboden voran. Einige einheimische Radler, denen gegenüber ich darüber mein Unverständnis kundtat, sagten mir, daß die Ordnungskräfte bereits Leute abgestraft hätten, die trotz des Verbots dennoch die Straße nutzten.

Nun, ich habe die zahlreichen Verbotsschilder ebenfalls ignoriert, obwohl sie meinen Blutdruck gehörig nach oben trieben. Das hätte ganz gewiß eine heftige Diskussion ergeben, wenn mich irgendeiner dieser Uniformträger dort getroffen und zur Rede gestellt hätte! - Unter einer Region, die sich als Fahrradland vermarkten möchte, stelle ich mir etwas anderes vor!

Nach meinem Zwischenstop auf der Strandpromenade in Waren wandte ich mich wieder nach Süden und fuhr ins fahrradfreundliche Brandenburg zurück. Dort fand ich das komplette Gegenteil. Die letzten Kilometer ab Sewekow (s. Track vom 06.09.2014, ab km 107,5) rollte ich größtenteils auf eigenen Radstraßen mit perfektem Asphaltbelag.

Ein wunderschöner Abschluß der Tour.

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